Den meisten Menschen geht es scheinbar besser

  • Guten Morgen,


    angeblich leiden ja so viele Menschen an psychischen Erkrankungen. Ich meine, gelesen zu haben, dass es circa 30% zu jedem Zeitpunkt sind. Und jeder 5. erkrankt ja im Laufe seines Lebens an Depressionen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass es den anderen um mich herum besser geht. Hier im Forum liest man ganz schlimme Dinge, aber solche Menschen kenne ich irgendwie nicht.
    Anderen passiert mal eine schlimme Sache, allerdings geht es dann wieder bergauf, sie befinden sich nicht im Dauertal. Habt ihr ähnliche Erfahrungen/Eindrücke?

  • Ich finde das Detail steckt schon im Titel. Scheinbar.


    Würdest du mir draußen in der realen Welt über den Weg laufen, würdest du jemanden sehen, der sein Leben scheinbat im Griff hat und vielleicht sogat lebensfroh wirkt. Du würdest nichts von dem hier aus dem KDN wirklich sehen (außer die Narben). Hier das Forum und die virtuelle Welt, das ist was anderes als da Draußen. Da draußen funktioniert man (meistens) und muss funktionieren. Was dann ist, wenn man allein für sich bzw hier in der virtuellen Welt ist, steht auf einem anderen Blatt.


    Und ich habe die Erfahrung gemacht, daß es einigen so geht bzw sie das so handhaben. Sicher nicht alle, aber viele. Ich kenne ein paar Leute im RL, von denen ich auf den ersten Blick nicht gedacht hatte, daß da mitunter so viel verborgen liegt. Man trägt eben Masken da draußen, wobei die Gründe dafür unterschiedlicher Natur sein können.

    Bin nur ich gewesen, also passt schon so

    . . .

    Und Schmerz ist ein sehr treuer Kamerad

  • Ich wirke auf andere Menschen fast immer ausgeglichen und ruhig.Die meisten halten mich sogar für fröhlich.
    Ich kenne kaum jemanden der nicht mit einer Maske durch die Welt läuft.Die einen um andere zu schützen.Die anderen um sich selbst vor den anderen zu schützen.
    Es gibt nicht viele Menschen die gesund sind und sich wohl fühlen mit sich und ihrer Umwelt.

    Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe die wir hinterlassen wenn wir gehen.


    Albert Schweitzer

  • Ja, genau so ist das. Man sieht es den Menschen nicht an. Ein Freund von mir sagt auch immer er hätte nur glückliche reiche Nachbarn die sich den ganzen Tag freuen würden mit ihren großen Familien und er wäre der einzige im ganzen Dorf der ganz allein und depressiv ist. Ich sag dann auch immer, weißt du denn was da hinter den Kullissen abgeht? Das kannst du nicht wissen. Du siehst immer nur den äußeren Schein. Und grade die, die nach außen hin so übertrieben perfekt angepasst, glücklich und normal tun, die haben nicht selten die aller meisten Leichen im Keller. Kennt man doch auch aus der Kriminalgeschichte. Da merkt die ganze Familie nicht dass der Vater nebenberuflich noch Serienmörder ist.
    Ich kann diesen Frust aber gut verstehen. Es gibt leider wirklich kaum Möglichkeiten sich in der realen Welt an irgendwas zu erkennen.
    Aber das ist mit den meisten anderen "inneren Eigenschaften" ja auch so, z.B. sexuelle Präferenzen.
    Ich denke da gibts nur die Möglichkeit sich gezielt mit solchen Menschen zu treffen eben auch in real dann. Selbsthilfegruppen oder Forentreffen oder man sucht über Facebook oder WhatsappGruppen Leute aus der Nähe. Kenn mich da nicht so aus aber die moderne Technik bietet da heute doch eigentlich mehr Hilfsmittel Gleichgesinnte zu finden als es früher je der Fall war, oder?
    Kann natürlich trotzdem noch passieren dass man der einzige von seiner Art im Umkreis von 20 km ist.

    Rebellion allein macht noch keinen Menschen. Sie ist nur ein erster Schritt auf einem langen, schwierigen und nie endenden Weg
    zur Überwindung der Furcht vor der Freiheit, ein eigenes Selbst und ein menschliches Herz zu haben.

  • Also mir merkt man nichts (mehr) an, nach 10 jahren Dauertherapie. Außer man kennt mich etwas besser, aber wer tut das schon.


    Aber: ich arbeite mit Jugendlichen, hier stimmt Dein Prozentsatz unbedingt, eher mehr,
    mir begegnet täglich das ganze Spektrum, und nicht nur die, denen es auf der Stirn geschrieben steht,
    aufgrund meiner Sensibilisierung fallen mir oft auch früh die auf, welche es nicht nach außen tragen.


    Hier ist es so sichtbar, weil die meisten Kids (noch) nicht in Therapie sind, weil sie noch keine (Zwangs) Anpassung bewältigen können,
    oder weil sie es als Teil ihrer Persönlichkeit zeigen wollen, einige auch, weil sie Hilfe wollen.
    Oben drauf zurechnen sind die, welche keiner sieht :halloweencry: .


    Dazu, liebe Cookie, kommt, dass man solche wie uns viel schwerer kennen lernt, da man sich weniger im öffentlichen Raum bewegt,
    oft kontaktscheu und abweisend ist,
    gelernt hat, sich unsichtbar zu machen.

    Einmal editiert, zuletzt von Shikkaku ()

  • Dass ich generell weniger kennenlerne, stimmt natürlich. Trotzdem habe ich auch das Gefühl, dass es denjenigen, die ich näher kennen, besser geht. Sie hatten vllt mal harte Zeiten in der Vergangenheit, aber jetzt läuft alles. Bei mir geht es seit ewig auf und ab und es läuft nie.

  • Ich habe neulich den Satz gelernt:"Traue keiner Statistik,
    die du nicht selbst gefälscht hast!"


    Trotzdem beschäftige ich mich, mit den Problemen anderen Menschen.
    Ich schaue viele Reportagen mit dem Schwerpunkt," Schicksal im Leben."
    Und besonders International-übergreifend.
    Gibt es Dinge die mir klar werden lassen, dass es mir richtig gut geht.


    Die Leute in meinem näheren Umfeld, lassen sich auch nichts anmerken.
    Aber wenn man sich ein wenig mit der Analyse von Emotionalen Hintergründe beschäftigt.
    Dann merkt man schnell, dass eigentlich die Menschen nichts anderes versuchen.
    Als anderen Menschen etwas vorzutäuschen.


    Kaum einer setzt sich mit seinem eigenen Emotionen ausseinder, es geht nur um vergleiche.


    Natürlich haben einige von Geburt an bessere Verhältnisse.
    Aber wenn man selbst Gesund ist und wenn man selbst in der Lage ist,
    für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen.
    Dann ist man auf die Gesamte Weltbevölkerung bezogen, wirklich weit vorne!
    Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass die Ungefähre durchschnittliche Intelligenz für Mitteleuropa.
    Völlig ausreicht um ein einigermaßen erfülltes Leben zu führen.


    Man kann sich allerdings auch Hauptsächlich darauf konzentrieren, was man nicht hat.
    B.z.w was man gerne hätte aber vermutlich nicht bekommt.
    Dann wird der eigene Kopf einen immer wieder daran hindern,
    sich versorgt zu fühlen.
    Obwohl das absolut nicht der Fall ist.
    Und wenn das der Fall ist, dann kann man sich zu den "Exclusiven Club."
    von den meisten Menschen zählen!

    ...

  • Ich finde das Detail steckt schon im Titel. Scheinbar.

    Dem stimme ich zu. Ich glaube, kaum jemand möchte, dass man sieht, wie schlecht es einem in Wirklichkeit geht. Deshalb sind ja auch Freunde und Familie auch oft erstaunt, wenn man von der psychischen Erkrankung erzählt oder wenn sich jemand umgebracht hat.
    Man will nach außen hin ja nicht schwach wirken, also schafft man vielleicht gerade so noch das Gröbste im Alltag, während es einem die restliche Zeit, wenn niemand zusieht, auch äußerlich anzusehen ist, wie schlecht es einem geht. Zumal oft auch nicht für andere erkennbar ist, warum es einem schlecht geht - z.T. wissen wir es ja selbst nicht, aber es ist da. Da kann es auch leicht zu Unterstellungen und Vorwürfen kommen, dass man ja gar keinen Grund dafür hat, krank zu sein oder es ja nicht so schlimm sein kann, weil man eh bloß übertreibt.


    Selbst in der Therapie gibt es das. In der Tagesklinik war es z.B. so, dass in der Morgenrunde, Abendrunde oder in den Gruppentherapien die Leute nichts verborgen haben und zeigen konnten, wie es ihnen wirklich innerlich geht. Wenige Minuten danach konnte man aber schon wieder mit ihnen lachen und Späße machen. Hätte man sie nur in dieser Zeit gesehen, hätte man sie für ausgeglichene und glückliche Menschen ohne Probleme halten können.


    Das eigene Umfeld spiegelt auch nicht die volle Realität wider. Jeder 5. erkrankt einmal im Leben an einer Depression und wir sind über 80 Mio. Einwohner hier in Deutschland. Es ist da schon schwierig, zufällig auf jemanden zu treffen, der darunterfällt - und ihn auch gleich zu erkennen. Die 30 % gleichzeitig Erkrankten sehen erst mal viel aus. Also ja, sie sind es auch, aber man darf nicht vergessen, wie viele unzählige psychische Erkrankungen es gibt. Dann gibt es bei vielen Krankheiten auch Abstufungen (leicht, mittelgradig, schwer), wovon die leichten auch nicht einfach zu erkennen sind.


    Ich erwische mich aber auch oft dabei, dass ich denke, dass ich doch alles besser hinkriegen sollte, weil andere doch auch viel schaffen. Und dann lese ich, dass eine depressive Episode nach etwa 6 bis 9 Monaten abklingt, und ich frage mich, wann es mir denn bitte merklich besser ging in den letzten Jahren. Es sind nur Statistiken - und Statistiken sagen nichts über den Einzelnen aus. Selbst wenn es anderen besser geht, heißt es nicht, dass es dir auch genauso gut gehen muss. Es wäre natürlich schön, aber es hilft nicht, sich da selbst Druck zu machen durch die Vergleiche mit anderen (auch wenn es schwer ist).

  • Ich schaue viele Reportagen mit dem Schwerpunkt," Schicksal im Leben."
    Und besonders International-übergreifend.

    Ich auch - aber ich habe eben das Gefühl, dass Schicksalsschläge nur Menschen in Reportagen treffen. Nicht dass ich mich freue, wenn es Bekannte trifft, aber ich frage mich halt, warum bei mir immer nichts funktioniert.

    Aber wenn man selbst Gesund ist

    Das trifft bei mir leider auch nicht zu. (Weder psychisch noch körperlich).

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