Soziale Phobie und Empathie

  • Na ja, der Artikel stellt das m.M. nach doch viel zu stark verkürzt und einseitig dar. Zunächst mal ist es vollkommen logisch und evident, dass Menschen mit sozialen Ängsten, Bindungsstörungen und/oder dazugehörigen Persönlichkeittypen/-störungen grundsätzlich und massiv Probleme damit haben, sich in der Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen adäquat auszudrücken (nicht kognitiv gemeint), mitzuteilen oder Bedürfnisse/Standpunkte/Gefühle, usw. offen zu übermitteln (nicht weil sie es nicht können, sondern zu große innere Widerstände, Ängste und Selbstzweifel haben). Das ergibt sich schon aus den einschlägigen Dispositionen, die solche pathologischen psychischen Strukturen mit sich bringen.


    Ich würd das aber generell nie so vereinfacht sehen, dass man soziale Angst und Empathie direkt in Verbindung setzen könnte, weil das Symptom der Soziophobie einfach viel zu komplex und vielschichtig ist und im Einzelfall unzählige Ausprägungen bzw. auch langfristige nachteilige Folgen auf Empathie und Mitgefühl haben kann. Bei mir ist es z. B. so, dass meine zwar grundsätzlich ausgeprägte Empathie über all die Jahre und die vielen negativen Erfahrungen mit Menschen (die wiederum aber nur sehr indirekt mit sozialen Ängsten zusammenhängen) sich teilweise stark gewandelt hat, weil man sich als Mensch, der sich von der Gesellschaft stetig ausgeschlossen fühlt, naturgemäß auch mit der Zeit innerlich davon entfremdet und abspaltet, d.h. man verändert sich in einer Weise, die durch die sozialen Ängste sogar noch zusätzlich angefeuert wird, weil es eben ein sich gegenseitig verstärkender Teufelskreis ist..ich würde in der Weise also sogar meinen, dass soziale Ängste langfristig empathische Fähigkeiten untergraben und verringern können..anstatt einfach so einen kausalen Zusammenhang zu unterstellen...


    Und das ist nur ein Beispiel von vielen, wie soziale Bindungsstörungen (ganz allgemein gesprochen) sich auf Faktoren der Gesamtpersönlichkeit auswirken können.


    Und Empathiefähigkeit an sich würd ich eher damit verknüpfen, inwieweit man gelernt hat, sich im Laufe der Sozialisation auf verschiedenen Ebenen mit seinen Mitmenschen zu identifizieren, auszutauschen, entsprechende Peer Groups zu bilden, usw. um letztendlich entsprechende Zugehörigkeitsgefühle, Identitätsmuster, ein gewisses soziales Bewusstsein und positive Objektrepräsentanzen zu entwickeln, die allesamt erst dazu beitragen, dass man einigermaßen offen, vorurteilsfrei und empathisch mit Menschen umgehen kann. Ganz zu schweigen, dass die noch tieferliegenden Faktoren für empathisches Verhalten mit entsprechenden positiven Bindungserfahrungen zu den Eltern einhergehen müssen.


    “Du selbst zu sein, in einer Welt die dich ständig anders haben will, ist die größte Errungenschaft.”

    Ralph Waldo Emerson


    Ganz er selbst sein darf jeder nur solange er allein ist: wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: denn nur wenn man allein ist, ist man frei.


    Arthur Schopenhauer

    3 Mal editiert, zuletzt von Rainman ()

  • Ja der Artikel ist sehr stark verkürzt aber es gibt auch einige Seiten auf Englisch die die selbe Quelle zitieren. Ich finde den Artikel dennoch interessant da gut und verständlich die eigentliche Studie wiedergibt. (man kann die Paywall umgehen)


    Das man Empathiefähigkeit lernen kann, da gehe ich teilweise mit, weil Autisten sollen nur eingeschränkt zur Empathie fähig sein da sie Probleme mit der kognitiven Empathie haben.



    Ich denke aber auch das es dn ein oder anderen gibt der zwar die Emotionen wahrnehmen und erfassen kann aber bewusst nicht reagiert oder zum eigenen Vorteil nutzt.

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