Ich stelle mir dieses Leben ohne Symptome ideal vor. Vielleicht zu ideal. Aber ich hätte einfach alles: Einen Job, bei dem ich keine sofortige Kündigung fürchten müsste, denn ich wäre kritikfähig und könnte es verkraften, wenn ich mal einen Fehler mache. Ich hätte eine Beziehung, ohne zu befürchten, dass ich alles kaputt mache. Ich könnte eines Tages vielleicht ein normales Familienleben haben mit Kindern und allem. Niemand würde versuchen, mich zu psychoanalysieren (das ist soooo nervig)! Ich hätte mehr Freunde, würde keine Menschen mehr hassen, ich hätte endlich ein richtiges Leben! Lieber will ich ein "Konsum-Zombie" sein als das, was ich jetzt bin!
Ich würde absolut nichts vermissen. Ich bin sicher, dass ich meine Hobbies in mein neues Leben mitnehmen könnte. Ich habe meine seelischen Probleme immer abgelehnt, so wie alle anderen. Hätte ich sie nicht, könnte ich mich endlich selbst akzeptieren!
Ich bin mit meinem jetzigen Leben eigentlich zufrieden, aber man kennt das ja, dass der Mensch nie wirklich ganz zufrieden sein kann.
Alles anzeigenPuh. Spannende Frage.
Das ist bis zu einem gewissen Punkt ja auch eine sehr normale menschliche Reaktion Angst davor zu haben, bekannte Gebiete/Muster/Lebenswelten zu verlassen. Wir klammern uns ja am Ende alle immer wieder an Dinge, die uns vertraut sind...auch, wenn sie manchmal garnicht so gut für uns sind.
Ich hatte diese Gedanken früher auch sehr oft. Dadurch, dass ich viele meiner Krankheitssymptome unbewusst/bewusst auch als "Teil von mir" begriffen habe und damit als unabänderlicher Teil meiner Persönlichkeit war die Vorstellung diesen "Teil" nicht mehr zu haben auch übermäßig beängstigend. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie eine Welt aussehen soll, in der ich so nicht mehr bin.
Das hat mir zwischendrin die Therapie auch sehr erschwert, weil ich mich selbst immer wieder in so Abwehrmechanismen wiedergefunden habe. Im Nachhinein betrachtet waren das zumeist wirklich einfach Angsthandlungen aus der Frage: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr bin wie ich jetzt bin? (Und damit laut meiner bisher existierenden Definition ja "nicht mehr ich"..)
Der Witz ist nur: eigentlich hat sich nichts verändert. Die Angst hat sich garnicht bestätigt. Ich fühle mich immernoch wie ich selbst, obwohl sich so viele Dinge verändert haben. Jetzt macht es mir auch keine Angst mehr.
Es ist mehr so, wie Meteora das beschrieben hat. Es fällt mir leicht mir vorzustellen in welchen Bereichen das Leben ansonsten noch so viel einfacher wäre, würde mir das mein Kopf nicht immer wieder so schwer machen.
Mittlerweile motiviert mich das auch. Ich habe keine Angst mehr davor, was passiert wenn sich bestimmte Bereiche verändern und das gibt mir sehr viel Kraft.
Dankeschön, für Eure beiden Antworten, jene unterstreichen wieder meine komplizierte Ansicht, über meine Frage.