Einmal angenommen plötzlich ohne Angst.

  • Hallo an alle,



    ich hätte einaml eine sehr gewichtige Frage an Euch.
    Einmal angenommen, Ihr würdet auf einmal, keine schweren seellischen Probleme mehr wie ADHS, Bordeline, HSP, soziale Phobie, Zwänge, Dpressionen u.s.w. haben und könntet nun ( normal ) Leben,
    würdet ihr das genießen, oder würdet ihr etwas an Euch vermissen, weil Euer gesamtes Leben, bis auf den heutigen Tag so eingeschränkt war ?


    Wie wäre das eigentlich, plötzlich ohne diese schweren seelischen Probleme, Leben zu können ?


    Würde man dabei vielleicht, nicht etwas aufgeben, oder einbüßen müssen, was man das ganze Leben lang als ein Teil, von sich selbst ansah und irgendwie vertraut geworden ist ?


    Zum Beispiel, die intensiven Fantasiewelten-Paralellwelten die man wegen der Kompensation braucht, würden sich dann bestimmt, weil man dann realer im Denken werden würde, zurück bilden ?


    Ich weis das sich meine Fragen irgendwo Paradox anhören, aber ich habe mir ausführliche Gedanken daüber gemacht, mir ist auch klar das viele von Euch, gerne NORMAL Leben und auch werden möchten, nur
    wenn man schon seid dem Kleinkindalter, damit konfrontiert ist, könnte man deswegen nicht in die Versuchung kommen, die Angst vor dem ( normal ) werden zu entwickeln, weil man dann
    deswegen so einiges aufgeben müsste, was einem irgendwie vertraut und auch als selbstvertsändlich vorkam ?


    Ich habe lange mit mir gerungen, dieses Thema, überhaupt in die Öffentlichkeit zu bringen, aber wenn man einmal etwas genauer, tief in sich hinein horcht, kommen diese Gedanken schon, ab und zu in einem hoch.

  • Ganz ehrlich? Ich würde mich wohl nicht Wohlfühlen damit.


    Ich kenne es ja nicht anders. Lebe damit seit Beginn an und ich kann mir nicht vorstellen, normal zu sein.
    Dann wäre ja meine Fantasiewelt Welt, würde nicht mehr so extreme Gefühle für jemanden hegen.
    Keine Ahnung, was noch anders wäre. Klar wünsche ich mir, weniger innere Anspannung, weniger Wutausbrüche und so aber den Rest möchte ich eigentlich nicht wirklich missen. Ich mag es, wenn ich so intensiv Gefühle für jemanden haben kann, auch wenn es dafür schmerzlicher wird, wenn man weh getan bekommt.


    Andererseits fehlt mir etwas die Vorstellungskraft dafür, normal zu sein, weil ich nicht wirklich weiß, was es bedeutet.

    Daß mir der Hund das Liebste sei, sagst du o Mensch, sei Sünde? Der Hund blieb mir im Sturme treu der Mensch nicht mal im Winde.


    (Franz von Assisi)

    🐕❤🐕

  • Ganz ehrlich? Ich würde mich wohl nicht Wohlfühlen damit.


    Ich kenne es ja nicht anders. Lebe damit seit Beginn an und ich kann mir nicht vorstellen, normal zu sein.
    Dann wäre ja meine Fantasiewelt Welt, würde nicht mehr so extreme Gefühle für jemanden hegen.
    Keine Ahnung, was noch anders wäre. Klar wünsche ich mir, weniger innere Anspannung, weniger Wutausbrüche und so aber den Rest möchte ich eigentlich nicht wirklich missen. Ich mag es, wenn ich so intensiv Gefühle für jemanden haben kann, auch wenn es dafür schmerzlicher wird, wenn man weh getan bekommt.


    Andererseits fehlt mir etwas die Vorstellungskraft dafür, normal zu sein, weil ich nicht wirklich weiß, was es bedeutet.

    Dankeschön für Deine Antwort, mich interessiert dabei das breite Spectrum der Antworten von den Usern, weil ich auch für mir mich persönlich, nach Antworten suche.

  • Ich hatte lustigerweise das Thema vor ein paar Tagen erst mit meiner besten Freundin. Weil mir ebenfalls diese Frage aufgekommen war im Hinblick auf Traumatherapie.


    Ich hätte Angst vor dem unbekannten, wüsste wohl nicht so ganz was ich in meinem Leben will. Habe ja jetzt das Ziel, „normal" zu werden. Allerdings würde ich damit ins nächste unbekannte Thema hineingeraten. Was müsste ich dann in meinem Leben alles erreichen, was mir so unerreichbar erscheint? Würde ich danach überhaupt einen Sinn im Leben haben? Jetzt besteht der Sinn ja darin, gesund zu werden..soweit das überhaupt machbar ist. Würde ich mit dem darauffolgenden Druck klar kommen? Ich habe dann weniger Ausreden, wenn es mir nicht gut geht. Womit soll ich dann etwas damit begründen, was ich nicht kann?


    Und wie @Shadow80 schon schrieb: ich kenne mein jetziges Leben auch von der Pieke auf an...kenne es, seit ich denken kann, nicht anders.

    Die Therapie braucht uns, damit die Welt uns versteht. Und dadurch die Welt offener werden kann. Wir können die Welt nach vorne bringen. Die Welt kann uns nicht nach vorne bringen.

    (Axel)


    Ohne zu wissen, dass die Zeit gekommen ist, wirst du mich eines Tages nicht mehr wiedersehen.
    (Unbekannt)


    Begrenzt ist das Leben, unendlich die Ewigkeit.

    (Spruch vom Floristen)


    Der Kummer, der nicht spricht,

    nagt am Herzen, bis es bricht.

    (William Shakespeare)

  • Ich hatte lustigerweise das Thema vor ein paar Tagen erst mit meiner besten Freundin. Weil mir ebenfalls diese Frage aufgekommen war im Hinblick auf Traumatherapie.


    Ich hätte Angst vor dem unbekannten, wüsste wohl nicht so ganz was ich in meinem Leben will. Habe ja jetzt das Ziel, „normal" zu werden. Allerdings würde ich damit ins nächste unbekannte Thema hineingeraten. Was müsste ich dann in meinem Leben alles erreichen, was mir so unerreichbar erscheint? Würde ich danach überhaupt einen Sinn im Leben haben? Jetzt besteht der Sinn ja darin, gesund zu werden..soweit das überhaupt machbar ist. Würde ich mit dem darauffolgenden Druck klar kommen? Ich habe dann weniger Ausreden, wenn es mir nicht gut geht. Womit soll ich dann etwas damit begründen, was ich nicht kann?


    Und wie @Shadow80 schon schrieb: ich kenne mein jetziges Leben auch von der Pieke auf an...kenne es, seit ich denken kann, nicht anders.

    Danke für Deine Antwort, ich kann Dein Argument, sehr gut nach voll ziehen.

  • Ich glaube, dann wäre ich wohl einer von diesen hirnlosen Standard-Konsumzombies, die sich um Job, Auto, Haus, Ehe, Kinder und den nächsten Urlaub scheren (den sie aktuell wegen Corona nicht bekommen). Würde über nichts tiefgründig nachdenken und mich einfach der Passform hingeben, die die deutsche Gesellschaft für mich vorgesehen hat...


    Aber ich weiß, das wird nicht passieren.
    Dafür ist zu viel geschehen - und dafür sitzt auch viel zu sehr eine Anlage für das Dunkle in mir...

  • Ich glaube, dann wäre ich wohl einer von diesen hirnlosen Standard-Konsumzombies, die sich um Job, Auto, Haus, Ehe, Kinder und den nächsten Urlaub scheren (den sie aktuell wegen Corona nicht bekommen). Würde über nichts tiefgründig nachdenken und mich einfach der Passform hingeben, die die deutsche Gesellschaft für mich vorgesehen hat...


    Aber ich weiß, das wird nicht passieren.
    Dafür ist zu viel geschehen - und dafür sitzt auch viel zu sehr eine Anlage für das Dunkle in mir...

    Danke für Dein Statement, dass ist ebenfalls ein Gedanke, den ich gut kenne.

  • Das ist eine schwierige Frage.
    Eigentlich müsste ich darüber länger nachdenken. Aber schonmal ein paar Gedanken. Bzw. das was mir als allererstes in den Sinn kam.


    Ich hätte Angst oder Bedenken, dass sich damit doch zu viel ändern würde. Zumindest, wenn es von heute auf morgen geschieht.
    Ich habe glücklicherweise einige mit sehr wichtige soziale Kontakte. Einige gute Freunde und einen Ehemann. Und diese sozialen Kontakte sind ja auch damit zustande gekommen wie ich bin. Wäre ich jemand anders gewesen, hätte ich mich in vielen Bereichen anders verhalten usw. wären diese Kontakte vielleicht oder sogar wahrscheinlich so wie sie jetzt sind nicht zustande gekommen. Dann würde ich sie vielleicht nicht vermissen. Aber das ist wieder ein anderer Gedankengang, der ja gar nicht gefragt war.
    Würde sich nun von heute auf morgen mein Leben stark ändern. Mein Verhalten, meine Ängste usw. die mich ja nunmal auch einfach ausmachen, könnte ich mir vorstellen, dass sich das auch auf diese sozialen Kontakte auswirkt. Und das wäre ganz schrecklich für mich.
    Auch würde es mir vielleicht schwerer fallen gewisse Menschen schwerer zu verstehen, die mit ähnlichen Dingen kämpfen, wenn ich das selbst nicht mehr müsste. Diese Art die über das Einfühlen hinausgeht. Diese Art von Verständnis, wenn nichts gesagt werden muss, weil man genau weiß, wie es sich anfühlen kann.


    Ich glaube das Wegfallen von allen seelischen Problemen hätte sehr starke Auswirkungen auf mein Leben. Da es ja nunmal Teil meiner Persönlichkeit ist. Teil von dem was ich bin. Wenn ich an gewissen Dingen arbeite und lerne besser damit umzugehen, geschieht es nicht so schnell, sodass sich mein Leben und mein Umfeld daran anpassen kann.


    Einiges würde vielleicht auch einfacher. Aber zu viel neues macht dann doch eben auch wieder Angst.


    Aber das sind so die Gedanken, die mir recht spontan in den Sinn kamen.
    Es kann durchaus sein, dass sich da noch was ändert oder ergänzt an meiner Aussage, wenn ich da länger drüber nachdenke.



    @Lestat
    Wie stehst du denn selbst zu der Frage?

    "Sometimes I remember the darkness of my past
    Bringing back these memories I wish I didn't have
    Sometimes I think of letting go and never looking back
    And never moving forward so there'd never be a past
    "
    (Linkin Park - Easier to run)

  • Ich werde dazu noch meine eigenen Gedanken, hier öffentlich machen, nur wollte ich erst einmal eine Anzahl von Usern, dazu befragen welche Gedankengänge sie individuell dazu haben.
    Vielleicht ergibt daraus eine interessanter Konsens, wir werden es ja nach einer gwissen Zeit sehen, welche Richtungen und Gedankengänge dazu hier eigenschlagen werden.

  • Zum Beispiel, die intensiven Fantasiewelten-Paralellwelten die man wegen der Kompensation braucht, würden sich dann bestimmt, weil man dann realer im Denken werden würde, zurück bilden ?

    Wie in dem anderen Thread dazu beschrieben, ist bei mir genau das Gegenteil der Fall.
    Ich habe aus meinem Leben alle offensichtlichen Symptome verbannt, bin beruflich einigermaßen erfolgreich, hab großartige Kinder, einen wertschätzenden Bekanntenkreis.
    Ich denke da recht real und funktionstüchtig.
    Das kranke an mir ist warscheinlich, dass es mich nicht glücklich macht.
    Umso exzessiver nutze ich obig erwähnte Parallelwelt, in dem Gefühl, dass nur das meinem wahren Ich entspricht.


    Ich habe bereits sehr sehr irre gelebt und ziemlich normal.
    beides hat eine Daseinsberechtigung, aber während Irre ohne Normal auskommt, kommt Normal nicht ohne Irre aus.
    Sonst ist es kein Leben, sondern ein albernes belangloses Schaustück.


    Soviel zu meiner Empfindung.

  • Danke für Deine Antwort,


    ich komme bei all Euren Aussagen zu einem gwiessen Schluß, aber jenen werde ich Euch mitteilen, wenn sich in diesem Thread, noch so einige User mehr, zu Wort gemeldet haben.
    Nur scheint aber vieles auf meinem Schluß, hinzudeuten.

  • In stabilen oder depressiven Phasen vermisse ich die manischen Phasen manchmal. Intensive positive Gefühle, Freiheit, Gedankenlosigkeit und keine Angst vor Konsequenzen. Die Dinge fehlen mir manchmal, wenn ich täglich dabei bin meine Stimmung zu analysieren und mein Sein nach Anzeichen abzusuchen. Manchmal würde ich mich dann einfach gerne fallen lassen und mich hingeben weil das dagegen stemmen ein unglaublicher Kraftakt ist.


    Würde mir aber Jemand meine psychischen Probleme von jetzt auf gleich nehmen. Keine tägliche Selbstreflexion mehr, kein wandelnder Medikamentenschrank, keine unterdrückten Gefühle mehr und nicht jeden Tag Angst haben, dass die nächste Phase alles zerstört, was ich mir aufgebaut habe... ich würde sofort alle psychischen Komponenten (samt ihrer Vorteile) abgeben und tauschen gegen ein „normales“ Leben.


    Wäre ich ein Anderer ... ganz bestimmt, wäre alles besser... vermutlich nicht. Aber so ist das auf Dauer eben immer nur ein „Leben bis zur nächsten Phase“ und die wird kommen und ich werde sie nicht aufhalten können, so viel ist sicher. Beschissene Aussichten.


    Meine Ansicht geht da ein bisschen in eine andere Richtung als die meiner VorposterInnen deshalb dachte ich ich schreibs mal rein.

  • Dankeschön für Deine persönliche Meinung, ich bin kann Deine Gedankengänge, auch verstehen.
    Nur wei dieses Thema, ein schwieriges ist, werde ich mit meiner eigenen Ansicht, bald hier erscheinen.
    Es ist ein Thema, was sehr empfindlich ist.

  • Ich stelle mir dieses Leben ohne Symptome ideal vor. Vielleicht zu ideal. Aber ich hätte einfach alles: Einen Job, bei dem ich keine sofortige Kündigung fürchten müsste, denn ich wäre kritikfähig und könnte es verkraften, wenn ich mal einen Fehler mache. Ich hätte eine Beziehung, ohne zu befürchten, dass ich alles kaputt mache. Ich könnte eines Tages vielleicht ein normales Familienleben haben mit Kindern und allem. Niemand würde versuchen, mich zu psychoanalysieren (das ist soooo nervig)! Ich hätte mehr Freunde, würde keine Menschen mehr hassen, ich hätte endlich ein richtiges Leben! Lieber will ich ein "Konsum-Zombie" sein als das, was ich jetzt bin!


    Ich würde absolut nichts vermissen. Ich bin sicher, dass ich meine Hobbies in mein neues Leben mitnehmen könnte. Ich habe meine seelischen Probleme immer abgelehnt, so wie alle anderen. Hätte ich sie nicht, könnte ich mich endlich selbst akzeptieren! :freude:
    Ich bin mit meinem jetzigen Leben eigentlich zufrieden, aber man kennt das ja, dass der Mensch nie wirklich ganz zufrieden sein kann.

    Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht...

  • Puh. Spannende Frage.
    Das ist bis zu einem gewissen Punkt ja auch eine sehr normale menschliche Reaktion Angst davor zu haben, bekannte Gebiete/Muster/Lebenswelten zu verlassen. Wir klammern uns ja am Ende alle immer wieder an Dinge, die uns vertraut sind...auch, wenn sie manchmal garnicht so gut für uns sind.


    Ich hatte diese Gedanken früher auch sehr oft. Dadurch, dass ich viele meiner Krankheitssymptome unbewusst/bewusst auch als "Teil von mir" begriffen habe und damit als unabänderlicher Teil meiner Persönlichkeit war die Vorstellung diesen "Teil" nicht mehr zu haben auch übermäßig beängstigend. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie eine Welt aussehen soll, in der ich so nicht mehr bin.
    Das hat mir zwischendrin die Therapie auch sehr erschwert, weil ich mich selbst immer wieder in so Abwehrmechanismen wiedergefunden habe. Im Nachhinein betrachtet waren das zumeist wirklich einfach Angsthandlungen aus der Frage: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr bin wie ich jetzt bin? (Und damit laut meiner bisher existierenden Definition ja "nicht mehr ich"..)


    Der Witz ist nur: eigentlich hat sich nichts verändert. Die Angst hat sich garnicht bestätigt. Ich fühle mich immernoch wie ich selbst, obwohl sich so viele Dinge verändert haben. Jetzt macht es mir auch keine Angst mehr.
    Es ist mehr so, wie Meteora das beschrieben hat. Es fällt mir leicht mir vorzustellen in welchen Bereichen das Leben ansonsten noch so viel einfacher wäre, würde mir das mein Kopf nicht immer wieder so schwer machen.


    Mittlerweile motiviert mich das auch. Ich habe keine Angst mehr davor, was passiert wenn sich bestimmte Bereiche verändern und das gibt mir sehr viel Kraft.

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