Umgang mit seelischer Verletzung

  • Hallo.
    Ich bin momentan mit einer Situation konfrontiert, die so ziemlich alles abverlangt, was ich jemals an Skills und gesunden Verhaltensweisen in der Therapie gelernt habe.
    Nun ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, dass ich zwar ganz viele verschiedene Handlungsmöglichkeiten habe um mit Traurigkeit, Wut usw umzugehen aber irgendwie keinen einzigen Mechanismus wie man verarbeitet, wenn einem jemand seelische Verletzung(en) zufügt.


    Konkret handelt es sich dabei um eine Konfliktsituation, die sehr viele emotionale Themen berührt u.a. auch den Umgang mit sehr nahestehenden Personen für die andere Person. Deren Verhaltensweisen und Reaktionen sind manchmal sehr unkonstruktiv und emotionsgeleitet. Nun zieht sich das ganze Drama schon eine Weile hin und im Laufe dieser Zeit sind mir einige Dinge an den Kopf geworfen worden, die mich ziemlich tief verletzt haben.
    Nun habe ich zwar gelernt, wie ich diese Dinge anspreche und wie ich mit Wut und Traurigkeit umgehen kann aber nicht, wie ich verarbeite verletzt zu sein. Was mache ich denn jetzt mit diesem Gefühl?
    Es erscheint mir ziemlich unklug in die nächste "Runde" zu starten und das mit dort hineinzutragen.


    Vielleicht hat ja jemand hier Tipps undoder Ideen, wie man möglichst ohne Selbstschädigung oder Fremdschädigung halbwegs gesund damit umgehen kann, dass man sich verletzt von jemandem fühlt?

  • Was machst Du mit körperlichen Verletzungen?


    Heilen.
    Das braucht Zeit. Es heilt von selber aber das braucht viel Zeit. Und oft bleiben Narben.


    Wenn das allerdings so ne Dauersache ist... Kannst Du denjenigen aus Deinem Leben entfernen? Dann kommen zumindest keine neuen Verletzungen mehr dazu.
    Klar, das kann sehr große Opfer erfordern so jemanden loszuwerden.
    Aber es lohnt sich am Ende.


    Und danach geb Dir Zeit zu heilen.

  • Da kann ich nur zustimmen. Ich finde es auch ganz wichtig zu akzeptieren, dass es eine traurige und verletzende Erfahrung für dich war. Verdrängen macht es nämlich nur schlimmer. Viele Menschen wollen sich nicht eingestehen, dass sie verletzt sind, weil man dann das Gefühl hat, schwach zu sein. Also bringt Eingestehen schon mal was.


    Meine DBT-Unterlagen raten in der Situation zu entgegengesetztem Handeln: Freundlich sein, auch wenn es schwer fällt. Offene Hände und Körperhaltung etc.
    Und danach vielleicht Entspannungsübungen oder etwas, was du sonst gegen SVV oder Wut machst. Bei mir hängt das Gefühl der Verletzung nämlich oft mit Wut zusammen.
    Ansonsten weiß ich momentan auch nicht mehr, ich werde mal überlegen.

    Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht...

  • Vielleicht noch als Ergänzung:
    Muß gestehen, daß ich so jemanden inzwischen gnadenlos abschieße.
    Nicht beim ersten Mal, nicht beim zweiten.


    Nur wenn keine Einsicht da ist und es die anderen, lieben Leute und Verantwortungen aus meinem Leben beeinträchtigt, dann weg damit.


    Da kommt dann ein Anteil, der ist eiskalt und gnadenlos. Das schützt, der ist nicht verletzbar denn er hat keinerlei eigene Emotionen. Da kann der Rest innen heulen und toben, außen funktioniert man und kann sich klar abgrenzen und verteidigen.


    Im Umgang mit solchen hilft auch oft wenn man es sich ab sofort verkneift nett zu sein. Gar nicht mehr. Blank sachlich wenn man sie weiter braucht aber rein gar nichts persönliches und schon gleich gar keine Gefühle zeigen. Das schützt die Wunden auch und lässt sie heilen.


    Ob diese Strategien allerdings gesund sind das weiß ich selber nicht...

  • Vielen lieben Dank ihr beiden für eure Antworten.
    Es handelt sich hierbei nicht um jemanden, den ich "loswerden" möchte. Es ist ein Problem, das uns und unser Verhältnis zueinander massiv belastet aber ohne, dass wir beide etwas für die Umstände könnten noch etwas daran ändern können.
    Das macht es auch so schwierig, weil wir eben keinen Handlungsspielraum haben um die Situation direkt zu ändern. Es geht dabei viel mehr um unseren Umgang damit. Es ist ein mir sehr nahestehender Mensch, der mich schon Jahre begleitet. Streit zwischen uns tut mir wahnsinnig weh und beraubt mich zeitgleich einer meiner wichtigsten Bezugspersonen in meinem Leben im Allgemeinen.


    Das mit der Zeit ist ein wirklich guter Hinweis.
    Das hab ich irgendwann schonmal gelernt aber irgendwie wieder vergessen.
    das stimmt natürlich auch, dass ich damit an mich selbst eine vollkommen unrealistische Erwartung habe (indem ich mir selbst keine Zeit/bei weitem nicht genug einräume um überhaupt heilen zu können.)
    Und es stimmt auch, dass ich ziemliche Probleme damit habe vor mir selbst "schwach" zu sein.



    Freundlich sein, auch wenn es schwer fällt. Offene Hände und Körperhaltung etc.


    Das entgegengesetzte Handeln bezieht sich dann auf die Interaktion mit der Person, die mit der Verletzung in Verbindung steht oder?
    Und ja, auch hier hängt an dem Verletztsein definitiv auch Wut und sehr viel Traurigkeit und eine große Portion Enttäuschung.
    Die Anspannung durch diverse Skills zu bearbeiten gelingt ganz gut. Zumindest momentan.
    Ich bin mir allerdings auch unsicher, ob sich das in das nächste Gespräch mit hineinträgt. Da ist auch sehr die Angst, einfach sofort auf defensivmodus umzuschalten und in meiner Verteidigungshaltung die ganze Situation noch viel schlimmer zu machen als sie eigentlich ist. ..





    Da kommt dann ein Anteil, der ist eiskalt und gnadenlos. Das schützt, der ist nicht verletzbar denn er hat keinerlei eigene Emotionen. Da kann der Rest innen heulen und toben, außen funktioniert man und kann sich klar abgrenzen und verteidigen.

    Hach. :) Das war früher ganz oft mein erster Impuls und ich bin auch immernoch der Ansicht, dass der für bestimmte Fälle durchaus seine Berechtigung hat. Wäre das jetzt ein Mensch, der mir etwas böses wollen würde, dann wäre das sicherlich eine sehr gute Abgrenzungstaktik.
    Ich gehe aber nicht davon aus, dass mein Gegenüber daran interessiert ist mich zu verletzen oder mir Leid zuzufügen sondern das eher als eine Art "Kollateralschaden" aus dem eigentlichen, emotional sehr belastenden Problem heraus entsteht, was wir erstmal auf einen unabsehbaren Zeitraum nicht ändern können.


    Tut mir auch leid, dass ich so in Rätseln schreibe. Das wäre mit Details bestimmt viel einfacher nachvollziehbar. Das wäre aber derartig spezifisch und teilweise auch tiefstpersönlich bezüglich der anderen Person, dass ich da nicht näher drauf eingehen möchte..

  • Ah ok. Das macht es natürlich sehr schwierig.


    Da hilft dann nur noch Therapie. Für beide!
    Wenn diese Person so ist, dann gehört sie sowieso in Therapie. Und Du auch, um aufgefangen zu werden.


    Hoffe ihr findet einen Weg.

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