Manipulation erkennen

  • Obwohl ich ein sehr misstrauischer Mensch bin und es sehr viel braucht bis ich jemandem vertraue, bin ich schon viel zu oft an manipulierenden Menschen zerbrochen. Diese Tatsache verunsichert mich sehr da ich dem so hilflos ausgeliefert zu sein scheine. Klar, das eine oder andere passiert mir wohl nicht mehr doch zu behaupten meine Erfahrungen würden mich schützen ist schlichtweg eine Illusion. Ich wünschte es gäbe eine Art Test oder ähnlich um solche Menschen vermeiden zu können. Gibt es hier eventuell Leute die dieses Verhalten (teilweise) durchblicken und sich so schützen können? Vielleicht kennt ja auch jemand die Gegenseite des Manipulierers und kann mir so den einen oder anderen Rat geben.

  • Hm... Früherkennung wird wohl schwer möglich sein, da man jemandem noch nicht hinter die Stirn schauen kann.


    Was man aber tun kann, ist: Wenn einem jemand "seltsam" erscheint, mal eins dies und mal eins das sagt/behauptet, sehr wechselhaft ist, man ihn vielleicht sogar beim Lügen erwischt und derjenige möchte es noch nicht einmal zugeben - dann die Beine in die Hand zu nehmen und von dieser Person so gut wie möglich das Weite zu suchen.
    Das Gleiche gilt auch im zwischenmenschlichen Bereich, wenn man es z. B. mit einer Person zu tun hat, der man es scheinbar nie recht machen kann. Wo jegliche Erfüllung von Forderungen oder Draufeingehen von Wünschen mit irgendeinem Tadel endet. - Da ist dann was faul.
    Und auch, wenn man aktiv merkt, dass einen jemand ständig auf eine verlorene Mission schickt, eine Sache oder ein Streit hinterher völlig anders aussieht als vorher von der Person dargestellt (am besten wichtige Details weggelassen hat).
    Alles solche Dinge sind Signale, die auf eine manipulative Person hindeuten.


    Je schneller man von ihr wegkommt, desto besser. Denn - ein "vielleicht schaffe ich es diese Person zu ändern, ehrlicher zu werden" ist recht aussichtslos.
    Diese Person hat viele Jahre damit im zwischenmenschlichen Bereich verbracht, ihre Technik zu schärfen und zu perfektionieren - demjenigen wird man also so schnell keine andere Art zu sein angewöhnt kriegen. Jedenfalls nicht authentisch.

  • Danke für deine Antwort Tankist.


    Das stimmt, ändern kann man solche Menschen nicht, das musste ich auch schmerzhaft feststellen. Die Punkte der Wechselhaftigkeit kenne ich ebenfalls nur zu gut.


    Problematisch finde ich, dass solche Menschen einem durchaus ein gutes Gefühl geben können. Um das zu verstehen muss man es vermutlich selber mal erlebt haben.


    Leider ist an dem Punkt an dem mir die Manipulation bewusst wird schon zu viel zerbrochen. Es fühlt sich für mich einfach so an als ob man durch ein Minenfeld gehen müsste um an die richtigen Menschen zu kommen.

  • Manipulative Leute können durchaus auch ihre gutartigen Seiten haben und das sogar auch ernst meinen.
    Letztlich ist es dann aber das Gesamtpaket, was zählt (zählen sollte).
    Ein Teil von "denen" zieht diese "Tour" auch nur ab, weil sie selbst nichts anderes kennen - weil sie unterbewusst denken, das gehört zum Leben einfach dazu; jeder täuscht jeden.


    Auf die Dauer kommt man dem aber nicht anders bei, als dass man sich möglichst zeitig aus ihnen herauswindet, denn je länger man Hoffnungen an sie verschwendet, je länger man sich sagt "es war doch nur ein einmaliger Ausrutscher", desto mehr schmerzt es, dass man ihnen begegnet ist.
    Auch weil man vielleicht ihre guten Seiten liebgewinnt und sich fragt "Warum muss dieser Mensch auf der anderen Seite nur so sein? Warum meint er, es nötig zu haben?".


    Ein Rezept habe ich dafür bisher auch nicht gefunden.
    Außer generell sich das Recht auf Abstand herauszureservieren und sich seine Zufluchtsorte zu erhalten.


    Es sind leider zu viele so geprägt.
    (Manchmal noch nicht einmal mit besonderen Gründen; dann geht es primär nur darum, keine Schwäche zu zeigen und nicht zuzugeben, wenn man kognitiv ein Vollhorst ist oder sich wie einer benimmt. Immer der Schnellste, Beste, Schönste und Klügste sein. Oder verdecken, dass man mit jemand anderem im Bett gelandet ist - sich einerseits das starre Konzept der Monogamie selbst auferlegen, aber dann kann oder ist man nicht bereit, es auch einzuhalten.)

  • Da kann ich dir (leider) nur zustimmen. Scheint als hättest auch du bereits eine Menge Erfahrung auf diesem Gebiet machen müssen. Da kann man nur hoffen dieses Verhalten möglichst rasch zu erkennen um Folgeschäden zu minimieren. Das Buch von Lydia Benecke «Lüger, Hochstapler, Blender» könnte da auch ganz interessant sein, werde es auf jeden Fall irgendwann mal lesen.

  • Es fällt unheimlich schwer, hierfür die passenden Worte zu finden.. Doch möchte es trotzdem versuchen, Euch zu dem Thema etwas zu schreiben, da mir die Auseinandersetzung damit mittlerweile vertraut ist und einen Durchblick, sowie Selbsterkenntnis dazu gewinnen konnte.


    Von meiner Seite aus herrscht großes Unverständnis für all diejenigen, die bewusst zum eigenen Vorteil und rücksichtslos gegenüber anderen mit voller Absicht ihre manipulative Ader ausleben, um über die Mitmenschen eine größtmögliche Kontrolle zu erlangen.


    Bin selbst jemand, die anderen viel mehr mit einem gesunden (Ur-)Misstrauen begegnet, sich dennoch aber auf zwischenmenschliche Interaktion mit gewisser Vertrauensbasis einlassen kann, ohne dabei zu stark in Einzelheiten abzurutschen, die hinterher bereut werden.
    Das ist auch wichtig, um in jedem Fall immer vorab erstmal abgesichert zu sein, wenn man noch nicht weiß, was sich aus einem Kontakt zum gegenwärtigen Zeitpunkt entwickelt.


    Habe als Außenstehende einiges miterlebt, das anderen im Umfeld durch (bösartig-)manipulative Personen angetan worden ist.
    Zu Letztgenannten stand selbst zeitgleich ebenfalls in Kontakt, doch war rückblickend jederzeit für deren Manipulationsversuche unerreichbar.


    Umso faszinierender war es, zu beobachten, wie selbst enge vertraute sich teils einmal komplett umdrehen ließen, ohne, dass sie merkten, wie sehr sie sich durch den Einfluss der manipulativen Personen von sich selbst entfremdeten.
    Im Nachhinein wurde mir wirklich jedes Mal auch nur bestätigt, wie (erschreckend!) richtig man selbst gelegen und dementsprechend gehandelt hat...



    Und nun versuche für Euch noch einige Anzeichen zusammenzufassen, die einem erste Hinweise geben könnten, dass man es mit jemandem zu tun hat, der mehr negativen Einfluss auf einen hat, als das noch gesund wäre.


    • Wenn ihr merkt, dass Ansichten oder Einstellungen vom Gegenüber übernommen werden, die von der eigenen persönlichen inneren Überzeugung im Prinzip abweichen (Gefühls-, Gedanken- und Handlungsebene), so stimmig sich das anfangs auch anfühlen mag.
    • Wenn ihr bemerkt, dass das Selbstbild sich beginnt zu ändern (in Frage stellen, bis hin zu Dingen, die vllt sogar vorher nie ein Thema waren und nun zu grundlegender Verunsicherung führen), je mehr ihr im Kontakt mit einer potentiell manipulativen Person steht und deren Worte/Verhalten damit in einen Zusammenhang gebracht werden könnten.
    • Falls das Gefühl aufkommt, nur unter den Bedingungen der anderen Person zu genügen und nicht mehr uneingeschränkt selbst sein zu dürfen.
    • Wenn andere nahestehende Menschen Hinweise geben, die man zu allererst (weil man auf entsprechende Person nichts kommen lassen mag) umgehend in den Wind schlägt und evtl. sogar darüber mehr verärgert ist, als dass man einen Gedanken länger in die Äußerungen der anderen Menschen aus dem Umfeld investiert.
    • Wenn ihr das Gefühl bekommt, dass entsprechende Person euch einengt, indem schlimmstenfalls versucht wird, euren gewohnten Kontakt in die Außenwelt zu limitieren/kontrollieren/filtern.
    • Wenn euer gewohntes Umfeld von entsprechender Person nicht akzeptiert, sondern euch gegenüber immer wieder schlecht gemacht oder anderweitig kritisiert wird, bis ihr selbst anfangt, an Sachen zu zweifeln, die euch von ganz alleine gar nie in den Sinn gekommen wären.
    • Wenn ihr anfangt, an der zwischenmenschlichen Verbindung und ihrer Auswirkung auf Euch erheblich zu zweifeln oder ihr erkennt, dass euch das nicht gut tut.
    • Wenn ihr Widersprüche wahrnehmt, die die Authentizität der betr. Person in Frage stellen.
    • Oder sich Zusammenhänge auftun, die aufzeigen, dass mit Euch nicht offen & ehrlich umgegangen wird.

    Schlussendlich das wichtigste: Wenn ihr "einfach dieses Gefühl" habt, ignoriert es nicht. Je früher das aufkommt, desto verunsichernder kann das manchmal sein, denn man weiß um das eigene Misstrauen und möchte ja trotzdem manchen Menschen eine faire Chance geben, einem selbst zu zeigen, dass sie ganz unter Umständen vielleicht das Misstrauen gar nicht verdienen… Aber: lieber einmal frühzeitig zu viel sich selbst geschützt, als einmal zu wenig.




    Alles Liebe!

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  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort Zuzie!


    Schön zu lesen, dass du in diesem Thema so unerreichbar bist. Ich werde mir deine Punkte zu Herzen nehmen und hoffe auch irgendwann an diesem Punkt stehen zu können.

  • Gern geschehen (:


    Ich wünsche Dir/Euch von ganzem Herzen, dass zumindest ein Punkt erreicht werden kann, an dem ihr euch auch auf zwischenmenschlicher Ebene ein stückweit grundlegend abgesichert fühlen könnt. ♡

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  • @Rabenvolk
    Ich würde es noch gar nicht mal behaupten, dass "ich" so viel direkte Erfahrung damit gemacht habe...
    Vielmehr hüte ich mich vor Dingen, die meinen Verstand und meine Wahrnehmung manipulieren wollen, sodass ich mir Dinge gefallen ließe, die ich niemals im Leben befürworten oder denen ich sonst niemals zustimmen würde.

  • Was mir bei manipulativen Menschen immer aufällt ist, dass sie ihr Handeln relativieren. Mal als beispiel:
    - Das macht doch jeder.
    - Das habe ich nicht gewollt.
    - Das hast du falsch verstanden.
    ...


    Und ansonsten fallen mir da noch einige Manipulationsversuche.
    - Es wird durch Körperkontakt nähe aufgebaut bzw. vorgetäucht, um eine Person an sich zu binden oder auch empfänglicher für die eigenen Wünsche zu machen.
    - Es wird darauf hingewiesen wie besonders die Beziehung ist.
    - Der Manipulator bindet jemanden stärker in den eigenen Alltag ein, macht die andere Person von sich abhängig.
    - Der Manipulator täuscht Abhängigkeit vor, um die andere Person mehr an sich zu binden. Beispiel: Wenn der eigene Hausschlüssel vergessen wurde aber die zu manipulierende Person einen Ersatzschlüssel hat.
    - Es wird schlecht über andere Personen geredet und das man selber etwas besseres ist.
    - Der Manipulator belohnt und bestraft Verhalten, durch Worte, Taten, Schweigen oder fernbleiben.
    - Der Manipulator versucht die zu manipulierende Person von anderen zu trennen, sei es durch Worte, Vorschriften oder auch die räumliche Entfernung.
    - Der Manipulator will bei Entscheidungen mitbestimmen, möchte das jemand sich regelmäßig meldet oder jederzeit erreichbar ist.


    Mehr fällt mir dazu momentan nicht ein.

  • Tankist: da habe ich deine Worte wohl etwas falsch interpretiert, sorry wollte dir nichts unterstellen.


    Vi4me: vielen Dank für deine Ausführliche Antwort. Mit deinen Zeilen beschreibst du tatsächlich einen Teil einer vergangen Beziehung. Trifft also voll ins Schwarze. Werde mir die Punkte hinter die Ohren schreiben um besser gewappnet zu sein.

  • Der Manipulation kann man sich nicht vollständig entziehen aber wenn man weiß dass man manipuliert wird, dann nimmt es auch einiges an Schrecken. Was auch helfen kann ist klare Kommunikation und damit meine ich nicht aggro zurück artikulieren, sonder in einen neutralen (bis freundlichen) Ton die eigenen Wünsche äußern. Und wenn man etwas nicht will, dann kommuniziert man das auch so.

  • So einfach ausweichen kann man solchen Menschen natürlich nicht.


    Ich finde das aber auch nicht automatisch als negativ,also wenn jemand manipulativ ist,sowas muss schließlich nicht immer nur negativ eingesetzt werden,also so aus Eigennutz in dem man Leute ausnutzt dadurch,sondern z.B. um andere Leute sozusagen unterschwellig zu motivieren oder so,hört sich komisch an,ist aber so :halloweenlaugh:


    Eine Kollegin von mir die mit mir angefangen hat,ist aber so ein negativer Fall.
    Die führt sich auf wie eine Prinzessin,die alles macht,wenn sie mal Bock hat,aber sich bloß nicht die Hände schmutzig machen will oder nicht mehr aufzufinden ist,wenn es anstrengende Arbeit ist.
    Sie ist immer so vom Mensch her,wenn sowas ist teilweise so überfreundlich und macht ein auf unschuldiges Lämmchen,mit dem Ziel das das man dann für sie Aufgaben übernimmt oder ihr Hilft,am Ende bleibt aber die ganze Arbeit an anderen hängen.
    Sie ist einfach extrem manipulativ,aber mittlerweile haben das die meisten Kollegen durchschaut,so das die Tour nicht mehr zieht und sie bei den meisten unten durch ist.


    In einer früheren Beziehung war meine damalige Freundin auch sehr manipulativ,das war mir auch bewusst,nur aus Liebe zu ihr bin ich jedes Mal darauf eingegangen,was zwangsläufig natürlich nicht sonderlich gut für mich war.

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