Vor ca 5 Jahren bin ich dem KDN Forum beigetreten, heute wurde ich durch die Forenumzug E-Mail daran erinnert

  • Das war eine große Überraschung. Ich habe mir vorhin die Beiträge von damals durchgelesen und kann mir überhaupt nicht mehr vorstellen mal so hoffnungslos gewesen zu sein. Ich litt sehr lange und unheimlich starken Depressionen, SVV und Suizidalität. In den letzten Jahren hat sich so viel geändert und ich hätte es niemals mitbekommen wenn ich mich damals umgebracht hätte. Ich weiß wie furchtbar schwierig es für alle Betroffenen ist sich vorzustellen, dass es irgendwann mal besser wird aber ich kann aus Erfahrung sagen: Es ist durchaus möglich und kann total unerwartet passieren. Mein Leben ist immer noch nicht perfekt aber ich gebe mir selbst nicht mehr die Schuld an den Umständen. Alles was mir als Kind wiederfahren ist war nie meine Schuld, ich konnte es nur leider nicht sehen. Es macht mich heute traurig, dass ich so lange voller Hass mir selbst gegenüber gelebt habe..dabei mache ich mir trotzdem keine Vorwürfe. Ich war krank, einsam und am Ende so wie viele andere Menschen auch.


    Ich will allen Betroffenen einfach mal von Außen Mut machen. Ich werde nicht lügen und sagen, dass das Leben perfekt wird aber es ist möglich mit seiner Erkrankung zu leben und dieses Leben auch als lebenswert zu empfinden. Klar, man wird öfter mal schlechte Tage haben und anderen erklären müssen warum diese etwas "schlimmer" sind als die von anderen Menschen aber am Ende zählt auch nur der persönliche Fortschritt, sich mit anderen zu vergleichen die im Leben nicht so viel durchmachen mussten ist der falsche Ansatz. Was die Liebe angeht habe ich selbst noch massive Probleme aber selbst daran versuche ich mit viel Geduld zu arbeiten. Man kann nicht von heute auf morgen erwarten, dass man anderen Menschen vertraut nachdem man sein ganzes Leben lang Vertrauensprobleme hatte. Genau so sieht es auch aus mit allen anderen psychischen Erkrankungen..von heute auf morgen kann man sogar mit der größten Willenstärke nichts ändern und dafür sollte man sich nicht bestrafen. Es ist ein sehr langer und auch anstrengender Prozess der auch unheimlich wehtun kann. Ich hab das Gefühl, dass man von solche positiven Erfahrungen und Ausgängen sehr selten hört, da die Betroffenen eher von der Bildfläche verschwinden und so tun als wären sie nie erkrankt gewesen.


    Was ich mit diesem Beitrag sagen möchte: Es gibt kein einheitliches Rezept für Glück oder einen Plan den man schrittweise befolgt damit es einem besser geht. Selbst Therapie kann einem nur bedingt helfen. Wichtig ist, dass man immer weiterkämpft sogar wenn es absolut aussichtslos erscheint. Irgendwann wird man es sich selbst danken, dass man nicht aufgegeben hat. Ich wünsche den Betroffenen hier alles Liebe und ich habe mir vorgenommen trotzdem hier zu bleiben um meine Erfahrungen hier und da zu teilen, zumal ich immer noch wie gesagt mit ein paar Problemchen zu ringen habe.


    Ganz liebe Grüße

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  • Danke für Deine ehrlichen und offenen Worte.

    Freut ich, dass es Dir mittlerweile besser geht und ich hoffe, es bleibt auch so.


    Ich bin dagegen noch ganz weit davon entfernt...... aber richtig weit.

    Daß mir der Hund das Liebste sei, sagst du o Mensch, sei Sünde? Der Hund blieb mir im Sturme treu der Mensch nicht mal im Winde.


    (Franz von Assisi)

    🐕❤🐕

  • Danke dir!


    Tut mir Leid zu hören, dass du dich noch so weit entfernt davon fühlst. Das ist aber auch überhaupt nicht deine Schuld, man kann den Heilungsprozess von psychischen Problemen genau so wenig beeinflussen wie ein gebrochenes Bein..nur dass der Prozess bei uns viel länger dauert und eben sehr individuell ist.

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  • Jaaa, es kam leider erst ab 2018, alles nach und nach heraus.

    Hätte vorher nie gedacht, dass ich psychisch Krank sein soll. Es ist auch noch lange nicht in meinem Kopf angekommen :/

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    (Franz von Assisi)

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  • Klar, man will es ja auch gar nicht wahr haben aber ich find echt es kann jedem passieren. Ich hab echt so viele Leute kennengelernt bei denen ich gar nicht erwartet hätte, dass sie auch psychische Probleme haben..das ist nie ein Grund sich zu schämen

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  • Doch, für mich schon.

    In der realen Welt hier, ist das noch ein großes Tabuthema und ich schäme mich sehr.

    Bin jetzt erst seit einem Jahr hier im KdN. Hier fühle ich mich zum erstenmal wohl und wurde gut aufgenommen. Da es hier auch alles eher anonym ist, kann ich hier besser ich ich sein.

    Daß mir der Hund das Liebste sei, sagst du o Mensch, sei Sünde? Der Hund blieb mir im Sturme treu der Mensch nicht mal im Winde.


    (Franz von Assisi)

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  • Ich denke das kommt auch extrem auf die Umgebung an und wie sehr man die Menschen auch kennenlernt. Wenn man sich zB von allen entfernt aus Gründen wie soziale Phobie und Ängsten dann bekommt man es gar nicht mit wie viele anderen im realen Leben auch ähnliche Probleme hatten oder aktuell haben.


    Aber ich gebe dir Recht, dass es leider sehr oft tabuisiert wird und man vorsichtig sein muss wem man sich anvertrauen kann. Vor allem was sowas wie Arbeit angeht, da kann man immer noch nicht direkt offen sein ohne Nachteile zu erfahren

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  • Gut, damit hab ich zum Glück nix mehr am Hut. Bin seit 2019 in Rente, was auch gut so ist.

    Naja... mal abwarten was noch so kommt und oder passiert ^^

    Daß mir der Hund das Liebste sei, sagst du o Mensch, sei Sünde? Der Hund blieb mir im Sturme treu der Mensch nicht mal im Winde.


    (Franz von Assisi)

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  • Hallo Deidre, danke das du deine Erfahrungen uns hier mitteilst.

    Ich habe dummerweise offen in meiner Abteilung darüber gesprochen und jetzt wollen sie mich wegen mangelnder Belastung nicht mehr haben. Das Selbstvertrauen ist eh schon auf 0 Punkt und dann sowas.

    Lg Meera

    Manche Menschen spüren den Regen
    andere werden nur nass :regen:

  • Hallo Deidre, danke das du deine Erfahrungen uns hier mitteilst.

    Ich habe dummerweise offen in meiner Abteilung darüber gesprochen und jetzt wollen sie mich wegen mangelnder Belastung nicht mehr haben. Das Selbstvertrauen ist eh schon auf 0 Punkt und dann sowas.

    Huhu Meera,

    sowas finde ich auch total unmöglich. Schade, dass man sich auch nicht dagegen schützen kann..man kann auf der Arbeit quasi nur das thema totschweigen es sei denn man vertraut den Kollegen. Meiner Erfahrung nach wird man nicht verteufelt wenn man es anspricht und betont, dass das Thema in der Vergangenheit liegt. Und das ist wiederrum blöd für die Leute die aktuell noch darunter leiden, dieses mangelnde Verständnis. Hatte das auch, dass ich damals dachte kein Mensch auf der Erde kann mich verstehen und das kommt genau von sowas

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  • Hallo,


    erst einmal: schön dass du durch den Umzug wieder hier her gefunden hast und deine Erfahrungen teilst.


    Ich freue mich sehr so etwas zu lesen und es macht Mut. Mut weiter zu machen auch wenn es gerade vielleicht sehr schwer ist und aussichtslos scheint.

    Auch ich kenne Zeiten wo ich mir absolut nicht vorstellen konnte, dass sich ein weiterleben lohnt, das es je besser sein könnte. Und gerade dann, wenn man selbst sich nicht vorstellen kann das da vielleicht doch noch was kommt, ist es eine große Stütze Worte wie deine zu lesen.


    Ich glaube es wird sehr viel besser akzeptiert, wenn man auf Arbeit zum Beispiel von psychischen Problemen in der Vergangenheit reden kann. Aktuelle Probleme heißt für den Arbeitgeber oftmals einfach nur die „Gefahr“ dass man nicht belastbar sein könnte und krankheitsbedingt ausfallen könnte. So zumindest mein Erleben.

    Daher ist es für mich selbst, bezogen auf mich selbst, tabu im Arbeitskontext von solchen Dingen zu reden. Auch wenn es das natürlich auch für alle anderen betroffenen schwerer macht. Und ich bewundere jeden der es schafft offener damit umgehen zu können wie ich selbst.

    "Sometimes I remember the darkness of my past
    Bringing back these memories I wish I didn't have
    Sometimes I think of letting go and never looking back
    And never moving forward so there'd never be a past
    "
    (Linkin Park - Easier to run)

  • Deidre

    Du sprichst da etwas mit deinem Ausgangspost aus, was ein Teil von mir mit der Zeit so erlebt hat, indem, dass die physische Existenz einst nicht ausgelöscht wurde.

    Vergleiche habe "ich" auch noch durch Fälle, wo sich Leute für den Tod entschieden haben

    Da kommen hin und wieder Gedanken auf, was ist in der Zwischenzeit alles passiert, was haben die nicht mehr gesehen - manchmal auch als die schlichte klassische Frage "Was würde der dazu meinen?".

    Nimmt man das alles zusammen... kommt unter dem Strich so etwas heraus wie "es ist doch ganz gut, dass es mich irgendwann gab und dass dieser Pfad beendet wurde".

    Umgekehrt kann man schließlich auch sehen, was das Dramatisieren von bestimmten Dingen in der Vergangenheit gebracht hat, wie viel davon noch gesprochen wird, wie wenig es noch Thema ist. Im Prinzip kommt da der Effekt auf "umsonst gestorben".

    Und das wäre im "eigenen" Fall dann auch so gewesen.


    Nein... auch wenn die Probleme nicht weniger werden und teilweise immer noch dieselben Fragen unbeantwortet da liegen, bzw. Problematiken ungelöst da liegen, aber - selbst nicht mal mehr alles andere erleben zu können, sich auch nicht mehr weiterbilden zu können und dazulernen zu können, das wäre irgendwo doch eine schreckliche Vorstellung.

  • Amalthea Freut mich sehr, dass es dir Mut macht denn genau das war mein Ziel! Ich weiß ja selbst, dass sich nichts mit einem "es wird schon wieder" oder "lass den Kopf nicht hängen" so leicht ändert aber wenn man irgendwie noch die Kraft dazu findet weiterzumachen dann ist das schon komplett genug für den Augenblick. Viele von uns haben so unrealistisch hohe Erwartungen an sich, ich hab echt das Gefühl dass mich das damals am meisten gebremst hat. Das Gefühl, dass kein Fortschritt "gut genug" ist. Aber jeder Fortschritt ist bedeutend, sei er noch so klein


    Misa Vielen Dank! :) wünsche dir auch alles Liebe


    Tankist Du hast das total auf den Punkt gebracht, danke dafür! Das beschreibt genau das was ich meine. Selbst wenn da kaum noch ein Lebenswille vorhanden ist kann man immer versuchen an dem Gedanken festzuhalten, dass die Zukunft ungewiss ist und es sehr wahrscheinlich ist, dass einem viele Dinge entgehen werden wenn man den Schlusstrich zu früh zieht

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