Das war eine große Überraschung. Ich habe mir vorhin die Beiträge von damals durchgelesen und kann mir überhaupt nicht mehr vorstellen mal so hoffnungslos gewesen zu sein. Ich litt sehr lange und unheimlich starken Depressionen, SVV und Suizidalität. In den letzten Jahren hat sich so viel geändert und ich hätte es niemals mitbekommen wenn ich mich damals umgebracht hätte. Ich weiß wie furchtbar schwierig es für alle Betroffenen ist sich vorzustellen, dass es irgendwann mal besser wird aber ich kann aus Erfahrung sagen: Es ist durchaus möglich und kann total unerwartet passieren. Mein Leben ist immer noch nicht perfekt aber ich gebe mir selbst nicht mehr die Schuld an den Umständen. Alles was mir als Kind wiederfahren ist war nie meine Schuld, ich konnte es nur leider nicht sehen. Es macht mich heute traurig, dass ich so lange voller Hass mir selbst gegenüber gelebt habe..dabei mache ich mir trotzdem keine Vorwürfe. Ich war krank, einsam und am Ende so wie viele andere Menschen auch.
Ich will allen Betroffenen einfach mal von Außen Mut machen. Ich werde nicht lügen und sagen, dass das Leben perfekt wird aber es ist möglich mit seiner Erkrankung zu leben und dieses Leben auch als lebenswert zu empfinden. Klar, man wird öfter mal schlechte Tage haben und anderen erklären müssen warum diese etwas "schlimmer" sind als die von anderen Menschen aber am Ende zählt auch nur der persönliche Fortschritt, sich mit anderen zu vergleichen die im Leben nicht so viel durchmachen mussten ist der falsche Ansatz. Was die Liebe angeht habe ich selbst noch massive Probleme aber selbst daran versuche ich mit viel Geduld zu arbeiten. Man kann nicht von heute auf morgen erwarten, dass man anderen Menschen vertraut nachdem man sein ganzes Leben lang Vertrauensprobleme hatte. Genau so sieht es auch aus mit allen anderen psychischen Erkrankungen..von heute auf morgen kann man sogar mit der größten Willenstärke nichts ändern und dafür sollte man sich nicht bestrafen. Es ist ein sehr langer und auch anstrengender Prozess der auch unheimlich wehtun kann. Ich hab das Gefühl, dass man von solche positiven Erfahrungen und Ausgängen sehr selten hört, da die Betroffenen eher von der Bildfläche verschwinden und so tun als wären sie nie erkrankt gewesen.
Was ich mit diesem Beitrag sagen möchte: Es gibt kein einheitliches Rezept für Glück oder einen Plan den man schrittweise befolgt damit es einem besser geht. Selbst Therapie kann einem nur bedingt helfen. Wichtig ist, dass man immer weiterkämpft sogar wenn es absolut aussichtslos erscheint. Irgendwann wird man es sich selbst danken, dass man nicht aufgegeben hat. Ich wünsche den Betroffenen hier alles Liebe und ich habe mir vorgenommen trotzdem hier zu bleiben um meine Erfahrungen hier und da zu teilen, zumal ich immer noch wie gesagt mit ein paar Problemchen zu ringen habe.
Ganz liebe Grüße