Angst vor der Zukunft

  • Es stand für mich eigentlich schon lange fest, dass ich gerne im sozialen Bereich arbeiten möchte. Ich fand das Lehramt, Soziale Arbeit oder Psychologie immer sehr anziehend und hatte auch in den meisten meiner Praktika in diesen Bereichen großen Spaß und habe auch Lob bekommen.

    Ich glaube, eine meiner großen Stärken ist es, mich in die Gefühle anderer Menschen hinein zu versetzen und sie und mich selbst zu reflektieren.

    Früher konnte ich das nie als Stärke ansehen, heute weiß ich, wie wichtig mir diese Eigenschaft auch bei meinem Gegenüber ist.

    Allerdings merke ich in meinem Studium zunehmend, wie sehr mich die Inhalte und die vorstehenden Praktika triggern.

    Ich werde schnell traurig, erinnere mich an meine eigene Vergangenheit, habe zu viel Mitgefühl oder fast schon Mitleid mit den Leuten. Mich regt die Ungerechtigkeit, die manchen Menschen widerfährt stark auf.

    Die vielen Menschen um mich herum werden mir schnell zu viel und ich habe die Sehnsucht nach Ruhe und Stille.

    Eigentlich möchte ich anderen Menschen helfen und etwas positives zur Gesellschaft beitragen, aber ich fühle mich dazu immer weniger in der Lage dazu.

    Jetzt frage ich mich, ob das momentan nur eine Phase ist, die nach ausreichender Therapie vorbeigeht oder ob ich doch nicht ausreichend Stärke für diesen doch sehr fordernden Bereich besitze?

    Eine Alternative wäre für mich eine Buchhandlung oder ein Tierheim.

    Der soziale Bereich hat mir aber eigentlich in der Vergangenheit oft viel Freude bereitet und ich konnte auch Bestätigung daraus ziehen..die jetzt aufkommenden Zweifel machen mir Angst.

  • Ich kann verstehen wie du dich fühlst,weil es mir in meinem Beruf oft ähnlich geht.


    Du musst aber das positive sehen,durch eigene schlechte Erfahrungen,kann man auch viel Empathie entwickeln und damit auch anderen Menschen helfen,womit ich nun nicht unbedingt medizinische Behandlung meine.


    Als ich vor einigen Wochen einen Patienten hatte,der auf Grund einer Krebsdiagnose psychisch am Ende war und von Suizid geredet hat,konnte ich mich zumindest teilweise in seine Situation hineinversetzen und wusste wie er sich fühlen muss,wenn man psychisch so am Ende und verzweifelt ist und habe demenstprechend so versucht zu reagieren,wie ich es mir selbst gewünscht habe,wenn ich in solchen Phasen war und konnte dadurch einiges bei ihm erreichen.


    Ich nutze also meine eigenen Erfahrungen und Empfindungen dazu,anderen Menschen zu helfen und das ist was positives,weil man auch oft dafür positives Feedback bekommt. :daumenhoch:

  • Hey NMI, ich kann das gut nachvollziehen, Deine Angst, Dich zu überfordern, gleichzeitige etwas wirklich sinnvolles tun zu wollen.

    Mein erstes Studium habe ich (unter anderem) deshalb abgebrochen, weil mir das alles viel zu nahe ging. Ich habe dann etwas ganz anderes studiert,

    wollte auf keinen Fall mehr in einen menschennahen Beruf, hab viel Therapie gemacht,

    habe dort auch verstanden, dass andere mir eingepflanzt hatten, dass ich eh nur eine Daseinsberechtigung habe, wenn ich mich irgendwo aufopfere.


    Weil ich in der Klemme war, bin ich nach einigen Jahren doch in einem sozialen Beruf gelandet, und siehe da: es klappte, ich war stabil, wusste mehr, wer ich bin und was ich kann.

    Mir ist wichtig, dass ich mit Menschen arbeiten darf, die das gerne wollen, sich darauf freuen. Das gibt mir wirklich viel.

    Vor allem, da ich keine Privat- Kontakte pflege.

    In der Arbeit hab ich eine feste Rolle, ich fühle mich nicht als "ich" angreifbar, das ist wichtig für mich, dadurch kann ich mich auch besser distanzieren.


    Was ich sagen will: wenn es Dich jetzt emotional überfordert, heißt nicht, dass das immer so bleiben wird, gib Dir Zeit, das wachsen u lassen, was Du als inneres Rückgrat dafür brauchst!

  • NMI


    Fühle deine Text zu 100% …

    Hätte von mir sein können ….


    Habe mich jetzt aber erstmal gegen den sozialen Bereich entscheiden , aus vielen der von dir genannten Problemen /Gründe .:.


    Aber generell würde ich es nicht ausschließen , sondern eher so nach hinten verschieben ….


    (Also zeitlich …

    Ich meine es ist nicht zu spät das später mal zu machen …

    Wichtig ist halt dass du so bisschen in dir selbst ruhst , also halt was positives Hast damit du aus dir selbst schöpfen kannst …


    Bringt ja auch nichts wenn es dich nur belastet oder zumindest merklich …

    Das überträgt sich dann auch auf dein Klientel)



    Hoffe dass ich ein bisschen mit meiner Antwort helfen konnte …


    Und hoffe du schließt das Soziale/deinen Wunsch nicht aus , nur weil es gerade vielleicht der falsche Zeitpunkt/Abschnitt ist


    LG

    Sternachen

  • Ich kann deine Ansätze gut nachvollziehen, weil es mir unter anderen Grundbedingungen ähnlich ging...bis ich schließlich irgendwann in einer Ausbildung im sozialen Bereich gelandet bin.

    Die Ausbildung war super und ich habe auch gemerkt, dass meine halbwegs ausgebauten Fähigkeiten zur Empathie hier sinnvoll genutzt sind und ich auch endlich das Gefühl hatte, was für die Gesellschaft zu tun und damit einen Sinn hatte, den ich sonst immer gesucht hatte.

    Aber ich muss auch sagen, dass, nach meiner Ausbildung, die Arbeit in der Kita an sich mich nur schwer erfüllt und im Nachhinein mehr Stress dazu kam. Es ist oft extrem schwer für mich manche Dinge nicht mit nach Hause zu nehmen oder einfach abzuschalten und mal durchzuatmen.


    Wie du ja schon selbst schreibst, gibt es viele Situationen, die einen an Grenzen bringen und oftmals gibt es dafür kein direktes Danke (je nachdem wo du arbeitest) und nichts ähnliches, sodass das Gefühl des "Gesellschaflichen Nutzens" nicht mehr oder zumindest selten gegeben ist, es brauch da mehr die eigene Reflektion, das Gute zu erkennen und wieso "ich" mitgewirkt habe.

    Die sozialen Berufe können dir sehr viel geben und dich erfüllen, gerade dann, wenn du viel Empathie hast, aber du musst es eher selbst erkennen und für dich annehmen, denn ansonsten kann dich so manche Schattenseite (so wie auch in all den anderen Berufen) auch schnell zu Boden werfen.


    Wenn du in Behandlung bist, kannst du es ja eventuell gemeinsam absprechen, wie stark dich gewisse Sachen dabei genau belasten, um die Vor- und Nachteile abzuwägen.


    Ich kann dein Problem zwar sehr gut nachvollziehen aus eigenen Zweifeln und auch wenn es sich bei mir eher negativ anhört, so kann es sich für dich auch sehr positiv entwickeln! Aus meiner Sicht ist es von großer Bedeutung, wie gut du Kraft aus Situationen ziehen kannst bzw. diese nicht nur negativ sondern auch positiv reflektieren kannst und dadurch immer was positives mitnimmst, was dich stärkt und dich in der sozialen Arbeit weiterbringt. (Ich arbeite auch immer noch daran diese Fähigkeit weiter zu entwickeln, also es ist so oder so nicht leicht^^)

    Perhaps it will come - perhaps not.

    Its all the same to a person who knows that everything is unnecessary!


    Tove Jansson - Comet in Moominland

  • Es tut sehr gut, eure Erfahrungen zu hören! Ich danke euch und finde es schön, dass ihr aus eurer eigenen leidvollen Geschichte etwas positives machen konntet.

    Genau das will ich auch. Ich möchte, dass ich aus meinen Erfahrungen etwas Gutes ziehen kann, aber alles strengt mich so dermaßen an. Es wird mir momentan alles zu viel und ich würde mich gerne aufs Land verkriechen und keine Menschen mehr sehen..

    Vielleicht ändert sich das mit der Zeit wieder.

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