Erfahrungen mit gesetzlichen Betreuern

  • Ich stehe gerade vor der schweren Entscheidung, für ein Familienmitglied einen gesetzlichen Betreuer zu beantragen.

    Bisher habe ich alles geregelt, aber es wird zu viel, ich kann nicht mehr, und muss dringend etwas abgeben.

    Nun habe ich aber auch schon öfter gehört, dass Betreuer ihre Betreuten unwürdig behandeln, ihre eigenen Wünsche gar keine Rolle mehr spielen, dass die Betreuung nicht gut läuft.

    Hat hier jemand einen gesetzlichen Betreuer oder kennt jemanden und würde seine Erfahrungen berichten?

    Liebe Grüsse und Danke!

  • habe leider sehr schlechte Erfahrungen mit gesetzlicher Betreuung gemacht. Gehe jedoch wirklich nicht davon aus, dass das jedem passieren muss und kenne durchaus Menschen, die sich gesetzlich gut betreut fühlen.

    Es ist gut, wenn du auf deine Grenzen achtest und da vielleicht auch ein stückweit Objektivität mit rein bekommst von außen, indem du einen Aufgabenkreis an jemanden abgibst, der das routinemäßig macht. Könnte mir jedenfalls vorstellen, dass es beiden Seiten mit einer Entscheidung dafür evtl auch besser (er-)gehen kann...

    Vielleicht vorab nochmal ein wenig umfangreicher über die Fakten informieren, um die eigenen Rechte zu kennen und dementsprechend die Arbeit eines gesetzlichen Betreuers von Anfang an eher aufmerksam und kritisch zu verfolgen, sodass ggf. im ungünstigsten Fall auch schnell eingegriffen werden kann.


    Wenn du Fragen hast, so kannst du sie jederzeit gerne stellen; werde versuchen, sie dir zu beantworten.



    Alles Liebe

    und

    viel Kraft

    für

    Dich! 🍀

    I keep it all inside

    because I’d rather

    the pain destroy me

    than everyone else.

  • Meine Großtante hatte einen. Er stand allerdings immer mit meiner Tante in Verbindung. Da war die Zusammenarbeit gut. Ich denke aber auch, dass das auch auf den/die gesetzenliche/n Betreuer/in ankommt. Wiefern da noch auf die lebenden Angehörigen geachtet wird. Es kommt da auch drauf an, wieso, weshalb, warum die Betreuung sein muss. Und wie da das Verhältnis zwischen einem war vorher. Könnten ja auch schwierige Verhältnisse sein, aufgrund von Erkrankungen zum Beispiel. Da muss man immer schauen. Aber vielleicht kann man dann als Angehörige ja dann auch intervenieren, wenn man der Meinung ist, dass die zu betreuende Person nicht ordnungsgemäß betreut wird. Das ist bestimmt möglich. Einen Freifahrtschein haben gesetzliche Betreuer ja nun auch nicht.

    Die Therapie braucht uns, damit die Welt uns versteht. Und dadurch die Welt offener werden kann. Wir können die Welt nach vorne bringen. Die Welt kann uns nicht nach vorne bringen.

    (Axel)


    Ohne zu wissen, dass die Zeit gekommen ist, wirst du mich eines Tages nicht mehr wiedersehen.
    (Unbekannt)


    Begrenzt ist das Leben, unendlich die Ewigkeit.

    (Spruch vom Floristen)


    Der Kummer, der nicht spricht,

    nagt am Herzen, bis es bricht.

    (William Shakespeare)

  • Ein naher Verwandter von mir hat einen Betreuer. Es ist ein Sozialpädagoge, theoretisch könnte er aber auch ein Anwalt sein oder aus einer völlig anderen Berufssparte kommen.


    Der Verwandte ist sehr zufrieden und kommt gut mit ihm aus.


    Er behandelt seinen Schützling mit Respekt und begegnet ihm auf Augenhöhe.


    Ich habe den Betreuer vor Corona insgesamt zweimal getroffen und ab und zu ruft er hier an, wenn es wichtige Dinge zu besprechen gibt.


    Zum Beispiel war mal die Frage durch das zuständige Sozialamt, ob ich für den Angehörigen unterhaltspflichtig bin, was ich natürlich nicht bin/sein kann, weil ich selbst nur sehr wenig habe. Zum Glück konnte der Betreuer auch diese Frage mit dem Amt klären.


    Ich bin sehr froh, dass er sich um ihn kümmert, da ich das nicht schaffen würde.


    Früher war das noch anders, aber irgendwann wuchsen mir seine Schwierigkeiten über den Kopf.


    Der Betreuer, mein Verwandter und ich haben die Entscheidung bisher zu keinem Zeitpunkt bereut.


    Man muss jedoch auch sehen, dass es sein kann, dass man jmd. als Betreuer bekommt, mit dem man gar nicht auskommt.


    Und es gab ja auch schon Skandale über Veruntreuung von Geldern etc.


    Ich glaube, wäre ich nochmal in der Situation, würde ich für mich überlegen, ob nicht jemand, den ich schon gut und lange kenne, seine Betreuung übernehmen kann.

    Vielleicht bietet das ja mehr Sicherheit als wenn eine fremde Person dafür ausgewählt wird.


    Wir hatte Glück mit demjenigen - aber es hätte natürlich auch gewaltig schief gehen können.

  • Ich habe sehr gute Erfahrungen. Ich bin nicht bei einem der es privat macht, sondern bei einem Betreuungsverein.

    Dort gibt es eine Sekretärin die ich immer erreichen kann und auch schon viel klären. Sehr angenehm.

    Am schönsten war der Moment am Anfang als ich meine 3 Tüten Post abgegeben habe. Allgemein hat mir die Entlastung so extrem geholfen.

    Momentan läuft er nur noch mehr als Backup falls es brennt.

    Ich hatte nie Probleme mit Erreichbarkeit oder ähnlichem. Er half mir auch oft aus der Tinte.

    "Freundschaft bedeutet wenig wenn diese nur bequem ist!"

  • Hatten schon 3 Betreuer und alle waren bzw. sind gut.


    1. Rente

    2. war durch Umzug in andere Stadt nicht mehr zuständig

    3. (aktuelle) ist fachlich und menschlich wie die anderen beiden 1A.


    Liegt vielleicht auch daran das man nur mit Profitanten arbeitet dir fachlich und menschlich 1A sind. Denn sonst eskaliert es hier.


    15 Jahre Betreutes Wohnen können da auch andere Geschichten erzählen. Wenn man mit Profis zusammenarbeitet in diesen Bereich(en) muß es rocken, sonst knallt es ganz schnell.


    Es reicht schon wenn der Nachbar Müll ist oder Vermieter oder oder da brauch ich nicht auch noch Profitanten als Betreuer die Feinde sind und das muß man klar stellen. Dann klappts.

  • Also keine Ahnung ob das noch aktuell ist hier oder nicht..

    Ich hab eine seit ein paar Monaten und es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Gut, wahrscheinlich kommt es auch immer darauf an wen man bekommt.. Meine passt wie die Faust aufs Auge. und sie bestimmt nun nicht mein Leben oder so, sie hilft mir wo es nötig ist.

    Wenn ich "mist" gemacht habe, sagt sie mir das ehrlich und das war mir sehr wichtig..

    Meine Betreuerin ist auch Berufsbetreurin in einem kleinen Büro und macht das halt als Job und nicht nur nebenbei. Vorher hat sie in einem betreuten Wohnen gearbeitet.. was die Sache glaube ich um vieles leichter macht.

    „Ich lebte nur in meinem eigenen Kopf und verlor am Ende darüber den Verstand.“

    — Edgar Allan Poe




  • Pain sehr gern. Ich drücke die die Daumen, dass du auch so Glück haben wirst :) Jetzt warte ich nur noch auf die Bewilligung des Antrages für das Ambulant betreute Wohnen.... hoffe, da läuft es dann auch so gut

    „Ich lebte nur in meinem eigenen Kopf und verlor am Ende darüber den Verstand.“

    — Edgar Allan Poe




  • Wie lange hat es denn bei Euch von Antrag bis Beginn gedauert?


    Im Moment scheitere ich schon an der Beratungsstelle, da sie nicht auf meine Email-Anfrage für einen Termin antworten. Telefonisch habe ich es aber auch nie probiert bisher, auch weil so viele andere Themen beim ABW anstehen ständig.

    Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird. (Goethe)

  • Moon Der Antrag wurde im Februar letzten Jahres gestellt und ab Ende September war dann die gesetzliche Betreuung. Hier hatte es so lange gedauert, weil der Gutachter (war der eigene Facharzt Neurologie/Psychiatrie) so lange mit seinem Gutachten hat warten lassen. Mitte April war der Termin bei ihm extra für das Gutachten, Ende Juni hatte er stolz erklärt gehabt, das Gutachten schon aufs Diktiergerät gesprochen zu haben. Aber erst Ende August hatte er es fertig geschrieben gehabt. Da muss allerdings hinzugefügt werden: es ist bei ihm bekannt, dass er für solche Sachen lange braucht.

    Die Schnelligkeit hängt an folgenden Sachen fest nach Erfahrung: Auslastung der Betreuungsgerichte und wie schnell der Gutachter mit Termin + mit der Fertigstellung des Gutachtens ist. Danach hängt dann halt alles am Betreuungsgericht.


    An deiner Stelle würde wohl ein Anruf bei der Betreuungsstelle extrem helfen. Damit die auch zurande kommen. Vielleicht kann deine ambulante Betreuung ja da unterstützen?


    Viel Erfolg

    Die Therapie braucht uns, damit die Welt uns versteht. Und dadurch die Welt offener werden kann. Wir können die Welt nach vorne bringen. Die Welt kann uns nicht nach vorne bringen.

    (Axel)


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  • Moon bei m ir ging das fix Antrag im Januar diesen Jahres gestellt und im Februar hatte ich sie schon :) innerhalb eines Monats hatte ich das Gutachten und den Termin am Amtsgericht. war alles mit Dringlichkeitsvermerk

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    — Edgar Allan Poe




  • Traumchaos und Shinigami33 vielen Dank für Eure Erfahrungen, ich werde mich da morgen mit der ABW hinterhängen.

    Wird der Gutachter vom Gericht bestimmt oder kann man bspw eigenen Psychiater vorschlagen?


    Ich muss mich um so viel kümmern, kriege vieles auf die Reihe und gleichzeitig so vieles nicht und habe das Gefühl, dass wir das ABW oft nicht effektiv genug nutzen. War auch jetzt nochmal Gespräch und sie muss da konsequenter sein.

    Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird. (Goethe)

  • Hm .. bei mir war das eine Amtsärztin vom Gesundheitsamt ( die mit dem Psychiatrischen Dienst zusammenarbeitet ) ein Notfall Besuch bei mir zu Hause. die hatten das auch dann alles in die Wege geleitet, ich musste mich da um nichts kümmern.

    Aber ich glaube, das Gutachten kann auch ein Psychiater schreiben .. vielleicht sogar ein Neurologe. oder Hausarzt da bin ich nicht sicher.


    Gericht war eigentlich nur pro forma.. hat keine 5 Minuten gedauert. Wahrscheinlich ging das so fix, weil es ja mein "freier" Wunsch war eine Betreuerin zu bekommen. Dauert bestimmt länger wenns "zwangsanordnung" oder so ist.

    „Ich lebte nur in meinem eigenen Kopf und verlor am Ende darüber den Verstand.“

    — Edgar Allan Poe




  • Moon Das Gericht bestellt einen Gutachter. Du kannst, glaube ich, lediglich den Wunsch äußern, ob Gutachter männlich oder weiblich sein soll. Ärztliche Unterlagen müssen glaube ich ohnehin eingereicht werden.

    Wenn ich meinen Psychiater richtig verstanden habe, kann und darf nicht jeder Facharzt ein gerichtliches Gutachten schreiben. Zu mir meinte er, er hätte schon viele Jahre keine mehr geschrieben gehabt, weil er diese abgelehnt hatte aus zeitlichen Gründen. Als bei ihm dann der Brief mit der Bitte um ein Gutachten erhalten hatte, hatte er es angenommen, weil „ohnehin Patient bei ihm und weil er es befürwortet hatte“.


    Beim Gericht selber wirst du gefragt, ob du es selber auch möchtest. Ist eigentlich dann nur pro Forma. Geht wirklich sehr schnell dort. Die gesetzliche Betreuung wird dann ebenfalls dabei sein, weil diese auch ihre Zustimmung geben muss. Aber das ist auch nur pro Forma.


    Dazwischen kommt übrigens noch jemand, um mit dir zu reden und den Bedarf zu ermitteln. Wegen der Kostenübernahme auch. Aber wenn der Gutachter ohnehin sagt, das dieser es befürwortet, dann ist das auch nur für die Akten. Üblicher Behördenwahnsinn halt.

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    (Axel)


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