Die Geschichte von der Nixe Melusine

  • Es ergab sich vor sehr langer Zeit, dass ein junger Bursche am Ufer eines Baches saß. Er lauschte dem Plätschern des Wassers, als ihn ein lieblicher Gesang aus seinen Träumen riss. Zu seinen Füssen saß ein wunderbares Geschöpf, welches die Nixe Melusine war. Ihr Haar schimmerte golden in der Mittagssonne. Ihr Leib nur mit Schilf und Moos behangen, saß sie da und sang in einer Sprache die der Bursche zwar nicht verstand, die seine Sinne aber in ihren Bann zogen. Es war ein sehr trauriger Gesang. Denn Melusine wusste, der Tod war nah.
    Es hatte sich nämlich am Vortag ergeben, dass der grausame Nix und Vater von Melusine, einen Bann über sie aussprach. Weil sie die Zeit überschritt, die er ihr zugestanden hatte, um sich bei Tanz und Gesang mit den Burschen des Marktplatzes zu vergnügen. Es ist allgemein bekannt, dass Nixen so gerne tanzen und singen, dass sie alles um sich herum vergessen. Ihr Vater aber war ein grausamer Nix. Denn er war menschenfeindlich und wollte nicht länger ertragen, dass sich seine Tochter mit den Menschen verbindet. Darum achtete er streng darauf, dass die Stunde eingehalten wurde, die er ihr zum Besuch der Oberwelt gestattet hatte. Aber Melusine konnte sich von Tanz und Geliebten nicht trennen und überschritt so die ihr erlaubte Zeit. Schon auf dem Heimweg erahnte sie selbst ihr trauriges Ende und jammerte bitterlich, dass ihr Leben verwirkt sei. Es war seit ewig Brauch, dass wenn Milch aus dem Gewässer aufstieg, ihr das Leben geschenkt, wenn aber Blut aufstieg ihr Leben verwirkt war. So kam es auch, dass Blut als Zeichen ihres baldigen Todes aufstieg. Melusine fiel auf die Knie. Sie flehte und bettelte um ihr Leben. Aber ihr Vater erwies sich als sehr grausam. Grausamer noch, als sie es je für möglich gehalten hatte. Ihre Bitte weiterleben zu dürfen, wurde nur gewährt, wenn sie bereit war, einen Bann über sich ergehen zu lassen. Aus lauter Verzweiflung und Angst willigte Melusine zögernd ein. So sprach ihr grausamer Vater einen Bann über sie aus und riss ihr das Herz aus dem Leib. Der Zauber bewirkte, dass sie nur für zwölf Stunden ohne Herz leben konnte. Sie musste sich fortan ein neues suchen. Und wenn sie eines gefunden haben sollte und es benutzte, würde es wiederum nach zwölf Stunden sterben. Bis in alle Ewigkeit sollte sie immer auf der Suche nach einem neuen Herzen bleiben.
    Der junge Bursche ahnte von all dem nichts und ließ sich vom lieblichen und traurigen Gesang Melusines verzaubern. Ihre göttlichen Augen machten ihn willenlos. Immer näher und näher kroch sie auf ihn zu. Ihre Lippen suchten die seinen und ließen ihre Münder zu einem zärtlichen Kuss verschmelzen. Doch aus Zärtlichkeit entwuchs die Gier. Und Melusines Kuss wurde intensiver und eindringlicher. Immer fester drückte sie ihre zarten Lippen auf die seinen. Immer intensiver saugte sie an des Burschens Mund, bis diesem schließlich die Luft wegblieb. Willenlos musste er es über sich ergehen lassen. Hilflos ihren göttlichen Augen ausgeliefert, saugte sie ihm das Herz aus der Brust. So geschah es...So geschieht es...Tag für Tag...Nacht für Nacht...bis in alle Ewigkeit...
    Darum hütet euch vor verlassenen Bächen wenn die Uhr zwölf schlägt. Und solltet ihr Melusine begegnen, meidet ihre Blicke. Schaut nicht in ihre Augen. Nichts und Niemand kann ihren Blicken widerstehen. Wenn die Uhr zwölf schlägt. Am Tag, so wie in der Nacht...


    ~selena~


    ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥
    Nirgendwo war ich so glücklich, wie hier.
    Ich will nirgendwo lieber sein,
    war nirgendwo so allein,
    mit dir...
    ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥ ~ ~ ~ ♥

  • Wow...
    Sehr schön geschrieben, hat mich echt angesprochen
    Und sehr.. traurige Geschichte

    "Ich bin

    Ich bin wie ich bin

    Und ich hab' dich nicht drum gebeten, mich zu versteh'n!"

    ~Nachtmahr~

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