Gedichte...

  • Hier können wir Gedichte sammeln, die uns gefallen.
    Einige von meinen:



    Ich bin ein Stern
    (aus der Biografie von Inge Auerbacher, die das KZ als Kind überlebte)


    Sterne am Himmel, ein Stern auf der Brust.
    Mama, ich weiß, ich hab’s längst gewusst,
    Kein Zeichen der Schande ist er, mein Stern,
    Ich trag ihn mit Stolz, ich trage ihn gern.


    Ein Stern als Lohn, der höchste Preis,
    So war es immer, ja, Papa, ich weiß.
    Es ist mir egal, was die anderen sagen,
    Ich will ihn für mich und trotz allem tragen.
    Ich bin ein Stern.


    Wenn sie über mich lachen, wenn sie mich schelten,
    für mich soll der Stern etwas anderes gelten.
    Sie starren mich an, sie zeigen auf mich,
    sie sind ohne Stern, der Stern bin ich.


    Sie sind von Gott, die Sterne der Nacht.
    Auch mich, auch mich hat er gemacht.
    Weine nicht, Mama, hör mein Versprechen,
    Niemand wird meine Seele zerbrechen.
    Ich bin ein Stern.


    Inge Auerbacher




    ......


    An den Mond

    Füllest wieder Busch und Tal
    Still mit Nebelglanz,
    Lösest endlich auch einmal
    Meine Seele ganz;


    Breitest über mein Gefild
    Lindernd deinen Blick,
    Wie des Freundes Auge mild
    Über mein Geschick.


    Jeden Nachklang fühlt mein Herz
    Froh- und trüber Zeit,
    Wandle zwischen Freud' und Schmerz
    In der Einsamkeit.


    Fließe, fließe, lieber Fluß!
    Nimmer werd' ich froh;
    So verrauschte Scherz und Kuß
    Und die Treue so.


    Ich besaß es doch einmal,
    was so köstlich ist!
    Daß man doch zu seiner Qual
    Nimmer es vergißt!


    Rausche, Fluß, das Tal entlang,
    Ohne Rast und Ruh,
    Rausche, flüstre meinem Sang
    Melodien zu!


    Wenn du in der Winternacht
    Wütend überschwillst
    Oder um die Frühlingspracht
    Junger Knospen quillst.


    Selig, wer sich vor der Welt
    Ohne Haß verschließt,
    Einen Freund am Busen hält
    Und mit dem genießt,


    Was, von Menschen nicht gewußt
    Oder nicht bedacht,
    Durch das Labyrinth der Brust
    Wandelt in der Nacht.


    (Johann Wolfgang von Goethe)






    ...




    Der Panther


    Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
    Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    und hinter tausend Stäben keine Welt.


    Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
    der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
    ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
    in der betäubt ein großer Wille steht.


    Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
    sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
    geht durch der Glieder angespannte Stille -
    und hört im Herzen auf zu sein.



    (Rainer Maria Rilk)



    ...




    Ich trage dein Herz
    (deutsche Übersetzung)


    Ich trage Dein Herz bei mir.
    Ich trage es in meinem Herzen.


    Nie bin ich ohne es,
    Wohin ich auch gehe,
    gehst Du meine Teure.
    Und was auch nur von mir allein gemacht wird,
    ist dein Werk…mein Schatz.


    Ich fürchte kein Schicksal,
    weil Du mein Schicksal bist,mein Liebling.
    Ich will keine Welt,
    weil Du, meine Schöne,meine Welt bist.
    Du bist was der Mond immer bedeutet hat
    und was die Sonne immer singt.


    Meine Liebste,
    hier ist das tiefste Geheimnis um das keiner weiß.
    Hier ist die Wurzel der Wurzel-
    und die Knospe der Knospe-
    und der Himmel des Himmels,
    eines Baumes Namens Leben,
    der höher wächst als unsere Seele hoffen und unser Geist verstecken kann
    Das ist das Wunder,
    das den Himmel zusammen hält.


    Ich trage Dein Herz.
    Ich trage es in meinem Herzen.


    (E.E. Cummings)


    ....


    Was es ist


    Es ist Unsinn
    sagt die Vernunft

    Es ist was es ist
    sagt die Liebe


    Es ist Unglück
    sagt die Berechnung
    Es ist nichts als Schmerz
    sagt die Angst
    Es ist aussichtslos
    sagt die Einsicht
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe


    Es ist lächerlich
    sagt der Stolz
    Es ist leichtsinnig
    sagt die Vorsicht
    Es ist unmöglich
    sagt die Erfahrung
    Es ist was es ist
    sagt die Liebe


    (Erich Fried)


    ....


    Das Leben
    Das Leben ist verhüllt und verborgen,
    wie auch euer größeres Selbst verborgen
    und verhüllt ist.
    Aber wenn das Leben spricht,
    werden alle Winde Worte;
    und wenn es von neuem spricht,
    so wird das Lächeln auf euren Lippen
    und die Tränen in euren Aug' zum Wort.
    Wenn es singt , hören es die Tauben
    und sind ergriffen;
    und wenn es sich langsam nähert,
    sehen es die Blinden und sind entzückt
    und folgen ihm verwundert und erstaunt.


    Khalil Gibran (1883 - 1931)


    Stolper nicht über das, was hinter dir liegt.

  • Achtung! Trigger; Inzest und Missbrauch.



    Quelle

    “I hope you find someone who knows how to love you when you are sad.”


    - Nikita Gill

  • Das Spiel
    In schäbigen Sesseln frechgeschminkte Weiber,
    In deren Blick ein süsslich Lächeln girrt,
    Geziert bewegen sie die magren Leiber,
    Juwel und Gold an ihren Ohren klirrt.


    Am Spieltisch rings Gesichter fahl, verbissen.
    Zahnlose Kiefer, leichenblass der Mund,
    Zitternde Finger, hin und her gerissen,
    Fiebrisch durchwühlend leerer Taschen Grund.


    Am schmutzigen Plafond die bleichen Lichter
    Erhellen nur mit einer trüben Glut
    Die finstren Stirnen der berühmten Dichter,
    Die hier vergeuden ihren Schweiss, ihr Blut.


    Dies ist das schwarze Bild, das oft in Träumen
    Vor meinem klaren Blick mich selbst enthüllt,
    Ich seh' mich stumm und kalt in schmutzigen Räumen
    Die Arme aufgestützt, von Neid erfüllt.


    Voll Neid auf dieser Männer zähe Triebe,
    Auf dieser Weiber finstre Lustigkeit,
    Die schamlos hier verkaufen ihre Liebe
    Und eines alten Ruhms Unsterblichkeit.


    Wirr schreck' ich auf. – Wie könnt' ich sie beneiden,
    Die 's in den Abgrund reisst mit blinder Wut,
    Die lieber Qualen als den Tod erleiden
    Und lieber als das Nichts der Hölle Glut.


    Charles Baudelaire



    Ein Aas



    Denkst du daran, mein Lieb, was jenen Sommermorgen
    Wir sahn im Sonnenschein?
    Es war ein schändlich Aas, am Wegrand kaum geborgen
    Auf Sand und Kieselstein.


    Die Beine hochgestreckt nach Art lüsterner Frauen,
    Von heissen Giften voll
    Liess es ganz ohne Scham und frech den Leib uns schauen,
    Dem ekler Dunst entquoll.


    Die Sonne brannte so auf dies verfaulte Leben,
    Als koche sie es gar
    Und wolle der Natur in hundert Teilen geben,
    Was sie als eins gebar.


    Der Himmel blickte still auf dies Gefaule nieder,
    Wie er auf Blumen schaut.
    So furchtbar war der Dunst, dir schauderten die Glieder
    Von Ekel wild durchgraut.


    Die Fliegen hörten wir summend das Aas umstreichen
    Und sahn das schwarze Heer
    Der Larven dichtgedrängt den faulen Leib beschleichen,
    Wie ein dickflüssig Meer.


    Und alles stieg und fiel aufsprudelnd, vorwärtsquellend
    Nach Meereswogen Art,
    Fast schien's, als ob dem Leib, von fremdem Leben schwellend,
    Tausendfach Leben ward.


    Und seltsame Musik drang uns von da entgegen,
    Wie Wind und Wasser singt,
    Wie Korn, das in dem Sieb mit rhythmischem Bewegen
    Die Hand des Landmanns schwingt.


    Die Formen ausgelöscht wie Träume und Legenden,
    Entwürfe stümperhaft,
    Die halbverwischt die Hand des Künstlers muss vollenden
    Aus der Erinnrung Kraft.


    Und eine Hündin lief unruhig dort hinterm Steine,
    Uns traf ihr böser Blick,
    Erspähend den Moment, zu reissen vom Gebeine
    Das aufgegebne Stück. –


    Und doch wirst einstmals du dem grausen Schmutz hier gleichen,
    Dem Kehricht ekelhaft,
    Du meiner Augen Licht, du Sonne ohnegleichen,
    Stern meiner Leidenschaft.


    Ja, so wirst du dereinst, o Königin der Güte,
    Nach letzter Ölung sein,
    Wenn du verwesend liegst tief unter Gras und Blüte
    Bei schimmelndem Gebein.


    Dann, Schönheit, sag' dem Wurm, der dich zerfleischt mit Küssen,
    Wie treu ich sie gewahrt
    Die Göttlichkeit des Wesens, das zersetzt, zerrissen
    Von meiner Liebe ward.


    Das Gift
    Der Wein verwandelt oft die schmutzigsten Spelunken
    In Schlösser voller Märchenpracht,
    Und Säulenhallen er vor uns erstehen macht
    Aus rotem Dunst und goldnen Funken,
    Wie eine Sonne, die versinkt in Nebelnacht.


    Das Opium weitet aus, was ohne Grenz' und Schranken,
    Es dehnt die Unermesslichkeit,
    Es höhlt der Wollust Rausch, vertieft das Meer der Zeit,
    Und mit Genüssen, schwarzen, kranken
    Macht es die Seele übervoll und weit.


    Nichts aber gleicht dem Gift aus deinen grünen Augen,
    Den tiefen Seen, drin gramerfüllt,
    Verzerrt und zitternd malt sich meiner Seele Bild,
    Aus denen durstige Träume saugen
    Die tiefe Bitternis, die Qualen weckt und stillt.


    Nichts aber gleicht dem Gift, dem Gift von deinem Munde,
    Das in mir wühlt und mich verzehrt,
    Die Reue tötet und schamlos Vergessen lehrt,
    Den Wahnsinn träufelt in die Wunde
    Und mit dem irren Geist taumelnd zur Hölle fährt.


    Charles Baudelaire

    Wenn du einen Menschen richtig kennenlernen und etwas über sein innerstes Wesen in Erfahrung bringen willst, so mach dir nicht erst die Mühe zu analysieren, wie er spricht, schweigt, weint oder von hehren Gedanken ergriffen wird. Du brauchst ihn bloß beim Lachen zu beobachten. Hat er ein gutes Lachen, ist er ein guter Mensch.



    Dostojewski

  • Einsame Nacht



    Die ihr meine Brüder seid,
    Arme Menschen nah und ferne,
    Die ihr im Bezirk der Sterne
    Tröstung träumet eurem Leid,
    Die ihr wortelos gefaltet
    In die blass gestirnte Nacht
    Schmale Dulderhände haltet,
    Die ihr leidet, die ihr wacht,
    Arme, irrende Gemeinde,
    Schiffer ohne Stern und Glück -
    Fremde, dennoch mir Vereinte,
    Gebt mir meinen Gruß zurück.


    Hermann Hesse

    Es ist sinnlos, dem Schicksal zu grollen,
    denn es nimmt keine Klagen an.
    Marc Aurel

  • Vebrannte Existenz
    Wenn Feuer fällt von oben auf uns herab,
    kommen wir nicht ins Grab.
    Wir brennen, brennen unser ganzes Leben lang,
    bis wir nach oben schweben.
    Ein teil der Menscheit wird nur von einen Funken getroffen.
    Sie sterben sofort,
    doch es gibt ein Ort wo sie überleben und nach Hoffnung streben.
    Sehr wenige wissen das sie brennen,
    und wollen zum löschen rennen.
    Nur einige von vielen wissen wie es aufhört zu brennen,
    weil sie den Tod schon kennen.


    (is von mir)

    ...

  • Neben all den täglichen Aufgaben.

    Zwischen austeilen, einstecken, verstecken.

    Neben all der Gewohnheit.

    Zwischen Ausbruch und Freiheit.

    Neben all der Lautstärke.

    Zwischen Ruhe und Schweigen.

    Neben Optimist und Herz.

    Zwischen Kampf, Kraft und Stärke.

    Neben Selbstbewusstsein, Sorgenfalten und Defiziten.

    Zwischen Aufgabe und Stolz.

    Neben Recht und Vorurteil.

    Zwischen Unrecht und Vertrauensvorschuss.

    Neben Sieg und Niederlage.

    Zwischen im Dreck liegen und der Möglichkeit wieder aufzustehen.

    Neben Elternabenden und Sportvereinen.

    Zwischen Wocheneinkauf und Rechnungen.

    Neben Geburtstagen und Ausflügen.

    Zwischen kindlichen Abenteuern und Fragen.

    Neben Freude und Leid.

    Zwischen Mensch sein und Fehlern machen.

    Neben lernen und enttäuschen.

    Zwischen Chancen geben und Wegen ebnen.

    Neben loslassen und festhalten.

    Zwischen Facebook und dem IST Zustand.

    Neben kommen und gehen.

    Zwischen Eifersucht, Neid und Ehrlichkeit.

    Neben Vorbild und vertauschten Rollen.

    Zwischen Mama, Frau und Ich sein.

    Neben atmen und leben.

    Zwischen Begegnungen und Halt.


    ... Fühl ich mich einsam neben mir...


    Netzfund von Mrs. Spieltrieb

    Spiegelungen einer anderen Zeit, sind in meine Gedanken gemalt, in mein Herz geschrieben und für immer in meiner Seele
    Michael Traveler aus Reflections

    "Was haben Sie denn in Ihrem Leben schon groß auf die Beine gestellt?" "MICH ! Immer wieder"

    *Netzfund*

  • Lass mich das Pochen deines Herzens spüren,
    Daß ich nicht höre, wie das meine schlägt.
    Tu vor mir auf all die geheimen Türen,
    Da sich ein Riegel vor die meinen legt.


    Ich kann es, Liebster, nicht im Wort bekennen,
    Und meine Tränen bleiben ungeweint,
    Die Macht, die uns von Anbeginn vereint,
    Wird uns am letzten aller Tage trennen.


    All meinen Schmerz ertränke ich in Küssen.
    All mein Geheimnis trag ich wie ein Kind.
    Ich bin ein Blatt, zu früh vom Baum gerissen.

    Ob alle Liebenden so einsam sind?


    Mascha Kaleko

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