Gibt es noch eine echte Szene?

  • (...) teilweise wurde man auch mit Emos oder Satanisten zusammen in einen Topf geworden. Nicht das ich gegen diese Szenen was hätte oder so, aber es gab halt irgendwie keine wirklichen Szenen mehr und auf andere wirkte man nur befremdlich, glaube ich.

    Vor allem nach Ruda wurde man mit Undercut, schwarzen Haaren etc. für einen Satanisten gehalten, wie mir oft draußen gut hörbar bestätigt wurde.

    Bis auf die Punkte "Cybers" und "Techno" stimme ich dir zu. Cybers wurden und werden zwar als Spaß- und nichternstzunehmende Gruppierung innerhalb der Szene wahrgenommen, aber es gab durchaus auch meiner Meinung nach bereichendernde Cyberprojekte. Was den Technoeinfluss angeht, bin ich absolut begeistert davon. Techno muss nicht gleich Kommerz sein. Allerdings wiederum ist die Schwarze Szene wie alle anderen Szenen von Langeweile, Nonindividualität und Kommerz durchsetzt.

    Nicht falsch verstehen, das war zum Teil auch eine Zustandsbeschreibung aus meiner Sicht. Als Musiker hab ich selbst eine Zeit lang Dark Techno und Industrial fabriziert, ein sehr guter Freund von mir rannte mit Schweißerbrille durch die Gegend und ich fand's vielleicht etwas seltsam, aber: live and let live. Der Mensch ist natürlich ein Gewohnheitstier. Wenn man eine Szene genau so und so kennt und sie sich plötzlich verändert, knirscht man wahrscheinlich immer erst mal mit den Zähnen. Na ja, ich hatte irgendwann genug Erfahrung gesammelt und konnte so auch diese gewisse Verbohrtheit ablegen.

  • Was den Technoeinfluss angeht, bin ich absolut begeistert davon. Techno muss nicht gleich Kommerz sein.

    Hier muss ich mal einmischen und aus musikalischer Sicht sprechen.

    Ich weiß dazu zwar nur etwas aus der Retrospektive (also nicht auf höhe der Zeit, als es gewesen ist), aber, ich denke, es ist nicht gänzlich wertlos, das zu erwähnen...


    Sehr zum Anfang der 90er, als sich Rave und der Euro-Trash noch nicht so fest herausgebildet hatten, finde ich, war vielmehr ein Teil dessen, was heute musikalisch zum Grufti-Bereich gezählt wird, noch sehr eng beeinander mit Techno. Deswegen klingt z. B. so was wie U96 - "Das Boot" so wie es klingt. Auf einer EBM-Party würde sich darüber bestimmt kaum jemand beschweren, weil es musikalisch in deren Kerbe schlägt.

    Das ist aber nicht nur so ein einzelner Ausnahme-Titel, bei dem das der Fall ist, sondern es gab mehr an solcher Masse. (Ich glaube, der bekannte, aber zu früh verstorbene Torsten Fenslau hatte einen solchen Musikstil, neben dem Kommerziellen, an sich und produzierte/förderte solche Musik auch bei anderen.)

    Ist aber, soweit ich darüber im Bilde bin, ein Phänomen der frühen 90er - vielleicht noch der späten 80er (da kenne ich mich mit Veröffentlichungen nicht so aus); später war das nicht mehr so. Als Rave und der Euro-Trash groß udn kommerziell erfolgreich wurden (ab ca. 1993/1994, kann aber auch sein schon ab 1992), trennte sich das, und diese Art von "Industrial Techno" (oder wie auch immer man es nennen will) verschwand bzw. ging, als Untergrundphänomen, weiter darin auf, was man heute als "EBM" bezeichnet.

    Ein Beispiel, welches ich dazu nennen kann, ist Oomph! - zuerst haben die mit EBM angefangen, ganz anders als womit sie später kommerziell einem größeren Publikum bekannt wurden (das war ab "Augen auf" vom Album "Wahrheit oder Pflicht").


    Was ich damit sagen will, ist: Nicht der Techno schleicht sich heute in die Schwarze Szene ein, sondern umgekehrt, der Techno gehörte einst mal sogar zu dem großen Trog dazu, aus dem sich die Schwarze Szene (zumindest ein Teil) musikalisch mit speiste.

    Es ist nur im Laufe der Zeit daraus verloren gegangen im Zuge der Kommerzialisierung und weil dadurch bestimmte Stil- und Spielrichtungen von vollelektronischer Musik im öffentlichen Bild bevorzugt wurden, die nicht mehr zu den Präferenzen der Szenegänger der Schwarzen Szene passten. Sozusagen, es haben sich (mind.) zwei Pfade musikalisch auseinander entwickelt.


    Heutzutage schlägt dieser Boomerang wieder zurück, weil sich nach Rave auch auf Seiten der kommerziell erfolgreichen vollelektronischen Musik weitere Stilrichtungen ausgebildet haben, die mit dem "Sound" der Schwarzen Szene wieder mehr kompatibel sind. Zum Beispiel Trance, Hardtrance und Hardstyle (damit verbunden fließt auch Hardcore/Gabber mit ein, was es damals Anfang der 90er durchaus schon gab).

    Dementsprechend gibt es wieder mehr Musiker (und auch Hörer), die in der Schwarzen Szene aktiv sind, die das mit einbringen.

  • Ich denke es gibt noch eine Szene,weil es schließlich auch noch reichlich Festivals gibt,ob nun Wacken,Gothic-Festivals,Mittelaltermärkte etc.


    Zur Zeit rücken die wohl nur einfach in den Hintergrund,weil auf Grund von Corona auch viel abgesagt wird nur sehr klein gehalten wird.


    Wenn Corona mal irgendwann vorbei ist,glaube ich,werden die Leute all das verpasste der letzten Jahre erst mal richtig nachholen und dann hört man auch wieder öfter von.

  • Ja, es gibt noch eine echte Szene. Nur treffen deren Mitglieder sich heutzutage eher privat oder auf ganz kleinen Veranstaltungen - was ich auch wieder schön finde.

  • Als Außenseiterin innerhalb einer Außenseiterszene klebe ich mir zu dem Thema mal bewußt die Tarotkarte Turm ins Zimmer.

    The Asylum von Emily Autumn (das Buch) habe ich in den Müll geworfen, weil soviel Einsamkeit innerhalb einer Gruppe ähnlicher Schicksale einfach für meine Theorie spricht, dass echte Menschen, die das Wort Menschlichkeit einst definiert haben, schon lange ausgestorben sind.


    Sich Miss_Anthropie_666 zu nennen, um damit zu kokettieren, ist für mich trotzdem keine Alternative.


    Das einzig gute an der Szene, wie ich sie (Straftanz Top Act etc.) kennengelernt habe, war die Musik, aber ich fürchte die Personen dahinter kann man wieder unter meiner Definition : Unmensch zusammenfassen.

  • auf jeden fall (danke fürs löschen) war die deuxieme etage menschlich eine totale enttäuschung und ich vermute die etage wird auch nicht besser gewesen sein, traurig wie unmenschlich und lieblos menschen sind, die dauernd lieder schreiben um sich über unmenschlichkeit/lieblosigkeit etc. zu beschweren. War vermutlich doch eher um sie zu feiern und ich habe einfach elementar was nicht begriffen.

  • Hmmmm... ich denke es ist lockerer geworden. Statt Isolation leben die meisten Inklusion.

    Dann habe ich halt da halt Verwandte und Bekannte, oder bin selbst Memento Mori-Christin, andere mögen Tarot mehr. Hm.

    Ich glaube es ist viel offener und man hat auch weniger "Behinderung" durch den Ruf.

    Statt Satanismus als Etikett, hat man eben heute alles Mögliche, das kann tatsächlich Memento Mori-Christin sein.

    Kennt ihr diese dark auftretenden Mädchen mit Gebetsperlen und Engelsrufern?

    Tja. Es gibt mittlerweile wirklich absolut alles und allerlei spricht dafür weltoffen zu bleiben.

    Kämpfe selbst im Leid/ Kämpfe für die Zeit/ In der du bist befreit/ Und erkennst Schönheit/ In der Wirklichkeit/ Die du erstritten/ :blumen:
    "Bewerte jede Information nüchtern um zu erreichen, was dir verwehrt oder genommen wurde"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!