Frühkindliche Schädigung durch "Jedes Kind kann schlafen lernen"

  • So,
    ich war sehr unsicher, wo das Thema hinkommt und habe es mal hier erstellt. (wegen der Thematik Elternschaft und Kinderentwicklung habe ich es mal nicht in dem Literaturbereich eröffnet)


    Es geht um ein Buch, welches in den letzten Jahren sicher viele Eltern als Ratgeber verwendet haben:
    "Jedes Kind kann schlafen lernen".
    Kurz gesagt wird in dem Buch vermittelt schreiende Babys nachts einfach schreien zu lassen und das schreien im Prinzip wie eine schlechte Angewohnheit des Kindes zu betrachten, dass man ihm abgewöhnen kann/soll.


    Vor vielen Jahren hat eine Bekannte, welche im Pädagogik-Bereich für Babys und Kleinkinder arbeitet, mir erklärt, dass durch dieses im Buch beigebrachte Verhalten das Vertrauen in die Eltern dauerhaft verloren geht, da das Kind lernt, dass diese nicht kommen wenn es sie braucht.
    Ihrer Überzeugung nach kann dies psychische Schäden bei Kindern anrichten.


    Finde ich auch nicht unlogisch: ein älteres (bereits sprechendes) Kind, dessen Wünsche und Bedürfnisse von den Eltern ignoriert werden, kann ja auch Folgeschäden davon tragen.


    Da ich glaube, dass dieses Thema sehr unsichtbar in der Gesellschaft ist, habe ich es mal angebracht und würde mich dafür interessieren, was eure Gedanken dazu sind.


    (Wer nach dem Titel googelt findet sehr viele Forendiskussionen, Artikel, etc. zum Buch)

    "All the best people are crazy"

  • Ja, ich bin sicher, dass dadurch seelische/psychische Schäden entstehen. Aus verschiedenen Gründen.


    1. Grund: Die Natur hat es eingerichtet, dass Säugetiere (überhaupt brütende Tiere) sich hingebungsvoll um ihre Babys kümmern, bis diese selbstständig sind. Das war vielleicht erst mal nur wichtig, durch den starken Beschützerinstinkt, den die Eltern durch die Nähe zum Baby haben, aber - ob nun mit der Zeit oder von Anfang an - die Natur hat sich dahin gehend entwickelt, dass diese Babys auch seelisch von Zuneigung abhängig sind.
    Schon als Baby lernt jedes Tier (wozu ich den Menschen zähle) soziale Fähigkeiten. Es lernt durch seine Mutter, mit der Welt klar zu kommen.


    2. Grund: Ich las in einem Buch von Beobachtungen in Kinderheimen der ca. 60er Jahre. Viele Neugeborene, die nie die Zuneigung einer Mutter erfahren haben, starben schon nach wenigen Wochen in den Heimen. Es war ein stetiger Prozess. Wieviele (prozentual) genau, weiß ich nicht mehr, aber es waren schon einige.
    In einem Heim begab es sich nun so, dass dort eine Putzfrau immer die Pause neben dem ersten Bettchen in der Nähe der Eingangstür verbrachte und sich den kleinen Wurm auf den Arm nahm.
    In diesem Heim starb NIE ein Baby in diesem Bettchen, solange die Putzfrau dort arbeitete. In allen Bettchen starben Babys, aber nie in diesem. Man wusste lange nicht, woran das lag. Irgendwann stieß bei Recherchen irgendjemand auf die Putzfrau.


    3. Grund: Meine Mutter bekam mich nach einem One-Night-Stand. Sie war zwar volljährig, aber lebte noch bei ihren Eltern. In der DDR musste man lange auf eine eigene Wohnung warten, so zogen wir erst um, als ich 3 Jahre alt war.
    Meine Oma ist eine Perfektionistin, die schon nicht besonders viel mütterliche Liebe aufzuweisen hatte und meine Mutter wollte beweisen, dass sie alleine mit mir zurecht kommt.
    Sie war eine Maschine. Das erste halbe Jahr hatte sie Mutterschaftsurlaub. Sie machte alles, wie sie es gelehrt bekommen hatte und das so perfekt wie möglich. Sie kümmerte sich um alles was mit mir zu tun hatte allein, obwohl sie bei ihren Eltern lebte, kümmerte sich um den Haushalt und um alles was mit meiner offensichtlichen Pflege zu tun hat. Sie fütterte mich nur alle 4 Stunden. So war es üblich.
    Nach dem halben Jahr brachte sie mich zur Kinderkrippe, ging Vollzeit arbeiten, kümmerte sich weiterhin allein um mich.
    Hinzu kommt noch, dass man mich ihr sofort nach der Geburt eine Woche lang weg nahm und nur zur Fütterung brachte, wie damals ebenfalls üblich, Eine Vorgehensweite, die nach heutigen Erkenntnissen die mütterliche und auch die kindliche Liebe blockiert. Sie liebte mich, aber sie musste immer daran arbeiten mich zu lieben - wie man in einer Beziehung immer an der Gegenseitigen Liebe arbeiten muss. Natürlich ist das nicht. Es war das stärkste Gefühl der Liebe, das ich je erfahren durfte, was mein Kind mir mit seiner Geburt brachte. Das Liebeshormon Oxytocin wird bei einer Geburt so stark ausgeschüttet, dass man völlig überwältigt davon ist. Aber es wirkt nur richtig stark, wenn die Mutter sich sofort um das Baby kümmert.
    Jede Tiermama kümmert sich sofort um jedes einzelne ihrer Tierbabys, wenn sie es gerade geboren hat. Als erstes wird es abgeleckt und ihm zur Zitze geholfen, dann erst geht die Geburt von Mehrlingen weiter. Dieser Moment ist einer der allerwichtigsten.


    Wenn ich meine Mum über die ersten 3 Jahre meiner Kindheit fragte, konnte sie mir nie richtig antworten. Sie war so sehr damit beschäftigt, zu beweisen, dass sie sich alleine um mich kümmern kann, dass kaum noch Erinnerungen hat. Alles war Routine.


    Unser Zusammenleben war hat. Nahezu von Anfang an. Ich habe mich zwar als Baby an die Situation des Alleinseins gewöhnt, aber, ja, kindliches Urvertrauen hatte ich einfach nie in meine Mutter. Ich liebte sie, aber genauso hasste ich sie auch oft. Ich hatte unendlich viele Probleme im Kindergarten und in der Schule von denen meine Mutter immer nur von anderen erfuhr. Ich erzählte ihr nicht, dass ich im Kindergarten oft gerügt wurde, weil ich einpullerte - meine Tante klärte meine Mum irgendwann mal darüber auf - ich erzählte ihr nicht, dass mich ständig Kinder auf dem Schulweg malträtierten, auf Jungs stand ich seit ich 10 war, meiner Mum habe ich erstmals mit 19 davon erzählt, dass ich mich für Jungs interessiere.
    An ihre aufgestellten Regeln konnte ich mich nie halten - was bestimmt nicht nur daran lag, dass ich als schreiendes Baby teilweise unbeachtet blieb, aber bestimmt auch nicht nur an meinen anderen Problemen lag.
    Ja, das Vertrauensverhältnis war für'n Arsch und hat sich erst entwickelt, als ich Erwachsen war. Jetzt habe ich absolutes Vertrauen zu ihr, ich kann ihr alles, wirklich alles erzählen. Worüber wir uns schon unterhalten haben ... Das kann sich manch anderer nicht vorstellen.


    Mein Kind habe ich von Anfang an anders behandelt. Sie war im ersten Jahr immer bei mir, ich habe sie nie allein in einem Zimmer gelassen (außer ich war nur kurz auf Toilette). Schon im Krankenhaus habe ich beim ersten Brabbeln auf sie reagiert und sie gefüttert. Bis ich dummerweise bei einem der Kurse in dem Krankenhaus teilnahm und meine Maus vorrübergehend im Zimmer der Krankenschwester gelassen habe, die sie dort fürs Frühstück allein ließen, Das war ein großer Fehler meinerseits. Da hörte ich sie das erste mal richtig schreien. Danach brabbelte sie nie mehr so, wie die ersten Tage nach der Geburt, wenn sie Hunger hatte, sondern ging schneller in schreien über. Ich gab sie aber auch nie wieder in die freiwillige Obhut der Krankenschwestern - und würde das mit keinem weiteren Kind mehr tun!


    Ich hatte aber auch das große Glück, dass ich eine traumhaft entspannte Schwangerschaft genoss und so auch kein Schreibaby hatte (es gibt sicher auch andere Gründe für Schreibabys, aber Stress in der Schwangerschaft ist definitiv einer davon). Mein Kind war (und ist!) ein Traum.
    Ich bin davon überzeugt, dass man nach dem ersten Jahr das Kind in - für es selbst - schwierigen Situation auch mal allein lassen muss (nachdem man zuvor mehrmals gezeigt hat, wie man dieses Problem allein löst). So MUSSTE ich sie mit 2 Jahren einfach auch ignorieren, als sie nicht mehr im gleichen Zimmer wie ich schlief. Zuerst war ich ein paar Tage lang lange bei ihr, habe ihr vorgelesen und sie gestreichelt und habe die Zeit täglich verkürzt. Sie war genauso traurig darüber, wie viele andere Kinder, die nun allein schlafen sollen, aber es war an der Zeit, dass sie diese Problem allein löst. Auch auf dem Spielplatz konnte ich nicht für immer und ewig mit ihr mitklettern, um auf sie aufzupassen. Eines Tages (sie war 2 oder 3 und wollte balancieren) hatte ich einfach keine Lust, wollte lesen und bat sie, sich eine Beschäftigung zu suchen, die sie allein machen kann. Als ich kurz darauf von meinem Buch aufsah, war ich erschrocken und erstaunt gleichermaßen, dass mein Kind da allein herumbalanciert (in einem Meter Höhe). Seitdem wollte sie meine Hilfe beim Balancieren nicht mehr ;)


    So wie Babys im ersten Lebensjahr die bedingungslose Fürsorge der Eltern brauchen, um Vertrauen in ihre Familie zu erlernen, brauchen sie ab dem 2. Lebensjahr nach und nach mehr Freiraum, um nun Vertrauen in sich selbst zu finden.
    Beides wurde dem Kind viele Jahrzehnte lang nicht geboten - und auch heute noch haben viele Eltern mit der Herausforderung, ihr Kind auch mal allein was schaffen zu lassen, Schwierigkeiten.
    Dabei war das früher, vor einigen Jahrhunderten, vollkommen normal. Der Mensch hat sich einfach zu viele Gedanken gemacht. Zu viele Gedanken darum, wie man Bakterien und Viren von den Menschen fern hält und zu wenige Gedanken darum, welche Bedeutung Liebe und Zuneigung für uns alle vom Anfang bis zum Ende hat.

  • man kann darüber noch so viel schreiben, es bleibt alles unnütz, wenn man nicht selbst sein schreiendes kind nachts hört.
    ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur eine mutter, ein vater, die ihr kind lieben, es allein schreien lassen....
    es wäre unverantwortlich.


    @Steph, ja so war es auch bei mir, meine alleinerziehende mum, vieles ist mir so bekannt
    und genau aus diesen grund wollte ich vieles besser machen, es ist auch gelungen solang die kinder kinder waren....


    letztlich entscheidet jeder für sich, doch das schreien eines kindes zerreißt jedes herz...


    buddl1, das buch für sein eigenes leben gibt es nicht, dass schreibt jeder für sich selbst!

  • "ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur eine mutter, ein vater, die ihr kind lieben, es allein schreien lassen...."


    Ich kann es mir vorstellen. Nämlich dann, wenn den Eltern suggeriert wird, dass es das beste für das Kind ist und das war früher die Regel. Viele Eltern (sogar meine Oma, die ich nicht gerade liebe) haben geglaubt, dass sie ihr Kind damit stärken. Ihnen sollte man keinen Vorwurf machen.


    Ich weiß nicht, ob man überhaupt jemandem etwas vorwerfen kann. Unsere Urgroßeltern und Großeltern haben schreckliches in den Kriegszeiten erlebt. Wirklich richtig schlimmes. Wenn man mit solchen Erfahrungen aufwächst, wie soll man da ein gutes Bauchgefühl für die richtige Erziehung bekommen? Jeder versucht seine Kinder vor dem zu schützen, was sie selbst erfahren haben, aber irgendwie stellt man die Kinder damit vor andere Herausforderungen, die sie ebenfalls beeinflussen - und das vielleicht nicht immer im positiven Sinn.


    Mit dem schreien lassen, wollten unsere Eltern und die Eltern unserer Eltern erreichen, dass wir nicht zu verwöhnt werden und schon zeitig auf eigenen Beinen stehen.
    Es war eindeutig der falsche Weg, aber sie taten es dennoch aus Liebe.

  • Ich kenne diese Buch auch. Wir haben es aber nie genutzt. Unsere Tochter hat auch so " gelernt " zu schlafen. Man sollte einfach seinen gesunden Menschenverstand nutzen. Dann braucht man so einen Mist auch nicht. Ich habe die Probleme nur bei Eltern kennen gelernt, die ihr Kind bis kurz vorm schlafen gepowert haben. Das diese dann nicht mehr runter gekommen sind. war für uns logisch. Besser sind da eher Rituale wie vor nicht mehr toben, das Kind für das Bett fertig machen. Und zwar in Ruhe. Eine Geschichte vorlesen oder erzählen, kuscheln und dann das Kind einschlafen lassen. Viele vergessen immer wenn man selber unruhig ist wird auch das Kind unruhig.


    Leider vertrauen junge Eltern immer eher irgendwelche Bücher als auf Ratschlägen aus der Familie. Es findet geradezu ein Wettrüsten im Bücherregal statt. Wir nutzen nur ein Buch für unser Kind. Es nennt sich Homöopathie für Kinder.

    Die Hoffnung ist da aber sehr zerbrechlich

  • Jedesmal wenn bei mir nach oder während der Schwangerschaft das Thema schreien lassen aufkam, habe ich folgendermaßen argumentiert.


    Stell dir vor, du liegst im Altenheim auf deinem Bett und kannst nicht sprechen. Hast aber Bedürfnisse die unerfüllt sind, aber keiner hört dir zu. Wieso sollte es für Babys dann anders sein, das Gefühl des allein gelassen werden?


    Meine Mutter hat mir damals als mein Sohn noch klein war gesagt:" hey du solltest ihn nicht so viel kuscheln und immer gleich hochnehmen sonst gewöhnt er sich daran". Meine Aussage war und ist auch heute noch -> er soll sich auch daran gewöhnen, dass ich wenn es schmerzen oder unwohlsein ist, ich immer da bin.


    Ich glaube dass kleine Kinder manchmal auch nicht wirklich Ihre Bedürfnisse einordnen können. Manchmal müssen wir erwachsene/Eltern ihnen aufzeigen was in diesem Moment gut für sie ist.


    Beispiel: Mittagschlaf auch wenn das Kind sagt "ich bin aber nicht müde :)" Das ist ja auch nur zu seinem Besten und gibt nochmal Kraft für den Abend.

    Hier könnte Ihre Signatur stehen.

  • Kinder müssen ihre Betttgehzeit kennen.
    Das bedeutet das sie zum Abend erstmal ausgelastet sind und abends zur ruhe kommen können.
    Ein abendliches ritual hilft da sehr gut,zusammen essen und dann was spielen und am ende was kucken oder was zocken bis man müde ist
    Aber es sollte schon eine zeit geben nach der man sich orientiert
    Bei ganz kleinen kindern unter 2 jahre ist eh alles egal die schlafen erst wenn sie kapputt sind wenn überhaupt :lachen2:

    “Doch Sie haben unrecht wenn sie denken die Freude im Leben würde hauptsächlich aus menschlichen Beziehungen erwachsen. Gott hat sie überall um uns angelegt. Sie steckt überall drin, in allen Dingen die wir fähig sind zu erfahren. Die Menschen müssen nur ihre Sichtweise auf diese Dinge verändern.”

  • ja ein paar^^
    Aber es ist komliziert :lachen2:
    Ich wünschte es wäre nicht so
    Wie kann man übrigends jemanden taggen im forum?
    Sagt man das noch so :halloweengrin:
    Also ich mein wie man jemanden direkt anspricht

    “Doch Sie haben unrecht wenn sie denken die Freude im Leben würde hauptsächlich aus menschlichen Beziehungen erwachsen. Gott hat sie überall um uns angelegt. Sie steckt überall drin, in allen Dingen die wir fähig sind zu erfahren. Die Menschen müssen nur ihre Sichtweise auf diese Dinge verändern.”

  • Ein paar klingt nach viel - tut mir Leid dass es kompliziert ist.


    Dachte nur weil zocken und was schauen hier so garnicht aufm Programm steht vor dem Schlafen gehen und auch die unter 2 Jährige relativ feste Bettzeiten hat.


    Wie du geschrieben hast - Struktur und Rituale sind wichtig.


    Zum Thema: Das Bett darf kein Ort sein, wo man sich fürchten muss. Kinder brauchen Regeln und Grenzen, das ganz sicher. Aber sie brauchen vor allem Fürsorge und Halt, gerade wenn es um Schlaf geht.


    Ich vergleiche das ganz gerne mit meinem Schlaf... wenn ich nicht mehr schlafen kann, dann ist das so. Mich zwingt ja auch Niemand. Warum sollten Kinder das Gefühl nicht kennen? Nicht in den Schlaf zu finden ist eine unschöne Sache... wenn Körperkontakt hilft, dann sollen Kinder den kriegen.


    taggen: ein @ und dann den Namen eingeben... dann kannst du drauf klicken

  • Wir haben so ein Buch auch zur Geburt geschenkt bekommen - und sofort in die Tonne geknallt.
    Es ist EXTREM brutal und unnatürlich, kleine Kinder alleine in ein Zimmer zu sperren, damit sie dort in ihrer Isoliertheit zur Ruhe kommen sollen.


    Ich finde das sehr beklemmend, wie weit verbreitet solche Methoden sind und Eltern sich mit ihren Erfolgen brüsten.
    beim Schlafen ist Körperkontakt und NICHT alleine sein das wichtigste Gut für Kinder!
    Wir haben das damals voll zugelassen und hatten sehr sehr ausgeglichene "Schlafkinder".


    Tagsüber - musste ich manchmal einfach schreien lassen, wenn das Kind im Supermarkt sich auf den Boden geworfen hat, oder versucht hat, aus dem Fahradsitz zu klettern um sich auf den Boden zu werfen. Ich stand daneben und habs aushalten müssen, weil das Kind nicht tröstbar war.
    Aber ich bin nie weggegangen.
    Jetzt, wenn ich Streit mit meiner Tochter habe, muss ich manchmal raus. Damit es nicht so eskaliert.
    Das ist immer noch schlimm für sie, obwohl sie 8 ist.
    Aber wir können dann drüber reden. Ich kann was erklären und meine Grenzen aufzeigen.
    das geht aber erst ab einem gewissen Alter, davor sollten Eltern immer für Trost und Nähe zur Verfügung stehen.


    Ein Baby muss man verwöhnen. Mit Körperlicher Nähe und Aufmerksamkeit.
    Dann kann es irgendwann selbst mit gutem Gefühl locker lassen.


    Ich habe nicht alles richtig gemacht, ganz sicher nicht, aber diese Basis, glaube ich, hat uns auch bis heut heil durch heftige Zeiten getragen.

  • Ich war so ein Kind.
    Weiß nicht ob darum oder wegen allem was danach noch war, vermutlich beides:


    -Ich habe extreme Probleme jemandem zu vertrauen. Ganz geht nie. Nicht mal mir selbst.


    -Das Bett ist kein sicherer Ort. Da ist immer ein Ohr wach. Man muß auf sich selbst aufpassen, selber "Nachtwache" halten.
    Außer es liegt eine Katze an den Füßen, dann geht es.


    -Ich hatte nie eine menschliche echte positive Bezugsperson bis ich 23 Jahre alt war. Und dann war es der Meister in der Ausbildung... Vorher waren meine "Bezugspersonen" Dinge und Katzen. Sind es immer noch. Und ein Teil von mir ist immer noch auf der Suche nach dieser frühkindlichen Bezugsperson. Da ist ein Loch, das nie gestopft werden kann.


    -Allerdings:
    Ich kann sehr gut allein sein. Ganz allein bin ich ruhig, präsent und kann mich auch selbst besser regulieren. Sobald irgend ein Mensch in irgend einer Form da ist, ist da eine ganz große Unsicherheit.
    (Vielleicht kommt das aber auch daher, daß wenn man allein ist einem keiner was tun kann.)
    Therapeut meinte, da fehlte die frühkindliche Spiegelung der Eltern um Verhalten und Gefühle zu nivilieren.
    Ich-Grenzen fehlen.
    Es sind auch einige Emotionen, besonders die starken, die total fehlverschalten sind.
    (Angst? =so früh abgespalten daß ich mich nicht erinnern kann diese Emotion je gefühlt zu haben oder war nicht vorhanden), Neugier, Traurigkeit, Wut, Erregung... da ist der Mixer reingekommen. Das ist komplett durcheinander, wird fundamental 'falsch' interpretiert.


    Ob das aber daher kommt (vom schreien lassen) oder von was anderem ist natürlich nicht mehr nachvollziehbar.

  • Ich kann nun mittlerweile aus eigenen Erfahrungen sprechen, die ganz frisch sind....


    Es fällt mir schwer zu glauben, dass meine Eltern mich früher schreien lassen haben. Ich kann es mir nicht vorstellen und dennoch gehöre ich zu der Generation. Aber wie schwer muss es den für Eltern sein?
    Ich kann es nicht und will es auch nicht können, wenn unsere Tochter (1 Monat) nachts schreit. Wenn mein Mann arbeiten muss am nächsten Tag, bin ich dran mit Baby beruhigen. Ja es fällt mir schwer aufzustehen, wenn ich sie im liegen nicht beruhigt bekomme, aber ich bin für sie da - auch wenn ich es in den letzten Tagen oft meinen Mann nachts in die Hände gegeben habe, da er besser damit umgehen kann.
    Auch tagsüber schreit sie oft. Sie hat viele Probleme mit Blähungen. Es fällt mir nach einer Stunde schwer mit ihr noch rumzulaufen um sie zu beruhigen, auch wenn ich weiß, dass es eine von den Methoden ist, die sie beruhigen. Aber ich kann dieses Herzzerreißendes Schreien nicht gut aushalten, geschweige denn hören. Es macht mich immer traurig und bringt mich, wenn sie sich beruhigt hat ins Zweifeln, was ich falsch gemacht habe. Weil niemand ist perfekt und ich weiß, dass ich nur versuchen kann mein Bestes zu geben, aber meine Grundlagen nicht sonderlich gut sind.
    Leider höre ich von meiner Mutter immer wieder den Satz: "Wenn es sich nicht beruhigt, dann leg es einfach zur Seite und mach was anderes". Ich koche jedes Mal halb über, wenn ich das höre. Ich möchte, dass meine Tochter eine gute Beziehung zu mir aufbaut und mit einen Monat ist es zu früh um sie sich selbst zu überlassen, wenn sie weint. Das finde ich voll mies und noch bin ich stark genug mich von ihr abzugrenzen, aber ein wenig Angst habe ich, dass es irgendwann den Punkt gibt, in dem ich einbreche und der Papa nicht da ist, damit wir uns abwechseln. Das ist im Moment echt praktisch und Hut ab vor allen alleinerziehenden Müttern/Vätern, bzw. Eltern von Mehrlingen. Ich fühle mich mit einen Kind schon gut ausgelastet.


    Wohl bemerkt, ich habe in der Schwangerschaft keine Bücher gelesen und habe es in der Stillzeit auch nicht vor. Auch das Internet habe ich bisher nur zwei Mal zu Kleinigkeiten befragt. Ich habe gelernt meinen Bauchgefühl zu Vertrauen in der Schwangerschaft und hoffe, dass es mich in der Erziehung von unserer Tochter auch nicht im Stich lässt. Außerdem gibt es zum Glück auch noch die Hebamme, die ab und an vorbei schaut.


    Also zusammengefasst: ich bin kein Fan vom "Schreien lassen", egal ob nachts oder tagsüber. Das ist die einzige Möglichkeit zu kommunizieren für die Kleinen und das dürfen sie auch nutzen. Da ist es egal wie schwierig es auf Dauer ist, denn sie müssen reden dürfen, Machen wir Großen ja auch.

    Aber der Herr ist treu; er wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.

    2. Thessalonicher 3,3


    "Erkenne dich selbst, bevor du danach trachtest, andere zu erkennen."

    J. Korczak


    "Keiner mag uns. Keiner will uns. Alles ist schlechter als es gestern war. Die Welt zu sehen. Das tut uns weh. Wir springen in den tiefen Schnee."

    aus "Der kleine Eisbär"

  • Ich finde dieses "schreien lassen" furchtbar. Mir ist diese "Erziehungsmethode" bekannt und ich finde es schlimm, dass sowas auch noch in irgendwelchen Büchern steht. Viele Eltern meinen es ja dann nicht böse... sie vertrauen drauf, wenn es einem ja angebliche Experten empfehlen. Dabei sollte einem eigentlich aber das eigene Gefühl sagen, dass so ein Vorgehen weder gut noch richtig sein kann.


    Für mich hat das immer was von "Einem bellendem Hund keine Aufmerksamkeit geben und ihn ignorieren, um ihm das Bellen abzugewöhnen". Manchmal möchte ich meinen, dass solche Bücher von ehemaligen Hundetrainern geschrieben werden.


    Sowas hinterlässt riesige psychische Schäden - nicht nur eventuell, sondern ziemlich wahrscheinlich. Gerade in dieser frühen Lebensphase ist das Vertrauen in die Eltern doch das einzige, was ein Baby hat... immerhin ist es komplett und in allen Bedürfnissen von diesen abhängig.


    Wird dieses "tolle" Buch immer noch verkauft? Sowas solte nicht auf dem Markt sein. Wegen allem gibt es heutzutage einen Aufschrei und Protest... aber sowas wird dann einfach hingenommen?

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