Meine Geschichte(n)

  • Ich schreibe schon seit früher Kindheit, aber das meiste taugt leider nicht dazu, von irgendwem außer mir gelesen zu werden. Eine Geschichte hab ich aber, von der ich den Anfang gut finde und deshalb "veröffentlichen" kann. Leider fällt mir seit Jahren nicht wirklich was dazu ein, wie ich über Kapitel 4 hinauskomme :D Falls jemand Ideen hat, immer her damit! :)


    Erst mal lieber nur die ersten beiden Kapitel. Tut mir leid, dass man das in dem Format so schlecht lesen kann!




    Kapitel 1


    Jarin duckte sich tiefer in die Schatten unter dem Tisch des Händlers. Die Füße waren direkt vor ihm stehen geblieben, und wenn er jetzt eine falsche Bewegung machte, würde man ihn sofort entdecken. Doch er hatte nicht so lange hier unten ausgeharrt, um jetzt seine ganzen Bemühungen zunichte zu machen.
    Er sah wieder zu dem Stand ihm gegenüber. Der Händler dort feilschte gerade mit einem Kunden und trieb die Preise unmenschlich hoch. Das konnte er tun, weil er der Einzige war, der Creeb verkaufte: riesige Krustentiere, die oft nur unter Einsatz des Lebens gefangen werden konnten. Nur er bekam die Leute, die sich dafür zu opfern bereit waren. Niemand wusste, wie, aber es beneidete auch keiner die Arbeiter, die von ihm angeheuert wurden. Viele kamen nicht zurück.
    Aber Creeb waren unheimlich lecker. Wer einmal davon gekostet hatte, kam kaum noch davon weg. Böse Zungen behaupteten, dass er heimlich etwas in seine Ware tat, damit die Leute sie trotz seiner Preise kauften, doch bis jetzt hatte noch keine Untersuchung diese Behauptung bestätigt.
    Die Füße vor Jarin verschwanden, und er hockte sich anders hin. Seine Beine begannen, einzuschlafen, und bei dem, was er vorhatte, konnte das tödlich werden. Er war zwar einer der besten Diebe der Stadt und das, was er vorhatte, im Verhältnis dazu eigentlich zu einfach, aber im Leben eines Gassenjungen legte man weder viel Wert auf Ruhm noch auf Logik. Und heute war Tayas sechster Geburtstag, da musste etwas Besonderes her – zum Beispiel eine der Luxuswaren der Stadt.
    Da! Der Creebhändler wandte sich ab, um seine Ware auf den Tischen mit seinem Vorrat aufzustocken. Auf diese Gelegenheit hatte Jarin gewartet. Blitzschnell kam er unter dem Tisch hervor und war auf den Beinen. Bevor die Leute vor Überraschung auch nur aufschreien konnten, war er schon auf den Creeb-Stand zugerannt. Der Händler wandte sich wieder um und entdeckte Jarin sofort. In seinem Gesicht breitete sich zuerst Erschrecken, dann Wut aus, als er ihn erkannte. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, während er auf Jarin zusprang, doch dieser war schon zu nah. Im Vorbeirennen und ohne zu bremsen griff er nach einem kleineren, bei Kunden eher unbeliebten Stück, und raste weiter. Der Händler hinter ihm kam schwer auf seiner Ware auf, brachte damit den Tisch zum Wackeln und schließlich zum Einstürzen. Die Ware ergoss sich auf den Boden, und der Händler lag wie eine fette Qualle mittendrin. Dieser Schaden war unbezahlbar. Wenn Jarin jetzt erwischt wurde, war er tot. Niemand würde einen Gassenjungen vermissen, und der Händler würde natürlich alles abstreiten - falls er überhaupt gefragt wurde.
    Der Händler hatte sich aufgerappelt und machte sich nun schweratmend an die Verfolgung. »Du entkommst mir nicht!«, brüllte er. »Nicht schon wieder! Und schon gar nicht mit meiner Ware! Die ist für anständige Leute, nicht für Abschaum wie dich!«
    Jarin ließ ihn brüllen und Flüche und Verwünschungen ausstoßen. Er wusste, dass er die Luft eher zum Atmen als zum Schreien brauchte, und die Flüche, die ein mehr oder weniger ehrlicher Händler ausstieß, kamen bei weitem nicht an das heran, was Gassenjungen gewöhnt waren.
    Er bog um eine Ecke und in eine kleine, enge Gasse, in der die Wäscherinnen ihre Wäsche auf Leinen quer über die Gasse zum Trocknen aufgehängt hatten. Einige dieser Stücke hingen fast bis zum Boden und behinderten Jarins Flucht, doch er war wendig und für seine 13 Jahre recht klein, sodass es ihn nicht allzu sehr störte. Zumindest nicht so wie den dicken Händler, der ihm für seine Masse erstaunlich schnell auf den Fersen war.
    Jarin flitzte weiter, obwohl ihn der schwere Brocken in seinen Händen behinderte. Seine Beine wurden schon lahm, er hatte zu lange nichts mehr gegessen. Der Brocken in seinen Händen duftete verführerisch, doch er zwang sich, sich auf seine Füße zu konzentrieren. In solchen Gassen gab es viele Löcher, und die meisten davon waren mit dem beim Waschen benutzten Wasser vollgelaufen. Wenn man nicht aufpasste, lief man in eine Pfütze, die flach aussah, aber oft so tief war, dass man ins Stolpern geriet oder sogar fiel.
    Aus einer Gasse links von ihm bemerkte er eine schnelle Bewegung. Er konnte gerade noch so ausweichen und sah, dass es Eono war, ein weiterer Gassenjunge, der sich ebenfalls auf der Flucht befand. Auch Eono erkannte ihn und schenkte ihm im Vorbeilaufen ein grimmiges Lächeln. Dann konnten sie sich nicht mehr sehen und hatten sich im selben Moment auch schon wieder vergessen.
    Das Keuchen hinter ihm war wieder lauter geworden und Jarin zwang sich, seine müden Beine wieder schneller fortzubewegen. Langsam musste er zusehen, dass er seinen Verfolger los wurde. Er war hungrig und schwach und würde nicht mehr lange durchhalten können. Schnell ging er im Kopf mögliche Verstecke durch und verwarf sie alle wieder. Sie waren zu weit weg, zu tief im Gewirr der Gassen. Er musste etwas Näheres finden.
    Schlitternd bog er um die nächste Ecke. Verdammt! Hier waren lauter Stände mit Gemüse aufgebaut. Jarin wollte gerade wieder zurück, als er sah, dass der Händler ihm den Weg schon versperrt hatte. Dann musste er wohl hindurch. Doch auch das war gefährlich, denn aus offensichtlichen Gründen hatte keiner der Händler etwas für die Gassenkinder übrig. Die ersten sahen ihn auch schon missbilligend an, als er weiterrannte, doch keiner hielt ihn auf, solange er ihren Ständen nicht zu nahe kam. Doch dann passierte es: Einen mitten im Weg aufgebauten Stand sah er zu spät und rannte mit so viel Wucht hinein, dass er mitsamt Tisch und Waren umkippte. Seine Beute wurde ihm dabei aus der Hand gerissen.
    Er rappelte sich auf und sah sich hektisch um. Wo war sie? Der Händler kam immer näher! Doch da stolperte dieser und legte sich ebenfalls auf die Nase. Jarin blieb noch ein bisschen Zeit. Und ja, da war ja sein Stück Creeb! Eilig bahnte er sich einen Weg durch das zermatschte Gemüse und die Bretter des ehemaligen Standes.
    Ein älterer Mann trat auf den Händler zu und half ihm auf die Beine. »Warum verfolgt Ihr das arme Kind?«, wollte er wissen. Der Händler starrte ihn an. »Weil er mich bestohlen hat, schon zum dritten Mal. Und diesmal wird er nicht entwischen!«
    Der Alte nickte bedächtig. »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Euch helfe?«
    Der Händler musterte den Alten ungläubig, zuckte dann jedoch die Schultern. »Wenn Ihr wollt…«
    Jarin hatte inzwischen sein Creeb-Stück erreicht und kämpfte sich schnell aus dem großen Haufen, denn der Händler nahm nun wieder, zusammen mit seinem neuen Mitstreiter, die Verfolgung auf.
    Jarin rannte, was das Zeug hielt, doch diesmal ließ der Händler sich nicht so leicht abschütteln. Schließlich hatte Jarin fast eine ganze Tagesration zerstört und den Stand dazu, das machte bestimmt einige tausend Galeonen. Diese sollte Jarin mit seinem Leben bezahlen.
    Doch er war noch nicht bereit zu sterben, also legte er noch mal einen Zahn zu und merkte, wie der Händler endlich zurückfiel. Ein paar Ecken später schlüpfte Jarin in einen Hauseingang und wartete. Er war sich ziemlich sicher, seine Verfolger abgehängt zu haben, doch er ging lieber auf Nummer sicher. Als nach ein paar Minuten der Händler immer noch nicht zu sehen oder zu hören war, stand Jarin vorsichtig auf und mischte sich unauffällig unter die Menschenmenge. Nun, zumindest wollte er es, doch er erstarrte, als er den alten Mann, der dem Händler bei der Verfolgung geholfen hatte, direkt vor sich stehen sah. Panisch sah er sich nach dem Creeb-Händler um, sicher, gleich darauf sterben zu müssen.
    »Keine Sorge«, sagte der Alte jedoch und lächelte sogar. »Pore hat schon vor fünf Ecken aufgegeben.« Er bemerkte Jarins Verwirrung und erklärte: »Der Creeb-Händler, der dich verfolgt ha,t weil du seinen Tageslohn und dazu noch seinen Stand zerstört hast, weil du ihn das dritte Mal bestohlen hast und weil du ihn vor seinen Kunden bloßgestellt und-«
    »Schon gut!«, stoppte Jarin ihn mit hochrotem Kopf. Wie der Mann das so aufzählte, klang es ganz schön gemein. Aber Gassenkinder hatten nicht viele andere Möglichkeiten zu überleben. Das erklärte er dem Mann auch, der daraufhin lächelnd nickte. »Ich verstehe dich. Nun, jedenfalls ist er wieder zurückgekehrt und hat es mir überlassen, dich zu finden.«
    »Und was macht Ihr jetzt mit mir?«, wollte Jarin nervös wissen.
    »Setz dich«, befahl der Mann. Jarin gehorchte zögernd und hockte sich auf eine Türschwelle. Das lief definitiv anders, als er erwartet hatte.
    »Wie heißt du, Junge?«
    »Jarin«, sagte Jarin.
    »Hallo, Jarin, ich bin Dohan, Sohn von… ach, ist ja auch egal. Jedenfalls bin ich Mitglied in der Gemeinschaft und-«
    »In der Gemeinschaft?«, unterbrach Jarin ihn fassungslos. »Der Gemeinschaft der Magier
    »Das ist korrekt«, lächelte Dohan. »Und ich wurde ausgeschickt, dich zu suchen. Beziehungsweise zu finden.«
    »Mich?«, erwiderte der Junge verwirrt. »Warum?«
    Dohan ließ sich ätzend neben Jarin auf der Türschwelle nieder. »Das Schöne an Gassenjungen ist, dass sie immer die wichtigsten Fragen stellen. Na, egal. Warum? Weil wir junge Leute brauchen, Leute mit magischer Begabung. Und du bist so einer, Jarin.«
    Jarin schwieg und versuchte, das zu verarbeiten. Er, ein einfacher Junge aus den Gassenvierteln, wenn auch der beste Dieb der Stadt, sollte magisch begabt sein? Dann fiel ihm etwas auf. »Heißt das… Heißt das, dass ich eigentlich gar nicht der beste Dieb der Stadt bin, sondern alles nur mithilfe von Magie geschafft habe?«
    »Das kann ich dir leider nicht beantworten, da ich nicht sagen kann, wie lange du deine Magie schon gebrauchen kannst. Vielleicht hat sie dir geholfen, aber vielleicht ist auch alles dein persönlicher Verdienst.« Er grinste. »Nicht, dass ich Diebe unbedingt gern habe, aber bei dir mache ich mal eine Ausnahme.«
    »Aber ich weiß doch gar nicht, wie man Magie gebraucht!«
    »Wirklich gebraucht hast du sie ja auch noch nicht. Sie hat dir nur geholfen, hat dich schneller gemacht oder etwas in der Art. Wahrscheinlich kannst du deshalb so schnell rennen.«
    »Wie habt Ihr mich überhaupt gefunden? Dann müsst Ihr ja ebenso schnell gelaufen sein!« Bei der Vorstellung, dass der alte Mann in seinem Tempo hinter ihm her gerast war, musste er ein Grinsen unterdrücken.
    "Weißt du, Junge, Magie ist etwas sehr Mächtiges, und wenn man sie nicht kontrollieren kann, kann es passieren, dass sie Sonderbares anstellt. Vor allem bei unerfahrenen Magiern wie dir. Die Magie bei dir ist so mächtig, dass dein Körper sie von alleine nicht mehr aufhalten kann. Ununterbrochen tritt ein wenig davon aus ihm aus, und fähigere Magier wie ich – auch wenn ich bei Weitem nicht der Beste bin – können diese Magie dann wahrnehmen. Du hast mir also eine eindeutige Spur hinterlassen, der ich nur zu folgen brauchte."
    ODER
    "Jeder Magier hat eine ganz eigene Spur, eine Art Geruch, die Magier untereinander erkennen können. Da diese sich umso länger hält, je mächtiger besagter Magier ist, konnte ich deiner Spur ganz gemächlich folgen. Du bist für dein Alter sehr mächtig, Jarin.«
    Jarin schwieg. »Und was passiert jetzt mit mir?«, wollte er dann zaghaft wissen.
    »Das liegt an dir. Die Gemeinschaft braucht natürlich junge Magier und würde sich sehr über dich freuen, aber wenn du nicht möchtest, gehe ich einfach und habe dich nie gesehen. Allerdings muss ich dir deine Magie dann entfernen, damit du sie nicht mehr benutzen kannst.«
    »Wieso?«
    »Die Gemeinschaft der Magier ist einzigartig in ihrer Art und Weise. Und das kommt nicht von ungefähr: Seit Jahrhunderten kämpfen wir darum, die einzige Schule zu sein, die Magie unterrichtet. Wenn du nun allein mit deiner Magie durch die Gegend läufst, könnten sich Leute sammeln und dir folgen und vielleicht sogar einen Krieg gegen die Gemeinschaft führen wollen. Das wollen wir natürlich verhindern.«
    Jarin starrte ihn mit offenem Mund an. »Warum sollte jemand so etwas tun wollen?«
    Dohan lachte. »Du hast mehr Fragen als irgendwer sonst, den ich kenne. Das ist gut, das ist gut«, versicherte er dem Jungen lächelnd, als dieser beschämt den Kopf sinken ließ. »Um auf deine Frage zurückzukommen – wir haben festgestellt, dass es so das Beste ist, mit unserer Schule als einziger, meinte ich. Über die Jahrhunderte gab es immer mal wieder Gruppen, die ihre eigene Lehranstalt aufmachen wollten, doch die hielten nie lange. Oft waren ihre Magier zu schlecht ausgebildet, wanderten dann ziellos durch die Gegend und taten, was sie wollten – sie hatten eben mehr Macht als »normale« Menschen. Also sind wir – beziehungsweise unsere Vorfahren – losgezogen, um sie einen nach dem anderen zu…« Er zögerte. »…daran zu hindern«, schloss er dann. Jarin sah ein wenig verächtlich zu ihm hoch. »Ich lebe in den Gassen«, sagte er. »Tod ist nichts wirklich Ungewöhnliches hier, genauso wenig wie Mord.«
    Dohan nickte ein wenig beschämt. »Du hast recht. Es tut mir leid. Normalerweise sind die Kinder, mit denen ich es zu tun bekomme, nicht so… reif. Jedenfalls hatte die Gemeinschaft irgendwann genug davon, immer die Fehler der anderen wieder gut zu machen, und schrieb ein allgemeines Verbot aus, dass noch Schulen neben unserer existieren durften. Bei der natürlich folgenden Versammlung vor dem König gab es viel Protest, doch das Argument unserer Schule war vernichtend: Bei uns hatte es noch nie jemanden gegeben, der anderen Menschen so viel Schaden zugefügt hatte, wie die Menschen anderer Schulen es getan hatten.«
    »Warum nicht?«, wollte Jarin wissen. »Warum machen die anderen Menschen das, aber die aus der Gemeinschaft nicht?«
    »Weil wir ganz besondere Lehrpläne haben. Wir erziehen nicht durch Strafe. Wir erziehen, indem die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen. Diese sind nach schlechten Taten oft genug negativ, sodass sie, wenn sie unsere Schule verlassen dürfen, nichts wirklich Böses mehr machen möchten. Zudem lehren wir sie gute Sachen wie Mitgefühl, Verständnis und auch praktische Sachen, zum Beispiel Medizin. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir Kinder aus allen Schichten aufnehmen, sodass niemand sich bevorzugt fühlen kann. Anfangs schon, das gebe ich zu, aber im Erwachsenenalter haben das alle dann abgelegt. Die meisten ehemaligen Feinde sind dann sogar sehr gute Freunde«, schloss er und knuffte Jarin freundlich in die Seite, als er sah, dass Jarin durch seine Erzählung von überheblichen adeligen Kindern, die zum Alltag in der Gemeinschaft gehörten, ängstlich geworden war.
    Eine Weile saßen sie schweigend da. Irgendwann stand Jarin auf. »Könntet Ihr mich dann von meiner Magie befreien?«
    Überrascht sah Dohan ihn an. »Befreien? Aber wieso? Es ist ein wundervolles Geschenk, vielleicht habe ich es ein wenig zu dramatisch dargestellt, aber-«
    »Das ist es nicht«, unterbrach Jarin ihn rasch. »Aber ich denke, da Ihr oder wer auch immer mich nicht hier in den Gassen unterrichten werdet, werde ich mit Euch kommen müssen, zur… zur Gemeinschaft der Magier.« Immer noch sprach er den Namen ehrfurchtsvoll aus. Zeit seines Lebens war es eher ein Gerücht als eine Tatsache, eher eine Legende, und er hätte sich nie träumen lassen, auch nur mal eins der Mitglieder zu sehen. Doch nun saß einer hier und bot ihm auch noch an, mit ihm in die Gemeinschaft zu gehen und Mitglied zu werden! Das war mehr, als er sich je von seinem Leben erhofft hatte, und er wusste, eine solche Chance bekam er nicht wieder.
    Trotzdem konnte er nicht mitgehen. »Ich kann hier nicht weg. Ta- meine kleine Schwester, ich muss mich um sie kümmern. Ich kann sie nicht einfach zurücklassen!«
    Dohan zögerte, doch dann nickte er. »Das verstehe ich. Darum biete ich dir an, sie einfach mitzunehmen. Sie kann bei dir wohnen, sie bekommt Essen und alles, was sie braucht, obwohl sie wahrscheinlich irgendwann dafür wird arbeiten müssen, aber das ist noch weit hin. Na, was sagst du?« Erwartungsvoll sah er den Jungen an.
    Jarin war hellauf begeistert. Nie wieder hungern, nie wieder stehlen, nie wieder vor wütenden Händlern davonlaufen und um sein Leben fürchten müssen… es war ein Paradies.
    »Ich muss das erst mit… mit meiner Schwester besprechen.«
    »Gut, gehen wir zu ihr.«
    Immer noch fassungslos über sein Glück rannte Jarin los, und erst als er sich nach einigen Ecken umblickte fiel ihm auf, dass der alte Mann nicht hinterher gekommen war. Ungeduldig wartete er. Schließlich tauchte Dohan keuchend neben ihm auf. »Ich muss schon sagen, du bist schnell. Zu schnell, leider; meine Knochen sind alt und morsch, mach ein wenig langsamer mit mir, ja?«
    Jarin nickte brav und behielt seine Unruhe für sich.
    »Gut«, lächelte Dohan, und sie machten sich gemeinsam wieder auf den Weg.




    Kapitel 2


    »Taya?« Jarin schob den Vorhang zu Seite, der ihr Versteck notdürftig vom Rest der Welt abtrennte. »Taya, du wirst nicht glauben, was für Nachrichten ich dir bringe! Wir kommen raus hier, endlich raus, wir kriegen Essen, so viel wir wollen, und-« Er erstarrte. »Taya?«, flüsterte er. Dann begann er zu schreien. »Taya, Taya, wach auf, sag doch was, Taya!« Doch sie rührte sich nicht. Sie war an genau dem Tag gestorben, an dem sie geboren war. Verhungert, als Jarin erfuhr, dass sie gerettet waren. Von ihm gegangen, als sich gerade alles zum Besseren wenden sollte. Fassungslos und tränenüberströmt starrte er den leblosen Körper an. Der Tod war ganz und gar nicht unbekannt in den Gassen, aber er hatte gedacht oder zumindest gehofft, dass er Taya am Leben erhielt mit dem, was er brachte. Auch er war nicht gerade dick, aber er lebte, während sie, für die er jahrelang die Verantwortung getragen hatte, ihm unter den Augen verhungert war. »Das ist nicht fair«, flüsterte er, »das ist nicht fair«, immer und immer wieder, immer lauter, bis er schrie, und er schrie sich seine Trauer und Verzweiflung von der Seele, während Dohan ihn behutsam hochhob und durch die Gassen trug, wo die Menschen hastig wegsahen und sich nicht um das Geschrei kümmerten. Später kamen sie durch die nobleren Viertel, in denen Dohan mehrfach angehalten wurde, bis er deutlich machte, dass er ein Mitglied der Gemeinschaft und in einem Auftrag unterwegs war.
    Jarin war lange nicht mehr aus den Gassen herausgekommen und es hatte sich auch niemand darum geschert, was mit ihm geschah. Jetzt hatte er zum ersten Mal die Möglichkeit, sich die ganze Stadt anzusehen, in der er schon sein ganzes Leben lebte, aber es war ihm egal, so egal… alles egal. Wieso nur mussten die Götter so grausam sein und sie gerade heute sterben lassen? Ein Tag später, nur ein einziger Tag, vielleicht Stunden, und sie hätten sie gefunden und mit Essen vollgestopft und sie hätte ein langes und glückliches Leben führen können. Ein Tag!
    »Das ist nicht fair!«, flüsterte Jarin abermals, dann senkte sich Dunkelheit über ihn.


    Als er die Augen aufschlug, sah er an eine bunt bemalte Decke. Verwirrt versuchte er, zu erkennen, was abgebildet war, doch vor seinen Augen verschwamm immer wieder alles. Zerstreut wischte er sich darüber und merkte, dass sie feucht waren. Und plötzlich fiel ihm wieder ein, wieso: Taya war tot.
    Er spürte einen so plötzlichen und so starken Schmerz in der Brust, dass er sich aufbäumte und den Mund aufriss, wie um zu schreien, doch vor Qual kam kein Laut hervor. Kurze Zeit später war es vorbei, er atmete heftig und weinte.
    Ein Paar Schuhe erschien in seinem Blickfeld, dann kratzte ein Stuhl über den Boden, als er neben sein Bett gezogen wurde. Schwer ließ sich jemand darauf fallen, doch Jarin achtete nicht darauf. Taya, seine einzige Schwester, der einzige Mensch, dem er sich verbunden fühlte, hatte ihn verlassen und so einsam, so allein zurückgelassen. Er wusste nicht, was er alleine machen sollte. Er wünschte sich, er wäre seiner Schwester ins unbekannte Reich gefolgt.
    »Nana, nun übertreib mal nicht gleich«, sagte eine Stimme aus Richtung des Stuhls. Sie kam Jarin bekannt vor, und als er sich umdrehte und über die Augen wischte, erkannte er den alten Mann von gestern wieder, Dohan hieß er. »Ich weiß, du bist traurig, aber dein Leben geht weiter, und darüber solltest du glücklich sein!«
    Erneut traten dem Jungen Tränen in die Augen, doch Dohan sprach schon weiter: »Dir wurde das Leben geschenkt, und du hast noch so viel vor dir, dass du es jetzt nicht wegwerfen solltest. Lebe für deine Schwester mit! Genieße das Leben, jetzt, wo du weißt, wie schnell es vorbei sein kann. In Ordnung?« Als Jarin schwach nickte, lächelte er. »Schön. Dann zieh dich an, ich führe dich herum.«
    »Wo sind wir?«, fragte Jarin, während er verwundert seine Kleidung musterte, die über dem Stuhl hing und sich nicht mehr an seinem Körper befand. Er trug eine leichte Wollhose, die ihm eigentlich nicht gehörte.
    Dohan bemerkte seinen Blick. »Wir haben dir die Sachen gestern ausgezogen, da sie ziemlich dreckig waren. Auf die Schnelle haben wir leider nur die Hose, die du trägst, in deiner Größe gefunden.« Er nickte in Jarins Richtung. »Doch wenn ich das so überdenke, bin ich der Meinung, dass du erst ein Bad genießen solltest, bevor ich dich den neugierigen Blicken aussetze, nichts für ungut.«
    Jarin schwieg. Er hatte in seinem ganzen Leben noch kein Bad genommen, außer manchmal im Fluss, und er fragte sich, was ihn in einem Haus erwartete, in dem es offensichtlich als unschicklich galt, ungewaschen durch die Gegend zu laufen.
    Dohan hatte ihn schweigend beobachtet. Nun fragte er freundlich: »Was bedrückt dich, mein Junge?«
    Jarin holte tief Luft. »Das alles hier. Es ist so anders! Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, ich hab doch mein ganzes Leben nur in den Gassen verbracht!« Bedrückt und verunsichert sah er auf den Boden. Er hatte schon öfter Jungs, die aus dem besseren Teil der Stadt kamen, beobachtet, und im Gegensatz zu ihm hatte nie einer ach nur ansatzweise dreckig gewirkt. Auch ihre Kleidung war immer sauber, und sie passten stets auf, dass sie nicht mit dem Dreck der Straßen in Berührung kamen. Auch ihre Sprache war anders, Jarin verstand die Wörter teilweise gar nicht. Und mit solchen Menschen würde er sich nun abgeben müssen? Wie sollte er das anstellen, wenn er sie nicht verstand?
    Dohan lächelte. »Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich und ein paar meiner Freunde helfen dir, wenn du Hilfe brauchst, aber wir sind hier schließlich nicht an des Königs Hof, also sind wir auch nicht übermäßig bedacht auf höfliche Umgangsformen. Schon gar nicht bei einem Neuling aus… nun ja, aus einem anderen Teil der Stadt.«
    Jarin sah auf, mit einem ganz ernsten Gesichtsausdruck. »Ihr wollt mich hier gar nicht haben, stimmt’s? Ihr nehmt mich auf, damit ich keine Gefahr bin, aber nicht, weil ihr an mir interessiert seid!« Ihm fehlten die nötigen Wörter, um auszudrücken, was er fühlte, doch Dohan schien ihn zu verstehen, und so fuhr er, immer lauter werdend, fort: »Normalerweise kümmert ihr euch doch auch einen Dreck um uns Gassenkinder! Wenn ich diese dämliche Magie nicht in mir hätte, würde ich euch genauso am Arsch vorbeigehen wie vor zwei Monden noch! Ihr würdet eher mit dem Stiefel nach mir treten als mich auch nur eines Blickes zu würdigen!« Ein plötzlicher Zorn hatte ihn erfasst, dem er kaum Herr werden konnte. Doch das wollte er auch gar nicht, er wollte nur weg, raus aus diesem Haus mit diesen Leuten, zu denen er auch bald gehören sollte und die er mit Respekt zu behandeln hatte, wo sie ihm doch noch nie Derartiges entgegengebracht hatten. Er fuhr herum und stürmte zur Tür, doch als er an der Klinke zog, tat sich nichts, auch nicht, als er dagegen drückte. Er versuchte es noch ein paar Mal, dann wandte er sich zornentbrannt zu Dohan um, der noch immer gelassen dastand und ihn beobachtete. »Lass mich raus!«
    Der alte Mann wollte einen Schritt näher treten, doch als Jarin sich angriffsbereit duckte, gab er nach und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. »Das werde ich, Jarin, aber erst, wenn du dich beruhigt hast.« Jarin, dem Erziehung logischerweise fremd war und der höchstens angeschrien und beschimpft wurde, wenn er beim Stehlen gesehen worden war, kannte solche Verhandlungen nicht und es verwirrte ihn. Bedeutete das, dass der Mann, der große, erwachsene, mächtige Mann, es quasi ihm überließ, ob er nun tat, was er wollte, oder nicht? Andererseits komme ich hier sonst nicht mehr raus, gestand er sich ein, denn obwohl er als Gassenjunge vermutlich mehr über diverse Fluchtmöglichkeiten wusste als normale Kinder in seinem Alter, hielt er es doch für unwahrscheinlich, dass Dohan und die Gemeinschaft nicht vorgesorgt hatten. Also holte er tief Luft. »Und wenn ich mich beruhigt habe, lässt du mich einfach so gehen?« So ganz traute er der Sache nicht, das wäre einfach zu einfach.
    Dohan lächelte leicht. »Offensichtlich hast du dich noch nicht beruhigt. Aber ja, wenn du das wirklich willst, dann darfst du gehen.« Er ließ den Satz eine Weile in der Luft schweben, dann fügte er hinzu: »Allerdings müssen wir dir dann zuerst deine Magie nehmen, wie du vielleicht noch weißt. Aber das ist das Einzige, was dich aufhält. Danach darfst du wieder zurückkehren zu deinem Leben, wenn es das ist, was du möchtest.«
    Jarin kapitulierte. Er mochte sauer sein auf Dohan, auf die feine Gesellschaft, auf alles, was sich seit gestern abspielte, aber er konnte nicht zurück, nicht wieder in dem Bretterverschlag schlafen, schon gar nicht, wenn er dort doch ständig an Taya erinnert wurde. Nein, das konnte er einfach nicht. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als ruhig zu bleiben und so schnell wie möglich zu lernen, wie er hier überlebte.
    Der Magier sah die stumme Zustimmung des Jungen, erhob sich und öffnete die Tür mit einer leichten Handbewegung. Jarin starrte ihn mit offenem Mund an. Auch wenn er wusste, dass Dohan über Magie gebot, hatte er doch noch nie so etwas passieren sehen.
    »Jarin, kommst du?« Dohan war schon vorausgelaufen und blieb jetzt stehen, als er sah, dass der Junge immer noch verblüfft in der Tür stand. Er lächelte. »Wenn alles gut läuft, wirst auch du das bald beherrschen.«
    Jarin konnte sich das zwar nicht vorstellen, aber er sagte nichts dazu sondern schloss hastig zu Dohan auf. Dieser führte ihn durch mehrere riesige, protzige Gänge. Mit offenem Mund besah Jarin sich die Gemälde, die an den Wänden hingen, und das große Bild, das die ganze Decke zierte. Schließlich blieb Dohan vor einer Tür stehen und wartete darauf, dass Jarin bei ihm angekommen war. Dann öffnete er die Tür und schob den Jungen hinein. »Ranaís, das ist Jarin. Er ist neu hier, und er würde sich sehr über ein Bad freuen.«
    Eine junge Frau, eher noch ein Mädchen, trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab und lächelte die beiden an. »Es ist schon bereit, Herr.« Lange, braune Haare flossen ihr in einem schlichten Zopf bis zu Hüfte hinunter. Sie war nur mit einem einfachen Gewand und leichten Schuhen bekleidet, beides in Weiß.
    Dohan schien überrascht. »Oh! Fabelhaft! Ich staune immer wieder über deine unglaublichen Fähigkeiten, Ranaís!«
    Das Mädchen lächelte abermals und knickste. »Vielen Dank! Es freut mich, dies zu hören, Ehrwürdiger.«
    Jarin hatte sich bis jetzt erfolgreich zurückgehalten, doch nun schob Dohan ihn weiter vor. Ranaís nahm ihn sanft am Arm und führte ihn aus einer anderen Tür. Jarin sah sich panisch nach Dohan um, doch der lächelte nur und machte eine bestätigende Geste. Dann fiel die Tür hinter Jarin und dem Mädchen zu, und Jarin drehte sich wieder nach vorne. Verblüfft fiel ihm die Kinnlade herunter.
    Er befand sich in einem großen Raum, der beinahe rund war und in der Mitte durch ein ebenso rundes, riesiges Becken unterbrochen wurde. In diesem Becken befand sich Wasser und komische weiße Bläschen, die obenauf schwammen. An den Seiten hingen viele weiße Handtücher, die meisten größer als Jarin. Ranaís grinste, als sie seine Überraschung sah. »Ja, so habe ich auch geguckt, als ich das erste Mal hier war. Magst du’s?«
    »Ich- ich weiß nicht. Es ist so groß und offen!« Als Gassenjunge hielt man sich nicht gerne an solchen Plätzen auf - die Gefahr, von jemandem entdeckt zu werden, war zu groß, und gute Raubzüge ließen sich an solchen Orten auch nicht durchführen. Sie nickte mitfühlend. ‌»Ja, es muss ungewohnt sein. Aber daran gewöhnst du dich! Die Gemeinschaft hat viele solche Räume.«
    Jarin schluckte und sah sich im Raum um. »Dauert es lange, sich daran zu gewöhnen?«, fragte er leise. Nirgendwo gab es Verstecke, jederzeit konnte jemand hineinkommen, und wenn der dann Böses wollte, war Jarin innerhalb von Sekunden erledigt.
    Ranaís lächelte. »Ja, aber keine Sorge. In ein, zwei Wochen wird dir das kaum noch auffallen.«
    Ein oder zwei Wochen. Jarin war seltsam schwindelig. Dies hier war nun sein Leben. Ein Leben, von dem er nicht mal zu träumen gewagt hatte, und jeden, der es doch wagte, hatte er zusammen mit den anderen ausgelacht und verachtet. Sowas passierte einfach nicht. Höchstens in Geschichten, aber die waren dann selten gut. Niemand kam von dem Dreck und dem Schmutz, dem Gestank, dem Hunger, der Angst und der Verzweiflung der Gassen einfach so in ein rundes Zimmer ohne Verstecke und mit nur einem einzigen Ausgang. In ein Zimmer, bei dessen Konstruktion niemand an fliehende Leute auch nur gedacht hatte!
    »Na komm, sonst wird das Wasser kalt!«, holte Ranaís ihn aus seinem Erstaunen. Wie in Trance bewegte er sich zum Wasser, und hätte das Mädchen ihn nicht aufgehalten, wäre er einfach mit der Hose, die ihm nicht gehörte, baden gegangen. Dann ließ er sich langsam in das Wasser gleiten und erlebte noch einen Schock: das Wasser war warm. Wasser war niemals warm! Wasser und Kälte gehörten für Jarin genauso zusammen wie die Gassen und sein Leben. Aber man erlebte ja noch Wunder…
    »Es wurde durch Feuer geheizt«, erklärte Ranaís schon, bevor er seine Frage stellen konnte. »Es wird aus dem Fluss geleitet, von oberhalb der Stadt, damit er noch sauber ist.« Sie lächelte. »Es fließt unter den Gebäuden der Gemeinschaft entlang, damit möglichst viele Menschen hier etwas davon haben. Bei Bedarf schöpft man etwas aus dem Wasser, erhitzt den Kessel und transportiert es dann, meistens mit Magie, an den Ort, an den es soll. So wie das Wasser hier jetzt für dich.« Sie bückte sich und rührte mit der Hand in besagtem Wasser herum. Gedankenverloren starrte sie ins Nichts. Jarin wagte eine Weile nicht, etwas zu sagen, aber dann brach es aus ihm hervor: »Bist du auch eine Magierin?«
    Überrascht sah Ranaís auf. »Ich? Nein.« Sie lächelte. »Meine kleine Schwester ist begabt, und sie wollte, dass ich mit hierher komme. Magie lernen konnte ich jedoch nicht, also arbeite ich nun einfach hier.« Wieder senkte sie den Kopf und starrte gedankenverloren ins Wasser.
    »Woher… also, wo… woher…«, stammelte Jarin.
    »Wir sind aus keinem adeligen Haus, aber auch nicht aus den Gassen. Wir sind… irgendwas dazwischen.« Sie schien sich zu schämen. »Wenn du’s genau wissen willst«, fuhr sie dann trotzig fort, »war meine Mutter eine Hure. Meine Schwester und ich entstanden durch irgendeinen reichen, alten Sack, der besoffen war und nicht allzu viel Geld hatte, doch für meine Mutter reichte es.«
    Jarin zuckte zurück, als er die unbändige Wut des Mädchens spürte. Eine Weile schwiegen beide. Der Hass auf den Vater und vielleicht auch auf die Mutter war körperlich zu spüren.
    »Ich habe meine Mutter verloren«, sagte Jarin irgendwann leise. »Da war ich sieben. Mein Vater starb einige Monate vorher, und jemand raubte uns fast unseren ganzen Besitz. Wir landeten in den Gassen, und meine Mutter…« Er zögerte. Dann sprach er noch leiser und mit gesenktem Kopf weiter. »Meine Mutter ist ein paar Wochen darauf gestorben. Sie hat den Tod meines Vaters nie verkraftet und kam mit der Welt der Gassen nicht klar. Sie verhungerte, aber ob sie das in ihrem Elend noch gemerkt hat und ob es sie gekümmert hat, das weiß ich nicht. Zurück blieben meine Schwester und ich.« Ein plötzlicher Schmerz ließ ihn gequält aufstöhnen und er spürte, wie ihm Tränen die Wangen hinunterliefen. Verärgert und beschämt wischte er sie weg.
    Plötzlich war Ranaís neben ihm, legte ihm sanft die Arme um die Schultern und hielt ihn tröstend fest. Da konnte er nicht mehr. Er ließ seinen Tränen freien Lauf. Schluchzend klammerte er sich an ein Mädchen, das ihm vor ein paar Minuten noch vollkommen fremd gewesen war, und fühlte seltsamen Trost bei der Umarmung.
    Als er sich nach einer gefühlten Ewigkeit langsam beruhigte, drückte Ranaís ihm sanft einen Kuss auf den Kopf und ließ ihn los. »Nun wollen wir dich aber endlich mal baden«, sagte sie. »Das Wasser ist bestimmt schon kalt, und Meister Dohan wird auch nicht ewig warten wollen.«
    Jarin wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte. »Es tut mir leid, dass ich so geweint habe«, sagte er und fühlte sich fürchterlich. Wie konnte er sich nur bei einem Mädchen ausweinen?
    Doch Ranaís lächelte nur. »Das muss es nicht. Eigentlich alle weinen, wenn sie das erste Mal hier sind – Leute wie wir, weil uns unsere Vergangenheit mitnimmt, und Kinder reicher Eltern, weil sie nicht mehr den gleichen Luxus haben wie zu Hause. Das ist okay. Es wäre eher merkwürdig, wenn du nicht geweint hättest.« Sie zwinkerte ihm zu. Jarin lächelte schwach.
    Ranaís hielt nun einen riesigen Schwamm in der einen und eine gefährlich aussehende Bürste in der anderen Hand und kam damit auf ihn zu. »Dann wollen wir mal zusehen, dass wir dich ordentlich sauber kriegen, was?«

    Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

    -Albus Dumbledore-

  • Sehr schön geschrieben :) :daumenhoch:
    Jetzt bin ich irgendwie interessiert, wie es weiter geht ^^°

    Die Menschen reden zu viel. Man sollte sich wieder mehr darauf konzentrieren, etwas zu sagen!


    „How can you just be yourself // When you don't know who you are?“ (aus "Song of Myself" von Nightwish)

  • Vielen lieben Dank! :) Sorry für das unglaublich lange nicht online sein! Hier geht's weiter:



    Kapitel 3


    »Meister? Wir sind soweit.« Ranaís und Jarin standen im Arbeitszimmer Dohans. Jarin fühlte sich sehr sonderbar: er war sauber. Und er roch gut, wenn auch ungewohnt. Nach vornehmen, ordentlichen Leuten. Und, das Beste: er war neu gekleidet und hielt ein Brötchen in der Hand, an dem er selig knabberte.
    Dohan sah auf und nickte Ranaís lächelnd zu. »Ich danke dir! Du darfst jetzt gehen.«
    Das Mädchen knickste, lächelte Jarin noch ein letztes Mal zu und ging dann hinaus. Der alte Mann wandte sich Jarin zu. »Der normale Schulalltag sieht so aus: Morgens um halb 9 gibt es Frühstück, um 10 beginnt der Unterricht. Mittagspause mit Essen ist um 13 Uhr, um 15 Uhr geht der Unterricht weiter und endet um 17 Uhr. Um 18 Uhr gibt es Abendessen, um 20 Uhr müssen alle im Bett sein.«
    Jarin blickte ihn verständnislos an.
    »Was ist?«
    »Meister, ich… ich weiß, was Zahlen sind, aber ich habe mich nie nach Uhrzeiten gerichtet. Ich kann damit nicht umgehen.«
    Dohan starrte ihn sprachlos an. »Natürlich, wie dumm von mir! Verzeih bitte. Nun, das wirst du schon lernen. Zu jeder Uhrzeit, die ich gerade nannte, gibt es einen Gong. Danach kannst du dich richten, und natürlich auch nach deinen Mitschülern.«
    Jarin spürte, wie erneut Nervosität von ihm Besitz ergriff. Er konnte vieles, aber gut mit Menschen höheren Ranges umgehen gehörte nicht dazu. Das, was seine Eltern ihm vor so vielen Jahren beigebracht hatten, war längst wieder vergessen, ersetzt durch lebenswichtigere Informationen.
    Dohan schien seine Nervosität zu verstehen. »Es kommen öfter mal neue Leute hinzu, du bist also nichts allzu Besonderes. Zudem sind die Klassen recht klein, sie fassen nur maximal 12 Schüler. Jetzt am Anfang bist du auch noch mit andern Kindern deiner… Herkunft zusammen, damit ihr die wichtigen Grundregeln wie lesen, schreiben und rechnen lernt.«
    »Ich kann lesen«, sagte Jarin. Eine dunkle Erinnerung regte sich in ihm. »Und schreiben.«
    Überrascht sah Dohan ihn an. »Bist du sicher?«
    Jarin zögerte. »Lesen kann ich ohne jeden Zweifel«, sagte er dann entschlossen. Es war nicht sehr praktisch gewesen, aber überall in der Stadt gab es Schilder und Aushänge und Sonstiges, und so hatte er es nie verlernt. »Ob ich noch schreiben kann, weiß ich jedoch nicht.«
    »Na gut, das ist doch schon mal was!« Dohan stand auf und sah ihn aus den Augenwinkeln an, als er an ihm vorbei zur Tür ging. Wahrscheinlich fragte er sich, woher ein Gassenjunge lesen konnte. Jarin erklärte es ihm nicht.
    »Dann bist du den anderen deiner Klasse gar nicht so weit hinterher. Komm, ich zeige dir, wo du hinmusst. Der Nachmittagsunterricht ist gleich vorbei, aber dann lernst du deine Kameraden schon mal kennen und kannst auch gleich mit ihnen zum Essen gehen.«
    Jarins Magen knurrte wie zur Bestätigung. Außer dem Brötchen hatte er seit Tagen nichts gehabt. Das war er zwar gewohnt, doch der Gedanke an Essen beflügelte ihn natürlich dennoch.
    Die beiden stiefelten durch endlose Gänge, und obwohl Jarin natürlich einen guten Orientierungssinn hatte, den er im Gewirr der Gassen auch brauchte, verlor er sich doch sehr bald in den Dutzenden und Aberdutzenden Gängen und Treppen. Die Gebäude waren untereinander alle miteinander verbunden, mal durch oberirdische und mal durch unterirdische Gänge. Auch wenn die Gemeinschaft nie einen richtigen Krieg hatte austragen müssen, hatte es doch zuweilen gefährliche Zeiten gegeben, und sicherer war es dann immer, das Haus nicht zu verlassen.
    Schließlich machte Dohan vor einer schlichten Holztür Halt und wandte sich zu Jarin um. »So, mein Junge, hier verlasse ich dich nun. Dein Lehrer wird sich gut um dich kümmern. Sei brav und lerne fleißig«, zwinkerte er noch. Dann wandte er sich zum gehen.
    »Warte!«, rief Jarin etwas zu laut. Dohan drehte sich zu ihm um.
    »Was mache ich nach dem Essen?«, fragte Jarin leiser. »Wo soll ich schlafen? Wann und wo kann ich mich baden und… alles?« Er fühlte sich ein wenig hilflos, als ihn der einer der zwei einzigen Menschen, die er hier kannte, allein zurücklassen wollte. Auf sich allein gestellt. In einem riesigen, fremden Haus mit lauter fremden Menschen, die meisten davon im Gegensatz zu ihm gut erzogen. Er fühlte sich schlecht.
    Dohan lächelte und trat wieder auf ihn zu. »Deine Kameraden werden dir alles erklären, wenn du etwas nicht verstehst. Auch sie sind noch nicht so lange hier und können deine Situation sehr gut nachvollziehen.
    Nach dem Essen gehst du mit ihnen zu den Schlafsälen. Am Anfang des Bereichs gibt es eine kleine Kammer, dort sitzt Meister X. Bezüglich deines Bettes, Schlafsachen und aller anderen Dinge im Bereich der Schlafsäle fragst du ihn. Er weiß Bescheid, dass du nachher kommst.«
    Jarin nickte, fühlte sich ein wenig besser und trotzdem immer noch nicht gut. Dohan legte ihm väterlich eine Hand auf die Schulter – eine Geste, die Jarin sehr lange nicht mehr gespürt hatte. »Geh nun hinein, Sohn, sonst ist der Unterricht gleich vorbei.« Wieder wollte er gehen, doch dann sah er den Jungen noch mal an. »Wenn du wirklich nicht mehr weiterweißt und dich komplett verloren fühlst, dann komm zu mir. Den Weg kannst du bei fast jedem Menschen in diesen Gebäuden erfragen.« Er drückte Jarins Schulter. »Alles Gute!« Damit drehte er sich wieder um und verschwand diesmal wirklich.
    Jarin kämpfte gegen das Gefühl der Hilflosigkeit an und wandte sich zur Tür um. Dann wusste er schon nicht weiter. Sollte er klopfen? Sollte er einfach öffnen und eintreten? Sollte er klopfen und dann direkt eintreten oder zunächst auf ein Zeichen von drinnen warten?
    Zögernd hob er die Hand. Dann klopfte er dreimal.
    Keine Antwort.
    Jarin fühlte sich schlechter als jemals zuvor. Sein Bauch schmerzte, und nicht nur wegen des gewohnten Gefühls des Hungers. Wieder hob er die Hand, diesmal klopfte er stärker.
    »Ja?«
    Jarin war so erleichtert, eine Antwort von drinnen zu bekommen, dass er sich gar nicht mehr fragte, was ihn dort erwartete. Er riss die Tür auf.
    Alle in dem Raum starrten ihn an. Vorne, hinter einem mächtigen Tisch, stand ein junger Erwachsener. Ihm gegenüber saßen sieben Jungen und drei Mädchen an je einem Tisch, auf denen Blätter und je ein Buch lagen.
    »Du musst der Neue sein, den sie in den Gassen aufgelesen haben«, brach der Lehrer das Schweigen. Jarin sah ihn an und nickte.
    »Verrate uns doch deinen Namen«, forderte der Mann ihn freundlich auf.
    »Jarin«, murmelte Jarin.
    »Sehr schön, Jarin. Willkommen in der Klasse! Such dir einfach einen freien Platz.«
    Jarin trat ein und schloss die Tür hinter sich. Dann ging er, ohne sich seine Nervosität anmerken lassen zu wollen, an eine Seite des Raumes und setzte sich in die letzte der drei Reihen. Links von ihm war ein Fenster in die Wand eingelassen, und Jarin hatte einen fantastischen Blick auf grüne Gärten und ein paar Menschen, die dort herumliefen. Rechts von ihm saß ein Junge, der ihn ununterbrochen anstarrte. Jarin zuckte zurück.
    »Ich bin Tiy«, sagte der Junge und streckte Jarin ruckartig seine Hand entgegen. Dieser nahm sie zögernd. »Jarin«, stellte er sich abermals vor.
    Nun trat der Lehrer an Jarins Tisch und legte ihm einige Blätter und einen Stift vor ihn. »Kannst du lesen und schreiben?«
    Jarin zögerte, dann zuckte er mit den Schultern. »Lesen ja, aber Schreiben… Ich habe es lange nicht mehr versucht.«
    Der Lehrer nickte. »Teste mal, ob du es noch kannst. Schreib irgendwas, oder versuche, dem auf der Tafel zu folgen. Komm dann am Ende des Unterrichts zu mir.«
    Jarin nickte gehorsam, den Blick unverwandt auf Stift und Papier gerichtet. Er war gespannt, ob er noch etwas von dem beherrschte, was er früher gelernt hatte.
    »Ich bin Meister Sylon. Willkommen in der Klasse.« Damit wandte sich der Lehrer ab und schritt zurück zur Tafel, um dort weiterzumachen, wo er bei Jarins Eintreten aufgehört hatte.
    Jarin starrte immer noch auf sein Blatt und hörte ihm gar nicht zu. Dann spürte er, dass er immer noch angestarrt wurde, und hob den Blick.
    »Kannst du wirklich schon schreiben?«, flüsterte Tiy.
    Jarin zuckte abermals die Achseln. »Ich konnte es mal, aber ich denke eher, ich habe es wieder verlernt.«
    »Wenn du es nicht kannst, kann ich versuchen, dir zu helfen – wenn du magst.«
    Jarin lächelte. »Danke, das ist sehr freundlich von dir! Kannst du denn auch rechnen?«
    Tiy strahlte. »Rechnen kann ich fabelhaft, ich liebe das Rechnen! Kannst du etwa auch rechnen?« Ob seiner Begeisterung wurde er etwas zu laut, und Meister Sylon ermahnte die beiden. Eine Weile schwiegen sie, dann flüsterte Jarin, der sich die Chance auf einen ersten Freund nicht entgehen lassen wollte: »Nein, das habe ich nie gelernt. Könntest du mir dabei vielleicht auch helfen, wenn ich Probleme habe?«
    Tiy nickte aufgeregt. »Natürlich! Sehr gern!«
    Wumms! Meister Sylon hatte sich, nur von ihnen unbemerkt, genähert, und schlug ihnen nun zur Strafe mit einem Buch auf den Kopf. »Wenn ich rede, herrscht Ruhe in der Klasse! Das gilt für neue Schüler genauso wie für altbekannte!«
    Jarin und Tiy saßen beide da, die Köpfe gesenkt. »Ja, Meister«, sagte Tiy, doch beide schielten sich aus den Augenwinkeln an und lächelten leicht.
    Jarin spürte Schmerzen in seinem Kopf, doch die beachtete er kaum. Er hatte einen Freund! Den ersten seit so langer Zeit! Er fühlte sich nicht mehr allein und verloren in der Gemeinschaft, er spürte, dass er es schaffen konnte, denn dafür hatte er jetzt einen fabelhaften Jungen an seiner Seite, der ihm in allen Belangen helfen wollen zu schien.
    Doch erst mal konzentrierte er sich nun auf seine Aufgabe. Er starrte auf die Tafel, besah sich einen Buchstaben und versuchte dann, diesen niederzuschreiben. Nach und nach kamen Erinnerungen zurück, und als der Gong ertönte, hatte er sein ganzes Blatt voller Buchstaben. Nun fiel ihm das Schreiben wieder recht leicht, und er fühlte unbeschreiblichen Stolz in seiner Brust.
    Als er mit den anderen Kindern aufstand, folgte Tiy ihm zum Lehrer. Dort gab Jarin sein Blatt ab. Der Lehrer musterte es kurz und nickte dann. »Sehr gut gemacht! Das erleichtert meine Sache enorm. Ab morgen wirst du dem regulären Unterricht wie alle anderen folgen. Um das Rechnen kümmern wir uns später mit allen zusammen.«
    Jarin nickte. Tiy zog ihn aus dem Raum und durch die Gänge. »Du kannst also wirklich schreiben, Wahnsinn! Damit tue ich mich immer noch schwer. Ich weiß nicht, warum es so wichtig ist, dass man ein S von links oben nach rechts unten schreibt und nicht andersherum! Man erkennt den Buchstaben doch trotzdem, kein anderer sieht ihm ähnlich!«
    Jarin runzelte die Stirn. »Von links oben nach rechts unten?« Hatte er sich etwa falsch erinnert? Hatte er nun alle S falsch geschrieben und wer weiß, was sonst noch? Aber hätte der Lehrer dann nicht etwas gesagt?
    Tiy stöhnte auf. »Dann eben andersherum. Ich sagte doch, mit dem Schreiben komme ich überhaupt nicht klar!« Er sah ganz elend aus, als er das sagte.
    Jarin legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Was hälst du von einer Abmachung? Du hilfst mir beim Rechnen und ich dir beim Schreiben.«
    Tiy wirkte immer noch unglücklich. »Das haben schon andere versucht. Ich kann es einfach nicht und ich werde es wohl auch nie lernen.«
    »Wir kriegen das schon hin«, meinte Jarin, obwohl er unsicher war. Dennoch hatte er vor, es zu versuchen, schon allein, damit er sich nicht so schlecht fühlte, wenn nur Tiy ihm bei Aufgaben half.
    Tiy nickte. »Wir können es versuchen, wenn du magst. Aber lass uns jetzt nicht mehr darüber reden. Los, komm, hier gibt es was zu essen!«
    Sie traten in eine riesige Halle, die komplett ausgefüllt war mit Tischen und Bänken, auf denen überall Kinder saßen. Es war ein wahnsinniger Lärm. Links im Raum waren Tische aufgereiht, auf denen riesige Schüsseln mit Eintopf oder Suppe standen, und aus denen Personal mit enormen Kellen den davorstehenden Kindern etwas auf die Teller häufte.
    Es gab Essen. Einfach so. Ohne Gedrängel, ohne Prügelei – ohne Bezahlung? Jarin lief ein Schauer des Entsetzens über den Rücken. Er blieb stehen. »Ich hab kein Geld!«, flüsterte er.
    Tiy, der ihn wegen des Lärms nicht verstanden hatte, blieb ebenfalls stehen. »Was?«
    »Ich hab kein Geld«, wiederholte Jarin, panisch diesmal. Er war so kurz davor gewesen, etwas zu Essen zu bekommen, und jetzt fühlte er sich elender als zuvor. Warum hatte er Dohan das nicht gesagt? Dann hätte er gleich gehen können und sich diese Peinlichkeit gespart. Langsam trat er den Rückzug an und hoffte, niemand hatte ihn gesehen.
    Tiy packte ihn am Arm. »Du brauchst kein Geld«, lächelte er. »Tut mir leid, das hatte ich vergessen, dir zu sagen. Ich hatte das beim ersten Mal auch nicht fassen können. Aber es ist wahr! Das Essen hier ist umsonst.«
    Jarin starrte ihn fassungslos an. Von so etwas hatte er noch nie gehört! Tiy grinste und zerrte ihn einfach mit sich. Sie stellten sich hinter ein paar älteren Kinder in die Schlange.
    Die nächsten Minuten waren für Jarin wie ein Rausch. Er bekam einen Teller von Tiy in die Hand gedrückt, dann bekam er warme, köstlich riechende Suppe beinahe randvoll in diesen Teller. Und niemand beachtete ihn, als er sich noch eins der Brötchen nahm, das neben dem Suppentopf lag. Das war offenbar auch umsonst.
    Tiy führte seinen neuen Freund an einen Tisch, an dem ein paar Kinder saßen, die Jarin aus der Klasse eben dunkel wiedererkannte. Sie setzten sich, und alle hörten auf zu essen, um Jarin anzustarren.
    »Das ist Jarin«, stellte Tiy ihn noch einmal vor. Alle murmelten irgendwas, nur der Junge gegenüber erwiderte: »Ich bin Zaran. Freut mich, dass du da bist.« Er lächelte, doch irgendwas an diesem Lächeln war Jarin ganz und gar nicht geheuer. Er lächelte schüchtern zurück. Dann zog der Suppenteller seinen Blick magisch an, und ohne noch auf irgendetwas zu achten, schaufelte er alles in sich hinein. Kurze Zeit darauf kratzte sein Löffel über den leeren Teller, und er sah auf. Beschämt über seinen Ausbruch wischte er sich den Mund ab und sah dann zu Tiy. Der lächelte. »So haben wir alle angefangen. Wir waren Essen einfach nicht gewohnt. Aber das ändert sich auch für dich, glaub mir. Du hast jetzt ein neues Leben. Ein besseres.« Er grinste. »Nachschlag gibt es, wenn eine der Frauen an den Töpfen auf den kleinen Gong da schlägt. Dann ist noch etwas übrig für zweite Portionen.«
    Als der Gong ertönte, sprang Jarin auf und lief mit seinem Teller wieder zu den Töpfen. Er hatte jetzt wieder etwas im Magen, und der Hunger machte sich stärker bemerkbar als zuvor. Bald darauf hatte er auch seinen zweiten Teller leergegessen, doch als er sich abermals Nachschlag holen wollte, hielt Tiy ihn zurück. »Ich weiß, du fühlst dich, als könntest du noch ein ganzes Pferd verdrücken. Aber es würde dir nicht gut bekommen, wenn du jetzt noch mehr isst, glaub mir.«
    »Ich habe so Hunger!«, jammerte Jarin.
    »Ich weiß, aber wenn du jetzt noch mehr isst, kommt dir alles wieder hoch.«
    Jarin konnte sich nicht vorstellen, welchen Sinn das haben sollte. Vor allem, wenn er so wahnsinnig hungrig war!
    »Dein Magen ist an die Menge Essen nicht gewöhnt und will es dann wieder loswerden. Warte ein paar Minuten, dann ist auch das Hungergefühl vorbei. Vertrau mir.«
    Jarin fügte sich, doch die folgenden Minuten wurden lang und schmerzhaft. »Bist du dir wirklich sicher damit?«, fragte er Tiy immer wieder, und der bestätigte seine Meinung geduldig immer wieder, bis irgendwann sogar Zaran Tiy unterstützte. Da sagte Jarin nichts mehr und quälte sich, bis seine Kameraden irgendwann aufstanden, um noch kurz hinaus in die Gärten zu gehen und zu spielen. Jarin fühlte sich zu elend dafür.
    Tiy schien das zu verstehen. »Komm, ich zeige dir die Schlafsäle, dann kannst du dich ausruhen.«
    Dankbar folgte Jarin seinem neuen Freund. Wieder ging es durch zahllose Gänge und Treppen hinauf, bis sie irgendwann vor einem Gang stehenblieben. Links und rechts zweigten Türen über Türen ab, die meisten waren offen, und überall herrschte Chaos. Kinder stürmten hierhin und dorthin, in ein Zimmer hinein und aus einem anderen hinaus - der Lärm dabei war unglaublich.
    Tiy stupste ihn an und deutete auf eine kleine Tür ganz am Anfang des Ganges. »Da hat Meister X sein Zimmer. Geh zu ihm, er wird dir alles zeigen. Wahrscheinlich haust du dich danach direkt aufs Ohr, oder?«
    Jarin zuckte die Schultern. »Vermutlich.«
    »Wäre es dann in Ordnung für dich, wenn ich noch raus zu den anderen laufe?«, fragte Tiy ein wenig verlegen. Jarin lächelte. Irgendwie schien Tiy sich sehr verantwortlich für ihn zu fühlen. »Klar ist das in Ordnung. Nur, ähm… wegen morgen…«, druckste er herum. Tiy schlug ihm auf die Schulter. »Ich werde dich persönlich wecken und dir den ganzen Tag nicht von der Seite weichen, damit du auch alles findest, was du brauchst«, erklärte er mit einem Zwinkern. Dann drückte er Jarins Schulter noch einmal und lief davon. Jarin wandte sich der Tür hinter ihm zu und klopfte, diesmal stärker als vorhin.
    »Ja?«, tönte es auch schon von drinnen, doch bevor Jarin die Tür öffnen konnte, flog sie schon nach innen auf. Ein älterer Mann stand vor ihm und wirkte ein wenig konfus. »Huch? Wer bist du?«
    Jarin wollte ihm gerade antworten, als er sich zu erinnern schien. »Ah, ja, richtig. Der Neue. Jarin, stimmt’s?«
    Etwas überrascht nickte Jarin.
    »Gut, sehr gut. Hast mich also gefunden. Na dann wollen wir mal. Komm rein, Junge!« Er trat zurück und wuselte durch sein Büro, das, wie Jarin jetzt erkannte, voll stand mit Regalen und Schränken, welche wiederum voll waren mit Kissen, Decken und was man nicht alles so brauchte. Meister X nahm nun von allem etwas, auch ein paar Sachen, an die Jarin sich nur noch dunkel erinnerte. »Das ist eine Bürste für die Zähne und eine entsprechende Creme dafür. Wirst schon noch lernen, wie das geht. Jeden Morgen und jeden Abend benutzen, das ist Vorschrift.« Er drückte Jarin die Sachen in die Hand und machte sich wieder auf in Richtung Tür. Dabei nahm er einen Schlüssel vom Haken. »Komm nun, Junge«, sagte er. »Wollen wir mal sehen, in welchem Zimmer noch Platz ist.«
    Jarin ächzte unter seinem Berg an Decken und Kissen, und wankend folgte er dem Meister. Er konnte so gerade hinter seinen Sachen nach vorne spähen, und so sah er, dass immer mehr Kinder im Spielen anhielten und ihn musterten. Das Geschrei verstummte nach und nach.
    »So, wollen wir mal sehen…«, murmelte Meister X in seinen weißen Bart. »Zimmer 51 könnte vielleicht noch ein Bett frei haben, aber da wohnen die Begünstigten, das ist vielleicht eher nichts für ihn.« Besorgt wandte er sich nach dem Jungen um. »Nein, nicht Zimmer 51. Dann besser Zimmer 52, da hat er sogar noch viel Platz. Ja, Zimmer 52 wird es sein!«
    Nach ein paar Ecken, um die sie gehastet waren, blieben sie schließlich vor einer Tür stehen. Jarins Arme fühlten sich an, als würden sie gleich abfallen.
    Meister X öffnete die Tür und stieß sie auf, damit Jarin sein neues Reich betreten konnte. Schwankend trat er ein. Drei andere Jungen, die im Zimmer saßen oder standen, musterten ihn, obwohl sie derzeit nicht viel von ihm sehen konnten.
    »Das hier ist Jarin, euer neuer Mitbewohner«, stellte Meister X ihn vor. »Sagt, Jungens, welche Betten sind noch frei für ihn?«
    Erst schwiegen alle drei, dann deutete einer von ihnen, er schien der größte und älteste zu sein, auf die linke Seite der Wand. Jarin brauchte keine weitere Aufforderung, er hastete zu dem Bett und warf erleichtert seine Sachen darauf. Dann drehte er sich um. Alle sahen ihn an. »Ich bin Jarin«, wiederholte er Meister X‘ Worte schüchtern. Erst folgte weiteres Schweigen seinen Worten, doch dann nickte der Junge, der Jarin das Bett gezeigt hatte. »Fanras.«
    Nun stellten sich auch die anderen beiden vor. »Tiuri«, sagte einer, der beinah so klein war wie Jarin. Er nickte ihm freundlich zu. Dann sagte der dritte, ein recht großer, sogar etwas beleibterer Junge mit tieferer Stimme: »Ich bin Jufton, Sohn von Jefarius aus dem Hause Ilindar. Aber nenn mich einfach Jufton.« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Willkommen in unserem Reich.«
    Jarin ahnte, dass das ein Scherz war, da er als Adelssohn bestimmt größere Reiche besessen hatte als dieses Zimmer, also wagte er, ein wenig zu lächeln.
    »Gut, ihr scheint euch zu verstehen. Jarin, folge mir, ich werde dir noch die Bäder zeigen – und wie du mit einer Zahnbürste umzugehen hast.« So, wie er das sagte, klang es, als sei es das Einfachste auf der Welt, und Jarin errötete. Fanras kicherte. »Da mussten wir alle durch«, grinste er. »Du wirst es überleben.«
    Jarin nickte ihm zu, erleichtert, dass die anderen sich nicht darüber lustig machten. Dann folgte er Meister X aus dem Raum.




    Kapitel 4


    Als Jarin zurückkehrte, waren die anderen Jungen wieder zum Alltag übergegangen. Bei seinem Eintreten blickten sie jedoch auf. »Und?«, fragte Fanras grinsend. »Hast du’s überlebt?«
    Jarin ließ sich auf sein Bett fallen. »Ja. Es ist ungewohnt, und ich weiß allgemein nicht, wie oft ich mich in nächster Zeit hier verirren werde. Aber wenigstens gibt es hier was zu essen«, versuchte er, einen Scherz zu machen. Die drei sahen ihn an. »Du kommst auch aus den Gassen?«, fragte Tiuri dann leise. Jarin nickte und fühlte sich unwohl. »Ist es verboten, darüber zu reden? Dann tut es mir leid, das wusste ich nicht.«
    Fanras winkte ab. »Das ist es nicht. Unser Tiuri hier -« er ging zu dem kleinen Jungen hinüber und legte ihm eine Hand auf die Schulter, »-unser Tiuri ist nur noch nicht sehr lange davon weg, und kurz bevor er ging, starb seine Mutter. Natürlich hat niemand angenehme Gedanken an die Gassen, aber er verknüpft sie nur noch mit ihrem Tod.«
    Betroffen starrte Jarin den Jüngeren an. »Das tut mir leid«, sagte er dann leise. Er zögerte, dann fügte er noch leiser hinzu: »Auch ich habe jemanden verloren, kurz bevor ich ging. Es war meine kleine Schwester, und gerade als ich ihr berichten wollte, dass nun alles bergauf ging mit uns…« Jarin spürte, wie ihm die Tränen kamen, und versuchte krampfhaft, sie zurückzuhalten. Er atmete tief durch.
    »Das tut mir auch leid«, meinte Tiuri dann leise. Jarin nickte ihm dankbar zu. Eine Weile herrschte Stille im Zimmer. Plötzlich klatschte Jufton in die Hände. »Ich weiß, ich kann mit euren Geschichten nicht mithalten, aber dennoch sollten wir jetzt aufhören, Trübsal zu blasen. Jarin, wie war dein erster Tag bei uns?«
    Zögernd begann Jarin zu berichten, denn um mit Dohan in den Gassen zu beginnen, musste er auch Taya erwähnen. Die anderen nahmen jedoch keinen Anstoß daran, und als Jarin wieder mit den Tränen kämpfen musste, setzte sich Fanras zu ihm aufs Bett. Das gab Jarin Trost, und er erzählte den Rest sicherer. Als er geendet hatte, nickte Fanras. »So oder so ähnlich war es bei uns beiden auch.« Er deutete wage in Richtung Tiuri, der schwach lächelte. »Bei Jufton sah es jedoch ganz anders aus. Er hatte jeden Tag zu essen und zu trinken und musste dafür nicht mal vor fetten Creeb-Händlern fliehen!«
    Jarin musste tatsächlich lachen.
    »Eines Tages«, fuhr Fanras fort und beugte sich vor, um die Spannung zu erhöhen, »eines Tages nämlich war ein Tag in Juftons Leben anders als die anderen.«
    Jufton schnaufte.
    »Eines Tages hatte nämlich seine herzallerliebste Mutter, mit der Jufton sich so gut verstand, Geburtstag.«
    Jufton lachte, und Jarin vermutete, dass dieser schon oft über seine Mutter geredet hatte, und offenbar keine netten Dinge.
    »Seine Mutter hatte also Geburtstag«, nahm Fanras den Faden wieder auf, »und wie jedes Jahr zu ihrem Geburtstag gab es ein riesiges Fest. Dieses Fest war noch größer als alle zuvor, denn dieses Mal war es ein ganz besonderer Geburtstag: der fünfzigste. Nun sind die meisten Frauen ja nicht stolz auf ihr Alter, aber Juftons Mutter… Juftons Mutter, die war es. Schließlich überlebte nur ein kleiner Teil der Stadt die 30-Jahres-Grenze, und sie war nun schon fast doppelt so alt. Und das wollte sie gehörig feiern. Also lud sie, wie jedes Jahr, Dutzende und Aberdutzende von Verwandten und Freunden ein, dieses Jahr vielleicht noch ein paar mehr als sonst. Und fast alle kamen. Es wurde ein riesiges Fest! Stelle dir nur mal die Festhalle vor! Lange, lange Reihen von Tischen mit Köstlichkeiten darauf: riesige Kuchen, warme Krapfen, leckere Backwaren und Brötchen mit jedem Belag, den du dir nur vorstellen kannst! Aber das Prachtstück, das war das Beste von allem: eine Torte, so hoch wie dieses Zimmer und so dick wie Jufton selbst.«
    Jufton schnaufte wieder, diesmal eher verärgert, doch Tiuri ließ ein kleines Lachen hören. Zufrieden schaute Fanras kurz zu ihm hinüber. »Diese Torte besaß 12 Stockwerke, und jedes Stockwerk war mit einer anderen Schicht gefüllt: Es gab Schokolade, Kiwano, Vanille, Durian, Ananas, Mango, Loquat, Cherimoya, Erdbeere, Curuba, Kirsche, Nashi und, ganz zuoberst, Rambutan.«
    Jarin sagten die meisten dieser Namen absolut gar nichts, doch Fanras verdrehte schmachtend die Augen. Jarin fragte sich, ob die Kenntnis der Früchte nur gespielt war, aber selbst wenn, störte ihn das wenig.
    Fanras hob nun einen Finger. »Es war die köstlichste Torte, von der mir je erzählt wurde. Allerdings verlief das Fest bald nicht mehr so, wie es geplant war.
    Zunächst war alles ganz wunderbar, alle aßen von den Torten, die Brötchen rührten nur sehr wenige an. Alle tranken Alkohol und nach einer Weile waren alle sehr beschwipst. Da entschloss Juftons Mutter sich, eine Rede zu halten.« Seine Stimme wurde traurig und ernst, und Jufton wandte sich ab, um in seinen Sachen zu wühlen.
    »Um die Sache abzukürzen«, fuhr Fanras fort: »Seine Mutter stellte ihre drei älteren Söhne als Söhne des Himmels dar, und ihren vierten als Verschwendung. Jufton, der Gute, hatte davon irgendwann genug, er war so wütend, dass er am liebsten das ganze Fest hätte hochgehen lassen. Doch dafür reichte seine Magie Gott sei Dank nicht – er sprengte nur den Kuchen.«
    Fassungslos starrte Jarin ihn an. Fanras nickte. »Ja, die wundervolle, herzallerliebste zwölfstöckige Torte. Von der Juftons Mutter nicht einen Zoll entfernt stand.«
    Jarin konnte nicht anders, er prustete los. Die Vorstellung war einfach zu komisch.
    »Da niemand außer den Eltern in der Nähe war und diese von allem beobachtet wurden, konnte es nur Magie gewesen sein. Und niemand außer Jufton hatte einen Grund gehabt. Seine Eltern ließen ihn auf Magie prüfen, und als das Ergebnis positiv war, schickten sie ihn sofort hierher. Welch ein Glück für uns.« Er stand auf und klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Ich hoffe, es war okay, dass ich ihm das erzählt habe.«
    »Er gehört jetzt dazu.« Jufton zuckte die Achseln. »Außerdem versteht er jetzt die Witze über meine Mutter besser.« Er zwinkerte zu Jarin hinüber. Fanras und Tiuri lachten.
    »So, mein lieber Jarin«, ergriff Fanras wieder das Wort. Jarin hatte das Gefühl, dass er sehr oft und sehr gerne redete. »Ich denke, es ist langsam Schlafenszeit. Du hattest einen sehr aufregenden und anstrengenden Tag, und morgen wirst du nicht geschont. Also, ab mit dir!«
    Jarin kletterte gehorsam unter seine Decke. Sie war nicht so rau, wie er es gewöhnt war, und das Bett fühlte sich sehr merkwürdig und weich an. Auch das hatte er ewig nicht gespürt. Er spürte, wie beides Erinnerungen weckte, Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit…


    »Komm schon, Jarin, trödle nicht!« Seine Mutter drehte sich nicht um, um zu kontrollieren, ob der kleine Junge ihr folgte. Doch natürlich folgte er ihr – er vergötterte sie, und auf dem belebten Markt verlor er sie schnell aus den Augen.
    Raschen Schrittes folgte er Arilia. Sie führte ihn weg vom Markt, die Einkäufe waren offenbar getätigt. Immer enger wurden die Straßen, durch die sie gingen, und immer weniger Menschen trafen sie. Schließlich blieben sie vor einer Holztür stehen, und Jarin sah hinauf: ein kleines, bescheidenes Haus, aber immerhin zwei Stockwerke, nicht im Viertel der Armen und einfach sein Zuhause.
    Sie taten durch die Tür, und eine kleine Taya krabbelte munter auf sie zu. Jarin umarmte sie begeistert und spielte ein wenig mit ihr, während seine Eltern sich über dieses und jenes unterhielten. »Er ist schon sechs«, sagte sein Vater mit der tiefen Stimme. »Wenn er nicht bald in die Schule geht, wird er nie den Anschluss bekommen.«
    Jarin spürte, dass sie über ihn redeten, und setzte sich unruhig auf. Taya vermisste aber seine Aufmerksamkeit und zerrte so lange an seinem Ärmel, bis er sich wieder ihr zuwandte. Dennoch hörte er aufmerksam zu.
    »Wir können es uns aber nicht leisten!« Seine Mutter wanderte unruhig hin und her. »Ich wünsche es mir ja auch für ihn, so sehr! Aber mir fällt kein Weg ein, wie wir das bewerkstelligen können. Sag mir, ist dir eine Lösung eingefallen? Hast du einen Plan, von dem du mir noch nichts erzählt hast? Oder wieso drängst du wieder so darauf?«
    Sein Vater hustete, lang und schlimm, wie er es in letzter Zeit häufig tat. »Nein, leider nicht. Ich denke nur… Ich denke, wenn wir noch ein wenig Zeit verstreichen lassen, dann ist es bald eh zu spät.«
    Seine Mutter seufzte und schmiegte sich an ihn. »Ich weiß. Ich wünsche es mir so sehr! Er hat etwas Besseres verdient als das, was wir ihm bieten können. Und ein besseres Leben als wir es führen. Das, was wir ihm beibringen konnten, wird doch niemals reichen.« Sie fing leise an zu weinen, und Jarin lief bestürzt zu ihr. Sie hielt ihn an sich gedrückt, bis Taya anfing zu weinen.
    »Es ist okay«, sagte sie zu ihm. »Geh nur, spiel mit deiner Schwester! Aber, Jarin-« Er wandte sich wieder zu ihr um. »Ich hab dich unglaublich lieb. Vergiss das nie!«
    Sein Vater lachte. »Da kann ich mich nur anschließen! Ihr beiden seid die tollsten Kinder, die man sich nur wünschen kann!« Sie umarmten sich alle fest, und auch wenn Jarin damals noch nicht genau begriff, so merkte er sich diese Szene doch für immer. Denn nur wenige Wochen später starb sein Vater an dem schlimmen Husten. Das Haus wurde ihnen genommen, da sie nicht genug Geld aufbringen konnten ohne den Verdienst des Vaters, und nur mit den Dingen, die sie am Körper tragen konnten, landeten sie in den Gassen. Seine Mutter versuchte, an mehreren Stellen irgendeine Arbeit anzunehmen, doch sie wurde nie genommen. Irgendwann gab sie auf, und Jarin, der längst gelernt hatte, wie er auch ohne Geld an Essen kam, kümmerte sich nun auch um sie. Doch es schien nichts zu helfen, sie wurde dünner und dünner, immer schweigsamer, und eines Morgens wachte sie einfach nicht mehr auf.
    Jarin war verzweifelt, er wusste nicht, wie er allein, ohne seine Eltern, in dieser Welt bestehen konnte. Erst als Taya anfing, vor Hunger zu weinen, besann er sich auf seine Verpflichtung. Er suchte ihnen ein geeignetes Versteck, beobachtete die andern Kinder und versuchte ein paar Mal, sich einigen anzuschließen, doch nie nahm ihn jemand auf. Irgendwie schlug er sich alleine durch, nur der Gedanke an Taya hielt ihn entschlossen. Er schwor sich damals, alles zu tun, um wenigstens seine Schwester zu retten. Das hatte er auch geschafft – bis heute.


    Jarin drehte sich zur Wand und weinte leise und sehr verzweifelt in sein weiches Kissen. Er fühlte sich allein, so allein… Taya!, schrie er innerlich, Mama! Papa! Mama! Bitte kommt zurück…
    Doch sie kamen nicht, und so weinte er, bis er schließlich vor Erschöpfung einschlief.


    Dann rüttelte ihn jemand an der Schulter. Jarin hatte unruhig geschlafen, war immer wieder aufgewacht, doch wie jedes Mal fragte er sich auch jetzt, wo er war.
    »Jarin! Wach auf! Dein erster Tag beginnt!«
    Langsam erinnerte er sich an alles. Auch an Taya, und wieder schossen ihm Tränen in die Augen. Er wischte sie hastig und möglichst unauffällig weg. Dann blinzelte er denjenigen an, der ihn die ganze Zeit so schüttelte.
    Es war Tiy.
    »Wie… Woher wusstest du, wo ich schlafe?«, stammelte Jarin mehr als überrascht.
    Tiy war verblüfft. »Na, ich habe Meister X gefragt! Aber jetzt genug gefaulenzt, du musst aufstehen! Sonst ist bald das ganze Frühstück weg.«
    Frühstück! Augenblicklich spürte Jarin wieder, wie hungrig er war, diesmal sogar noch schmerzhafter als am gestrigen Tage. Er sprang auf.
    »Hier sind deine Sachen, zieh dich an.« Tiy warf ihm eine Hose und ein Hemd zu. Die gleichen Sachen wie gestern. Nicht, dass Jarin das anders kannte. Rasch schlüpfte er aus seiner Schlafhose in die neue und zog sich dann das Hemd über den Kopf. Tiy schob ihm Schuhe hin, die Jarin gestern noch nicht getragen hatte. Doch er wunderte sich nur kurz - das Hungergefühl war stärker. Also zog er sie einfach an und rannte dann hinter Tiy her durch die zahllosen Gänge zum Essenssaal. Die meisten Kinder waren schon wieder auf dem Weg hinaus, und so dauerte es nicht lange, bis die beiden ihr Essen hatten. Hastig schlang Jarin es herunter. Dann lehnte er sich seufzend zurück. Tiy grinste. »Ich hab zwar gesagt, wir müssen uns beeilen, aber das meinte ich nicht damit. Nach dem Essen ist genug Zeit, dich fertig zu machen für den Unterricht, damit musst du dich also nicht beeilen.«
    Jarin wurde rot und senkte den Kopf. »Ich war nur-«
    »-so schrecklich hungrig, ja, ich weiß. Das war ich damals ja auch. Ich mache dir auch keinen Vorwurf, das war eher als Scherz gemeint.«
    Jarin errötete noch stärker und sah seinen Freund betroffen an. Der lachte. »Nun hör doch auf, alles ernst zu nehmen!« Er klopfte ihm auf die Schulter. »Das lernst du schon noch, genau wie alles andere hier. Das hier ist eine ganz andere Welt, Mann.«


    Nach dem Frühstück gingen sie wieder zum Schlafsaal (Jarin begriff nun, warum man so viel Zeit zwischen Essen und Unterricht hatte: mit weniger Zeit kam man überhaupt nicht rechtzeitig durch die Gänge) und Tiy zeigte ihm abermals das Zähneputzen. Jarin fragte sich, was passierte, wenn er ab sofort einfach keine Zähne mehr putzte – die ungewohnten Bewegungen strengte ihn an und es war zudem unglaublich langweilig. Als hätte Tiy seine Gedanken gelesen, meinte er: »Vergiss das. Sie kontrollieren des Öfteren, ob alle sich an die Regeln halten. Wenn du nicht putzt, kriegst du eine Strafe wie für alles andere, und die ist unangenehmer als das Putzen, glaub mir.«
    Jarin bekam Panik. Strafen? Schon für das Nichtbefolgen der Zähneputzen-Regel? Wofür dann noch alles? War er nicht gerade deshalb mit Dohan gegangen, weil dieser gemeint hatte, man lerne hier ohne Strafen?
    Er seufzte und senkte den Kopf, während er gehorsam putzte. Er wäre so oder so mitgekommen. Hier gab es kostenloses Essen, für das man nicht erst um sein Leben rennen musste, und ein Dach über dem Kopf. Mehr, als er in den letzten neun Jahren je gehabt hatte. Er hatte eigentlich gar keine Wahl gehabt.
    Nach dem Putzen gingen sie gemächlich Richtung Unterrichtsraum. »Was für Strafen bekommt man hier?«, fragte Jarin. Tiy zuckte die Schultern. »Das kommt auf die Art des Vergehens an. Meistens lassen sie dich irgendwas säubern, und wenn du schon länger hier bist, wirst du oft für irgendwelche Kontroll-Arbeiten bei jüngeren Schülern eingesetzt.«
    »Was sind die schlimmsten Strafen, von denen du je gehört hast?«, fragte Jarin, obwohl er sich nicht sicher war, ob er das wirklich wissen wollte.
    Tiy sah ihn verschwörerisch an. »Es gibt so einige, von denen ich gehört habe! Zum Beispiel die von Alyseia. Sie weigerte sich, einer Strafe Folge zu leisten, da sie diese ihrer Meinung nach nicht verdient hatte. Ihr wurde ihre Magie genommen und sie wurde verbannt.
    Aront, der Idiot, bekam seinen Namen wegen der Strafe, die er erhielt: Niemand weiß noch, was er getan hatte, aber ein Meister verprügelte ihn so schlimm, dass Aront seitdem nicht mehr der selbe ist. Er spricht nur unsinniges Zeug, er kam nicht mehr zum Unterricht, und einige sagen-« Er senkte die Stimme zu einen Flüstern, »-einige sagen, er würde nur noch sabbern und vor sich hinstarren und nichts mehr von alleine tun!« Tiy zuckte die Schultern. »Aber das sind, wie immer, nur Gerüchte. Da er jedoch nicht mehr im Unterricht erschienen ist, wurde auch er aus der Schule verbannt.«
    »Also kann man sagen, wenn man ungehorsam ist wird man immer verbannt.« Jarin hatte kein gutes Gefühl dabei. Er war zwar noch nicht mal einen Tag in dieser Institution, doch schon jetzt war ihm der Gedanke, zurück in die Gassen zu müssen, unerträglich. Immer würde er an das ganze kostenlose Essen denken, das es hier gab…
    Doch Tiy verneinte. »Das waren nur Beispiele. Ich habe noch eine Geschichte, doch über die redet eigentlich niemand.« Ungewöhnlich ernst sah er Jarin an. Der erwiderte seinen Blick und fragte sich, wie dann Tiy an die Geschichte gekommen war. Schon wenige Sekunden später klärte sich die Frage: Tiy beugte sich ganz nah zu ihm rüber, seine Stimme war nur noch ein Raunen: »Einmal, lange vor unserer Zeit, soll ein Schüler so ungehörig zu seinem Lehrer gewesen sein, dass dieser ihn einfach gepackt und weggesperrt hat. Irgendwo in diesen Gemäuern hat er ihn eingesperrt. Und nie hat jemand je wieder was von ihm gehört…« Zufrieden richtete Tiy sich wieder auf und sah Jarin erwartungsvoll an. Der hatte sich mehr erhofft und zuckte nur mit den Schultern. »Klingt wie eine ganz gewöhnliche Geschichte, an der nichts Wahres dran ist. Wahrscheinlich soll das kleine Tiys davon abhalten, zu viel in den Gebäuden herum zu schnüffeln.«
    Entrüstet starrte Tiy ihn an. »Wie kannst du nur! Bist gerade mal seit einem Tag hier und glaubst schon zu wissen, was wahr ist und was nicht?«
    Jarin merkte erstaunt, dass Tiy wirklich sauer und verletzt war. Schnell lenkte er ein. »Es tut mir Leid. Natürlich wirst du besser wissen als ich, was sich hier abgespielt hat. Es ist nur…« Verzweifelt suchte er nach einem triftigen Grund für seine vormalige Gleichgültigkeit. »Es ist nur so, dass ich die Vorstellung, dass hier seit Jahren irgendwo noch ein Junge eingesperrt ist, nicht gerade erbaulich finde. Wahrscheinlich habe ich deshalb versucht, sie als unwahr darzustellen. Es tut mir leid.«
    Tiy war sofort besänftigt und nickte begeistert. »Ja, nicht wahr? Ein Junge, seit Jahrzehnten gefangen, den Mund noch zum Hilfeschrei geöffnet, den nie jemand hören würde…«
    Beide Jungen schauderten. Sie grinsten sich unsicher an und beschleunigten dann unbewusst ihre Schritte, bis sie zum Unterrichtsraum kamen. Dort war, außer zwei Mädchen, noch niemand. Sie setzten sich an ihre Plätze und unterhielten sich unbefangen, als plötzlich die beiden Mädchen aufstanden und sich zu ihnen gesellten. »Ich bin Eleonor, und das ist meine Freundin, Biiitch«, sagte eine von ihnen. Sie schien ungefähr in Jarins Alter zu sein, hatte ein sehr hübsches Gesicht mit dunklen, braunen Augen und einen langen Zopf brauner Haare. Ihre Freundin war ein Stück größer und schien auch älter zu sein.
    »Das ist Jarin«, stellte Tiy ihn wieder vor. Eleonor nickte. »Ja, ich weiß. Du bist gestern neu dazugekommen.«
    Jarin war ein wenig verunsichert. Was wollte sie von ihm? »Ja. Wie lange seid ihr schon da?«
    Eleonor und Biiitch zogen sich Stühle heran und setzten sich. »Schon einige Monde. Aber das mit dem Schreiben bekommen wir immer noch nicht hin. Magst du uns da vielleicht helfen?« Sie wirkte nicht ein bisschen schüchtern, als sie das fragte, und sah Jarin unverwandt und offen ins Gesicht.
    Jarin fragte sich, was zur Hölle das wohl für ein Lehrer war. »Natürlich, ich kann es versuchen.«
    Eleonor und Biiitch lächelten erleichtert. »Danke! Wir haben nämlich nicht gewusst, wie wir jemals in die nächste Stufe aufsteigen sollen.«
    »In die nächste Stufe?«
    Schnell, bevor eines der Mädchen etwas erwidern konnte, warf Tiy ein: »Du musst in deiner Stufe eine Prüfung ablegen und einige bestimmte Aufgaben lösen. Wenn du das geschafft hast, darfst du in die nächste Stufe, in der du Neues lernst, was dann wiederum am Ende abgefragt wird und so weiter.«
    »Wann muss man diese Prüfung machen?«
    Tiy zog die Schultern hoch und schob die Lippe vor. »Das ist dir selbst überlassen. Wenn du bereit bist, sagst du deinem Lehrer Bescheid, und der prüft dich dann.«
    Jarin überlegte. »Kann man also theoretisch für den Rest seines Lebens hier herumsitzen und nie eine Prüfung ablegen?«
    Biiitch lachte. »Das war anfangs auch mein Plan, aber irgendwann wird es dir zu langweilig, glaub mir. Und warum solltest du das auch wollen?«
    Gute Frage. Essen und ein Bett bekam er ja weiterhin. Was war es dann?
    »Was ist«, fragte er zögernd, »wenn ich alle Prüfungen geschafft habe? Was kommt dann?«
    »Dann wirst du ein Meister. Du kannst dir aussuchen, was du dann machen möchtest.«
    Jarin schwieg eine Weile und dachte darüber nach. Die anderen wendeten sich lustigeren Themen zu. Nach und nach füllte sich der Raum, einige schlossen sich dem Gespräch an, und als Jarin aus seinen Gedanken auftauchte, schloss er schnell viele neue Bekanntschaften. Bis der Lehrer kam und die Unterhaltung beendete, war es eine lustige Runde gewesen, und Jarin war so glücklich wie lange nicht mehr.
    Der Lehrer fing nun mit dem Rechenunterricht an, und Jarin merkte schnell, dass er nicht hinterher kam. Er war froh, sich schon Tiys Hilfe gesichert zu haben.
    Nach und nach schlich sich der Alltag ein. Jarin kannte bald alle in seiner Stufe beim Namen und verstand sich mit den meisten. Tiy war sein bester Freund geworden, doch Zaran, der ihm schon am Anfang komisch vorgekommen war, schien ihn nun regelrecht zu hassen. Jarin wusste nicht, wieso, und ging ihm lieber aus dem Weg.
    Die Jahre vergingen, und Jarin legte seine Prüfungen jedes Mal zusammen mit Tiy ab. Dessen ungeachtet blieben im großen Ganzen die Leute in seiner Stufe gleich, da die meisten ungefähr zur selben Zeit wie er ihre Prüfungen ablegten. Immer mehr wurden sie zu einer festen Gruppe, obwohl sie auch Nachzüglern aus der höheren Stufe oder den Schlauen aus der Stufe danach nie ablehnend gegenüber waren, wenn diese für kurze Zeit in ihrer Stufe waren.
    An dem Tag, als Jarin siebzehn wurde, wurde dies unter seinen Freunden groß gefeiert, denn es galt als der Übergang vom Jungen zum Mann. Einige seiner Freunde hatten die Schwelle schon vor ihm passiert, und so wussten mittlerweile alle, was sie zu tun hatten. Jarin kümmerte sich, wie jedes Mal, um das Essen. Sie hatten herausgefunden, dass eines der Mädchen in der Küche in ihn vernarrt war, und so steckte sie ihm jedes Mal etwas ein, wenn er sie besuchen kam.
    Als er dieses Mal die Tür zur Küche aufstieß, empfing Elynia ihn schon mit einem breiten Lächeln. »Ich habe dich schon fast vermisst melden lassen. Wie kommt es, dass du an deinem eigenen Geburtstag so lange brauchst?« Sie knickste tief, und dennoch konnte er ihr schelmisches Lächeln sehen. »Ich wünsche dir alles Gute! Jetzt bist du endlich ein Mann!«
    Er stupste ihr gegen den Arm. »Hör doch auf! Du weißt genau, dass du vor mir nicht knicksen sollst!« Sie erhob sich, und er fügte hinzu: »Trotzdem danke für die Glückwünsche.«
    Sie lachte, dann wandte sie sich um und gab ihm einen Korb vollgefüllt mit süßem Gebäck und sonstigen Leckereien. »Hier, das habe ich für dich bereitlegen lassen. Lasst es euch schmecken!«
    Jarin bedankte sich so übertrieben, dass sie ihn mit einem weiteren Lachen aus der Küche werfen wollte. Doch er hielt ihren Arm fest. »Möchtest du nicht mit mir kommen? Dort hast du bestimmt mehr Spaß als hier.« Er schmunzelte.
    Das warme Lächeln, das sie ihm zuwarf, ließ ihn schwindeln. »Ich danke dir, aber ich kann meine Arbeit nicht einfach verlassen. Ich kann es nicht riskieren, rausgeworfen zu werden. Aber wenn ich nachher fertig bin schaue ich vielleicht mal vorbei.« Sie zwinkerte. Jarin lächelte. »Gut, dann bis später! Und danke dir!«
    Auf dem Weg zurück kam er bei Dohans Raum vorbei. Unwillkürlich musste er an all die Male denken, die er in diesem Zimmer gesessen hatte und dem älteren Magier hatte berichten müssen, wie er mit den anderen Kindern zurechtkam, mit den Meistern und mit dem Unterricht. Mit der Zeit





    Tja, das war's :D Weiter komme ich einfach nicht. Auch weil ich nicht weiß, wo es hinführen soll :halloweensad:

    Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

    -Albus Dumbledore-

  • Hey :)


    Das ist einfach super geschrieben. :D
    Wenn ich ohne es zu merken, mitten in der Nacht Schlafenszeit durch Lesezeit ersetze, dann ist die Story gut. ;)
    Und das ist die hier definitiv. ^^


    Wie die Zukunft von Jarin aussehen könnte, weiß ich zwar jetzt nicht, aber wenn du magst, kann ich ja mal überlegen, wie ich es weiter schreiben würde und dir dann per PN oder so als mögliche Inspiration mitteilen. :)


    Ansonsten fände ich vielleicht noch eine Möglichkeit darin, zu beschreiben, wie es in den vielen kurz angesprochenen Jahren in der Schule zu ging. Was passierte noch mit Zaran? Woher stammt dessen Abneigung? Gibt es noch was bei Ranaís und Elynia zu erzählen? Wann hat Jarin seinen ersten Fehler gemacht und wie war die Bestrafung?
    Sowas in der Art. :)


    Nichtsdestotrotz finde ich die Geschichte wirklich richtig super und kann dir nur ein riesen Lob aussprechen. :daumenhoch:


    Beste Grüße
    Inq

    Die Menschen reden zu viel. Man sollte sich wieder mehr darauf konzentrieren, etwas zu sagen!


    „How can you just be yourself // When you don't know who you are?“ (aus "Song of Myself" von Nightwish)

  • Hey @Inquisitor,


    vielen lieben Dank!! :) Tut mir leid, ich bin so selten online in letzter Zeit :halloweenshame:


    Also über Inspirationen würde ich mich wahnsinnig freuen :halloweengrin: Schreib gern alles was dir einfällt, ich bin ziemlich planlos.
    Ja, ich wollte die restlichen Schuljahre noch kurz im Nachhinein erzählen, aber weiß die Einzelheiten leider nicht :D Deine ganzen Fragen (Zaran, Bestrafung etc.) stelle ich mir leider auch :halloweenno:


    Generell hab ich 2 grobe Ideen:
    Entweder bringt Zaran Jarin durch eine List dazu, etwas zu tun, wodurch er von der Schule fliegt. Weil Jarin das ungerecht findet oder so, flieht er, bevor die Magier ihm seine Magie nehmen können. In der Stadt wird er von einem Typen aufgegriffen, der ebenfalls über Magie verfügt und Jarin entführt. Am anderen Ende des Landes erzählt der Entführer ihm, dass die Schule böse ist und er Schüler rekrutiert, um gegen sie zu kämpfen. Jarin ist dann einer von ihnen und sie planen etc.pp.


    Oder die Abneigung von Zaran hat etwas mit Jarins Familie zu tun (woher auch immer Zaran davon wissen soll), weil damals etwas passiert ist, was er nicht verzeihen kann... Jarin stellt Nachforschungen an und entdeckt, dass seine Eltern im Geheimen irgendwas gemacht haben, was ihnen total wichtig war, und Jarin muss sich entscheiden, ob er ihre Ziele verfolgt oder sich mit Zaran verbündet...?


    Keine Ahnung :halloweenno: Ich tendiere zur ersten Version, weil ich davon schon mehr weiß und das zweite komplizierter ist :halloweenlaugh: Allerdings fehlen mir auch bei Version 1 noch viele Details und vor allem Ideen, inwiefern die Schule böse sein könnte


    Also generell: :Halloweenwondering::Halloweenwondering::Halloweenwondering::halloweenlaugh:

    Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

    -Albus Dumbledore-

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!