Ich habe über 20 Jahre lang geraucht und dann vor knapp 4 Jahren mithilfe eines Kurses aufgehört. Warum angefangen? Wahrscheinlich wie bei den meisten, weil es damals scheinbar cool war.
Was mich selber primitiv stempelt.
Das stimmt nicht. Nikotin ist ein ziemlich fieses Gift. Es lockt dich mit dem Versprechen, dich in Stresszeiten zu beruhigen, dir bei Langeweile Spaß zu verschaffen oder Lust/ Emotionen positiv zu verstärken. Es ist gesellschaftlich stark akzeptiert gewesen bis vor einigen Jahren und es wurde in jeder Werbung mit lachenden, glücklichen und erfolgreichen Menschen assoziiert. In Filmen haben es die coolen, toughen Guys gemacht. Es wurden nie oder zumindest sehr selten Bilder davon gezeigt oder Infos verbreitet, welche die Bürde des Rauchens aufzeigten, die negativen Langzeitfolgen und die pure Macht, die dieses (Nerven)gift über einen Körper und vor allem die Psyche ausübt.
Du bist deswegen überhaupt nicht primitiv und über dich selbst so zu richten, gibt diesem Dreckszeug noch mehr Bestätigung und Macht, die es aber eigentlich nur durch falsche Versprechungen dir gegenüber einfordert. Du bist einfach einer ziemlich ausgefuchsten Waffe zum Opfer gefallen, welche über viele Jahrzehnte perfektioniert wurde und selbst die Intellektuellsten und gebildetsten Menschen weltweit erwischt hat. Weder sie noch du waren oder sind primitiv. Kein Raucher ist das.
Bevor ich aufgehört habe zu rauchen, habe ich verschiedene Dinge darüber gelesen und versucht, mich durch Informationen selbst zu "heilen". Schließlich starb ein Mensch aus dem Familienkreis an Lungenkrebs (durch Rauchen) und meine Frau schenkte mir etwas später dann einen Gutschein zur Teilnahme an dem Kurs "Nichtraucher in 5 Stunden" - weil ich es selbst bis zu diesem Zeitpunkt nicht geschafft hatte, das Rauchen aufzuhören.
Diese Kurse werden bundesweit in bestimmten Städten angeboten. Und vieles, was ich dort hörte, kannte und wusste ich eben noch nicht. Trotz Internet und Bücher usw. Auf dem Weg dorthin (30km Fahrt) habe ich geschätzt 10 Zigaretten geraucht, weil ich Angst hatte, der Kurs nimmt mir meine "Freiheit" weg, zu rauchen. Ich überlegte sogar auf halber Strecke, einfach umzukehren und zu sagen, ich kann es eben nicht. Aber dann dachte ich mir - was hast du zu verlieren? Hörs dir an und im schlimmsten Fall ändert sich eben nichts. Also fuhr ich weiter.
Man hört in diesem Kurs z. B., dass nicht die Zigarettenmarke das Produkt ist, sondern nur das Nikotin. Die Marke ist nur Beiwerk, um durch Marketing eine bestimmte "Aura" zu schaffen um das Gift zu vermarkten. Es ist wohl eine der grundlegend bösartigsten Industrien, die der Mensch neben militärischen Waffen je entwickelte, um seinesgleichen zu töten. Und das Töten geschieht hier über Jahrzehnte auf Raten und es funktioniert immer nach demselben Prinzip.
Um es kurz zu machen, in dem Kurs kriechen die Moderatoren in dein Gehirn und entmystifizieren die Taktiken und das Wirken der Tabakindustrie. Sie änderen deine Sichtweise. Zumindest bei mir war es so, dass ich rausging und mein Denken sich darüber komplett geändert hat. Und diese geänderte Sichtweise hat letzten Endes bei mir dazu geführt, ganz aufzuhören. Auch "Günter, der innere Schweinehund", den ich vor Ort kaufte, hat mich von da an als Plüschfigur begleitet und steht auch heute noch in Sichtweite meines Schreibtisches... :) Rückblickend war das Aufhören gar nicht so schwer wie ich dachte und ich ärgerte mich, dies nicht schon früher gemacht zu haben. Denn der Wunsch nach dem Aufhören kratzte mir schon seit Jahren im Hals. Einzig das mit dem Nicht-Zunehmen hat bei mir nicht geklappt.