Hallo!
Es gibt eine Frage, die mir schon seit Ewigkeiten im Kopf herumspukt und ich möchte mal versuchen sie darzulegen...
Es heißt ja oft, dass Selbstbewusstsein ein generell lohnenswertes Ziel sei und dass man mit einer ordentlichen Portion davon besser mit dem Leben und mit anderen Menschen klarkommen müsste.
Wenn man das Wort genau betrachtet, bedeutet es "sich seiner Selbst bewusst zu sein", also idealerweise genau zu wissen, was man kann/nicht kann, was man will/nicht will, wie man auf andere Menschen wirkt usw.. SelbstBEWUSSTSEIN soll automatisch mit SelbstSICHERHEIT einhergehen.
Dem entgegen stehen jedoch Erfahrungen, die es nötig werden lassen, bestimmte Bereiche der äußeren und inneren Welt von Zeit zu Zeit oder sogar permanent auszublenden, zu verdrängen, zu verleugnen, abzuspalten. Dies diene der "Funktionsfähigkeit" eines Individuums im Alltag.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich im Laufe der letzten Therapiejahre auch selbst-bewusster geworden bin...ich bemerke deutlich mehr von mir und meiner Umwelt als z.B. noch vor 10 Jahren. Damit einhergehend habe ich auch einige Dinge bemerkt, die ich an meinem Verhalten in den letzten Jahren nicht wirklich gut finden kann.
Beispiel 1: Ein Mensch, der andere hin und wieder aus Selbstschutz herablassend und arrogant behandelt, sich dessen aber nicht bewusst ist und es verdrängt (wie es bei mir in jüngeren Jahren zum Teil der Fall war), müsste funktionsfähiger sein (das war ich!) als jemand, der sich dessen bewusst ist, daraufhin von Schuldgefühlen zerfressen wird und dementsprechend weniger funktionsfähig ist.
Beispiel 2: Ein emotional missbrauchender Elternteil ist nicht in der Lage zu erkennen, dass er das Kind missbraucht. Wenn er dazu in der Lage wäre, wäre er zwar nach der Erkenntnis selbst-bewusster, aber auch erstmal weniger handlungsfähig, weil er sich dann erstmal diesem großen Problem stellen und es verarbeiten müsste.
Ist es daher nicht ein hohes und seltenes Luxusgut, wenn die Lebensumstände so günstig sind, dass es sich die Psyche eines Menschen leisten kann, alle Eindrücke von innen und außen so an sich ranlassen zu können wie sie wirklich sind, ohne daran zu zerbrechen?
Das Leben ist oft so beschissen, ungerecht und grausam und würde mMn daher oft nicht mal ansatzweise erlauben, in allem die reine unverbrämte Realität sehen zu können.
Würde die Gesellschaft nicht völlig zusammenbrechen, wenn alle Menschen vollumfänglich selbstbewusst wären?
Haben es die wenigen selbstbewussten Menschen, die es gibt, damit nicht eigtl viel schwerer im Leben?
Zweischneidiges Schwert...Selbstbewusstsein gegen Lebens-/Funktionsfähigkeit
(Meine Gedanken sind ziemlich wirr atm, aber ich hoffe ich konnte mich halbwegs verständlich machen. Falls mir noch was einfällt, werd ich den Beitrag editieren.)
Ich bin gespannt auf eure Gedanken dazu!
LG
Silberwolf