Das er sich dafür schämt ist offensichtlich, weil er sich dazu "gezwungen" fühlt - und ohne die Therapie wahrscheinlich diesen Thread nicht eröffnet hätte. Und Neid ist auch ein schambesetztes Thema, darüber muss man nicht diskutieren. Immerhin kann ich aus meiner Sichtweise bereits einen kleinen Behandlungserfolg sehen, wenn ich seinen Thread betrachte.
daher würde ich gerne mal wissen, ob auch andere hier dieses Problem kennen
Ja, vor etwas über 10 Jahren hatte ich ähnliche Gedanken und Probleme mit Wut und Neid. Ich möchte es nicht negativ konnotieren, aber es sind destruktive oder auch dysfunktionale Gefühle, die dich selbst sabotieren und dich auf kurz oder lang daran hindern können 'erfolgreich' in zwischenmenschlichen Beziehungen zu werden. Es gibt verschiedene Arten von Neid. Das Gefühl welches sicherlich jeder kennt ist, wenn Er/Sie jahrelang Single war und irgendwann keine "Pärchen" auf der Straße mehr sehen kann. Ich finde es gut, dass Du in Therapie bist.
Auch entsteht dann Wut aus dem Gedanken, dass ich das zur Zeit nicht haben kann, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe
In dem Satz beschreibst Du eine klassische Opferrolle - und das ist nicht böse gemeint. Du bist nicht deine Gedanken, Gefühle oder deine Vergangenheit. Bereits hier hätte ich aufgehört, weiter lesen zu wollen, aber ich würde Dir das gerne offen und ehrlich mitteilen - weil es vielleicht Inhalt der Therapie sein könnte - mit der Hilfe Du dich aus dem Zustand irgendwann - hoffentlich - befreien können wirst. Es ist eine falsche Annahme oder Schlussfolgerung.
Hier gibt es sehr viele Menschen - wenn nicht sogar die meisten, die sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, aber das wird niemanden dauerhaft daran hindern können nicht doch irgendwann glücklich sein zu dürfen. Deine schlechten Erfahrungen sollen auch nicht zur Konstante werden, sondern durch neue und positive Erfahrungen irgendwann ersetzt werden. Dies wird Dir bei der Bewältigung behilflich sein (eigene Erfahrung)
Diese Trauer/Wut/Missgunst löst das Gefühl aus, nicht geliebt werden zu dürfen und dass alle Liebe, die ich erfuhr, falsch sei und nur ein böses abgekartetes Spiel gewesen sei.
bis zu diesem Satz habe ich dich eigentlich verstanden, aber nun wird es wirr für mich- ehrlich gesagt. Trauer/Wut/Missgunst sind starke Gefühle, aus Wut kann sich auch aus Trauer formen, aber "geliebt werden zu dürfen" sind deine Gedanken. "Löst das Gefühl aus" - das sind sogenannte "Pseudogefühle".
Ich habe auch deine anderen Beiträge gelesen. Du fühlst dich einsam, etc. Hast Du Menschen (keine Online-Kontakte), sondern "real" die dich wirklich schätzen und lieben? Jedenfalls, "Ich darf nicht geliebt werden" ist eine negative Konnotation - oder einfacher - ein " Denkfehler ". Wenn ich Dir etwas als Person mit über einem Jahrzehnt an Depressionen und etlichen Therapien sagen darf: Du bist mitnichten (auf keinen Fall!) immer das, was Du denkst.
Gleichzeitig weiß ich, dass das vermutlich nicht wahr ist und es nicht recht ist, dass anderen nicht zuzugestehen, weshalb ich diese Gedanken und Gefühle unerträglich finde und sie einfach nur verbannen will, es aber nicht schaffe, was unerträgliche Spannung aufbauen kann
...was Du hier auch innerlich verstanden hast, aber es Dir noch schwer fällt umzusetzen. Schlag Dir das "verbannen" schnell wieder aus dem Kopf. Deine Gedanken und die Gefühle die daraus entstehen gehören zu Dir. Sie sind ein Teil von Dir. Die klopfen immer wieder und wieder an deine Tür und nötigenfalls treten Sie Dir auch irgendwann die Tür ein. Ich kann verstehen, dass man das nicht mehr haben möchte, aber primitive Verhaltensmuster (erdulden, ertragen, kompensieren) sind nicht hilfreich. Diese Gefühle .. (Muss- und Sollte-Sätze sind zu vermeiden) "möchte" - ich- Du - Terano- irgendwann annehmen. Und hier liegt auch eines deiner Kernprobleme, weil Du dich selbst nicht akzeptierst und annehmen kannst.
da ich mich dann gehässig oft beim Gedanken erwische, dass es ja nur verdient sei und Menschen halt einfach Lügner seien und sich gar nicht wahrlich lieben können.
Dieser Teil wünscht sich regelrecht, dass sie scheitern, einerseits damit er sich bestätigt fühlt und andererseits, damit sie denselben Schmerz durchleiden müssen, wie ich ihn empfand und noch immer viel zu oft empfinde, wenn ich daran denken muss.
Wenn Du in Selbstbestätigung Erlösung gefunden hättest, würdest Du nicht aktiv nach Hilfe suchen wollen. Erlösung findest Du nicht, in dem ein anderer für deine Schulden büßt. Selbst wenn Du Ihnen wünscht- wie über mir so herzlich dargestellt "- dass Sie doch besser "verrecken sollen" bist Du nicht automatisch frei von Schuld. Hass schürt immer wieder Hass und Leid und ist eine verdammte Abwärtsspirale ohne Rückfahrschein.
Hat da jemand Erfahrung und kann mir Tipps geben, wie ich damit umgehen und mich dem Thema konstruktiv stellen kann?
Ich kann Dir wahrscheinlich keine guten Tipps geben, weil ich dich nicht persönlich kenne. Aber aus dem groben heraus, was ich einschätzen kann: Du hast ein Problem mit Dir/ deinem Selbstwert und Du bist - wie oben angedeutet- in einer Opferrolle.
- Akzeptiere das, was Du nicht ändern kannst
- Arbeite daran, nötigenfalls mit der Hilfe deiner Therapeutin/Therapeut
- Erkenne deine Schwächen an, nicht nur deine Stärken (Stärke dein Selbstbewusstsein, wer bin ich und wie wirke ich auf andere?)
- Erkenne dass Du diesen Zustand wieder verlassen kannst, wenn Du es möchtest und aktiv daran arbeitest
- Gib anderen nicht die Schuld für das, was bei oder mit Dir "falsch" läuft
- Reduzier deinen Ärger. Ich hatte auch oft Probleme mit Wut. Du kannst die Menschen nicht ändern - und glaub mir, Du möchtest kein Spielball anderer sein, sondern Du möchtest Du selbst - Terano- sein. Üb dich in Gelassenheit. Leichter gesagt als getan - und kommt vielleicht auch wenn du älter wirst.
An besseren Tagen kriege ich das auch nach außen hin kaschiert und lasse mir - hoffentlich - nichts anmerken
Und denk dran: nichts kaschieren, Du möchtest Dich annehmen, wie du bist. Und dazu gehört auch, dass Du animmst, was gerade "falsch" mit Dir ist und wofür Du dich wahrscheinlich "schämst". Und dieser Thread und deine Therapie ist ein Anfang zum Weg der Besserung Wünsche Dir Alles Gute und viele Erkenntnisse!