Beim Sinn des Lebens fallen mir zwei grundlegend unterschiedliche Philosophien ein:
Beginnend die Theorie vom Existenzialismus insbesondere unter Albert Camus. Dieser beschreibt in seinem Werk "Der Mythos des Sisyphos" das Leben als eine immer neue Aneinanderreihung von Aufgaben, welche in seiner Sinnhaftigkeit angezweifelt werden kann. Wie Sisyphos, der in der griechischen Mythologie von den Göttern dadurch bestraft wurde, einen schweren Stein immer wieder auf einen Berg zu bringen, damit dieser am Ende wieder nach unten rollt und wieder heraufgeschafft werden muss, so ist auch dem Menschen das Leben eine wiederkehrende Strafe belastet mit immer gleichen Lasten die es zu bewältigen geht. Dabei gibt es kein Ende bis auf den Tod selbst, wodurch das Leben sinnlos wird (=Absurdität des Lebens).
Und genau in dieser Sinnlosigkeit erkennt Camus einen anderen Weg: Die Annahme der Absurdität des Lebens. Eine gewisse Form der sog. "radikalen Akzeptanz": Man erkenne die Absurdität des eigenen Tuns und Sein an und wird dadurch erst wirklich frei in seiner eigenen Absurdität. Bei Sisyphos bleibend, bedeutet dass: Wenn Sisyphos das Herauftragen des Steines nicht als Strafe versteht, sondern es mit all seiner Absurdität seiner Aufgabe annimmt, so gehört der Stein und die Strafe folglich ihm. Er kann glücklich in einer Aufgabe sein, die ihm als Bestrafung zugedacht war und nun ihn selbst vollends ausfüllt. Er akzeptiert sein Schicksal und ist dabei gleichermaßen frei geworden.
Dieser Philosophie zugrundeliegend und anerkennend, dass die Absurdität des Lebens mit der Sinnlosigkeit des Lebens gleichbedeutend ist, kann also auch gesagt werden: Wenn wir die Sinnlosigkeit akzeptieren, erfahren wir Sinn darin. Folglich gibt es also einen Sinn im Unsinn.
Eine weitere Theorie ist im weitesten Sinne eine philosophische, jedoch im engeren eine klar und deutlich psychologische: Der logotherapeutische Ansatz bzw. die Existenzanalyse nach Viktor Frankl. Frankl hatte als einer der wenigen Psychiater die Chance seine Theorien in einer äußerst praxisnahen und sehr tristen Umgebung zu prüfen: In verschiedenen deutschen Konzentrationslagern. Seiner Theorie nach waren Menschen, die einen Sinn im Leben definieren konnten, in der Lage die Strapazen und Ungerechtigkeiten in den Konzentrationslagern deutlich besser zu überleben, als jene die dies nicht konnten. Als er selbst befreit wurde und anschließend seine psychiatrische Tätigkeit wieder aufnahm, verfolgte er diese Theorie weiter und entwickelte einen therapeutischen Ansatz dafür.
Zentraler Grundgedanke war und ist, dass jeder Mensch nach Sinn sucht und diesen auch bereits in sich trägt. Gefühle von Sinnlosigkeit (sog. noogene Neurose) sind Ausdruck starken Sehnens nach diesem Sinn. Dabei ist der Sinn dem eigentlichen Selbst übergeordnet und somit selbsttranzendent. Er steht also in einer höheren Rangordnung und kann durchaus auch zur Selbstaufgabe führen, wenn der Sinn dadurch erreicht werden kann. Um den eigenen Sinn zu erfragen ist eine sog. Existenzanalyse von Nöten. Zentral ist hierbei die Frage "Wozu?": also "Wozu arbeiten?", "Wozu eine Familie gründen?", "Wozu leben?" etc. Die Antworten können manchmal nicht von einem selbst direkt beantwortet werden und benötigen meist auch Unterstützung von Außen (Therapeut, Freunde, Verwandte etc.).
Letzten Endes ist hierbei die Theorie auch, dass es einen universell gültigen Sinn im Leben gibt, der jedoch für jeden Menschen exklusiv bereit steht, also nur von dem Menschen selbst erkannt werden kann und muss.