Beiträge von Rotkehlchen

    Bei Betrachtung der Church of Satan, welche wohl die meisten offiziellen Satanisten als ihre Mitglieder führt, kann man den Satanismus durchaus als eine interessante und auch äußerst vernünftige Religionsgemeinde betrachten. Zwar sind die äußerst auf die Hedonie zentriert, haben aber auch sinnige Vorschriften (sog. satanistischen Regeln für die Erde) welche diese ausbremst. So etwa Vorschriften über das Töten von Tieren (nur bei Gefahr oder zur Nahrungsgewinnung), die Unversehrtheit von Kindern und sogar das sexuelle Annäherungen nur gemacht werden sollen, wenn diese auch wirklich gewollt wird. Es liest sich schon fast wie ein Gegenentwurf zum mystifizierten Satanismus welchem dem Vorurteil des Ritualmordes anhaftet oder der von Tieropferungen oder sexuellen Übergriffen "gelebt" haben soll.


    Ansonsten ist die Church of Satan ein regelrechter Gegenentwurf zur organisierten christlichen Religion und seinen Geboten und Vorschriften. Bei den neun satanistischen Grundsätzen hat LaVey sich auch entsprechend einen kleinen Seitenhieb erlaubt, indem er schreibt: "Satan ist der beste Freund, den die Kirche jemals gehabt hat, denn er hat sie all die ganzen Jahre über am Leben erhalten."
    Im Vergleich zu anderen Religionen ist auch nicht die Missionierung der Welt eine Hauptaufgabe dieser Kirche, sondern man möchte eben nur jene bei sich wissen, die sich auch zugehörig fühlen und entsprechend handeln. Das macht sie auch irgendwie sympathisch, da sie einen nicht gleich verteufeln, wenn man dagegen argumentiert. Nein, sie hören einfach auf zu argumentieren, da es für sie keinen Sinn macht sich deswegen zu streiten.


    Also beim Vergleich zwischen Christentum und Satanismus im Sinne der Church of Satan, würde ich letztere wählen.

    @Drachentränen


    Ich finde es gut wenn Dir dieser Ansatz weiterhilft. Kanntest du Camus Theorie schon vorher?


    Vielleicht auch wichtig zu verdeutlichen: Du erkennst, dass dieser Ansatz Willensstärke erfordert und befolgst ihn (soweit es geht). Ich hoffe Du bist Dir darüber im klaren, dass Du damit sehr willenstark bist ;)





    @Nimmermehr80


    Genau das ist das Wichtige an einer Theorie. Nicht ob sie wahr ist, sondern das sie hilft. In der Philosophie auch gerne Pragmatik genannt. (sorry, sollte ich als ehemaliger Philosophiestudent mit sowas angeberisch wirken^^)

    Was ich überlebt habe:


    Ich bin Ordnungsfreak und führe nebenher ein Doppelleben als Chaot.
    Lasse alles liegen, halte Ordnung nie ein sondern zerstöre sie konsequent um danach wieder aufzuräumen.
    Leidenschaftlicher Lebenszeitverschwender.


    Das habe ich perfektioniert:


    Ich bin chaotisch und unordentlich. Ich hasse es aber in Unordnung zu leben. Entsprechend nehme ich mir vor aufzuräumen, zu putzen etc. Hier schaltet sich mein Perfektionismus ein und fordert dass nicht nur es ordnetlich werden soll, sondern so ordentlich es möglich ist. Dann grätscht die Versagensangt dazwischen und bremst alle Vorhaben aus, da es ja nie perfekt werden wird. Und letztlich bleibt alles wie es ist.
    Man spart sich die SChritte Ordnung halten und wieder zerstören, ist aber genauso ausgelaugt und erschöpft als hätte man es gemacht vom geistigen Kampf im Kopf

    @Nimmermehr80


    Ich empfinde deinen Kommentar nicht als Angriff. Sind ja schließlich nur Theorien und nicht mal meine eigenen ;)


    Mir sind beide nur wichtig, da für mich die Theorie nach Frankl eine sehr wichtige und gute ist, um sich selbst einen Sinn zu definieren und sich nicht einen definieren zu lassen. Und wenn einem gerade der Sinn fehlt, fängt Camus einen auf, indem er sinngemäß sagt: "ist zwar alles absurd, aber schei** drauf!"

    Beim Sinn des Lebens fallen mir zwei grundlegend unterschiedliche Philosophien ein:



    Beginnend die Theorie vom Existenzialismus insbesondere unter Albert Camus. Dieser beschreibt in seinem Werk "Der Mythos des Sisyphos" das Leben als eine immer neue Aneinanderreihung von Aufgaben, welche in seiner Sinnhaftigkeit angezweifelt werden kann. Wie Sisyphos, der in der griechischen Mythologie von den Göttern dadurch bestraft wurde, einen schweren Stein immer wieder auf einen Berg zu bringen, damit dieser am Ende wieder nach unten rollt und wieder heraufgeschafft werden muss, so ist auch dem Menschen das Leben eine wiederkehrende Strafe belastet mit immer gleichen Lasten die es zu bewältigen geht. Dabei gibt es kein Ende bis auf den Tod selbst, wodurch das Leben sinnlos wird (=Absurdität des Lebens).
    Und genau in dieser Sinnlosigkeit erkennt Camus einen anderen Weg: Die Annahme der Absurdität des Lebens. Eine gewisse Form der sog. "radikalen Akzeptanz": Man erkenne die Absurdität des eigenen Tuns und Sein an und wird dadurch erst wirklich frei in seiner eigenen Absurdität. Bei Sisyphos bleibend, bedeutet dass: Wenn Sisyphos das Herauftragen des Steines nicht als Strafe versteht, sondern es mit all seiner Absurdität seiner Aufgabe annimmt, so gehört der Stein und die Strafe folglich ihm. Er kann glücklich in einer Aufgabe sein, die ihm als Bestrafung zugedacht war und nun ihn selbst vollends ausfüllt. Er akzeptiert sein Schicksal und ist dabei gleichermaßen frei geworden.
    Dieser Philosophie zugrundeliegend und anerkennend, dass die Absurdität des Lebens mit der Sinnlosigkeit des Lebens gleichbedeutend ist, kann also auch gesagt werden: Wenn wir die Sinnlosigkeit akzeptieren, erfahren wir Sinn darin. Folglich gibt es also einen Sinn im Unsinn.



    Eine weitere Theorie ist im weitesten Sinne eine philosophische, jedoch im engeren eine klar und deutlich psychologische: Der logotherapeutische Ansatz bzw. die Existenzanalyse nach Viktor Frankl. Frankl hatte als einer der wenigen Psychiater die Chance seine Theorien in einer äußerst praxisnahen und sehr tristen Umgebung zu prüfen: In verschiedenen deutschen Konzentrationslagern. Seiner Theorie nach waren Menschen, die einen Sinn im Leben definieren konnten, in der Lage die Strapazen und Ungerechtigkeiten in den Konzentrationslagern deutlich besser zu überleben, als jene die dies nicht konnten. Als er selbst befreit wurde und anschließend seine psychiatrische Tätigkeit wieder aufnahm, verfolgte er diese Theorie weiter und entwickelte einen therapeutischen Ansatz dafür.
    Zentraler Grundgedanke war und ist, dass jeder Mensch nach Sinn sucht und diesen auch bereits in sich trägt. Gefühle von Sinnlosigkeit (sog. noogene Neurose) sind Ausdruck starken Sehnens nach diesem Sinn. Dabei ist der Sinn dem eigentlichen Selbst übergeordnet und somit selbsttranzendent. Er steht also in einer höheren Rangordnung und kann durchaus auch zur Selbstaufgabe führen, wenn der Sinn dadurch erreicht werden kann. Um den eigenen Sinn zu erfragen ist eine sog. Existenzanalyse von Nöten. Zentral ist hierbei die Frage "Wozu?": also "Wozu arbeiten?", "Wozu eine Familie gründen?", "Wozu leben?" etc. Die Antworten können manchmal nicht von einem selbst direkt beantwortet werden und benötigen meist auch Unterstützung von Außen (Therapeut, Freunde, Verwandte etc.).
    Letzten Endes ist hierbei die Theorie auch, dass es einen universell gültigen Sinn im Leben gibt, der jedoch für jeden Menschen exklusiv bereit steht, also nur von dem Menschen selbst erkannt werden kann und muss.