Studium weiter durchziehen oder doch ein anderer Weg?

  • Hallo zusammen,



    ich steh grad einer für mich recht schwierigen Entscheidung gegenüber und komme nicht recht weiter. Nachdem ich ca 6 Monate auf eine Masterarbeit hingearbeitet und mich vorbereitet habe, wurde mir recht plötzlich abgesagt. Das hat mich erstmal in ne Krise gestürzt und hat Zweifel aufgeworfen, ob ich mein Studium noch weiterführen kann und will.


    Anbei, ich bin bereits 33 und hab in meinem Leben wegen der Depression noch nichts geschafft außer dem Studium. Mein schlechter Lebenslauf sitzt mir also auch im Nacken.


    Persönlich würde ich mein Studium grade gerne abbrechen. Die Depression setzt mir zu, ich bin fast immer erschöpft, kann mich schlecht konzentrieren, bin nicht gern unter Menschen etc. Das hieße sich nun wahrscheinlich erstmal einen Teilzeit- oder Minijob zu suchen und langsam wieder ins „normale Leben“ zurückkehren (ich war auch während des Studiums die letzten Monate sehr zurückgezogen, die Depression begleitet mich noch länger).


    Andererseits sagt mir fast jeder, ich solle mich zwar um meine Gesundheit kümmern, aber mein Studium nicht abbrechen. Ich weiß nur nicht, wie ich das leisten soll.


    Eigentlich wäre es okay für mich, das Studium fertig zu machen. Aber nicht in meinem jetzigen Zustand. Ich weiß noch nicht mal, ob ich einen Teilzeitjob schaffen würde.


    Urlaubssemester oder ähnliches wäre aus finanziellen Gründen auch unpraktisch, da ich mindestens einen Teilbetrag der Semestergebühren zahlen müsste.


    Übermorgen ist ein Gespräch bei einer Tagesklinik, aber auch wenn ich da auf einen Listenplatz komme, die Wartezeiten sind wahrscheinlich ewig lang und die Therapie würde mir dann mitten ins Semester rasseln. Andererseits wäre das wahrscheinlich die zeitlich am ehesten zu erreichende Hilfe.

    Für einen stationären Aufenthalt geht es mir eigentlich zu gut, meiner Meinung nach.


    Ich habe bereits verschiedene Beratungsstellen durch, aber so wirklich kann mir da auch keiner einen Rat geben außer dem oben erwähnten.


    Und jetzt sitz ich hier und habe Angst, dass ich wieder bis zu einem Jahr Zeit (und Geld) verschwende, wenn ich mich falsch entscheide.


    Sorry für das Durcheinander, das schwirrt mir alles grad so im Kopf rum...

    Vielleicht weiß ja hier irgendjemand noch einen Rat.


    Viele Grüße

  • hallo Lynn09 , ich war früher in einer ähnlichen Situation wie du und musste mir mehrmals im Studium eingestehen, dass ich es wegen meiner Psyche nicht schaffe regelmäßig am Ball zu bleiben, weshalb ich mich dann für eine Klinik entschieden habe und sehr lange sehr viel Therapie gemacht habe, um überhaupt wieder einigermaßen leistungsfähig zu sein. Es hat schon mehrere Jahre gedauert und ich war zwischenzeitlich in einer Werkstatt für psychisch kranke Personen tätig. Zuerst 34 Stunden, später 20 Stunden mit nebenbei Fernstudium. Jetzt ist im Studium mehr Aufwand nötig, weshalb ich erstmal weg bin von der Werkstatt.


    Natürlich ist alles auch eine finanzielle Frage. Ich würde mich erkunden, wo ich welche Mittel beziehen könnte, wenn du dich entscheiden solltest eine Therapie in zB der angesprochenen Tagesklinik zu machen. Gibt es Eltern, die dir aushelfen könnten? Kleiner Mini-Job? Staatliche Unterstützung? Da kann sicher ein Sozialarbeiter helfen, wenn du dies nicht schon in Anspruch genommen hast.


    als Denkanstoß möchte ich auf den Weg geben, dass du dir überlegen solltest, ob du es dir psychisch leisten kannst, das Studium weiter zu machen oder ob es nicht erforderlich ist eine Pause zu machen oder überhaupt aufzuhören. Natürlich wäre es schade, weil du viel Zeit und Ressourcen reingesteckt hast und jetzt am Ende des Studiums bist. Du bist aber auch psychisch in eine Schieflage gekommen und musst überlegen, ob du dich nicht lieber um dich selbst erstmal kümmerst, bevor du erneute Belastungen eingehst.

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • Servus,


    ich war mal in einer ähnlichen Situation und jedes Leben ist anders, jede Problematik ist anders, aber grundsätzlich würde ich jetzt an Deiner Stelle keine unüberlegte Entscheidung treffen. Die Masterarbeit auf einen späteren Zeitpunkt zu legen ist sicher sinnvoller, als zu sagen, dass Du das Studium komplett abbrichst. Am Ende ist es einfach immer gut diesen verdammten Abschluss in der Tasche zu haben, selbst wenn er nicht so werden sollte von der Note her, wie Du ihn Dir wünschen würdest oder es im gesunden Zustand leisten könntest.


    Zu der Finanzierung würde ich Dir - sofern Du magst - eine PN schreiben. Gib einfach Bescheid oder schreib mich kurz an.


    VG

    Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird. (Goethe)

  • Die Frage könnte ja auch sein, will und kann man überhaupt später in dem studierten Beruf arbeiten. Gibt ja auch so schwierige Studiengänge wie z.B. Kunstgeschichte, bei denen du später ohnehin kaum einen Job findest oder der spätere Beruf ist vielleicht psychisch zu belastend.


    Dem gegenüber steht die Frage: Was wäre die Alternative? Gibt es einen Plan B?


    Das sind so meine Gedanken dazu...

    Ich hoffe du findest den für dich richtigen Weg!

  • Hallo zusammen,


    danke für eure Antworten! Waren ein paar Denkanstöße dabei, mit denen ich mich jetzt über die Tage nach Möglichkeit auseinandersetzen möchte.

    Ich studiere nur Biologie, ganz vergessen zu erwähnen, also nichts unbedingt kompliziertes und auch die möglichen Berufsfelder sind relativ breit gestreut.


    Zurzeit sieht der Plan so aus, dass ich hoffentlich die nächsten Wochen in eine Tagesklinik gehe und dann mein Studium zu Beginn des nächsten Jahres weiterführe. Falls ich es schaffe, suche ich mir bis dahin noch nen kleinen Job.


    Viele Grüße

  • Hey

    Ich hoffe du hast mittlerweile einen guten Weg für dich gefunden.

    Ich kenne ähnliche problematiken leider auch. Der Unterschied bei mir ist nur, dass ich noch am Anfang des Studiums stehe, also ab morgen 3 Fachsemester.

    Jedoch habe ich bereits ein Urlaubssemester aus Krankheitsgründen und ein Semester in dem ich in einem anderen Studiengang eingeschrieben war, sowie ein halbes Jahr begonnene Ausbildung hinter mir.

    Wie du siehst anders nicht so unkompliziert.

    Ich wünsche dir sehr das du deinen Weg findest. Dieses Gefühl nichts zu Ende zu bringen ist nicht schön.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!