Monster Verlustangst

  • Hallo zusammen,
    ich schreibe es mal hier rein - falls es nicht passt, bitte verschieben - ich war mir unschlüssig.


    Ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll, denn das ist ein Thema, das mich schon so unheimlich lange im Griff hat - immer dann, wenn eine Frau ins Spiel kommt. Ich nehme an, das war damals als ich 16 war, wo es los ging. Akut war ich total verliebt in diese Frau, es war meine erste richtige Beziehung. Wir lernten uns in einem Chat kennen und irgendwie war es dann einfach. Wir trafen uns zunächst heimlich und dann ein Mal offen. Gewohnt hat sie damals in Wolfsburg - ich wohne in Berlin. Verrückt, wenn ich so darüber nachdenke - wir hatten zwei Treffen und die Wunden sitzen bis heute so tief, dass nichts verheilt. Nun, wir wollten uns ein drittes mal treffen - sie wollte vorbei kommen, ich wartete. Nun passiert nichts. Später erfuhr ich, dass sie einen angeblichen Autounfall hatte mit Schleudertrauma - weit gefehlt wie sich nochmal später herausstellte. Da sagte sie mir dann - das war vor gut 6 Jahren - dass sie immer das Gefühl hatte etwas verbotenes zu tun. Immer wieder kam es in den letzten Jahren auch wieder zu Annäherungen. Man wolle sich doch nochmal sehen, es wurden ihrerseits Versprechungen gemacht und sie tat immer alles doch dagegen.
    In den nachfolgenden Beziehungen war immer die Verlustangst mit an Board. Zwar nicht immer so extrem - gerade am Anfang nicht - aber sie war wohl da. Richtig explodiert ist es dann nochmal, als ich 2009 das erste Mal in eine Psychiatrie gekommen bin. Das war die Zeit wo sich eben erste Freundin auch wieder meldete. Ich hatte zu dem Zeitpunkt gerade anderthalb Jahre Ausbildung hinter mich gebracht und ich ging am Stock. Meine Depressionen und diese ewige Leere fraßen mich. Und nun auch noch meldet sie sich und wirft alles durcheinander. Alles war wieder da. Ich war in der Zeit wirklich auch extrem dran mich selbst zu verletzen und musste es an dem Abend wieder tun. Es war um Weihnachten rum. Ich konnte nicht mehr arbeiten gehen, ich war einfach wie gelähmt. Meine Mutter machte sich zu dem Zeitpunkt enorme Sorgen um mich. Ich meldete mich nicht, war für niemanden erreichbar - ich war einfach weg. Sie schrieb mir eine eMail in der sie mir sagte, dass ich ihr sagen kann, wenn sie was für mich tun kann. Ich antwortete ihr, dass sie bitte im betrieb anrufen soll. Ich wollte, dass sie alles erfährt. Das tat sie und so kam es dann eben zu Psychiatrieaufenthalt. Ich war kurz nachdem ich die Psychiatrie wieder verlassen hatte nochmal in einer Klinik - diesmal freiwillig. Dort lernte ich dann meine nächste Freundin kennen. Das fing auch alles sehr merkwürdig an, aber es war eine wirklich extreme Beziehung. Wir hatten wohl wirklich alles durch, was man so durch haben kann in einer Beziehung. Hier explodierte die Verlustangst dann. Ich hatte Angst vor dem Alleinsein, ich brauchte jemanden an meiner Seite. Nicht einen Freund oder eine Freundin, ich brauchte einen Partner. Es ging in die Brüche mit viel Tamm Tamm. Ich war am Boden zerstört, ich war wieder allein, ich hatte verloren. Auch in dieser Beziehung prägte mich so unheimlich viel. Weitere Ängste wurden geschürt, weitere Macken in den Lack geschlagen. Lange war Ruhe nachher. Keine Beziehung - ich fand mich damit ab. Ich verbunkerte mich und hatte so wenig Chancen jemanden kennen zu lernen. Es fehlte an allem. Dann arbeitete ich aushilfsweise beim Verein meiner Mutter und habe dort erst eine Küche aufgebaut und dann die Kita ausgebaut die neu eröffnet wurde. Dort war eine Erzieherin mit der ich viel Zeit verbrachte. Wir sprachen viel und wir haben dann auch sehr viel zusammen gebaut - und irgendwie entwickelte sich da was. Ich brach zusammen unter meiner Verlustangst und Eifersucht. Sie war völlig labil und ich war es auch. So war es eine Beziehung in der es nur um körperliche Nähe und Sex ging. Sie wandte sich ab irgendwann - erneuter Verlust, erneutes Versagen. Es gab nachher zwar nochmal Annäherung, doch waren wir schnell wieder nur im Bett. Ich wohnte kurz bei ihr, da ich aus der TWG raus musste in der ich gelebt habe und dort eskalierte es. Ich zog die Zeit zu meiner Mutter und distanzierte mich erneut.


    Nun, das ist alles etwas her. Zwei Jahre jetzt und ich verfiel immer wieder in eine Sehnsucht nach jemandem. Nun fand ich vor zwei Monaten jemanden, wo ich dachte es könnte was werden. Vielleicht tut es das auch, ich weiß es nicht - sehe momentan eher schwarz - bei allem.
    Ich lernte sie im Internet kennen - ich dachte diese Zeit wäre vorbei, aber es war wohl nicht so. Auch hier sahen wir uns nur zwei Mal bisher. Ich bin jemand der sich unheimlich schnell verliebt und versucht zu binden. Ich weiß, dass sie schwer mehrfach traumatisiert ist. Ich fuhr also hin und ich weiß nicht wieso, auch mit ihr landete ich schnell im Bett. Für mich ist Sex etwas, das nicht selbstverständlich ist und ich kann nicht mit jemandem ins Bett steigen zu dem ich keine Gefühle habe. Ich weiß nicht was es hier war. Und doch - ich wusste es war keine Beziehung - wie auch - und ich war Eifersüchtig auf alles und ich habe da schon wieder diese Angst vor dem Verlust gehabt. Wir sahen uns im Dezember noch ein Mal und dort ging es weiter. Es war eine traumhaft schöne Zeit, wirklich. Auch ohne das wir Sex hatten. Ich genoss es einfach. Vor drei Tagen dann die Nachricht, dass sie Zeit für sich braucht und dass sie es nicht böse meint. Vorher schrieben wir Nächte lang, erzählten und telefonierten. Ich war glücklich. Dann der Dämpfer und ich falle in ein Loch. Sie hatte eine Beziehung die sehr intensiv war vorher, aber sie sagte sie könne damit umgehen. Sie behandle das in der Therapie. Nun schrieb sie mir gestern, dass ihr Kopf voll ist, sie so viel verdrängt hätte und das jetzt alles zusammen käme. Sie schrieb mehr beiläufig auch noch, dass sich ihr Ex wieder gemeldet hätte und da scheinbar unheimlich viel mehr wieder passiert als sie erwartet hatte.
    Ich wollte eigentlich am Samstag eine Woche zu ihr fahren, doch das sagte sie auch ab. Sie könne nicht, sie muss erstmal wissen was sie überhaupt will. Für mich sind das Schläge ins Gesicht. Ich konnte gestern nicht mehr klar denken, habe mit einer Freundin von mir telefoniert und habe versucht mich dort irgendwie zu erden - es klappte nicht. Ich habe noch nie solche Verzweiflung erlebt. Die hält bis heute an und ich drehe mich im Kreis und ich weiß nicht was ist. Ich könnte besser mit der Situation umgehen, wenn da nicht dieses Wissen wäre, dass sich der Ex wieder gemeldet hat.


    Ich schließe hier erstmal. Was ich erwartet habe, als ich angefangen habe zu schreiben, weiß ich nicht. Ich wollte es mal los werden. Vielleicht fällt jemandem ja etwas dazu ein oder hat eine Idee, wie ich dieses Monster bändigen kann. Ich kann einfach nicht mehr.


    Danke so weit fürs Lesen und die Aufmmerksamkeit

    Lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.
    [ Titus Maccius Plautus ]

  • Das, was du beschreibst kenne ich zu gut. Meine Verlustängste mein Misstrauen und meine Eifersucht fressen mich auf. Es ist immer sehr intensiv. Und genauso heftig leide ich dann auch. Dann kommt der drang zu sterben. Ich habe borderline und war deswegen auch dieses jahr zum ersten mal in einer Klinik. Mich kann meistens keiner verstehen aber die menschen die ich in der klinik kennen gelernt habe, hadern mit dem selben schicksal.

    I'm friends with a monster

  • Für mich ist es kein sterben wollen. Für mich ist es einfach nur extreme Verzweiflung die sich einfach entlädt. Ich dekompensiere dann völlig und es gibt kein Halten mehr. Ich mache mir etwas Sorgen, denn ich habe lange Ruhe gehabt mit dem selbst verletzenden Verhalten und nun ist da einfach wieder ein Verlangen. Ich habe das Gefühl zu platzen vor Spannung. Im einen Moment geht's, im anderen geht es so gar nicht mehr und es ist einfach alles nur noch schwarz. Hadere gerade mit mir, ob ich mal einen Arzt aufsuchen sollte der mir das Borderline vielleicht diagnostiziert. Das gab es schon mal beimm ersten Mal in der Psychiatrie und dann wurde es über den Haufen geworfen und gut war. Ich bin kein Diagnosenfreund, aber vielleicht hilft das irgendwie

    Lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.
    [ Titus Maccius Plautus ]

  • Meines Erachtens bist du immer auf der Suche nach etwas. Keine Ahnung was es ist, aber du suchst irgendetwas. Ich behaupte nun einfach mal, dass du schlecht alleine sein kannst, wieso ist ja irrelevant (ist nicht böse gemeint und lediglich nur meine Auffassung, bitte beachten). Aus deinem Text lese ich so herraus, dass du dich von einer Beziehung in die nächste stürzt. Du scheinst sehr der Beziehungstyp zu sein, alleine bist du unglücklich (nochmals Entschuldigung, wenn dies nicht der Wahrheit entspricht, dass ist meine Auffassung des Textes). Geb dir selbst die Zeit, welche du benötigst und lass die Vergangenheit erstmal sacken. Ob du eine Beziehung anfängst ist deine Sache, aber verrenne dich nicht in zu schnell in irgendetwas. Heutzutage sehen viele Menschen das Thema Liebe leider nicht mehr so ernst.


    DRECKSGESELLSCHAFT!
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  • Nimm das in angriff. Mein Therapeut hat mir nie eine Diagnose gesagt. Auch nach Nachfragen nicht.
    Dann kam ich in die Klinik und ich bekam die Diagnose, die ich im Endeffekt weiß seit ich 13 Jahre alt bin.


    Nun kann ich das akzeptieren,mich darüber informieren,gleichgesinnte suchen und lernen mit der Störung zu leben. Andere Muster zu erlernen, in meinem Wahn von Eifersucht und impulsivität einen Punkt zu finden,wo ich aus der Situation ausbreche. Es klappt nur teilweise aber um einiges besser als die Monate und Jahre vor meinem Klinikaufenthalt.

    I'm friends with a monster

  • Daniel000 Ei ei bringt mir gar nichts, daher ist alles gut. Ich vertrage es auch mal etwas härter angepackt zu werden. Ja, scheinbar suche ich etwas. Was auch immer. Auch, dass ich mich von Beziehung zu Beziehung gestürzt habe trifft es gut. Ich kann damit einfach nur nicht umgehen. Ich habe regelrecht Angst vor einer neuen Beziehung und doch komme ich mit dem Alleinsein nicht klar. "Nimm mich in den Arm aber fass mich nicht an" - ungefähr so fühlt es sich an. Und die Situation gerade jetzt ist einfach totale Verzweiflung gepaart mit Eifersuchtsgedanken und einem Schuss zu viel Hilflosigkeit mir und ihr gegenüber


    @Ammi31 Ich habe mir nur immer wieder gefragt was mir eine Diagnose bringt. Es war für mich immer etwas, das Ärzte brauchen. Für mich ändert sich nichts. Ich muss mit dem Ding, dass nun einen Namen hat leben - aber eben auch ohne Namen. Und Informationen sammeln macht es mir glaube ich auch nicht leichter.

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    [ Titus Maccius Plautus ]

  • Hmmm, du solltest wohlmöglich erstmal Single bleiben und den Grund finden, wieso es so ist. Lass dir ruhig Zeit und geh in dich und versuche herauszufinden wieso du schlecht alleine sein kannst. Das wird viel Arbeit werden, aber je mehr du dich mit dir selber beschäftigst, umso besser verstehst du dein Handeln.
    MfG


    DRECKSGESELLSCHAFT!
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  • Nun, ich habe mich heute mal mit Therapie auseinandergesetzt und einen Vorgesprächstermin gemacht. Der ist nun leider erst im März. Bis dahin muss ich schauen wie ich auf dem Damm bleibe. Und ob ich mich da wirklich unter Kontrolle habe was dieses Thema Alleinsein etc betrifft. Versuche mich momentan einfach anders über Wasser zu halten. Daher nochmal der versuch mich hier auszutauschen

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    [ Titus Maccius Plautus ]

  • Na ja bei so Störungen wie z.b borderline ist es typisch mit diesem "geh weg, bitte komm zurück" " ich hasse dich,verlass mich nicht" , der Drang nach Nähe und dann distanziert man sich so sehr, dass man sich selbst und anderen weh tut. Das heißt nicht, dass wenn du eine Diagnose erhälst alles gut ist und du fröhlich über ne Wiese hüpfst. Ich bin trotzdem froh, dass das "kind" jetzt einen Namen hat.
    Lieben Gruß :ergeben:

    I'm friends with a monster

  • Das ist mir bekannt Amy. Ich nehme auch an, dass da Borderline in mir schlummert, denn das was ich gelesen habe und mitbekomme von Menschen die es eben schwarz auf weiß haben, ist es schon sehr ähnlich oder eben genau so. Schön, dass es dir hilft, wenn dein "Kind" einen Namen hat. Ich werde schauen. Nimmst du Medikamente oder geht es ohne bei dir?


    Lieben Gruß

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    [ Titus Maccius Plautus ]

  • Nehme keine Medikamente mehr. Habe etwas gegen Stimmungsschwankungen bekommen,hat aber eher meine Stimmung kontinuierlich gedrückt.


    Wollte auch versuchen ohne Medikamente klar kommen,denn sonst wüsste ich ja nie was ich wirklich fühle, wie es mir wirklich geht. Sonst wird es zu sehr fremdbestimmt. Damit habe ich mich nicht wohlgefühlt.


    Was wirklich hilft sind Gespräche mit gleichgesinnten und einen therapeuten der auf verhaltenstherapie spezialisiert ist (habe aber noch keinen gefunden)

    I'm friends with a monster

  • Okay, das heißt du kommst so gut klar ohne. Was machst du wenns knallt und dich wirklich einfach nur umhaut?


    Prinzipiell hast du recht, ich bin auch kein Freund von Medikamenten - absolut nicht. Es gibt Situationen, da sehne ich mir doch das Tavor wieder her, das mich so unheimlich Hirntot gemacht hat - ich konnte nicht mehr denken. Aber auch das wäre einfach nur betäuben, vermeiden - also auch kein guter Weg.


    Therapeuten gehe ich gerade an. Akut geht ja leider eh nichts außer Krankenhaus und Psychiatrieaufenthalt

    Lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit.
    [ Titus Maccius Plautus ]

  • Ja akut Hilfe zu finden ist immer schwierig. Ja das Medikament kenne ich auch durch meinen Aufenthalt. Es betäubt aber macht nicht "gesund". Zurzeit habe ich starke Stimmungsschwankungen und hin und her mit meinem "freund" bzw on off beziehung ( aktuell wieder off).
    Ich werde wütend dann falle ich wieder in Verzweiflung und flehe ihn an mich nicht zu verlassen. Wenn er dann wieder ankommt weise ich ihn ab und so geht es hin und her. Ich leide sehr darunter.
    deswegen kann ich dich sehr gut verstehen.

    I'm friends with a monster

  • Du sprichst mir gerade so unheimlich aus der Seele. Ungefähr so geht es mir schon seit Ewigkeiten gefühlt

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    [ Titus Maccius Plautus ]

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