Schein Dasein. Ein Leben mit Maske.

  • . Und jetzt irre ich in den Trümmern herum und versuch irgendwie aus dem was übrig ist ein neues Selbstbild aufzubauen, dass nicht von den Ansprüchen Dritter dominiert, sondern mir selbst gerecht wird.

    Genau an diesem Punkt befinde ich mich auch. Mein komplettes Selbstbild ist in sich zusammengefallen bzw konnte ich das von außen gewünschte Bild nicht mehr SEIN.
    Jetzt stehe ich da mit ganz viel "nichts" und das zwingt mich, in mich selbt hineinzuschauen. Ich sortiere nun in wichtig und unwichtig. Das gelingt mir aber nur weil ich im Augenblick so wenig Außenkontakt wie möglich habe.
    Ich glaub inzwischen auch, dass die Maske gar nicht so schwerwiegend ist, aber das miteinhergehende verfluchte Mauerwerk, welches ich mit mir herumtrage.


    Ich lasse Leute in mein Leben soweit es mir möglich ist und mich nicht überfordert oder schädigt.


    Erkennst Du das rechtzeitig? Mir geht das oftmals raus.


    Ich habe mich, oder zumindest was und wie ich war,, einfach (so leicht war das gar nicht) losgelassen und setze mich mit meiner Depression auseinander um herauszufinden, was ich bin und was die Krankheit. Das is mal ein Anfang. Wenn ich soweit bin schau ich mal, was um mich herum so passiert. Das gelingt mir auch aber nur weil ich Kontakte nach außen auf ein Minimum reduzieren konnte. So hab ich schon Momente, in denen ich mit mir selbst, ganz in Ordnung fühle. Physisch und psychisch. Ich brauche auch niemanden der mich reflektiert, dass deute ich grad eh nur falsch.
    Die Stigmatisierung von Depression in unserer Gesellschaft macht es nicht leicht sich zu „outen“. Nach Amokläufen steht in der Presse „Er/Sie litt an Depressionen“
    „Oh Depression, damit will ich nix zu tun haben, die bringt uns alle um“ Hä? Eigentlich will ich niemandem das Leben nehmen, von mir selbst vielleicht mal abgesehen.


    Ansonsten finde ich Deine Einstellung liest sich gut und strahlt ne gewisse Zuversicht aus.

    Schwarzmalen is toll...wenn man Gold draufklatscht.

  • Wow das war ein toller Beitrag von @Caedys unbedingt lesenswert. Und auch der ganze Thread hier. Das ist alles auch genau mein Problem. Ich bin sehr froh mal von anderen Menschen die mit der gleichen Thematik zu kämpfen haben zu lesen.
    Ich hab bisher auch immer danach gelebt, "besser falsche Freunde als gar keine", weil ich so schreckliche Angst vor dem ganz allein sein hatte. Aber Fakt ist auch NOCH alleiner als von lauter falschen Freunden umgeben zu sein die wie hier schon sehr treffend gesagt wurde, nur die Maske mögen und nicht mich, kann man gar nicht sein.
    Ich stelle inzwischen immer öfter fest, dass man sich tatsächlich allein weniger allein fühlt als unter falschen Freunden, hinter der Maske, hinter den Mauern. Das ist total verrückt.
    Aber ich hab auch immer noch Angst. Wie @signtime schreibt, wenn die Maske zerbricht oder man sie absichtlich fallen lässt dann bekommt man es erst mal mit ganz viel Nichts und Chaos dahinter zu tun und es fühlt sich an als würde man schwimmen oder fliegen und man hat keinen festen Grund mehr unter den Füßen und auch nicht vor Augen, nichts mehr woran man sich halten kann. So fühlt es sich an.
    Und man weiß nicht wohin die Reise gehen wird. Wo wird man ohne Maske hinkommen, wo ankommen? Wird man überhaupt irgendwo ankommen? Was bleibt ohne Maske noch übrig von einem, wer ist man überhaupt selbst, wie ist man selbst? Was gehört zu einem und was war nur von anderen Menschen aufgezwungen?
    Fragen über Fragen und keine Antworten, man schwimmt so vor sich hin in einem endlosen Ozean und hofft darauf dass da irgendwann, irgendwo mal Land kommt. Ein wirkliches authentisches "man-selbst" bei dem man ankommen kann und mit dem man sich dann wohl fühlen kann.
    Ich kann mir das im Moment noch gar nicht vorstellen. Sich wohl zu fühlen mit dem wer und was man ist und es im Einklang zu haben mit dem was man sein möchte. So ein langer Weg noch dorthin... oder nicht? Der erste Schritt ist auf jeden Fall getan wenn die Maske fällt.

    Rebellion allein macht noch keinen Menschen. Sie ist nur ein erster Schritt auf einem langen, schwierigen und nie endenden Weg
    zur Überwindung der Furcht vor der Freiheit, ein eigenes Selbst und ein menschliches Herz zu haben.

  • @Drachentränen


    man schwimmt so vor sich hin in einem endlosen Ozean und hofft darauf dass da irgendwann, irgendwo mal Land kommt.


    Hab es hier im Forum schon mal geschrieben. Halt Dich an der Hoffnung fest, wenn Du kein Ufer mehr siehst.
    Bei mir is schlicht ALLES in sich zusammengefallen, in einen riesen Haufen "Nichts"
    Aber irgendwo, ganz leise, war der kleine Hoffnungsschimmer, er war da, auch wenn ich ihn nicht mehr gesehen habe. Hoffnung haben is auch nicht immer leicht. Der Hoffnung gegenüber steht, was man verlieren könnte.
    Nachdem ich mich jetzt, für mich, sortieren konnte, hab ich den Weg nach draußen gewagt. Und es war gut so. Es war der Richtige Moment für mich.
    Ich war z.B. das erste Mal ungeschminkt vor der Tür seit..... was weiß ich wann. Is keinem aufgefallen. *lach*
    Ich hatte einen netten small talk, mit irgendwem, das find ich sonst echt gruselig.
    Ich zeig´mich jetzt, so wie ich bin. Und im Moment hab ich den Mut dazu. Ich komme grad gut mit mir aus.
    Ich bin im Moment guter Dige aber nicht dafür, dass ich wiederbekomme was ich hatte, sondern neu starten kann. Irgendwie.

    Schwarzmalen is toll...wenn man Gold draufklatscht.

    Einmal editiert, zuletzt von signtime ()

  • DER PHOENIX WIRD IM MOMENT SEINES TODES NEU GEBOREN. AUS SEINER ZERSTÖRUNG ERHEBT ER SICH STÄRKER ALS JE ZUVOR.


    Seid viel mehr wie der Phoenix.

    Die höchste Form der Hoffnung,
    ist die überwundene Verzweiflung.


    - Albert Camus -

  • Danke @signtime Es freut mich wenn ich jemanden irgendwie helfen kann. Zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Depression und Suizidgedanken waren ein harter und langer Weg und es ist immer noch ein täglicher Kampf. Das sollte nicht umsonst gewesen sein und deshalb teile ich gerne alles, was ich in dem Zusammenhang erlebt habe.


    Ich lese auch gerne von Dir und es freut mich, dass du zur Zeit den Weg gehst den du gehst und es so machst wie du es machst.


    Ich weiß auch das es bei mir bald wieder Mal sehr dunkel um mich herum werden wird. Aber bis dahin, nehme ich mit was ggeh und vielleicht wird es dann ja gar nicht so schlimm.

    Die höchste Form der Hoffnung,
    ist die überwundene Verzweiflung.


    - Albert Camus -

  • P.S. ich lege euch das Buch oder die Verfilmung von Albert Camus, der Fremde, zu Herzen...... Einfach Mal lesen oder anschauen.

    Die höchste Form der Hoffnung,
    ist die überwundene Verzweiflung.


    - Albert Camus -

  • Ich glaub inzwischen auch, dass die Maske gar nicht so schwerwiegend ist, aber das miteinhergehende verfluchte Mauerwerk, welches ich mit mir herumtrage.

    Oh ja... die Mauer... sehr schweres Thema. Und sehr schwer los zu werden wenn sie erst mal steht. Und wenn man sie dann los ist, ist es schwer klarzukommen. Fühlt sie wie ein freiliegender Nerv an und quasi jede "Berührung" ist viel zu extrem und meist schon unangenehm. Ich arbeite nun fast ein Jahr dran, damit klar zu kommen...


    Erkennst Du das rechtzeitig? Mir geht das oftmals raus.

    Leider merke ich das auch nicht immer auf Anhieb. Aber ich bin auch extrem naiv. Mein Bauchgefühl sagt mir meist das Richtige, aber ich zerdenke es dann oft. Und meine es dann besser zu WISSEN. Aber hinterher zeigt sich dann häufig, dass das erste GEFÜHL doch aussagekräftiger war. Ich habe so einiges an menschlichen Enttäuschungen durch im Leben... und irgendwo auch mein Grundvertrauen verloren dadurch. Aber so habe ich eben auf die sehr harte Tour gelernt durch zu kommen und zu kämpfen anstatt den einfachsten Weg zu nehmen oder aufzugeben.

    It's rather easy to shine in the light. But to glow in the dark - that's mastery!

  • Oh ja... die Mauer... sehr schweres Thema. Und sehr schwer los zu werden wenn sie erst mal steht



    Diese Mauern sind auch irgendwie irreführend. Es prasselt nämlich trotzdem viel von außen, ungeschützt in mich hinein und ich kann es nicht verhindern.
    Irgendwie schleppt auch jeder seine Bedürfnisse an mich heran und geht automatisch davon aus, dass es auch meine sind.
    Trotzdem trage ich jetzt mal Stein für Stein ab. Hat sich gezeigt, dass sie nur noch Hindernis für mich ist und nicht wie gedacht, ein Schutzraum.

    Schwarzmalen is toll...wenn man Gold draufklatscht.

  • Hermann Hesse

    Stufen

    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
    Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
    Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.


    Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
    Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    In andre, neue Bindungen zu geben.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.


    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    An keinem wie an einer Heimat hängen,
    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
    Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
    Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!



    Damit hat er eigentlci alles gesagt. :-D

    Schwarzmalen is toll...wenn man Gold draufklatscht.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!