@Saxon
Das zeigt sehr schön, dass es ein schwieriges Thema ist.
Ich will dir jetzt nicht zu nahe treten, aber Menschen lügen. Es gibt nun mal Leute, die Fehler nicht zugeben wollen - nicht nur auf Seiten der Ärzte. Es gibt auch Leute, die Dinge nicht so sehen, wie andere es tun oder wie sie wirklich sind. Ebenfalls ist es natürlich, dass Menschen in manchen Situationen nicht die volle Wahrheit sagen, um sich selbst zu schützen. Selbstverständlich sind nicht alle Leute zu jeder Zeit notorische Lügner, aber die Wahrheit sagen sie halt auch nicht immer...
Ja, ich muss zugeben, dass es durchaus denkbar ist, dass man, um andere Menschen zu schützen, Personen wegsperren möchte, aber man keine Befugnisse hat mangels Straftat etc. Das ist scheiße, aber irgendwie trotzdem menschlich, weil man den anderen helfen will. Allerdings gäbe es auch da Alternativen, die weniger aufwendig sind als eine solche Unterbringung... (Es klingt immer so einfach, aber diese Beschlüsse sind halt echt nicht bloß eine Unterschrift, sondern eine genaue Sachverhaltsprüfung mit Begründung, die Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt - das, was Richter nicht haben. Die müssten demnach also die letzten sein, so was einfach durchzuwinken, da ein Ja mehr Arbeit bedeutet als ein Nein. ) Bis zur vollen Geschäftsunfähigkeit sind es noch mal ein paar weitere Schritte, was alle Beteiligten ebenfalls Zeit und Arbeit kostet - auch noch nach dem Verfahren...
Ich kann mir vorstellen, dass durchaus versucht wird, Leute auf diese Art wegzusperren. Allerdings ist der Aufwand sehr hoch und Psychiatrien sind jetzt auch kein Hochsicherheitstrakt - und besonders lang dauert eine solche Unterbringung auch nicht, wenn es darum geht, dass andere Leute die Person ja "für immer" loswerden wollen... (Nein, ich sage nicht, dass die Zeit - je nach Bundesland können es auch mal 6 Wochen sein - nicht lang ist, sondern eben nur in Bezug auf das gewünschte Ziel.) Erfolgreich wird so was also nicht sein. Was tatsächlich einfach sein könnte, dass man zur Deeskalation, bei der man quasi den durchgedrehten Störenfried nur kurz rausholen möchte, denjenigen für eine Nacht dorthin bringt. Danach muss er von einem Richter angehört werden und kommt wieder raus, aber eventuell hat sich die Situation dann insgesamt beruhigt.
Die Kasse würde doch auch so klingeln. Es gibt genügend Menschen, die psychiatrische Hilfe brauchen und diese auch suchen, aber monatelang auf Termine und Therapieplätze warten müssen. Wozu sich also mit Fällen beschäftigen, die eigentlich pure Zeitverschwendung sind, während man mit den "richtigen Kranken", die ja sogar freiwillig kommen, doch genauso viel Kohle machen könnte?
Wütend zu werden muss kein Eingeständnis sein - das weiß ich ausnahmsweise sogar aus eigener Erfahrung. Man wird auch wütend durch falsche Anschuldigungen. Und da wir leider nicht in den Arzt hineinsehen können, werden wir wohl nie erfahren, weswegen er wirklich so wütend wurde. Beides wäre jedenfalls denkbar.
Natürlich ist es trotzdem wichtig, die Fehler zu benennen und zu analysieren, denn sie passieren. Das will ich ja gar nicht abstreiten. Nur, ob sie so gehäuft und einfach passieren, das bezweifle ich. Ja, hier und da gibt es manchmal einen Arzt, der seinen Beruf verfehlt hat, egal um welchen medizinischen Bereich es geht. Vielleicht gibt es darunter dann auch mal einen Sadisten, der gerade so innerhalb der Grenzen seine Macht auslebt. Aber jedem Arzt das zu unterstellen, ist falsch.
Außerdem darf man nicht vergessen, dass man - egal, ob zu Unrecht oder zu Recht - wohl an keinem besonders guten Punkt im Leben stand, wenn man zwangsweise in die Psychiatrie kommt. Womöglich war man eher richtig am Ende. In so einer Situation hat man auch noch mal eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge als ein Außenstehender. (Das ist keine Entschuldigung für Fehler, sondern eher eine Erklärung, warum manches nicht als Fehler gewertet wird, obwohl man es so sieht.)
Patienten (und auch Ärzte) sollen auf jeden Fall auf Missstände aufmerksam machen, mitbestimmen dürfen und sagen, was schlecht war und was und wie man es verbessern könnte, aber ein Überdramatisieren und falsches Darstellen wird da eher wenig bringen...