Liebe T.,
bald ist es soweit. Bald bist du ein Jahr tot.
Als M. mich anrief und mir sagte, du seist tot, dachte ich, er will mich verarschen.
Du warst gesund...munter... und plötzlich... Hirnblutungen.
Das Leben schlägt manchmal so heftig zu, dass man gar nicht nach kommt.
Wir hatten vorher schon einige Monate keinen Kontakt mehr...wegen diesem blöden Streit.
Ich dachte "Das wird wieder"..wie es eben immer wieder wurde.
25 Jahre lang warst du die einzige Famile, die ich hatte... mein einziger Halt..der Mensch, der mich am besten kannte.
Damals habe ich nie über die schlimmen Dinge gesprochen...doch auch unausgesprochen warst du meine Rettung und Hilfe.
Du warst die einzige schöne Kindheit, die ich hatte...mein einziges zu Hause.
Im letzten Jahr habe ich mich sehr verändert. Ich bin erwachsener geworden... ich treffe Entscheidungen bedachter.
Wäre ich vorher so einsichtig gewesen, hätte wir uns vor deinem Tod vertragen und ich hätte noch Zeit mit dir gehabt.
Wir hatten viel zu wenig Zeit.
Du fehlst.
Deine Worte fehlen, die Streits fehlen, alles fehlt.
Ich bin nicht mehr die Selbe, seitdem du fort bist.
Wenn du mir zuschaust, hoffe ich, du bist stolz auf mich.
Ich war stolz auf dich.
Bei der Geburt deines ersten Sohnes, als ich die Nabelschnur durchschnitt hast du gesagt "Natürlich machst du das. Du bist seine Familie.. genauso wie ich."
Nun stehe ich ohne dich da. Er steht ohne dich da. M. steht ohne dich da und auch dein Kleiner.
Die Welt ist ein unfairer Ort.
Ich vermisse dich.