Beiträge von Terano

    Was für ein Jahr.

    Gerade herrscht wieder die Angst zu versagen und im Leben ohne Geld und Ressourcen dazustehen. Vielleicht ist meine Forschung ja sinnlos und ich sollte "ordentlich" arbeiten gehen.


    Aber dem gegenüber: Ich habe dieses Jahr echt viel publiziert und bin herumgekommen. Habe Menschen getroffen, vorzügliche Werke gelesen, bin mit meiner Freundin zusammengezogen, bin nun verlobt. Ich komme, glaube ich, etwas mehr mit der Diagnose klar. Was für ein schier unglaublicher Weg. Ist es tatsächlich erst 4 Jahre her, dass ich ernsthaft dabei war alles zu beenden?


    Was für ein unglaublicher Umstand. Wunden sind verheilt mit manch Erinnerung ist Frieden geschlossen, mit mancher auch nicht. Gerade ist die Angst stark, aber ein Teil des Geistes bleibt wach, um Contra zu geben.


    Was ich im nächsten Jahr gerne erreichen würde? Meine Dissertation aufschreiben und 2025 verteidigen. Die ganzen zusätzlichen Forschungsarbeiten sind nett, aber diesen Meilenstein muss ich passieren, um in der akademischen Welt willkommen zu sein. Nur wo anfangen? Hoffentlich finde ich das raus. Das wäre mein erster Wunsch. Mein zweiter ist, meine Freundin zu heiraten und ihr ein gutes Leben zu bescheren und mein dritter ist mit Sport endlich nachhaltig anzufangen.


    War es wert, dieses Jahr zu leben? Aber ja doch!

    Kannst du dir nicht vorstellen, dass die verbreiteten, abscheulichen Auswirkungen von Atheismus bei Betreuten in der Altenpflege und Pflege psychisch Kranker sich nicht als Faktor auf Staatssysteme übertragen lassen?

    Ich denke, dass du gerade von deinen persönlichen Erfahrungen (ja auch wenn ergänzt durch Erzählungen deiner Freundinnen) versuchst auf das Allgemeine zu extrapolieren ohne dafür eine Grundlage zu haben. Am Ende geht es darauf zu: Ich persönlich kenne viele menschlich miese Atheisten, daher sind alle Atheisten unmoralisch (korrigiere mich bei dem Adjektiv gerne, wenn ich dich da missverstehe).


    Ich könnte jetzt in der Frage der Staatlichkeit auch auf den Iran, Saudi-Arabien, Vatikanstadt oder Andorra, argumentativ die USA zur Zeit, verweisen, um nur offensichtliche Beispiele zu erwähnen, warum auch religiöse Staaten, unmoralische Aktionen durchführen können.

    Das größte Übel bleiben Atheisten, die unbedingt bestimmte Dinge noch zu Lebzeiten sehen wollen,

    Ufff, ich teile durchaus Kritik an der UDSSR, aber der obige Satz löst doch etwas eine allergische Reaktion aus. Wenn Atheisten das Problem sind, dann was ist mit: Kreuzzügen, Dschihads, Steinigungen, Verbrennungen, Raub von Reichtümern durch die Kirchen der Welt, Missionierungszügen mit dem Schwert, christlich begründete Sklaverei (womit nicht geleugnet werden soll, dass es auch andere gab), dem KKK, aber ja auch die tatsächlich originalen Pyramiden, die immerhin auch religiöses Symbol waren, usw. usf. Aus meiner Sicht macht es keinen Unterschied, ob der Mensch mit dem gekrönten Haupt nun religiös ist oder nicht. Es sind genug Verbrechen im Namen des Staates, egal ob nun dediziert religionslos oder religiös begangen worden.

    ch denke wir müssen da nicht zusammen kommen, wie Steppenvölker oft mit benachbarten Völkern umgingen sobald Hunger drohte oder Gier anstieg

    Ich kenne nur das Beispiel des chinesischen Reiches und da bleibt schon die Frage, wer denn wessen Territorium immer wieder invadierte und dann sagte: Ich bin jetzt hier. Wenn dann diese Gruppen auf unfruchtbare Länder zurückgeworfen waren, nicht mehr die Sammel- und Weidegründe erreichen konnten, die tradiert waren, und deswegen Hunger litten, wunderte man sich, dass sie zurückkamen und zumindest Nahrung forderten. Dabei war das Bevölkerungswachstum nicht einmal in diesen Gebieten zu verzeichnen, weswegen es meist eine recht stabile Bevölkerung war, die in die Verzweiflung getrieben wurden. Um es mit olle Brecht zu sagen: Erst kommt das Fressen, dann die Moral.


    Ich weiß nicht, was das Inuit-Ehemodell ist, da ich keine Studie dazu gelesen habe, das mit Steppenvölkern zu tun hat oder sonst so.


    Hochreligiöse Gruppen sind meist selber hierarchisch und implizit herrschaftlich strukturiert. Das Jamestown-Massaker oder Omu Shinrikyo zeigt, was Religion sogar Hochreligion ohne regulierende Gesellschaft anrichten kann.

    Natürlich gibt es das Phänomen des sozial-religiösen Tabus, der Ahnenverehrung und des damit verbundenden Kinships und des sozial-religiösen Spiels die sehr erprobt für herrschaftslose Gesellschaften sind. Ich würde das allerdings als vieles benennen aber nicht als Hochreligion, mehr noch im üblichen Diskurs werden diese Phänomene sogar eher den "primitiven Religionen" zugerechnet.

    Ich glaube, dass diese Darstellung mehrere Ebenen vermischt.


    Gier ist bis zu einem gewissen Grad eine Eigenschaft, die alle Menschen besitzen. Und es ist natürlich auch erstmal lebenserhaltend, lebenserhaltende Güter haben zu wollen. Das ist das grundlegende Gefühl, nur wird manipuliert, was als notwendig erachtet wird. Daher kann ich der Darstellung, dass Gier mit bestimmten ideologisierten Wirtschaftsformen verbunden sei, nicht folgen.


    Ich weiß jetzt nicht, was genau anarchistisch-darwinistische Besitzlosigkeit sein soll, aber ich kann zur Frage von herrschaftsarmen bis -losen Gesellschaften und ihre erstaunlich positiven Effekte auf den Menschen nur die Studie von James C. Scott (Eine Tiefengeschichte der frühesten Staaten) empfehlen, die ausführt, dass in frühesten Zeiten Menschen außerhalb von Staaten, gesünder und wahrscheinlich besser da egalitärer lebten und deswegen auch versuchten diesen zu entkommen. Zu den Argument mit den Kindern, möchte ich das schamlos von "Im Grunde Gut" von Rutger Bregman aufgeführte Beispiel des "wahren Herrn der Fliegen" aufführen (https://www.theguardian.com/bo…shipwrecked-for-15-months). Im Gegensatz zu dem überbordenden menschengehässigen Buchs "Herr der Fliegen" zeigt diese Geschichte im Realen, dass sich keine Hölle öffnet, wenn Menschen sich ja selbst Kinder sich selber organisieren müssen. Weitere Beispiele können die Studien der Steppenvölker oder anderen Gebilden wie "das Recht als Hort der Anarchie" verweisen, wobei ich letzteres Buch bisher nur aus Rezensionen kenne, die mich aber auch recht hoffnungsvoll machen.^^

    Aus meiner Sicht ist aus dem Zusammenhang gerissene Gier, schwer zur Disposition zu stellen. Zur Opulenz als Phänomen kapitalistischen Gesellschaften, die an ihrer eigenen Produktmaximierung zu ertrinken erscheint, was noch am ehesten dem nahekommt, was du wohl ansprichst:




    Oder um es kurz mit den Worten von Pispers zusammenzufassen: Haben Sie noch nie im Supermarkt gestanden und sich gefragt: Wer kauft den ganzen Scheiß?


    Kurzum es ist einem kapitalistischen System immanent und wird auch auf einer politischen Ebene gefördert und gefordert. Denn das Grundmodell ist ein unrealistischen humanus oeconomicus, der nur seinen eigenen Vorteil maximiert. Außerdem ist ein Wachstumsimperativ essentiell, was auch durch mehr Konsum gegengerechnet werden muss. Das Menschen nicht so funktionieren, wurde in vielen Experimenten bestätigt bspw. in Diktatorspielen.

    Spiegelsplitter


    Danke für die Definitionen.^^

    Ich sehe darin trotzdem keine Notwendigkeit Pessimismus bzw. Optimismus als Plan im Sinne einer allgemeinen Strategie mit konkreten Handlungsoptionen zu vermengen. Mein voriges Beispiel sollte insbesondere ja auch aufzeigen, dass unter beiden strategischen Brillen ein und dieselbe ablehnungswerte Situation als annehmbar analysiert werden kann. Ich würde daher diese Strategien nur als Analysemodi verstehen und nicht als etwas, was eine konkrete materielle Erscheinung darstellt. Natürlich könnte ich unter der Prämisse dann auch akzeptieren, dass Menschen an den einen oder den anderen Analysemodus mehr gewöhnt sind, auch wenn sie in konkreten Situationen den anderen einsetzen mögen. Wie in vielen anderen Fällen, entwickelt jeder Mensch Überlebensstrategien, die einerseits aus der konkreten Notwendigkeit und andererseits dem kulturellen Umfeld vermittelt sind. Wie diese sich dann unter neurologische Tendenzen und einer konkreten Situation dann aber Handlungen übersetzen, fände ich schon tendenziell eher kompliziert. Ich hätte keine Ahnung, wie ich da von a nach b schlussfolgern soll.


    Im Ergebnis: Wenn also die allgemeinen Strategien zu einem konkreten Verhalten gegenüber Freunden in Beziehung gesetzt werden sollen, dann sind so viele begleitende Faktoren dabei, dass ich den Zusammenhang weder als notwendig noch hinreichend analysieren würde.

    Was ist die Definition von Optimismus und Pessimismus mit der wir hier arbeiten sollen? Wieso erscheinen sie so streng getrennt zu sein?


    Ich würde schlicht behaupten, dass Menschen weder per se optimistisch noch pessimistisch sind, sondern das je nach Kontext anpassen. Wieso sollten sie auch nicht, da Menschen vor allem adaptive Wesen sind.


    Wenn es darum geht, Freundschaften nicht leichten Herzens aufzugeben, so kann ich aus beiden Sichten eine Begründung formulieren. Pessimisten können nämlich dazu neigen in allen außer sich selbst den Untergang zu sehen. Der andere kann einem nicht leiden, man hat die schlechte Behandlung des anderen schon verdient, wären da Extremfälle. Gleiches kann nur auch passieren, wenn du Optimismus unterstellst. Der andere wird sich schon ändern, dieser Mensch ist besser, als er vorgibt. Kurzum, ich finde die These zu essentialistisch bzw. müsste erst dann überzeugt werden. Wieso sollte der Mensch so feste Charaktereigenschaften haben, die eine Folge auf unabhängige Faktoren notwendig und hinreichend machen?

    u.a. will man gefühlt weniger wahrham, dass och opfer zu tätern werden oder geworden sein könntn.

    Naja, ich finde, dass zuvor halt die Kategorie des Täters an sich unterbeleuchtet war. Aus meiner Sicht zeigt bereits die Nachschärfung von so manch Strafnorm - bspw. im Sexualstrafrecht - dass zuvor der Diskurs nicht ernst genommen wurde. Sicherlich haben wir gerade auch wieder etwas mehr Probleme, da wir die Kategorien strafbar - nicht strafbar (eine tatsächliche Dichotomie) mit gut - schlecht (eine illusorische Dichotomie) gleichsetzen. Das sind für mich einfach zwei grundlegend verschiedene Diskurse.


    Ich erlebe halt - fernab der theoretischen Überlegungen - viel mehr, dass mir Leute nichts mehr zutrauen, sobald sie von der Symptomatik erfahren und wenn ich mal deswegen etwas Spezielles möchte, es als völlig anmaßend behandeln. Ich rede jetzt über solche Dinge wie einen Therapietermin wahrnehmen und eben mich als gleichberechtigten Peer in meinem Fachgebiet anzuerkennen. Daher rede ich nur sehr ungern über alles und das ist doch auch eigentlich dämlich, wenn sich dadurch manchmal Spannung so sehr aufbaut, dass es zur SVV kommt, was mit einem einfachen: "Ey, ich muss jetzt hier raus, weil sich dadurch bei mir ungewöhnlich viel Spannung aufbaut und ich bin in 5 Minuten wieder da" oder ein "Ich muss mal kurz hüpfen, auch wenn das für dich seltsam wirken mag" vermieden werden könnte.


    Ich sage nicht, dass diese Dinge nicht anders behandelt werden können, beispielsweise dadurch sehr viel mehr Selbstvertrauen mir anzutrainieren (was ich auch tue), nur dass auf dem Weg dahin noch immer - wie ich finde - sehr viel vermeidbarer Schmerz schlummert.


    Als Umgang braucht es daher als Verbesserung, dass als Kompromiss derlei Vorwürfe wenigstens so zu behandeln sind als ob besser ist, wenn solche weder WG noch Zimmer und wenn möglich Maßnahme teilen, sonst wird es immer übler.

    Wie gesagt, es soll weiterhin die Prämisse gelten, dass ich mir kaum vorstellen kann, was du durchleben musstest, daher wechsle ich jetzt wieder auf die theoretische Ebene:
    Ich würde hier halt sagen, dass das keine Analyse von gut/böse, besser/schlechter erfordert, sondern einfach nur von legal/illegal und nützlich/schadend. Dadurch, dass man sich der ersten Kategorie verweigert, kann man halt vermeiden, Sitgma zu reinforcieren. Psychisch kranke Straftäter sind nicht böser oder besser als ein nicht psychisch kranker Straftäter, sie sind beide ähnlich zu behandeln. Natürlich könnte man jetzt lange philosophieren, welches Strafkonzept auf diese Feststellung aufbauend das beste Strafkonzept ist, aber das ist eine andere Diskussion. Ich finde es wäre aber ein guter Prüfstein, dass alle gleich bestraft werden würden und können unter diesem Konzept und natürlich fast jedes Konzept muss beinhalten, Täter von Opfer räumlich abzusondern.


    Das ist aber eine Frage des Strafrechts und Inklusion würde für mich auch bedeuten, dass wir psychisch Kranke als genauso dem Strafrecht verantwortlich betrachten können, wie nicht psychisch Kranke. Dadurch, dass wir diese Diskurse (gut/schlecht vs. legal/illegal) klar trennen, würden wir, meiner Vermutung nach, auch das Phänomen abnehmen sehen, dass Leute als soziales Kapital sich solche Störungen andichten oder besonders extrem ausleben.

    Spiegelsplitter Hmm, damit kann ich die Aussage besser einordnen, danke^^


    Ich glaube, dass es da nicht wirklich viel zu diskutieren gibt, da das recht nahe an deiner Erfahrung ist.


    Vielleicht nur ein Kontrastpunkt, zu deinem letzten Absatz. Ich würde sagen, es sind gerade die Pessimisten, die eine Theorie des Guten für den anderen (sic!) haben, da sie nicht darauf vertrauen können, dass die Wesen selbst einen Weg finden werden. Einen Optimismus würde ich an der Existenz ausrichten wollen. Nicht leugnen, was für die Wesen in ihrer Mannigfaltigkeit und Widersprüchlichkeit die Welt ist, aber gleichzeitig die unendliche Kompliziertheit der möglichen Dinge respektieren, die eine verallgemeinerte Theorie so gut wie unmöglich machen. Zusammengefasst: Der Optimist sieht alles, was an Möglichkeit existiert und eben darum lehnt er es ab, sich festzulegen. Deswegen hat er weder Stigma bzw. eine Theorie des Bösen noch eine Theorie des Guten.

    Der Umgang ist schlechter geworden, weil die Entstigmatisierung dazu geführt hat, dass man ständig überlastet wird.

    Mich würden hier ein paar mehr Details interessieren. Soll wieder mehr Stigma aufgebaut werden? Welchen Zugang meinst du genau? Ich meine, dass man auch mit psychiatrisch relevanter Symptomatik mitleben darf ist doch durchaus vertretbar, oder?

    Hallo Lama,


    Natürlich kannst du das gerne machen :) Generell versuchen wir immer ein offenes Ohr zu wahren. Ich kann mir zwar vorstellen, um wen es geht, aber ich würde mich freuen, wenn du das (gerne per PN) klarstellen kannst, damit ich oder ein anderes Teammitglied deiner Wahl nicht zu raten anfängt :)


    Terano