Das war die mit Abstand beschissenste Therapiestunde, die ich je mit diesem Therapeuten hatte. Ich bin verletzt, enttäuscht und wütend.
Über mehrere Aussagen, aber am meisten haben mich zwei Aussagen getroffen.
1. dass ich jetzt mal aus der Opferrolle herauskommen und mit den negativen Selbstzuschreibungen (Anmerkung: die ja auf meinen täterloyalen Anteil zurückgehen) aufhören, mehr Verantwortung für mein Leben übernehmen sollte, um aus der Abhängigkeit zuhause herauszukommen (... man bedenke: ich habe schwere körperliche Erkrankungen).
2. dass andere Schlimmeres als ich erlebt hätten und es Millionen Menschen schlimmer als mir gehe, ich sei schließlich versorgt (was so auch nur in finanzieller Hinsicht stimmt; die med. Versorgung ist quasi kaum existent).
Diese Vorwürfe in 1) die laut ihm ja keine Vorwürfen sind, sondern neutral gemeint seien, kann ich null nachvollziehen. Also gerade in diesem momentanen Zustand. Natürlich spielt das meinem täterloyalen Anteil in die Hände, der meint ja u.a. auch, dass ich einfach nur unfähig, unwillig und/oder zu schwach sei. Aktuell sind R. und ich aber zu wütend, als dass ich den Arsch ernst nehmen könnte. Das kann aber in ein paar Stunden wieder anders aussehen.
Ich habe bisher kein einziges Mal in der Stunde geheult und auch sonst bin ich eher jemand, der sich rational und nüchtern äußert. Hatte ihm vor dieser Stunde nur von meinen zurzeit starken Suizidgedanken berichtet und einen emotionaleren Text aus meinem Tagebuch geschickt.
Und bzgl. 2) - danke, das weiß ich selbst, dass andere Schlimmeres erlebt haben und es Menschen gibt, denen es noch schlechte geht. Denke trotzdem nicht, dass das ein Therapeut sagen sollte insb. bei jemandem, der Probleme mit Selbstentwertung/hass hat.
Unter anderem hatte ich ihm geschrieben, dass ich Probleme mit der Diagnose hätte, weil ich das Gefühl habe, anmaßend zu sein, eben weil ich erinnerlich nicht so viel Schlimmes erlebt habe (also außerhalb des Kontextes der körperlichen Erkrankung)
Und ja, wenn sogar ich spürbar wütend werde, dann will das etwas heißen. Trotzdem hat R. dann übernommen, weil ich die Wut nicht hätte so ausdrücken können. Sie ist ihn ziemlich hart und aggro angegangen, und das tut mir gerade auch null leid.
Ich war kurz davor, den Antrag für Therapiefortsetzung nicht zu verlängern. Das einzige, was mich davon abgehalten hat, war der Vertrauensbonus, den er sich erarbeitet hatte und den Gedanken, dass ich früher an dieser Stelle sicher ausgestiegen wäre, sodass ich es dieses Mal vielleicht anders machen sollte.
Naja und vielleicht auch, dass ich keine Alternative habe. Ansonsten kann ich mir gleich die Kugel geben.
Jetzt ist mein Therapeut auch noch bis zum 8. Juni weg und ich kann jetzt mit der Scheiße, die er hinterlassen hat, bis dahin leben.