Wahrscheinlich stecke ich einfach schon zu tief in solchen Diskussionen drinnen.
Ich finde die Frage nach der absoluten Freiheit schwierig. Jeder Kreatur im Universum sind Grenzen gesetzt. Natürlich kann ich nicht aufhören, Mensch zu sein und mein Leben fortwährend nur noch als Einhorn verbringen. Natürlich muss ich meine Bedürfnisse befriedigen. Aber wenn man von all dem frei wäre, so müssten wir erst gar nicht anfangen, uns überhaupt mit Freiheit zu beschäftigen.
In der Philosophie spricht man eigentlich, wenn man Freiheit betrachtet, hauptsächlich von Willens- und Handlungsfreiheit. (Kann ich wollen, was ich will? Kann ich handeln, wie ich will?)
Den Determinismus halte ich für problematisch.
Man hat m.E. nur dann Grund, den Determinismus anzunehmen, wenn man Naturgesetze finden könnte, mit deren Hilfe man auch tatsächlich errechnen könnte, wann sich wo jedes im Universum befindende Teilchen aufhält. (Vgl. Laplace'sche Dämon) Denn der Determinismus benötigt für seine Richtigkeit etwas, was ohne Ausnahmen stets unter dieser gesuchten Voraussetzung berechenbar ist. Da unsere Naturgesetze aber nur Relationen von bestimmten Größen (Bsp. Stromstärke = Spannung/Widerstand) sind und lediglich Idealzustände beschreiben, handeln sie eben nicht vom Lauf der Dinge.
Ein Naturgesetz kann beschreiben, wie sich ein fliegender Ball bei einer bestimmten Krafteinwirkung im Idealfall verhalten wird. Aber es ist klar, dass dieser Idealzustand auch gestört werden kann.
Ich schließe nicht aus, dass der Determinismus doch richtig sein könnte. Aber zumindest ist er höchst spekulativ.
Was ich ebenso schwierig finde, sind Hirnforschungs-Argumente.
Besonders das ursprüngliche Libet-Experiment. Dort wurden drei Aktivitäten zeitlich gemessen: Das Bereitschaftspozential im Gehirn, der Wille, den Finger zu bewegen und die tatsächliche Handlung. Heraus kam, dass das Hirn schneller war als der Wille - dass dies laut Aussagen meines Profs nur an fünf Studenten von Libet probiert wurde (der sechste wurde gestrichen, weil er nicht passte), macht es nicht gerade glaubwürdig.
Aber angenommen, es gäbe präzisere und neuere Forschungen, die dies beweisen (da bin ich wirklich nicht auf dem neuesten Stand).
Und damit auch eine Überleitung zu Schopenhauer, der glaube, dass wir nicht wollen können, was wir wollen. Dies wäre nämlich damit bewiesen.
Aber auch hier möchte ich gerne Kritik ausüben: Zwischen dem Willensimpuls und der tatsächlichen Handlung gibt es nämlich auch eine Zeitdifferenz. Was konkret bedeutet, dass wir einen Willen auch unterlassen können, dass wir gewisse Vorgänge absichtlich unterbinden können.
Worauf ich hinaus will: Man kann vielleicht seine Wünsche nicht steuern. Ich kann womöglich nichts dagegen tun, dass in dem Moment, wo ich ein Stück Kuchen sehe, in mir der Wunsch aufsteigt, ihn zu essen. Aber ich kann durchaus zu mir sagen: "Reiß dich doch zusammen."
Es wäre ja auch katastrophal, wenn nicht. Sonst wären all die Therapien, die Diäten ... ziemlich untauglich. Wir können also nicht wollen, was wir wollen. Aber wir können wollen, was wir nicht wollen.
Resümierend: m.E. sind wir frei. Natürlich haben wir einen Rahmen, aber innerhalb dessen haben wir Spielraum. Warum sollten wir deswegen "weniger" frei sein? Es ist vielleicht nicht das Absolute, aber dennoch das Maximale, was ein Mensch erreichen kann. Und weil der Begriff Freiheit sowieso nur eine Bedeutung innerhalb des menschlichen Daseins hat, sehe ich keinen Grund zur Annahme, diesen Begriff auf eine uns unzugängliche Dimension auszuweiten.
Abgesehen davon kommt mit Freiheit auch immer Verantwortung daher - weshalb man nicht umsonst die Freiheit auch gerne als "ungeliebte Freiheit" bezeichnet.
Edit: Die Argumentation war sehr grob, sorry dafür. Aber ich wollte es wirklich nicht zu lang machen.