Beiträge von Munecabrava

    Du bist mir fremd. Woran liegt das? Ich habe darauf keine Antwort und irgendwie bereitet mir das Angst.

    Auf Bildern erkenne ich dein Gesicht. Ich weiß, dass du mein Papa bist.. oder warst. Die Nase, die Augen.. Ich habe die selben. Du hast sie mir vererbt - und wenn ich in den Spiegel schaue, erkenne ich dich in mir wieder. Ich weiß, woher ich sie habe. Als ich heute durch meine Handygalerie gescrollt habe, waren sie auf einmal dort. Deine letzten Bilder. Zuhause, im Krankenhaus und anschließend beim Bestattungsunternehmen. Bist das wirklich du auf den Bildern? Ich erkenne dich nicht. Dieser Mann bist nicht du, egal wie oft ich sie mir nochmal ansehe. Bist du mir so fremd geworden, weil wir uns seit 16 Monaten nicht mehr gesehen und gesprochen haben? Oder habe ich einen anderen Blick auf dich und deine Taten.. obwohl ich dich vermisse? Du bist mir fremd und es fühlt sich falsch an, diese Gefühle zu fühlen - es ist nicht fair. Nicht nett, weil du nicht da bist. Ich habe das Gefühl, dass meine Emotionen und Gefühle falsch und unangebracht sind..

    Ratte , Danke für deine lieben Worte! :umarmen:

    Ich weiß, dass ich einen guten Teil dazu beitragen kann und in dem Berufsfeld goldrichtig bin. Mich macht das unglaublich stolz, die letzten 3 Jahre durchgezogen zu haben.


    Was meinen Vater betrifft - eigentlich sollte ich ihn abwerten oder gar hassen. So lebt es mir mein Umfeld vor. Jahrelanger emotionaler und physischer MB, Geldprobleme (weil er lieber Zigaretten konsumierte und Impulskäufe tätigte), immer wieder vor der Obdachlosigkeit zu stehen, zurückgesetzt zu werden (weil die Kinder seiner angebeteten wichtiger waren als wir. Die Kids brachte er zur Schule - ich musste zu meiner Abiprüfung eine 3/4 Stunde hetzen, weil wir kein Geld für eine Busfahrkarte hatten.. er mich aber auf dem gleichen Weg nicht mitnehmen wollte). Aber es gab eben auch diese guten Zeiten mit ihm, an die ich mich klammere.
    Emotional war meine Mutter nie wirklich erreichbar, sie war und ist viel mit sich selbst beschäftigt und schafft es nicht wirklich auf die Probleme meiner Schwester und mir einzugehen. Das nehme ich ihr nicht übel. Ich kenne den Grund.
    Mein Vater war manchmal emotional im Gegensatz anwesend. Manchmal, nicht immer. An einem Tag war er super lieb und wir haben viel gelacht - an dem anderen Tag wie ausgewechselt, ein Choleriker. Ein Schläger. Sehr provokant. Schutz und Gefahr gleichermaßen. Mir fehlen die Gespräche mit ihm. Er war sehr belesen und wusste dadurch viel. Er hat mir auch viel Handwerkliches mit auf den Weg gegeben. Dafür bin ich super dankbar und es erleichtert mein Leben ungemein und konnte das Wissen sogar in meiner eigenen Wohnung und an meinem Auto anwenden - ohne dafür Google anzuwerfen.
    Ich weiß, dass er stolz wäre. Unterstützung bekam ich in dem Punkt immer von ihm.
    Wünsche mir auf jeden Fall, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und ich mich mit ihm nochmal unterhalten kann.

    Manchmal liegen Freud und Leid nah beieinander.


    Gut geht es mir, weil ich mein Bachelorstudium erfolgreich beendet habe. Ich bin nun eine staatlich anerkannte Sozialarbeiterin.


    Schlecht geht es mir, weil sich heute der Tag zum ersten Mal jährt, als mein Vater ins KH auf die ITS kam. Morgen vor einem Jahr erlitt er einen Herz-Kreislauf-Stillstand, wurde reanimiert und erlangte das Bewusstsein nie wieder. 5 Wochen lag er im künstlichen Koma.. bevor wir dann 5 Wochen später die Geräte abschalten ließen.

    Mich nimmt das heute sehr mit..

    .. ich den alten Bericht des Oberarztes von der Intensivstation heute in den Händen hielt. Hypoxischer Hirnschaden. Ich bin immer noch der Meinung, dass es die Schuld vom Krankenhaus war, weshalb alles so schnell Berg ab ging. Scheiße.