Beiträge von Moon

    Ich wohne in einer WG und auch meine letzten zwei Wohnungen waren jeweils eine WG. Immer eine Zweier-WG. Ich lebe jetzt quasi non-stop seit 10 Jahren WG-Leben. Zwei mal mit einem anderen Typen, einmal mit einer Frau.


    Ich kann nicht sagen, dass ich WG-Leben insgesamt nicht gut fände, auch wenn ich mich inzwischen bereit dazu fühle auch wieder alleine zu leben.

    Je nach persönlicher Geschichte, die man mitbringt, kann WG-Leben auch problematisch sein z.B. Wenn Mitbewohner die Privatsphäre des anderen nicht respektieren.


    Ein weiteres Problem, dass mir eigentlich in jeder WG begegnet ist, ist dass immer einer mehr macht als der andere in der Wohnung. In der aktuellen WG bin ich es, der quasi den ganzen Haushalt schmeißt. In der WG davor mit der Frau, war sie es, die deutlich mehr machte als ich und dementsprechend immer angepisst war.

    Ich hab es jetzt noch in keiner WG erlebt, dass ein Haushaltsplan wirklich funzte und jeder in etwa gleich viel sauber machte.


    Die frage ist halt, was du dir von einer WG erwartest, wie viel Kontakt usw. und ob das von der Gegenseite auch so gewünscht wird.


    Ein Leben in einer größeren WG könnte ich mir zum Beispiel nie vorstellen, das könnte ich glaube ich nicht aushalten. Zweier WG ist schon in vielen Punkten von Vorteil. Ich hab zum Beispiel eine Katze und die übernimmt mein Mitbewohner auch mal, wenn ich unterwegs bin.

    Ich habe über den Lauf der Jahre auch schon aller Art Merkwürdigkeiten erlebt. Aber ich glaube, ich bin für viele genauso merkwürdig und nicht fassbar. Und deswegen hält sich das ja dann irgendwie auch wieder die Waage.

    Ich glaube zum Problem wird es dann, wenn man durch diese Unsicherheit wie du sie beschreibst von einer katastrophalen Freundschaft/Bekanntschaft in die nächste schlittert. Dass man immer mal wieder merkwürdige Erfahrungen macht gehört glaube ich zum Leben dazu und ergeht Gesunden wie auch Kranken so.


    Meine Erfahrung mit diesen schnellen Annäherungen ist es halt, dass dann auch schnell so ein Move in die andere Richtung folgt.

    Für mich ist das unzuverlässig. Und ich brauche Kontakte, die verlässlich sind, so wie ich das im Gegenzug auch biete.

    Es gibt ein paar Menschen, da kann ich das durchgehen lassen, weil da vielleicht nochmal eine besondere Sympathie mit ins Spiel kommt. Aber wenn jemand so hin und her macht, dann ist das Thema bei mir eigentlich schon durch und ich investiere da gefühlsmäßig nicht mehr viel rein.


    Das ist vielleicht das, was du meinst, also du den Begriff Bindungswunde nutzt.


    Für mich ist es auch genau das, was ich als Teil des Missbrauchs erlebt habe. Die Unzuverlässigkeit, immer auf der Hut sein, nie wissen wann was wieder passiert. Genau deswegen brauche ich die Verlässlichkeit und wenn jemand das nicht bieten will, ist es sein gutes Recht, aber dann muss er weiterziehen.


    Vielleicht vermische ich da auch verschiedene Aspekte. Aber ich kann inzwischen sehr gut benennen, was mich triggert und das ist eben genau das. Nicht zu wissen, wann es wieder passiert, was auch immer ES auch sein mag in dem Moment.

    Das triggert mich mehr, als bestimmte Worte.

    Hi Samsara,


    ich hab selbst eine komplexe PTBS und kenne die Probleme ähnlich wie du. Ich weiß nicht, ob ich es ein Nähe/Distanz-Problem nennen würde, denn bei mir ist es eher so, dass ich jemand bin der stark auf Distanz bleibt, viel abwartend, wenig vertraut und lange braucht bis er Menschen in sein Leben lässt. Wenn ich aber mal jemanden reingelassen habe, dann ist das schon auch so, dass ich jetzt nicht unbedingt mit der Person verschmelzen will, soweit geht das bei mir nicht, es bleibt immer eine Restdistanz bei mir. Aber ich möchte dann eigentlich auch, dass dieser Mensch dauerhaft bleibt.


    Demnach habe ich nicht viele enge Menschen/Freunde in meinem Leben, denn einen guten Freund findet man nicht so schnell. Aber die, die ich habe, sind seit vielen Jahren dabei.


    Schwieriger wird es dann mit Bekanntschaften. Ich erlebe das häufig, dass die Leute auf mich "zustürmen" und ich empfinde das schnell als Übergriffigkeit und Überforderung. Das andere Extrem ist, dass von dem Gegenüber sehr wenig kommt. Und dann komme ich in das Dilemma, dass ich mich nicht so richtig zu verhalten weiß. Was will mein Gegenüber und was will ich selbst eigentlich.

    Demnach fallen mir einfache Bekanntschaften deutlich schwerer, aber ich kriege es eigentlich inzwischen gut hin. Bekanntschaften sind für mich Menschen, mit denen ich einfach losen Kontakt habe, aber auch für mich keine richtige Verpflichtung hintersteht, genauso wenig wie beim Gegenüber. Ich erwarte also im Gegenzug auch nix bestimmtes, außer nette Pläusche und Spaziergänge oder so.

    Es kann natürlich passieren, dass irgendwann mehr daraus wird.


    Um auf deine eigentliche Frage zurückzukommen. Wenn jemand sich sehr schnell stark an mich hängt und nach wenigen Tagen und Wochen schon von "lieb haben" spricht, dann bin ich eigentlich ganz schnell weg. Aber das ist halt meine Art damit umzugehen, weil das oft befremdlich für mich ist. Für viele Menschen scheint das völlig normal zu sein, sich ständig zu umarmen und von Liebe und so nach kurzer Zeit zu sprechen.

    Am Ende ist es wohl so, dass alles seine Berechtigung hat. Die, die vielleicht wie du und ich damit umgehen und die, die sich keine Zeit lassen und jeden und alles umarmen und genauso schnell beim nächsten sind. Menschen sind halt verschieden.


    VG