Worte an verstorbene Menschen

  • Liebe Susi,


    genau heute jährt es sich das 8. Mal.


    Mir liegen mittlerweile 100% aller Informationen vor, um eine objektiv/rationale Entscheidung zu treffen, ob ich leben möchte oder nicht. Wenn ich mich für das Leben entscheide, muss ich bis an mein Ende als Untote leben. Ich weiß nicht, ob ich das kann und will. Ich möchte nicht weitere soziale Ablehnung erfahren.


    Ich denke, dass es unausweichlich sein wird, dass ich dir folge. Die Frage ist nur wann. Ich möchte erstmal den Kostenvoranschlag und die Reaktion der Krankenkasse abwarten. Ich bin gespannt, ob ihnen mein Leben die geforderte Summe wert ist. Aber selbst, wenn sie mich nicht unterstützen, könnte ich die Summe selber aufbringen.


    Doch wozu? Mich können vermutlich nur andere Untote lieben. Weißt du...nach all diesen endlosen Jahren ist es einfach ein Witz in dieser Leistungsgesellschaft irgendwie einen Platz zu finden. Man begegnet mir mit so einer Abscheu.


    Und das surrealste sind die Blicke der Menschen, vor allem die der Männer...sie finden diesen Körper anziehen, ansprechend, begehrenswert. Doch tief in mir ist ein Wahnsinn, verziert mit Narben und tiefen psychischen Wunden.


    Nein...das alles ist den Aufwand nicht wert. Ich tendiere dir zu folgen.

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • An F.:
    Es tut mir leid, dass du so früh gestorben bist. Das ist auch meine Schuld gewesen. Wäre ich nur nicht so dämlich und feige gewesen, wäre vielleicht einiges anders gekommen. Ich weiß nicht, ob einer der anderen Mitschuldigen noch an dich denkt, aber ich tue es auf jeden Fall.
    Immerhin habe ich etwas versprochen.

    "All the best people are crazy"

  • Ihr seid nicht einfach nur gestorben, einfach nur nicht mehr da.
    Von jedem einzelnen ist etwas gestorben,
    Das Lachen, die Stimme, die Wärme, das Gefühl das ihr einem vermittelt habt, euer Geruch, eure Körper, die Umarmungen, eure Eigenheiten, die Verbindungen die wir hatten, die Ratschläge und Weisheiten, alles ist mit euch gestorben.


    Ich versuche ja nicht zu lang in der Vergangenheit zu verweilen - es ist auch gut sich von alten Dingen zu trennen, die noch sehr an euch erinnern und triggern, besonders Gegenstände die euren Geruch an sich tragen.
    Anders geht es nicht, damit würde man sich nur selber quälen.
    Das Totenhemd hat eh keine Taschen und es ist sinnlos sich an Dinge zu klammern, die erinnern sollen, aber nur Schmerzen verursachen.


    Irgendwann sehen wir uns alle wieder und dann ist es egal wie viel man von euch behalten hat.
    Auf das Wiedersehen freue ich mich schon.
    Vorher aber, dürft ihr uns begleiten und zuschauen von da oben.
    Uns kennen lernen und beschützen.
    Bis wir selbst zu Beschützern werden und unsere Kinder kennen lernen...


    MA

    "Wie steht es schon in der Bibel:
    LECK MICH!"


    (H. Simpson)

  • K. Wir werden uns bald wieder sehen. Du beschützt mich in meinen träumen vor den dingen die mich töten wollen. Du hast immer eine andere form, mal bist du ein wolf, den ein drache, manchmal ein Kind, egal was du bist, du beschützt mich. Du sagtes mir eins das ich meinen Mann und die Kinder bekommen werde und deshalb stark sein muss. Das es für mich Hoffnung gib auf eine Familie ohne Gewalt und eine die mich liebt. Doch du hast gelogen.. es gab nie so eine Hoffnung. Ich bin dir nicht böse...auch nicht das dein Tod so brutal sein musste. Den bitte, bitte sei mir auch nicht böse das ich aufgebe. :(

  • Ich vermisse euch so sehr.
    Und ich hoffe ihr seid nicht allzu enttäuscht darüber was aus mir geworden ist.
    Ich weiß, ihr hattet andere Wünsche für mich.
    Hab euch lieb.

    "Wie steht es schon in der Bibel:
    LECK MICH!"


    (H. Simpson)

  • Ich weiß nicht, ob ich euch gerne besser kennengelernt hätte, ihr drei Großeltern.
    Ich habe viel von euch gehört und kann mich kaum an die wenigen Male, die diese 1000 km Distanz zurückgelegt wurden erinnern.
    Ich bin aufgewachsen mit entweder ist Papa Familie oder Mama. Mehr gab es nicht.
    Und an die Zeit vor der Trennnug kann ich mich noch weniger erinnern, als an die Zeit danach, nur an den ganzen Hass all die Jahre und meine Angst und meine Wut und meinen Schmerz und den Kloß im Hals, der ist da bis heute. Ein Jahr mit allem: Trennung, Mobbing und Mißbrauch und mit niemandem zum Reden. Und mit den Leuten mit denen ich jetzt darüber rede ist es sinnlos, denn sie konnten mir die letzten Jahre nicht helfen, warum sollten sie es jetzt auf einmal können.


    Ich weiß auch nicht...ich mag mich gar nicht zusehr mit der lebenden Oma beschäftigen, das fühlt sich nicht an wie Familie. Ich bin eine Fremde egal wo ich bin, egal für wen und welchen Teil der Familie, ich habe euch alle nur ein paar Mal gesehen und Mamas Worte des Hasses waren noch schlimmer als Papas Schweigen und die seltenen Machtworte.


    Ich beneide Kinder, die von Oma und Opa erzählen, als wären das tolle Menschen, die einen lieb haben, so als Enkelkind, ich weiss nicht wie das ist, ich kenn ja nicht mal meine Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen von mehr als zwei drei Mal sehen.


    Alle von den anderen sind Familie, entweder Familie eins oder Familie zwei zugeordnet. Nur ich bin entweder zerrissen oder nicht da.


    Ich weiß nicht, ob ihr mich lieb hattet. Wir kannten uns ja kaum. Mich hatten ja nichtmal Mama oder Papa wirklich lieb.


    Ich wüsste wirklich gern was ihr da oben oder da unten über mich denkt, wo auch immer ihr gelandet seid.


    Aber eure Kinder sind Horroreltern, das kann ich euch sagen, egal auf welcher Seite. Wobei Papa so im Nachhinein doch noch schlimmer war als Mama. Aber eben insgesamt ruhiger zu mir. Glaube ich zumindest. Meine Erinnerung ist ja wie gesagt kaum da.


    Aber wenn ihr noch irgendwas zu sagen habt, von da oben oder da unten zu euren Kindern und meinen Eltern, dann tuts doch mal. Vielleicht geschehen ja noch Zeichen und Wunder.


    Vielleicht könnt ihr sogar mit mir reden irgendwie, wenn ich schlafe oder durch irgendwelche Zeichen. Dann wisst ihr doch was mir alles passiert. Dann wisst ihr doch dass ich gar nicht lieben kann, weil irgendwas an mir kaputtgegangen ist oder eingesperrt oder was auch immer.


    DANN KÖNNTET IHR MIR JA MAL HELFEN IHR AHNEN.


    Oder ihr seid echt in der Hölle. Das würde einiges erklären. Oder ich bin zu blöd um zu merken, dass ihr das schon tut. Aber mein Leben eine noch größere Katastrophe? Noch schlimmer? Schwer vorstellbar.


    Wenn ich in Afrika geboren worden wäre, ok. Aber hier...


    Eure wütende Unbekannte (Enkelin)

    ...i've got the final judgement...

  • Warum? Warum hast du das bloß getan?

    I'm being torn apart. I want to be free of this pain. And I know what I have to do, but I don't know if I have the strength to do it.
    Kylo Ren

  • Hallo Opa,
    Ich weiß nicht, ob du mich irgendwo noch hören kannst, doch hoffe ich einfach, dass es dir gut geht, dort wo du bist.
    Über sieben Jahre ist es nun her, dass du deinen letzten Atemzug getan hast, dass du friedlich eingeschlafen bist. Ich glaube, du hattest zumindest einen friedlichen, einen schönen Tod.


    Ich weiß noch genau, wie ich mich darauf gefreut hatte, dir stolz mein erstes Zeugnis vom Gymnasium zu zeigen. Doch erleben konnten wir das nicht mehr.
    Dieser Freitag, es war ein sehr schöner Tag. Du hattest angefangen, Rasen zu mähen, sodass es nach frischem Rasen roch. Es war angenehm warm. Ein sehr schöner Tag eigentlich. Aber eben nur eigentlich. Dein Tod war der Schatten über den Tag.


    Die Beerdigung war an einem trüben, grauen, verregneten Tag. Was danach kam, ist nicht zu verzeihen. Geschlagene 6 Jahre lang habe ich die Erinnerung unterdrückt. Ich.. ich habe dich einfach verdrängt. Einfach so. Klar dachte ich manchmal noch kurz an dich, aber wenn es eine Minute war, war das schon lang. Sechs Jahre lang. Das kannst du mir nicht verzeihen, das verstehe ich.
    Dennoch möchte ich dich bitten, mich trotzdem zu hören. Mich nicht so zu verdrängen, wie ich es getan habe. Es tut mir unglaublich Leid, doch wieder gut machen kann ich das nicht. Ich kann es mir ja nicht einmal selbst verzeihen.


    Viel zu lange habe ich mir keine Zeit genommen, dich zu besuchen, dir zu erzählen, wie es mir geht, was Phase ist. Bei meiner Jugendweihe hättest du dabei sein sollen. Bei meiner Abiturzeugnisausgabe. Wie gern hätte ich neben dir gestanden und mich einfach nur gefreut, es geschafft zu haben. Wie gern hätte ich einfach nur deinen Stolz gespürt.
    Nun kommt bald mein 18 Geburtstag. Wie gern hätte ich dich dann dabei.
    Bald nun beginne ich mein Studium. Wie gern hätte ich dir davon erzählt. Wie damals zu Beginn der Grundschule. Oder des Gymnasiums.
    So nun hätte es auch mit dem Studium sein sollen. Ich hätte dir das System erklärt und all diese Räume beschrieben. Ich hätte dir erzählt, was ich alles lernen werde.
    Ich glaube, da wäre ich tatsächlich nochmal so richtig Kind gewesen. Diese Freude, dieser Stolz, dieser innere Antrieb.


    All das fehlt mir nun, all das kann ich nicht mehr fühlen. Ich möchte nicht sagen, du wärst Schuld daran, aber ich möchte dir sagen, du fehlst mir sehr.
    Erst heute bzw. nun schon gestern, habe ich es nach über einem weiteren Jahr geschafft, deine letzte Ruhestätte zu besuchen. Allein hätte ich es wohl doch nicht geschafft. Vielleicht hast du uns ja sogar gesehen. Uns reden hören. Ich hoffe, es hat sich nicht gestört. Aber allein hätte ich es nicht geschafft. Dabei ist es nun schon über sieben Jahre her, und immer noch nicht kann ich es wirklich akzeptieren.


    Ich hoffe, du kannst mir eine Chance geben, nochmal mit dir zu reden und nochmal Kontakt mit dir zu haben.


    Ruhe weiter in Frieden,
    Dein Enkel

    Die Menschen reden zu viel. Man sollte sich wieder mehr darauf konzentrieren, etwas zu sagen!


    „How can you just be yourself // When you don't know who you are?“ (aus "Song of Myself" von Nightwish)

  • Wieso jetzt, wieso auf diesem Weg? Weisst Du nicht mehr dass ich immer für Dich da war, bin und bleibe? Du hättest doch auch einfach zu mir kommen können. Es tut einfach nur sehr weh zu wissen dass Du gegangen bist. Ich bin einfach nur vollkommen fertig und kurz davor zu Dir zu gehen; Dich zu verlieren kanns nicht sein...

    I`ve seen a lot of Sights and travelled many Miles;
    shook a thousand Hands and seen my share of smiles.
    Caused one too much concerns and told one too many Lies- and now I see this World through those sad old jaded Eyes....

  • Es tut mir leid,dass dir niemand geholfen hat.Mit was für einer Riesenangst musst du gestorben sein-angegafft von passiven Menschen.
    Ich hoffe sehr,dass du nun in einem geborgenen friedlichen Zustand bist und das Leid vergessen ist...

    Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe die wir hinterlassen wenn wir gehen.


    Albert Schweitzer

  • Heute bist du von uns gegangen mit 104 Jahren. Ich weis nicht was ich groß dazu sagen soll. Wie ich mein Schmerz audrücken soll. Ich werde dich vermissen den Spaß den wir die letzten Wochen hatten. Ich wünsche dir das du im Himmel deinen Mann und deinen Sohn wiedersiehst. Ich hoffe das du mich nicht vergisst ich werde dich auf jedenfall nicht vergessen. Ich weiß das du auf mich warten wirst.


    Egal was nach dem Tod kommt wir werden irgendwann wieder vereint sein. Es ist nur ein Abschied auf Zeit.

    Wir waren was ihr seid, wir sind was ihr Werdet

  • Mein lieber Schatz. Exakt vor 17 Jahren lernten wir uns kennen. Und jetzt.......jetzt bist du da, wo ich sein will......aber muss noch warten.
    Wir hatten viel zu wenig Zeit, immer Sorgen, Arbeit, Ängste...aber all das zählt nichtmehr, denn jetzt ist nur noch die Liebe übrig geblieben von all dem.
    Egal wo ich bin, was ich tue, Du bist immer bei mir, in meinem Herzen.


    Manchmal übermannt mich die Sehnsucht nach Deinen schützenden Armen, Deinen wunderschönen Augen, Deinem Geruch...
    Und dann denk ich, dein Leiden ist zu Ende, ich weiß, es geht dir jetzt gut. Danke für unsere Jahre, danke für Dich

  • Ich bräuchte dich jetzt so dringend an meiner Seite.Warum hast du mich nur zurückgelassen?

    Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe die wir hinterlassen wenn wir gehen.


    Albert Schweitzer

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!