Antipsychiatrie


  • Decken sich teilweise mit meinen Erfahrungen,ziemlich raues Personal das wenig Interesse an Patienten zeigt,Personal das einem das Gegenteil von dem erzählt was man selbst sagt oder denkt.
    Für einen halbwegs normalen Menschen der auf die Geschlossene kommt,kann das einfach der absolute Horror sein.


    Es wird einen einfach die Freiheit genommen und das fast auf ganzer Linie,unter Umstände werden einen persönliche Gegenstände weggenommen,weil irgendeine Gefahr von ausgehen könnte.Dann ist mal vielleicht im Überwachungszimmer,wo die Privatsphäre fast 0 ist,selbst auf Klo kann man mit rechnen das nach kurzer Zeit jemand in der Tür steht.Wenn überhaupt kann man sich nur auf der Station bewegen,was sich auch nur auf den Aufenthaltsraum und das eigene Zimmer beschränkt.Bekommt man keinen begrenzten Ausgang,um z.B. mal in ein Cafe zu gehen oder einen Einkauf zu machen,kommt man nur in Begleitung von Personal raus.Türen,Fenster sind natürlich verschlossen.Darf man mal einkaufen,kann es sein das die EInkäufe erst mal durchsucht werden,war bei meine Freundin besonders am Anfang der Fall.Im großen und ganzen ist man dort auch sehr allein,da mit vielen Patienten auf Grund ihrer Probleme kein normaler Umgang möglich sein kann.Besuch hängt auch davon ab ob das Personal es erlaubt.Unter Umstände gibt es auch noch Zwangsmaßnahmen wie Fixierung,was einfach entwürdigend für die Person ist,auch wenn es begründet ist.


    Wie man sich da wirklich fühlt,weiß man erst dann wenn man es am eigenen Leib erlebt hat.


    Die offene Psychiatrie ist da was anderes.Da ist man dann in der Regel freiwillig,was also auch bedeutet das man wieder gehen kann,wenn man dort nicht zufrieden ist.Die Privatsphäre ist da natürlich auch deutlich besser.Die offene Station ist eigentlich so normal wie jede einfach Station im Krankenhaus,da sitzen die Leute nur eben nicht wegen einer OP oder weil sie sich was gebrochen haben oder so,sondern wegen psychischer Erkrankungen.Auf so einer Station leidet man wahrscheinlich höchstens unter akuter Langeweile,zwischen den Therapiezeiten.Kontakte zu Mitpatienten kann man auch leichter knüpfen.

  • Liebe Nighthawk,


    tut mir leid, dass du so schlechte Erfahrungen in der Geschlossenen machen musstest. Bei mir sah es ähnlich aus. Da wo ich war gab es aber wenigstens getrennte WCs. Das Personal war sehr unfreundlich,...es ging bloß um Überwachung. Therapie? Gab es nicht..Medis schlucken und fertig. Das Essen war eine Frechheit. Auf einem Tablett wurden ein paar Reste geliefert. Gekocht hat keiner für die Patienten. Nachher habe ich erfahren, dass für jede Station außer die Geschlossene gekocht wird, weil sich die Patienten mit Besteck verletzen können. Okay...dass es kein Besteck gibt, ist noch irgendwo nachvollziehbar. Das rechtfertigt aber nicht, dass man den Leuten irgendwelche Reste gibt, während alle anderen gut essen können. Es war auch nicht so, dass jeder seinen Teil hatte. Nee...da kam 1 Tablett mit Resten und alle "prügelten" sich darum. In dieser Zeit, wo ich in der Geschlossenen war, habe ich 4 KG abgenommen. Die Nächte waren auch schlimm...permanente Überwachung und 0 Privatsphäre...der Schlafraum war mit Licht durchflutet. Die Hygiene hat auch insgesamt gefehlt...es war so eklig.

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • @Saxon


    Du brauchst dich doch nicht dafür zu entschuldigen, weil du "zu spät" geantwortet hast.

    Das Leute wahrscheinlich ehr mit Beschluss eingewiesen werden,als das man sie wieder gehen lässt,liegt nicht daran weil die zuständigen Juristen und Ärzte nur das Beste für den Patienten wollen,das dient lediglich zur eigenen Absicherung.Lässt man die falsche Person doch laufen und nimmt sie sich kurz danach das Leben,oder bringt Mitmenschen in Gefahr,sind ganz schnell die Juristen angeschissen,weil sie das falsche geurteilt haben.

    Auch die Ärzte, weil sie für die Beurteilung zuständig sind und die Juristen ja entscheiden müssen, ob das Gutachten die Voraussetzungen erfüllt. Zum einen ist es gut, wenn man kontrolliert. Irgendwas muss ja schief gelaufen sein, wenn es hieß, dass alles gut war, aber dann doch nicht so war. Lag es an den falschen Beurteilungen oder war der Patient so undurchschaubar? Aber da es relativ schwer zu beweisen ist, dass man gewisse Anzeichen nicht hätte erkennen können (vor allem wenn die Familie dahintersteht und nachher noch fett klagt - also ich meine eine Familie, die sich wirklich sorgt, nicht wie in den Videos, die denjenigen loswerden wollen), entscheidet man sich lieber für Prävention, anstatt einfach mal abzuwarten und zu gucken, was passiert. Man ist halt der Ansicht, dass es weniger schlimm ist als denjenigen für immer zu verlieren - so, wie es ja eigentlich sein sollte.
    Ob die Absicherung (und eigentlich ja die Befolgung der Gesetze) wirklich der einzige Grund sind, weiß ich nicht. Warum sollten Ärzte denn nicht wirklich zum Wohle der Patienten handeln wollen? Ich denke schon, dass zumindest der gute Wille da ist, aber man ein Stück weit auch machtlos ist. Wie soll man jemandem klarmachen, dass er Hilfe braucht? Wie soll man jemanden dazu bringe, diese Hilfe anzunehmen?

    Es wäre auch wenig sinnvoll eine Person gegen deren Willen zum Psychologen zu schicken,weil vielleicht gar kein Vertrauensverhältnis zum Therapeuten aufgebaut werden kann.

    Also jemanden zum Arzt oder Therapeuten zu schicken, kann schon hilfreich sein. Mit Geschick kann man da schon Vertrauen aufbauen - dafür sind die schließlich auch ausgebildet. Die Frage ist, wie weit dieser Zwang gehen sollte. Zwangsweise hinschicken und dem Patienten sagen, er soll es sich wenigstens angucken? Warum nicht? Jemanden einsperren, um ihn vor sich selbst zu schützen oder andere? Es gibt Situationen, wo es sinnvoll erscheint. Aber das sind Einzelfallentscheidungen. Was mir auch gerade dazu einfällt: Die Gesetze sind nicht für alle Einzelfälle extra formuliert, aber doch so, dass Einzelfälle darunterpassen. Allgemein, aber doch bestimmt genug. Ist das ein Fehler? Nein. Es liegt in der Natur der Sache, dass man nicht genau sagen kann, wann man wie handeln soll. Also wird eine Vielzahl abgedeckt und am Ende entscheiden halt die zuständigen Ärzte und Richter. Aber im Umkehrschluss halten die sich wieder an die Gesetze und andere Vorschriften. Tricky.

    Mag ja sein das ein Richter nach einer Anhörung noch Schreibtischarbeit zu erledigen hat,aber mal ernsthaft,wenn er damit ein Problem hat hat er wohl den falschen Job gewählt.

    Das wollte ich damit so jetzt nicht sagen. Selbstverständlich hat sich ein Richter den falschen Job ausgesucht, wenn er keine Schreib(tisch)arbeit mag. Aber die Gerichte sind unterbesetzt und überlastet. Ich wollte damit sagen, dass diese "paar Stunden" für einen Richter ziemlich viel Zeit sind, auch wenn es erst mal unverständlich erscheint. Der macht in der Zeit nichts anderes und befasst sich intensiv nur mit diesem einen Fall. Hätte er vielleicht nicht noch einen Aktenberg abzuarbeiten, könnte er sich eventuell noch besser einlesen und mehr Details anfordern. Genauso bei den Ärzten. Es gibt einfach zu wenige. Diese chronische Unterbesetzung und Überlastung führt in einigen Berufen zu Problemen.

    Nimmt man mal jemanden der wegen Mord zu Unrecht verurteilt wurde und die Tat gar nicht begangen hat

    Oder man nimmt jemanden, der seine Strafe verbüßt hat und vielleicht sogar bereut. Selbst der wird noch gebrandmarkt. Es gibt Dinge, die einem das ganze Leben lang anhaften. Arbeitslosigkeit wird einem ja auch ewig nachgetragen... Aber das sind andere Themen. :halloweenlaugh:

    Wann hört man denn auch mal das sich z.B. ein Richter oder Staatsanwalt dafür entschuldigt,wenn die falsche Person verurteilt wurde ?

    Gibt es (wenn auch viel zu selten), geht aber oft auch einfach unter, weil es niemanden interessiert. Haftentschädigung ist auch ein nettes Thema. Nur mal kurz: Es gibt seit Jahren vermehrt Stimmen, die eine Erhöhung fordern - auch (oder vor allem?) Juristen.


    Was ja hier auch oft angesprochen wurde: Hygienische Zustände und der Umgang. Das hat so jetzt nichts mit Zwangseinweisungen zu tun, aber kann und muss trotzdem diskutiert werden. Ja, es ist grauenvoll, was in manchen Krankenhäusern (allgemein, nicht nur Psychiatrie) abgeht. So was darf eigentlich nicht sein, erst recht nicht, wenn man in einer schlechten seelischen Verfassung ist. Auch mit Zwang sollte eine gewisse Freundlichkeit oder ein gewisses Maß an Respekt (ja, schwierig bei Zwangsmaßnahmen) vorhanden sein. Eine dreckige Umgebung trägt doch sogar dazu bei, die Psyche negativ zu beeinflussen. Es wäre doch schon viel geholfen, wenn wenigstens das stimmen würde, oder? Dann wären Zwangseinweisungen - berechtigt oder nicht - doch zumindest leichter zu ertragen, denke ich. Vielleicht sollte man also eher da anpacken als bei den äußeren Umständen.

  • Gustl Mollath ist eigentlich das Paradebeispiel,wie dieses System wunderbar missbraucht werden kann und den Betroffenen nur Schaden zufügt und das Wohle des Patienten nicht automatisch im Vordergrund steht.

  • Gustl Mollath war in der forensischen (!) Psychiatrie. Noch mal was ganz anderes... Aber ja, DAS (negative) Beispiel schlechthin, wie es niemals laufen sollte, egal ob "normale" oder forensische Psychiatrie. Leider ist der Fall sehr komplex und hochkompliziert, auch wenn er sehr interessant und diskussionswürdig ist. ;)

  • Das er in der forensischen Psychiatrie gelandet ist auch noch schlimmer.Denn damit hat man ihn noch zusätzlich kriminalisiert und nicht einfach nur als psychisch gestört hingestellt.

  • "Bayern will Depressive als „potenzielle Straftäter“ behandeln".


    Streit um Gesetzentwurf: Bayern will Depressive als „potenzielle Straftäter“ behandeln - WELT


    Psychisch-Kranken-Gesetz in Bayern: Ein Polizeigesetz - Bayern - Süddeutsche.de


    Ist ja toll wenn das durchgeht,dann sind wir alle hier im Forum die auch "nur" an einer Depression leiden schon potentielle Straftäter,so fühlt man sich zwar teilweise ohnehin schon wenn man sieht wie man mit psychische Probleme behandelt wird,aber dann kann das ja auch "rechtlich" alles abgesichert werden. :facepalm:


    " „Ziel des Gesetzes ist es, Hilfebedürftige frühzeitig aufzufangen und sie – soweit erforderlich – freiwillig in weitere Versorgungsangebote zu vermitteln“ Wie das mit der Freiwilligkeit aussieht kennen ja einige hier sehr gut.


    Lediglich der Ausbau von Krisendiensten hat was gutes,löst aber auch nicht die Ursachen warum Menschen psychische Probleme bekommen.


    Immer dieser absurde Vorwand man will unbedingt die Erkrankten schützen und helfen.Eigentlich geht es jedes mal darum sich selbst und andere Menschen vor Erkrankte zu schützen.Wie in grauer Vorzeit wo man die Leprakranken aus der Stadt verbannt hat,damit sich niemand ansteckt.


    "Die Reinheitsgesetze im Alttestamentlichen Buch Levitikus 13,46 beschreiben wie sich der vom Priester als unrein Erklärte, gottgewollt zu verhalten hat: Der Aussätzige... soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungepflegt lassen, er soll den Bart verhüllen und ausrufen „Unrein, Unrein“...Er soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten." - Wikipedia Leprakolonie.


    Aber das kommt eben immer wieder davon,wenn Menschen an Sachen arbeiten von dem sie offensichtlich keine Ahnung haben und es nur "gut meinen",unsere von der Leyen ist da ja das glänzende Paradebeispiel. :vogelzeigen2:

  • Bayern mag ich eigentlich,aber der Großteil von diesen Änderungen finde ich absolut daneben,bleibt nur zu hoffen das es nicht durchkommt...aber derzeit ist ja alles möglich in der Politik -.-

  • Fixierung ist ein problematisches Thema.Wenn jemand in der Klinik gewalttätig wird,Patienten und Personal angreift,was ja durchaus passiert,kann ich eine Fixierung schon verstehen.


    Aber ansonsten halte ich das für nicht sehr förderlich,das ist eben ein massiver Eingriff.

  • Zu dem Artikel mit der Klage gegen Fixierungen ohne Richter (darauf kommt es im Übrigen an: Es wurde nicht richterlich genehmigt):
    "In anderen Ländern, zum Beispiel in Großbritannien, wird auf diese Maßnahme [die Fixierung] schließlich verzichtet."


    Klingt erst mal total toll, verschwiegen wird aber, dass die Patienten stattdessen mit Medikamenten vollgepumpt/ruhiggestellt werden oder minutenlang von einem Haufen Pfleger festgehalten werden. Bestimmt toll für Leute, die missbraucht wurden oder diverse Phobien und Panikattacken haben... (Zumal es auch nicht ungewöhnlich ist, dass Leute bei so was auch ersticken können...)


    Mit Bayerns Gesetzesentwurf wurde ich heute auch schon konfrontiert. Bin auch nicht so ganz zufrieden. Der erste Teil ist wohl ganz gut, denn er betrifft den Ausbau diverser Stellen. Beim zweiten Teil macht mir vor allem diese Datenerhebung und -verbreitung Sorgen. Was geht es Polizei und andere Stellen an, ob ich krank bin und was für eine Krankheit ich habe, WENN ich NICHT straffällig geworden bin? Absolut nichts! Was nützen denen überhaupt diese Informationen? Die sind eh unterbesetzt und können sich schon kaum um ihre Arbeiten kümmern. Was sollen die also zusätzlich tun, wenn die gesagt bekommen, dass ein psychisch Kranker wieder entlassen wird? Das bringt ja noch nicht mal etwas! Weder der Kranke noch das Umfeld können so besonders geschützt werden. Aber Hauptsache, so viele Daten wie möglich abgreifen. Hoffentlich lassen es die Ärzte auf Verfahren ankommen und verweisen auf ihre Schweigepflicht. So einfach kann die nicht umgangen werden! Überhaupt der ganze Datenschutz.


    Wenn ein Straftäter psychisch krank ist, kann ich diverse Verfahrensweisen verstehen. Da ist eine Gefahr da und auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass diese (wieder) eintritt. Aber plötzlich die Grenzen zwischen der "normalen" Psychiatrie und der forensischen derart zu vermischen oder gar zu entfernen, finde ich jetzt nicht so prickelnd. Die Unterschiede sind größer als die Gemeinsamkeiten. (Wobei es an sich normal ist, auf andere Gesetze zu verweisen. So kann es auch in Ordnung sein, auf den Maßregelvollzug zu verweisen, wenn es um irgendwelche Sachen wie örtliche und sachliche Zuständigkeiten der Gerichte oder dem Richtervorbehalt geht etc. Aber dazu wurde noch nichts Konkretes gesagt, daher will ich das erst mal nicht beurteilen...)


    Wie in grauer Vorzeit wo man die Leprakranken aus der Stadt verbannt hat,damit sich niemand ansteckt.

    Wobei man das noch irgendwie verstehen kann. Man konnte nichts gegen die Krankheit tun, also verhinderte man zumindest deren Ausbreitung durch eine Art Quarantäne, was heute ja auch noch gemacht wird. Bei ansteckenden Krankheiten ist das ja wenigstens sinnvoll...

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