Beziehungsprobleme

  • Hey,
    ich hoffe, dass irgendwer einen guten Ratschlag für mich hat.
    Bisher haben mein Freund und ich getrennt gewohnt und uns nur am Wochenende gesehen. Wir wohnten schonmal paar Jahre zusammen, aber das lief nicht so gut.
    Seit dem 1.9. ist er arbeitssuchend und verbringt die Zeit bei mir. Ansich ist das ja ganz schön, haben wir mal etwas mehr Zeit füreinander.
    Aber ich will meine Ruhe wiederhaben :halloweensigh:
    Ich ertrage grad keine Menschen, auch nicht meinen Freund. Mir geht es schlecht und ich will alleine sein.... Ich will hemmungslos weinen können, ohne, dass er es hört.


    Ich weiß, dass ich glücklich sein sollte, dass er da ist und mir zur Seite steht. Er würde mich auch trösten, wenn er es mitbekommt....aber ich WILL nicht. Ich will mit meinem Schmerz alleine sein.
    Ich kann ihm das aber nicht sagen. Er versteht es nicht (wie soll man das auch verstehen, würde ich auch nicht als Außenstehende). Er würde denken, dass ich ihn nicht mehr liebe...
    Ich bin grad nur noch genervt...sein Atmen nervt mich, sein langes Schlafen nervt mich....
    Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich will, dass er wieder nach Hause fährt :halloweensigh:

    Weinen lindert die Tiefe des Schmerzes.

    William Shakespeare

    :wippen:

  • Hallo Momoko,


    wenn ich mal zum besseren Verständnis nachfragen darf: Er wohnt jetzt quasi dauerhaft bei dir und in deiner Wohnung gibt es keine Ausweichmöglichkeit für dich? Bist du tagsüber auch zuhause, also sitzt ihr täglich "aufeinander", überspitzt gesagt? Und - warum lief das erste Zusammenwohnen nicht so gut?


    Nicht dass du jetzt denkst, ich schüttle gleich die weltbeste Lösung aus dem Ärmel, aber um mich reinzuversetzen, wären diese Infos hilfreich... :)

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.


    (Das Restaurant am Ende des Universums)

  • Er macht quasi "Urlaub" bei mir, er hat ja Zeit...er hat aber noch seine eigene Wohnung.
    Ich bin tagsüber arbeiten, möchte dann aber danach gerne meine Ruhe. Ich habe zwar 2 Zimmer, aber er kriegt ja trotzdem alles mit. Und wenn ich abschieße gerät er direkt in Panik...
    Das erste Zusammenwohnen lief aus denselben Gründen nicht gut. Ich brauchte meine Ruhe, es ging mir alles mögliche auf die Nerven, es wurde immer schlimmer. Am Ende nervte mich seine pure Anwesenheit.


    Aber das Thema hat sich grad geändert....


    Er ist abgehauen. Nach Hause. So wollte ich das nicht...ich hab doch nach einer Lösung gesucht, es ihm zu erklären, damit er es versteht. Jetzt ist er angepisst und aggro und weg...

    Weinen lindert die Tiefe des Schmerzes.

    William Shakespeare

    :wippen:

  • Ok, Mist. Aber die Wogen werden sich sicher wieder glätten, wenn ihr beide euch beruhigt habt. Ich hatte mit meiner Frau früher einmal eine ähnliche Situation. Aus meiner Sicht kann ich sagen, dass es eben einfach weh tut, wenn man (aus der "Er"-Sicht gesprochen) "grundlos" aus dem Leben seines Schatzes ausgeschlossen wird. Denn klar, man liebt den anderen und will ja helfen, wenn es ihm oder ihr nicht gut geht. Wenn man gesagt bekommt, nö es ist nichts, alles ok, aber bitte geh....dann kommen im Hirn vielleicht die kleinen Stimmen zu Wort, die einem alles mögliche sagen...sie liebt dich nicht mehr, warum lässt sie mich nicht helfen, was hab ich getan...usw.usf. (war jetzt ein bisschen autobiographisch, zugegeben). Und dann führt eines zum anderen...und da will man eigentlich ja gar nicht hin...


    Ich könnte mir vorstellen, dass ein Kompromiss funktionieren könnte: Jeder wohnt bei sich zuhause, aber an x Tagen in der Woche sieht man sich und unternimmt (abends) gemeinsam etwas, hat Spaß, geht aus, macht einen Couchabend mit Kuscheln und Fernsehen, was auch immer. Oder am WE an einem Tag auch mal früher oder länger treffen oder oder oder.


    Dann muss er sich nicht ausgeschlossen fühlen und du hast deine Rückzugsmöglichkeiten, wann du sie brauchst. Und wenn es an einem der Tage, an dem ihr euch treffen wolltet, einfach nicht geht weil du dich dazu nicht in der Lage fühlst, dann verschiebt ihr es kurzerhand.


    Du gehst arbeiten, hast auch dein Päckchen zu tragen und brauchst demzufolge eben auch Zeit für dich, um deinen Akku aufzuladen (oder um zu heulen, wenn dir danach ist...oder um dir eben weh zu tun, wie du sagst... :halloweencry: ...aber das musst du ja nicht sagen). Wenn du ihm das deutlich machen kannst und dass die Liebe nicht das Problem ist, dann glaube ich, versteht er es auch und unterstützt dich dadurch, dass er dir eben den Freiraum lässt den du brauchst. Auch das kann ihn wiederum "beruhigen", denn er hilft dir ja damit. Komische verquere Logik, aber ich hoffe du verstehst... Der Sinn ist, eine notwendige Entfernung zu schaffen, ohne den Abstand spürbar zu machen. Das alles beruht aber natürlich darauf, dass man an dem Partner und der Beziehung tatsächlich noch interessiert ist.

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.


    (Das Restaurant am Ende des Universums)

  • man liebt den anderen und will ja helfen

    Ich habe für mich an dieser völlig korrekten Aussage immer das grundlegende Problem gesehen. Andere Personen wollen helfen, ertragen es nicht einen so niedergeschlagen zu erleben. Was daraus resultiert sind Fragen, Erklärungsnöte, Unzufriedenheiten und Diskussionen - dabei möchte man doch nur etwas Ruhe für sich.


    Ich habe daraufhin beschlossen, dass Beziehungen nicht der richtige Ort für derartige Probleme sind. Beziehungen sind zu "nah dran" - was ich damit meine ist: zu sehr emotional involviert. Was man benötigen würde, sind entferntere Personen, die es wirklich schaffen einen in Ruhe zu lassen - ohne Erklärungen und ohne die Angst, jemandem damit vor den Kopf gestoßen zu haben.


    In gemeinsamem Wohnen ist das zugegebener weise eine Herausforderung und bedeutet Menschen auszuschließen oder ihnen beizubringen, dass ein trauriger Blick oder Zurückgezogenheit nicht gleich in ein "Alles ok?" resultieren muss. Ich schätze im Endeffekt kommt es dabei stark auf die andere Person an.

    "Natürlich bin ich nach wie vor besessen davon, allein zu sein. Kein Dialog ist aufrichtiger oder verlogener als der mit sich selbst. Und einsam in einer Wohnung zu sitzen ist so viel unkomplizierter, als unter Menschen zu sein, die essen und trinken und lachen und so sehr am Leben sind, dass ihr Anblick schmerzt" -- Lilly Lindner

  • @Mia: Ja das stimmt schon, diese emotionale Nähe macht schon verletzlich, vor allem wenn man dann auch noch überhaupt keine Lust auf Diskussionen oder Erklärungen hat und nur seine Ruhe möchte. Vor allem dann, wenn man keinen Rückzugsort für sich hat. Das ist die Kehrseite der Medaille. Man ist nicht mehr so frei wie als Single.


    Aber eine Beziehung lebt doch auch irgendwie davon, dass man Probleme gemeinsam angeht und nicht als Einzelkämpfer. Darin steckt auch ein wirklicher Vorteil. Wenn ich von mir ausgehe, kann ich sagen, dass niemand auf der Welt mich so gut kennt wie meine Frau - und andersherum natürlich. Diese Vertrautheit in Verbindung mit der Perspektive des Anderen kann dann wirklich auch helfen, wenn man selbst einmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.


    Als ich den Beitrag von Momoko las, dachte ich, ich möchte gerne irgendwie versuchen zu helfen. Ich habe den Abstand und eine Meinung - aber ob das wie von ihr angefragt auch tatsächlich hilfreich war, bleibt dahingestellt. Als Außenstehender kann ich halt nur eine allgemeine Hilfestellung geben (und hoffen, dass ich nicht total daneben liege). Wäre da eine gewisse Nähe nicht vielleicht doch hilfreicher gewesen?

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.


    (Das Restaurant am Ende des Universums)

  • @Nimmermehr80: Du hast zweifelsfrei recht indem du sagst: "eine Beziehung lebt doch auch irgendwie davon, dass man Probleme gemeinsam angeht". Gleichzeitig existiert mmeiner Erfahrung nach eine feine Zwischenebene zwischen "Ich mache Dinge alleine" und "ich mache Dinge als Pärchen". Ich würde diese Ebene als "Ich würde gern als Pärchen, kann aber (noch) nicht" beschreiben. Es ist quasi der Schritt davor, zudem man erst bereit sein muss. Man muss Gedanken annähernd geordnet haben, bevor man sich mit jemandem verständigen kann, aber mitunter ist das nicht der Fall bzw. nicht möglich. Dann dauert es etwas und es kann zu Missverständnissen kommen.


    Natürlich ist dahingestellt was Momoko mit diesen Antworten anfängt / ob überhaupt etwas damit anzufangen ist, aber ich denke eine entferntere Hilfestellung wie du oder auch ich versucht haben zu geben / gegeben haben, ist etwas grundverschiedenes als die Hilfestellung in einer Beziehung. In dem was du und ich taten standen wir Momoko nicht metaphorisch gegenüber und verlangten sich bestimmt zu verhalten, wie es in Beziehungen allgegenwärtig ist. Ich befinde mich auch in einer Beziehung und mein Significant Other kennt mich ohne Zweifel besser als jede sonst existierende Person, aber das bedeutet nicht automatisch, dass ich mit jedem Problem unhinterfragt hingehen kann. Nicht nur nicht, weil ich möchte dass allgemeine Zufriedenheit herrscht, sondern auch weil ich mitunter erst etwas Ruhe brauche mich zu sortieren. Danach können / könnten Probleme zusammen angegangen werden, aber zuvor vermutlich eher nicht.

    "Natürlich bin ich nach wie vor besessen davon, allein zu sein. Kein Dialog ist aufrichtiger oder verlogener als der mit sich selbst. Und einsam in einer Wohnung zu sitzen ist so viel unkomplizierter, als unter Menschen zu sein, die essen und trinken und lachen und so sehr am Leben sind, dass ihr Anblick schmerzt" -- Lilly Lindner

  • @Mia Ich kann deine Ansicht gut verstehen und teile sie auch größtenteils. Allerdings finde ich, wir sollten diese Unterhaltung eher an einer anderen Stelle des Forums weiterführen, um Momokos Thread nicht weiter von ihrem eigentlichen Ansinnen zu entfernen. Sie hat sich eine Zeit lang abgemeldet, wie ich gelesen habe und vielleicht meldet sie sich ja hier irgendwann noch einmal zu Wort.

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.


    (Das Restaurant am Ende des Universums)

  • @Nimmermehr80 und @Mia
    Danke für eure Antworten.
    Meine Probleme sind noch nicht gelöst... das Problem ist eben, wenn man verschiedene Ansichten diesbezüglich hat. Er will mit einbezogen werden, ich mag nicht drüber reden...
    Momentan machen wir eine Pause. Ich weiß nicht, wie das enden wird.

    Weinen lindert die Tiefe des Schmerzes.

    William Shakespeare

    :wippen:

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