Tagesstruktur/Tagesplan - eure Erfahrungen

  • Verfolgt ihr eigentlich so eine Art Tagestruktur oder Tagesplan oder habt ihr es mal versucht, oder versucht ihr es vielleicht immer wieder?

    Grade bei Depressionen wird in Kliniken ja oft sehr dazu geraten und das eingeübt. Routinen. Regelmäßige Schlafens- und Essenszeiten.

    Oder wenn man bei den ganzen Lebenshilfe youtube Videos schaut - mehr vom Tag haben, mehr schaffen, work-life-balance etc.


    Mich würde mal interessieren wie das bei euch so klappt, oder auch nicht klappt, und - ob ihr das überhaupt anstrebt.


    Ich z.B. versuche das schon seit Jahren immer wieder und hab mir schon zig verschiedene Systeme ausgedacht. Das ist teilweise so ausgeartet dass ich dann hier mit Stopuhr saß, noch 8 Minuten ausruhen, dann ist so und so viel Uhr dann muss ich irgendwas im Haushalt machen. Oder ich renn morgens total gestresst in der Gegend rum und warte weil Internet erst ab 9 Uhr dran ist usw. Oder ich fang an über den Tag verteilte Minuten zusammenzurechnen damit ich am Ende auf 4 Stunden Haushalt, 4 Stunden Internet, 4 Stunden Garten etc. komme. Manche Leute schreiben sich auch jeden morgen einen Zettel was sie an dem Tag auf jeden Fall alles abarbeiten müssen und wenn sie das durch haben dann ist "Freizeit" oder so.

    Letztendlich steh ich dann aber immer wieder da und muss feststellen egal welches Prinzip ich anfange, es wird einfach nichts. Jedenfalls nicht dauerhaft.

    Aber ich muss auf jeden Fall etwas unternehmen damit nicht alles in depressiver Letargie und/oder planlos geschäftigem Chaos versinkt und man dann zwar die ganze Zeit irgendwas "macht" aber am Ende des Tages auch nichts richtig geschafft, sondern nur noch mehr offene Baustellen produziert hat.


    Was habt ihr schon für Erfahrungen mit sowas gemacht?

    Rebellion allein macht noch keinen Menschen. Sie ist nur ein erster Schritt auf einem langen, schwierigen und nie endenden Weg
    zur Überwindung der Furcht vor der Freiheit, ein eigenes Selbst und ein menschliches Herz zu haben.

  • Hallo,


    die Frage ist schwierig zu beantworten, da ich durch mein Kind und meine Arbeit immer wieder gezwungen bin verschiedene Dinge zu erledigen, einem groben Plan folgen zu müssen. Sollte dies aus verschiedenen Gründen zeitweise nicht vorhanden sein, verfalle ich sofort in die Erschöpfung. Und meistens schlafe ich dann, da gelingt es mir auch nur mit Verpflichtungen/ Zwang wieder in eine Bewegung zu kommen.

  • In der Klinik gab es immer einen festen Plan, der den ganzen Tag (bis 17 Uhr) strukturiert. Der Rest war Freizeit (bis spätestens 22 Uhr). Ich kam damit klar, aber auf Dauer wäre das nichts für mich. Das Leben an sich ist kein fester Plan, sondern ich sehe es wie eine Ansammlung flexibler Möglichkeiten. Ich kann strukturieren, wann ich was mache. Aber nicht so, dass ich mir klare Zeiten setze, außer es sei denn, wenn ich mich zB mit Freunden verabrede oder sowas. Ich versuche immer in Bewegung zu bleiben und auch Pausen zum Ausruhen zu schaffen. Da ich mit einer zweiten Person zusammenlebe, muss ich auch dies berücksichtigen bei meiner Tagesplanung. Mein Tag besteht ganz flexibel aus einer Reihe von Tätigkeiten: Bisschen was für die Ausbildung, Haushalt, Partnerschaft, Esssen kochen/essen, zocken, chillen, schlafen, evtl Gartenarbeit und Zeit für Eventualitäten wie halt das Einkaufen oder Erledigungen in der Stadt. Wenn ich nicht alles schaffe, ist das auch kein Problem. Wichtig finde ich nur, dass ich am Ende des Tages sagen kann: "Ich habe was geschafft". Das muss nicht mega viel sein, weil eben zB Depressionen reinhauen können, oder man hat halt viel Energie und nutzt sagen wir 10 Stunden vom Tag, um wirklich produktiv zu sein und etwas "weiterzubringen". Ist wohl eine sehr individuelle Sache. :halloweenhappy:

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • Ich finde das sehr schwierig. Als ich manisch war, war ich sowieso die ganze Zeit im Tun und so anstrengend das grundsätzlich für mein Umfeld war. Meine Wohnung war selten so sauber und ordentlich, ich bekam unglaublich viel auf die Reihe. Das fehlt mir tatsächlich etwas und ist einfach unerreichbar, wenn es in Richtung Depressivität geht.


    Mir hilft im Moment möglichst die Termine/Erledigungen so zu legen, dass ich jeden Tag etwas habe, was mich aus der Wohnung befördert.

    Und je nachdem, ob man jemand ist, der sowieso gerne draußen unterwegs ist, kann das dann auch ein Türöffner sein sich eben länger täglich draußen zu bewegen. Für mich persönlich ist es der beste Skill den ich habe.


    Außerdem macht es keinen Sinn sich täglich 10 Ziele zu setzen. Das ist in depressiven Phasen doch relativ unrealistisch und meiner Erfahrung nach zum Scheitern verurteilt. Wenn man dann noch chaotisch ist, und dafür kann es ja viele Gründe geben, ist das alles noch viel schwieriger zu organisieren innerlich.

    Deswegen vielleicht eben 2-3 Aufgaben, aber die dann auch wirklich erledigen. Das ist dann ein Erfolgserlebnis und motiviert dran zu bleiben.


    Ich habe auf dem Smartphone und dem Laptop jeweils meine Programme so eingerichtet, dass mir erstmal angezeigt wird, was am Tag anliegt, wann welche Aufgaben erledigt werden müssen (meist so angelegt, dass mehrere Tage oder sogar Wochen dafür Zeit sind, aber es eben im Auge ist). Welche Termine anstehen. Termine werden auch automatisch aus Emails übernommen, das ist für mich auch sehr hilfreich, weil so eigentlich fast nix untergeht.

    Ich arbeite da hauptsächlich mit dem KDE Programm Kontact, was sich ja aus KMail und dem KOrganizer zusammensetzt. Für mich am besten für meine Problematik geeignet. Auf dem Smartphone nutze ich Calengoo, das taugt für den gedanklichen Abgleich, aber präsentiert mir das Tagesprogramm nicht so, wie eben Kontact auf den ersten Blick beim Öffnen.

    Alles völlig kostenlos, aber es taugt halt mir, jemand Anderes hat da vielleicht ganz andere Bedürfnisse.


    Es gibt halt irgendwie kein Patentrezept. Ich hatte das Glück, dass ich in der Manie so eifrig war mir solche Konzepte zu erstellen, an die ich mich jetzt halten kann. Aus der Depression heraus ist das einfach wesentlich schwieriger.


    Aber so ein Hauptpunkt ist wahrscheinlich realistisch viele Aufgaben für den Tag zu planen. Weil nur dann kann das auf Dauer klappen, denn wenn man ständig frustriert ist, dann gibt man einfach auf.

    Und die Frage ist halt auch: wer sagt, wie viel Zeit am Tage am Ende wirklich für das Eine oder das Andere draufgehen dürfen oder müssen?

    Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird. (Goethe)

  • Ich habe eine grobe Tagesstruktur. Die ich allerdings nicht wirklich super bewusst geplant habe. Ich leider glücklicherweise aber auch nicht unter Depressionen, was es wahrscheinlich vereinfacht. Und bin jemand, die eher schlecht über längere Zeit wirklich nichts tun kann.


    Im groben rahmt meine Arbeit schon einen Großteil der Tagesstruktur. Ich stehe auf, gehe arbeiten. Dann ist schon ein Teil des Tages rum. Danach ist Freizeit und ein wenig Haushalt. Etwa jeden zweiten Tag koche ich nach der Arbeit (koche dann immer für den Tag selbst und den Rest für den nächsten Tag vor).

    Für den Sport habe ich grob vier feste Tage und dann ggf. noch mal wen ich wann anders Lust bekomme.

    Freitags gehe ich einkaufen.

    Außer dem Arbeiten ist von meiner Tagesstruktur oder Wochenstruktur allerdings nichts wirklich super fest. Es gibt immer Tage, wo ich dann doch was anderes mache.


    Son groben Plan zu haben, hilft mir glaube ich schon, dass ich die Dinge dann einfach erledige und nicht jeden Tag neu überlegen muss was ich tue oder ob ich etwas tue.


    Im Urlaub weicht das allerdings schnell ab. Da schlafe ich gern länger und lebe mehr ungeplant in den Tag hinein. Da habe ich dann am Ende des Tages auch öfter das Gefühl absolut nichts geschafft zu haben, obwohl ich den ganzen Tag irgendwas gemacht habe. Wobei wenn ich dann manchmal bewusst überlege, was ich geschafft habe ist es doch nicht nichts. Sondern vielleicht nur was anderes wie ich mir vielleicht insgeheim gewünscht hätte.


    So eine super starre Struktur, wie ganz oben beschrieben, wirklich mit Minuten wäre für mich absolut undenkbar. Da würde ich mich extrem eingeengt fühlen und wahrscheinlich blockieren und gar nichts mehr tun.

    Vielleicht kann es da eher helfen einen groben Rahmenplan zu machen und dazwischen genug Pufferzeiten. Also vielleicht sowas wie wann aufstehen, einkaufen, Wäsche waschen, Dinge die halt irgendwann gemacht werden müssen. Mit gröberen Zeitrahmen. So hat man einen Plan aber immer noch Freiheiten.


    So Listen machen, was am nächsten Tag gemacht werden soll habe ich auch mal probiert. Also ich wegen dem Studium das Gefühl hatte, dass ich das was so ansteht nicht mehr sinnvoll bewältigen kann.

    Da habe ich "Freizeit" allerdings auch als festen Punkt mit eingeplant. Das ist für mich nichts, was ich nur dann bekomme, wenn alles andere weg ist und noch Zeit ist, sondern etwas das ich brauche. Also klar, auch da gab es schon Abweichungen. Aber im großen und ganzen muss Freizeit für mich fest in einen Tagesplan

    Ich habe diese Listen dann eher großzügig geschrieben. Wirklich nur das wichtigste als "Muss-Ziel" sozusagen und dann noch ein paar Dinge als "Kann". Und da dann dabei gleich priorisiert.

    "Sometimes I remember the darkness of my past
    Bringing back these memories I wish I didn't have
    Sometimes I think of letting go and never looking back
    And never moving forward so there'd never be a past
    "
    (Linkin Park - Easier to run)

  • Hier gibt es einen Wochenplan. Sonntags wird in der Regel das Badezimmer geputzt. Montags Staub gewischt, gesaugt und gewischt, sowie die Putzlappen gewaschen. Wenn Bettwäsche gewechselt wurde, wird diese Dienstags gewaschen. Mittwochs ist in der Regel noch ein fester Termin. Freitags wird meistens Kleidung gewaschen. Wenn nicht Freitags gewaschen wurde, dann aber am Samstag. Und somit wäre die Woche um. Meistens ist Dienstags und Donnerstags ambulante Wohnassistenz. Ansonsten auch mal Montags oder Freitags. Kleidung und Bettwäsche wird um 8 Uhr angestellt, Putzlappen spätestens um 10 Uhr. Abwasch wird meistens täglich erledigt. Am besten auch Abends noch, ansonsten halt morgens. Bei Terminen wird grundsätzlich um 5 Uhr spätestens aufgestanden. Oder wenn halt Wäsche gewaschen werden muss, dann je nachdem. Wird vorher noch geduscht, dann auch um 5 Uhr. Ansonsten erst um 7:30 Uhr. In der Regel wird auch so um kurz vor 5 Uhr aufgestanden. Gegessen wird abends. Interessanterweise passiert es automatisch, das (wenn gekocht wird) so gekocht wird, das zwischen 18:05 Uhr und 18:20 Uhr das Essen fertig ist. Spätestens um 01:00 Uhr fallen die Augen zu. Aber eigentlich geht es gegen 22:15 Uhr ins Bett. Aber trotz aller Vorhaben, wird erst gegen 23 Uhr geschlafen.


    Nach den Terminen (ambulante Wohnassistenz und der am Mittwoch) wird ungefähr eineinhalb Stunden geschlafen, weil die so derbe anstrengend sind. Einkäufe werden mit der Wohnassistenz in der Regel erledigt.


    Und das klappt auch ganz gut. Der Knackpunkt hier ist aber die ambulante Wohnassistenz. Ohne Wohnassistenz würde das wohl mehr als schnell kippen.

    Die Therapie braucht uns, damit die Welt uns versteht. Und dadurch die Welt offener werden kann. Wir können die Welt nach vorne bringen. Die Welt kann uns nicht nach vorne bringen.

    (Axel)


    Ohne zu wissen, dass die Zeit gekommen ist, wirst du mich eines Tages nicht mehr wiedersehen.
    (Unbekannt)


    Begrenzt ist das Leben, unendlich die Ewigkeit.

    (Spruch vom Floristen)


    Der Kummer, der nicht spricht,

    nagt am Herzen, bis es bricht.

    (William Shakespeare)

  • Vielen Dank für eure Antworten schon mal. Hab die sehr aufmerksam gelesen.


    Traumchaos das ist ja interessant dass du auch so einen krass festen Plan hast. Hast du dir den vorher selber ausgedacht oder hat der sich einfach mit der Zeit so ergeben? Und wie lange funktioniert das jetzt schon so? Und hast du da auch aktiv "Freizeit" eingeplant oder ist Freizeit dann einfach automatisch immer zwischendurch wenn grade nichts vom festen Plan ansteht?


    Es mag ja für Außenstehende zuweilen total zwangsgestört und/oder autistisch klingen das so zu machen wie Traumchaos, aber mir würde das tatsächlich auch helfen, das hab ich so im Gefühl.

    Allerdings fehlen mir etwas die nötigen Charakterzüge dafür und irgendwas sagt mir auch gleichzeitig immer, dass das total ungesund und lebensfremd wäre.

    Deswegen versuch ich da immer noch so eine Art gesunde Mitte zu finden.

    Ich probiere daher immer wieder neue Konzepte aus und schau dann welche Aspekte davon sich bewähren und welche nicht und bastel aus den funktionieren Aspekten dann wieder eine neue Version zusammen.




    Ich hab einfach von meiner aktuellen Lebensstiuation so eine Art Zwischenproblem was man wohl am ehesten mit jemand freiberufliches vergleichen kann.

    Also das eine Extrem sind ja die Leute die Vollzeit Arbeiten und zurhause dann noch eine Familie versorgen müssen, da braucht es keinen künstlichen Plan weil da sowieso die ganze Zeit nur äußerer Zwang ist und man hangelt sich dann einfach von einer Sache die jetzt zwangsläufig gemacht werden MUSS zur anderen.

    Und das andere Extrem sind Leute die eben dauerhaft arbeitslos alleinstehend in einer kleinen Mietwohnung ohne Garten wohnen, da gibt es überhaupt keine äußeren Zwänge und auch sonst nichts zu tun außer ein bisschen 1-Personen Haushalt.

    Bei mir ist halt so dass ich zwar eigentlich auch dauerhaft arbeitslos und alleinstehend also theoretisch ganz ohne äußere Zwänge bin, aber durch das große Awesen auf dem Land was ich jetzt schon seit 10 Jahren ganz allein saniere und renoviere und die Tiere und alles quasi grenzenlos zu tun hätte den ganzen Tag. Also ich könnte einerseits den ganzen Tag im Bett liegen und nur mal kurz die Tiere füttern, sowie andererseits 16 Stunden am Tag durcharbeiten und hätte trotzdem immer nur einen winzigen Bruchteil der theoretisch anstehenden Arbeit geschafft.

    Und ehrlich gesagt tendiere ich meistens zu letzterem. Was dann zu der absurden Situation führt dass ich zwar eigentlich überhaupt keine Verpflichtungen habe aber gleichzeitig trotzdem so lebe dass die gefühlte Freizeit am Tag grade mal 5 Minuten vor dem Einschlafen sind.

    (Also mir ist schon klar dass ich mich mit workaholic-Tendenzen von meinen psychischen Problemen ablenke.) Dazu kommt natürlich dann noch die kPTBS bedingte innere Unruhe die ich teilweise wirklich massiv habe. Sowie agitierte Depressionen. Diese ganze Scheiße halt.

    Deswegen führt es auch oft dazu dass ich den ganzen Tag irgendwas mache ohne wirklich was konkretes zu schaffen weil ich mich in zig Baustellen gleichzeitig verzettel und dadurch viel Energie verliere. Oder ich überfordere mich total und dann bricht alles ganz zusammen.

    Jedenfalls liegt deswegen meine ganze Hoffnung darauf dass ich noch mal irgendeine wirklich hilfreiche Struktur finde, die mich auf der einen Seite dazu nötigt die deperessive Lethargie zu überwinden, sowie auch gleichzeitig die workaholic Tendenzen unterbinden kann. (Klingt verrückt, exisitert hier aber beides gleichzeitig.) Oder wie sagt man bei kPTBS nicht immer so schön. Der Körper drückt gleichzeitig aufs Gas und auf die Bremse.



    Deswegen interessiere ich mich jedenfalls sehr für Berichte zu dem Thema, da gibt es auf jeden Fall noch die ein oder andere Inspiration. :halloweenhappy:

    Oder man kann sich damit trösten dass es andere auch nicht auf die Reihe kriegen. :halloweengrin:

    Rebellion allein macht noch keinen Menschen. Sie ist nur ein erster Schritt auf einem langen, schwierigen und nie endenden Weg
    zur Überwindung der Furcht vor der Freiheit, ein eigenes Selbst und ein menschliches Herz zu haben.

  • Die Situation mit dem großen Anwesen, das du renovierst und sanierst sowie die Tiere, die halt auch mit Arbeit einhergehen, sind sicherlich eine große Belastung. Hast du (ich möchte dir nicht zu nahe treten, falls das für dich wichtig ist) überlegt, das Gebäude bzw das Grundstück zu verkaufen und irgendwo hinzuziehen, wo du weniger Arbeit hast? Kleine Wohnung? Kleines Eigenheim?


    Ich habe die Wohnung meines Opas übernommen und da auch mächtig renoviert und saniert. Das ist schon ein ordentlicher Brocken Arbeit, da immer diese Baustellen zu sehen. Zog sich dann auch eine halbe Ewigkeit, weil immer was nicht passte wegen den alten Leitungen und insgesamt Gegebenheiten in den Räumen. Jetzt ist alles eigentlich fertig. Hat mich viele Jahre beschäftigt, aber habe mir ein kleines Paradies mit Katze erschaffen.

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • Also ich habe auch einen groben Tagesplan bzw. eine gewisse Routine. Manche Dinge müssen einfach sein. Bevor ich das ausführe aber noch ein kleiner Schwenk in meine Vergangenheit:

    Früher hatte ich das nicht. Da war ich halt das was man Chaosqueen bezeichnen kann. Am Ende des Tages war ich dann immer wahnsinnig unzufrieden und irgendwie hatte ich selten das Gefühl etwas auf die Reihe gekriegt zu haben. Ich wollte was ändern und hab mir einen strikten Tagesplan gemacht, so ähnlich wie du ihn beschreibst, mit festen Uhrzeiten. An Tag zwei ist das schon schief gegangen und ich war wiederum sehr unzufrieden. Deshalb habe ich angefangen kleine Gewohnheiten einzuführen. Das begann damit, dass ich mir jeden Tag mindestens 15 min Zeit für Yoga nahm. 15 Minuten täglich bringt man irgendwo definitiv unter. Anfangs hatte ich mir halt eine Erinnerung am Handy eingestellt. Mittlerweile ist das unnötig, wenn ich das nicht einmal täglich mache, dann flippe ich fast ein bisschen aus :halloweenlaugh: als diese Gewohnheit saß hab ich die nächste in Angriff genommen und so weiter. Das hat alles in allem die letzten 6 bis 7 Jahre in Anspruch genommen und ich bin noch nicht fertig. Aber dafür gehe ich jetzt sehr selten unzufrieden ins Bett und ich habe an 5 von 7 Tagen die Woche das Gefühl, mein Leben im Griff zu haben.

    Jetzt noch meine Routine, die aber wirklich grob ist:

    Montags bis Freitags arbeite ich. 5 Uhr aufstehen - hier immer der gleiche morgendliche Ablauf (Kaffeemaschine einschalten, Katzen füttern, aufs Klo, ins Bad bla bla).

    Ich komme um 15 Uhr nach Hause , Katzen füttern und Katzenklos säubern. Danach Haushalt - für den hab ich ne supertolle, praktische App namens Tody. Dann wird Sport gemacht. Danach gekocht, gegessen und dann ist Freizeit. Das ist dann meistens so um 18 Uhr. Entweder gehe ich noch zur Nachbarin auf einen Kaffee, spiele mit den Katzen, lese, gucke fern. Worauf ich auch eben so Lust habe.

    Um 20 Uhr mache ich mich bettfertig - auch hier hat sich ein Ablauf eingespielt der damit endet, dass ich meine Abendmedikation nehme und den Rucksack für den nächsten Tag packe. Ich liege meist so gegen 21:00 Uhr im Bett, wobei ich dann oftmals noch länger wach bin.

    Das Wochenende ist weniger durchgeplant. Große Haushaltsaufgaben wie beispielsweise den Kühlschrank reinigen, oder Fenster putzen, was halt mehr Zeit in Anspruch nimmt, wird meist Samstagvormittag angegangen. Vorausgesetzt ich bin nicht wandern oder so. Ansonsten bin ich durch die Esszeiten der Katzen etwas gebunden (05:30, 15:00 und 20:30) und teile mir dann dementsprechend den Tag ein.

    Montag mache ich meinen Wocheneinkauf.

    Einmal pro Monat (Donnerstag) fahre ich in die Nachmittagsordination zu meinem Hausarzt für Rezepte.

    Und jeden ersten Samstag im Monat treffe ich meine älteste Freundin - wir gehen meistens wandern.

    Sonntagnachmittag ist übrigens Wäschetag. Das hat sich in den letzten Wochen bisschen verschoben (Urlaub dazwischen und so), aber grundsätzlich wäre das so gedacht.


    Wie man sieht ist die Routine wirklich grob. Ich hab aber gemerkt, dass ich damit am besten klar komme. Ordnung im Leben hilft Ordnung in den Gedanken zu halten und wie gesagt: an 5 von 7 Tagen fühle ich mich dadurch so, als hätte ich mein Leben im Griff. Das ist kein allzu schlechtes Gefühl. :halloweenhappy:

    Birds literally just eat, travel and shit on things they don't like.

    I don't know about you but that's the lifestyle I'm striving for.  :Halloweenwink:


    Perhaps one did not want to be loved so much as to be understood. ~George Orwell, 1984

  • das ist ja interessant dass du auch so einen krass festen Plan hast. Hast du dir den vorher selber ausgedacht oder hat der sich einfach mit der Zeit so ergeben? Und wie lange funktioniert das jetzt schon so? Und hast du da auch aktiv "Freizeit" eingeplant oder ist Freizeit dann einfach automatisch immer zwischendurch wenn grade nichts vom festen Plan ansteht?

    Das mit der Wäsche hat sich hier so von Beginn an eingefügt gehabt, seit diese Wohnung bezogen wurde. Also seit Ende Oktober.

    Das mit dem Putzen hatte sich hier so ergeben, seit es klar war, das zwei Betreuerinnen die Woche kommen. Und vor allem, als gemerkt wurde, dass die Termine unendlich viel Energie kosten. Daher mussten wir das ganze entzerren. Und damit fahren wir extrem gut. Halt seit Ende April nun schon.


    Es mag ja für Außenstehende zuweilen total zwangsgestört und/oder autistisch klingen das so zu machen wie Traumchaos, aber mir würde das tatsächlich auch helfen, das hab ich so im Gefühl.

    Beim letzten Klinikaufenthalt im Juli jetzt, meinte in der Tat die dortige Psychologin am Ende, dass einer von uns Autismus haben könnte. Das da starke Anzeichen für vorhanden wären.


    Wir nennen es nur anders: wir sind halt komplett festgefahren, was den Tages- bzw Wochenablauf betrifft.



    Ein Beispiel auch: ist etwas mal anders an einem Tag, dann herrscht den ganzen Tag komplette Verwirrung. Wenn der Mittwochs-Termin statt wie gewohnt um 10 Uhr ist, an einem anderen Tag aber um 11 Uhr oder die Busse auch nur anders fahren dann. Damit können wir überhaupt nicht umgehen. Durch den Mittwochs-Termin haben wir einen Punkt in der Woche, wo wir die Tage der Woche definitiv mitbekommen. Und somit daran orientieren können. Ist der Termin anders (auch von der Uhrzeit her), besteht dieses Wissen überhaupt nicht mehr.


    Also: wir sind komplett festgefahren. Spontan sein, fällt somit auch komplett weg.

    Die Therapie braucht uns, damit die Welt uns versteht. Und dadurch die Welt offener werden kann. Wir können die Welt nach vorne bringen. Die Welt kann uns nicht nach vorne bringen.

    (Axel)


    Ohne zu wissen, dass die Zeit gekommen ist, wirst du mich eines Tages nicht mehr wiedersehen.
    (Unbekannt)


    Begrenzt ist das Leben, unendlich die Ewigkeit.

    (Spruch vom Floristen)


    Der Kummer, der nicht spricht,

    nagt am Herzen, bis es bricht.

    (William Shakespeare)

  • Butterfly20 Ja genau so wie du das beschreibst, hab ich das auch angefangen vor einem oder zwei Jahren. Also einen festen Punkt oder Zeitabschnitt nach dem anderen etablieren. Hier ist aber auch jeder Tag ziemlich anders von den äußeren Gegegenheiten her wo ich keinen Einfluss drauf habe. Deswegen braucht es trotz allem eben auch einen ziemlich flexiblen Plan. Grade z.B. überziehe ich mal wieder meine morgentliche Online-Zeit. ^^'

    Danke für die ausführliche Berschreibung!


    Rhea Oh Gott frag mich bloß nicht mit irgendwas mit Zukunft und wie das in Zukunft alles weiter gehen soll. Ich hab absolut keine Ahnung. Wenn meine Eltern mal nicht mehr sind kann ich das hier alles weder allein finanzieren noch ganz allein bewirtschaften. Ich hoffe einfach auf ein Wunder dass ich bis dahin noch irgendeinen Wirtschaftspartner*in oder Mitbewohner*in finde.

    Ich würde aber auch verkaufen gegen irgendwas kleineres aber nur Eigentum und in vergleichbarer Lage.

    Naja ein paar Optionen an möglichen Zukunftsalternativen hab ich zum Glück noch, auch wenn ich bis dahin niemand "neues" brauchbares mehr finden sollte. Mindestens drei. Ich hoffe dass reicht. Aber das macht mir schon echt ziemlich Angst muss ich sagen. Zumal ich eben auch stark beeinträchtigt bin und nicht mal eben so wie jemand ganz normales psychisch gesundes das alles managen kann.

    Ja, das mit deiner Eigentumswohnung hab ich mitgekriegt. Aber die Baustelle ist wenigstens Überschaubar, aber ja, man sieht ja wie lange allein sowas schon dauert...


    Traumchaos Ja, für Menschen die solche festen Strukturen allein schon psychisch dringend brauchen um nicht vollkommen die Orientierung zu verlieren, ist es natürlich noch wichtiger.


    Ich bin auch froh über meinen Mnijob 6 Tage die Woche, das ist schon mal ein festgelegtes Grundgerüst. Ich glaub ohne hätte ich noch deutlich mehr Probleme. Leider musste ich jetzt aus verschiedenen total bescheuerten Gründen die Stunden reduzieren. :/

    Rebellion allein macht noch keinen Menschen. Sie ist nur ein erster Schritt auf einem langen, schwierigen und nie endenden Weg
    zur Überwindung der Furcht vor der Freiheit, ein eigenes Selbst und ein menschliches Herz zu haben.

  • Wie anfangs hier beschrieben wird das in der Klinik trainiert und im Grunde tat mir das ganz gut. Ich musste da halt funktionieren.

    Aufstehen, meine Termine in der Klinik mit den Psychologen wahrnehmen, zu bestimmten Zeiten in Selbsthilfegruppen gehen.


    Abschließend dann Abend essen und schlafen gehen. Die Tage sind da immer sehr gut getaktet und von denen vorgegeben.


    Mir hat das gut getan und eigentlich bräuchte ich Ähnliches erneut, um wieder einigermaßen klar im Kopf werden zu können.

  • Also ich habe leider keine wirkliche Tagesstruktur... einzige kleine Ausnahme: ich füttere jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen meine Vögel ( Futter- und Wasserwechsel )


    und jeden Freitag werden sie sauber gemacht. aber das wars. der Rest ist eher so "nach Bedarf"


    ich hätte gerne eine richtige Struktur, aber ich scheitere leider sofort nach ein paar Tagen.. keine Ahnung warum oder was ich falsch mache.

    „Ich lebte nur in meinem eigenen Kopf und verlor am Ende darüber den Verstand.“

    — Edgar Allan Poe




Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!