Vor anderen weinen

  • Hallo ihr lieben,



    eine Frage, die mich seit der Gruppentherapie nicht mehr los lässt: wie ist das bei euch mit weinen? Könnt ihr vor anderen weinen?

    In der Gruppe brechen immer wieder die anderen bei emotionalen Themen in Tränen aus. Für mich aufgrund von Erziehung und Prägung nicht möglich. Ich kann vor anderen Menschen nicht mehr weinen, es wurde mir einfach ausgeprügelt. Es verwirrt mich auch, wenn andere Menschen vor mir weinen. Ich kann damit nicht umgehen, ich weiß ich kann/soll die Person trösten und mache das auch. Aber ich verstehe nicht, wie sie weinen kann ohne Angst vor Konsequenzen zu haben. Mich lässt das Thema nicht mehr los offen gestanden :Halloweenwondering: geht es da jemanden wie mir?

    Es sind die Dinge, die wir am meisten lieben, die uns zerstören.

  • Ja, hi - geht mir ähnlich. Mir wurde das Weinen zwar nicht ausgeprügelt, sondern nur "ausgelacht" seit frühester Kindheit. Und heute gebe ich mir die "Blöße" auf keinen Fall mehr. Fällt mir auch nicht mehr schwer. Wenn andere vor mir weinen, gerate ich in so eine Mischung aus natürlich Mitgefühl und auch Ärger darüber, dass sich nicht alle an das "Heulverbot" halten müssen.


    Edit: Meine Mutter hat mit Weinen oft ihren Willen durchgesetzt bzw. Druck ausgeübt, vielleicht reagiere ich auch deswegen heute teils allergisch auf die Tränen anderer. Keine Ahnung.

  • Mir fällt es schwer vor anderen Menschen zu weinen.. ich habe immer versucht es nicht zu tun.. was eigentlich Blödsinn ist.. es ist nichts für das man sich schämen muss! Dennoch tu ich es. Ich denke immer, es macht mich schwach... Weichei.. Jammerlappen.. Heulsuse... wurde mir auch oft so gesagt.. ach heul nicht.. nur kleine Kinder heulen.. das sitzt halt drinne..

    und tja, andere trösten?! schwierig.. ich trete da immer in ein Fettnäpfen und mache oder sage eh immer das falsche ..


    Aber welche Konsequenzen sollte es geben, wenn man vor jemanden weint?


    ich würde gern mal vor jemanden so richtig heulen.. ich glaube, das kann sehr befreiend und erleichternd sein. natürlich wenn das nötige Vertrauen zu der Person da ist.

    „Ich lebte nur in meinem eigenen Kopf und verlor am Ende darüber den Verstand.“

    — Edgar Allan Poe




  • Hallo,

    Ich Weine leider öfter vor anderen. Ich kann es aber nicht steuern. Ich habe aber genauso Angst vor Konsequenzen wie du weil ich früher immer deswegen angeschrien wurde. Das Ding ist nur: wenn ich starke ängste habe und mich völlig überfordert fühle, Versuche ich in der Regel alles um nicht zu weinen, es klappt nur nicht. Bei mir ist es also eher umgekehrt, ich würde gerne diese Selbstbeherrschung haben und Frage mich wie andere es hinbekommen sich so gut unter Kontrolle zu haben

    Über die Jahre habe ich durch Therapie aber gelernt, dass es ein Teil von mir ist und ich mich dafür nicht schämen brauche. Es wird also niemals Ziel sein, dass aufzugeben.


    Beim letzten Klinikaufenthalt (wegen einer schweren depressiven Episode) bin ich auch bereits beim Aufnahmegespräch vor dem Oberarzt in Tränen ausgebrochen und habe mich x mal entschuldigt. Daraufhin meinte er, bitte tun Sie mir einen Gefallen, und entschuldigen Sie sich nie wieder für Ihre Emotionen.

    Dasselbe hat mir die Therapeutin auch gesagt, und betont dass es ein gutes Zeichen ist, wenn ich weinen kann.


    Und noch etwas: diese Wut oder Unverständnis die ihr beschreibt, wenn jemand weint, kenne ich sehr von meinen Eltern bzw der Generation davon.


    Eine Frage die man sich stellen könnte wäre ja: warum macht es jemanden wütend? Liegt es nicht eher daran, dass man sich hilflos fühlt, und sich daraufhin wünscht der andere reißt sich zusammen? Damit man sich nicht mehr so hilflos fühlt? Damit die "heile Welt" nicht zerstört wird?


    Gefühle und Emotionen gehören zum Leben dazu, und auch weinen hat einen wichtige Message: nämlich dass man in diesem Augenblick Unterstützung von außen braucht, es löst in der Regel bei anderen Mitgefühl aus was dann dazu führt dass man sich dem anderen zuwendet. Und das ist sehr wichtig.


    Ich glaube vielen von uns wurde viel zu häufig gesagt, wir sollen unsere Probleme alleine lösen, kein Theater machen und keine Schwäche zeigen. Ist das eine gesunde Einstellung? Ich bezweifle das sehr. Wir alle haben Bedürfnisse die auch von außen erfüllt werden dürfen, durch das Mitgefühl der anderen.

  • Ich kann schon vor anderen weinen, wenn ein gewisses Vertrauen da ist. Kenne es bisher eigentlich nur von Ex-Freundinnen und Therapeuten und wohl auch mal bei der Psychiaterin. Gehen tut es also schon. Es ist sehr befreiend finde ich.

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • Mir ist das bisher nur ein Mal vor Jahren vor einer Therapeutin passiert und fühlte mich dabei sehr unwohl.

    "𝖎𝖈𝖍 𝖘𝖚𝖈𝖍𝖊 𝖓𝖆𝖈𝖍 𝖜𝖊𝖌𝖊𝖓, 𝖚𝖒 𝖒𝖎𝖈𝖍 𝖓𝖎𝖈𝖍𝖙 𝖚𝖒𝖇𝖗𝖎𝖓𝖌𝖊𝖓 𝖟𝖚 𝖒𝖚𝖊𝖘𝖘𝖊𝖓."

  • Ich bin das Äquivalent eines aufgedrehten Wasserhahns. Ich heule sowieso wegen jedem kleinen Furz und das auch vor jedem. Außer in der Arbeit. Ich weiß nicht ganz warum, aber da ist mir noch nie ein einziges Mal eine Träne auch nur in die Augen geschossen. Ansonsten bin ich da relativ "freizügig". Aber ich lasse meine Emotionen grundsätzlich sehr frei heraus, weil ich das meist eh nicht unter Kontrolle hab.

    Vor fremden Menschen ist es mir halt übel unangenehm. Aber ich kanns eben schwer zurückhalten. Freunde & Familie kennen das aber gut von mir und machen sich eher Sorgen, wenn ich bei einer traurigen Werbung mal nicht heule, oder so. :halloweenlaugh:

    Birds literally just eat, travel and shit on things they don't like.

    I don't know about you but that's the lifestyle I'm striving for.  :Halloweenwink:


    Perhaps one did not want to be loved so much as to be understood. ~George Orwell, 1984

  • Ich habe höllische Angst davor vor anderen zu weinen,

    weil die Konsequenzen oft unglaublich schrecklich waren und blieben,

    reiner Horror und bisher waren nur psychisch Kranke dann hilfreich tröstend,

    na gut, im Gottesdienst geht es auch noch, da ist erlaubt zu heulen und jammern

    Kämpfe selbst im Leid/ Kämpfe für die Zeit/ In der du bist befreit/ Und erkennst Schönheit/ In der Wirklichkeit/ Die du erstritten/ :blumen:
    "Bewerte jede Information nüchtern um zu erreichen, was dir verwehrt oder genommen wurde"

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