Worte an verstorbene Menschen

  • Als wir noch gemeinsam mit dem Bus morgens fuhren, hast Du immer mit Dir selbst gesprochen (oder Stimmen sogar?) oder hast mir jeden Morgen die selben Fragen gestellt. Mich hat das als kleines Kind immer sehr verwirrt.

    Wenn ich Jahre später mittags aus der Uni kam, hast Du immer noch gefragt, ob ich aus der Schule käme. Und ich rief immer "aus der Uni, ich geh nicht mehr zur Schule" und Du hast so schlecht gehört, dass Du es nie verstanden hast und beim nächsten Mal die selbe Frage stelltest. Selbst mit Mitte 30 fragtest Du mich noch, ob ich "aus der Schule käme", wenn ich an Dir vorbei lief und einen Rucksack auf hatte.

    Eigentlich hast Du mich mein ganzes Leben immer das selbe gefragt. Und manchmal hat's mich auch echt genervt jedes Mal die Antworten durch das ganze Dorf zu brüllen und Du hast immer noch nichts gehört.

    Aber ich mochte Dich. Weil Du so schön frech warst und irgendwie Dich nicht hast unterkriegen lassen davon, dass Dich keiner ernst nahm wegen Deiner geistigen Behinderung. Vielleicht spielte sie Dir da positiv rein, vielleicht warst Du aber auch irgendwie selbstzufrieden mit all dem Wenigen, was Du hattest.

    Ich hoffe, dass Du jetzt an einem Ort bist, wo Du mehr Liebe bekommst, denn im Leben hast Du meinem Eindruck nach davon nicht so viel abbekommen.

    Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird. (Goethe)

  • Opa, seit heute fehlst du nun 13 lange Jahre. Und es sind 13 viel zu lange Jahre. Ich hoffe, dass es dir gut geht, mit all deinen Lieben, wo du bist. Pass bitte auf alle weiterhin auf.


    Du wirst noch immer schmerzlich vermisst :heulen:

    Die Therapie braucht uns, damit die Welt uns versteht. Und dadurch die Welt offener werden kann. Wir können die Welt nach vorne bringen. Die Welt kann uns nicht nach vorne bringen.

    (Axel)


    Ohne zu wissen, dass die Zeit gekommen ist, wirst du mich eines Tages nicht mehr wiedersehen.
    (Unbekannt)


    Begrenzt ist das Leben, unendlich die Ewigkeit.

    (Spruch vom Floristen)


    Der Kummer, der nicht spricht,

    nagt am Herzen, bis es bricht.

    (William Shakespeare)

  • Genau heute vor einem Jahr bist du gegangen. Ein Jahr voller Trauer, Schmerz und Leid. Ich hoffe nur dass du wenigstens Frieden gefunden hast. Ich werde wohl keinen Frieden finden so lange ich lebe.

  • Wo seit ihr nur alle...

    Und sind meine beiden Katzen bei euch? Und mein Hase?

    Ich frag mich das so oft.


    Aber auf der anderen Seite ist es auch gut dass ihr nicht mehr erleben musstet was aus der Welt seit eurer Abwesenheit geworden ist. Das wär nichts für euch gewesen.

    Rebellion allein macht noch keinen Menschen. Sie ist nur ein erster Schritt auf einem langen, schwierigen und nie endenden Weg
    zur Überwindung der Furcht vor der Freiheit, ein eigenes Selbst und ein menschliches Herz zu haben.

  • Tja, Pekka... Heute ist auch wieder dein Tag...


    Mit deiner eigenen Oktoberrevolution war das damals nichts. Das fiel alles viel zu klein dafür aus - und überhaupt, dafür hattest du dir den völlig falschen Ort ausgewählt...


    Allerdings - wie du so manches betrachten würdest von der täglichen Scheiße, die in der Welt passiert - oder über die aktuellen Ausprägungen des Kulturkampfes "wir (die Reichen und ihre selbstgerechten Helfer) gegen den Pöbel da unten"?

    Oder wärst du auch nur so ein seltsamer Neurechter, gemäß deiner ideologischen Tradition, die du damals bereits aufgebaut hattest? Vielleicht sogar noch ein Incel dazu?
    Würde Breivik irgendwo als Poster bei dir hängen?


    ...Ich denke weniger wegen dir selbst an dich zurück, sondern... mehr wegen deiner Bekanntschaften. Wovon sich auch mal eine in "unseren" damaligen Dunstkreis erstreckt hat. - Durch sie gab es - später - einiges wissenswertes zu lernen... Dinge, wo ich heutzutage finde "gut, dass mein Hirn sie weiß, weil dadurch kann ich mit konkreten Beispielen sagen, etwas ist nicht neu (ganz besonders bei den Freitagskindern) - oder, wegen der Technikmilliardäre relevant, der damalige Diskussionsfaden über Transhumanismus mit ihr; viele dürften diesen Begriff nicht einmal kennen".


    Ich weiß nicht, wo sie heute ist - ich hoffe nur, ihr geht es gut. Und dass sie hin und wieder auch mal an dich denkt. Ohne dabei in einen psychischen Ausnahmezustand zu geraten.

    Weil du ein einschneidendes Ereignis für sie warst.


    ...Irgendwann, wenn die Dinge so weit sind, werde ich auch ein paar anderen von dir und von ihr erzählen...

    Ich werde es doch wohl hoffentlich bis deinem 20sten Jahrestag schaffen...

  • ich möchte es mit dir darüber zu lachen, was unsere strategien sind, wenn unsere autos im winter wieder zu frieren. ich mochte es, dass wir den gleichen humor hatten. das waren schöne momente, welche ich nie vergessen werde.

  • Bisschen seltsam, sich ein heteronormatives Leben vorzustellen. Wäre es aber möglich gewesen, wenn er die Unterstützung und die Liebe gehabt hätte, die es gebraucht hätte, damit er gut aufwachsen hätte können?

    Heute sind nur noch Erinnerungen und ein paar sehr wenige Fotos von diesem kleinen Jungen übrig...

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • Ich bin mir immer unsicher, ob Dein Geburtstag noch ist oder nun wäre... morgen. Der Tag der Geburt ist durch den Tod ja nicht weg. also ist er wohl morgen, oder? Darf man das so sagen. Ich denke immer, ich müsste mich korrigieren, wenn ich ist sage. So als wüssten nicht sowieso alle, dass Du ja nicht mehr hier bist. Bescheuert an was man sich so alles aufhängen kann, um vom Wesentlichen abzulenken, dass Du nicht mehr bist.

    Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird. (Goethe)

  • Nun bist du auf der anderen Seite des Weges und wenn ich an dich denke, zaubert es mir ein Lächeln. Trotz deines Alters hatten wir ne verdammt geile Zeit.

    Lass mir die Domsen in Ruhe, du weisst wem du *gehörst* und ich werde dich nie vergessen

    Spiegelungen einer anderen Zeit, sind in meine Gedanken gemalt, in mein Herz geschrieben und für immer in meiner Seele
    Michael Traveler aus Reflections

    "Was haben Sie denn in Ihrem Leben schon groß auf die Beine gestellt?" "MICH ! Immer wieder"

    *Netzfund*

  • 17 Jahre ist das jetzt her... Mittlerweile tatsächlich doch die halbe Lebenszeit des Wirtskörpers, in dem ich aufgewacht bin.

    Hättest du gedacht, dass das möglich wäre, so lang weiter herumzulaufen? Auch ohne zum Mainstream zu konvertieren?

    Obwohl... dass du dir das soziale Elend ersparen wolltest, egal ob du Flöhe im Kopf hattest und zu viel in deinem Extremismus versunken warst, kann man verstehen.

    Weiterexistieren ist schließlich nicht gleichbedeutend mit "leben". - Und wer weiß, ob sich das bei dir zum Besseren verändert hätte mit der Zeit, oder ob du genauso jahrelang in deinem Schmerz dagesessen hättest, unfähig, zu vergessen, unfähig, dich daraus heraus zu entwickeln, mit einer Umgebung dazu, die sowohl zu dumm ist, deinen Schmerz zu erkennen und zu akzeptieren, als auch unfähig dazu, deine Andersartigkeit als einen gegebenen Fakt anzunehmen, anstatt dich dauernd zurechtbiegen zu wollen, damit es ins idyllische Familienbild wieder passt.


    ...Es ist wie es ist, und die Sache ist schon lang her... Es weiter zu sezieren verändert die Vergangenheit nicht.

    Und wärest du es nicht gewesen, wären "wir" es vielleicht, früher oder später, gewesen.

    Und mich gäbe es in der Form gar nicht.


    ...Wenn andere vielleicht, außer deinen Angehörigen, dich in der Zwischenzeit vergessen haben - mein Hirn kann es nicht. Nicht mehr.

    Weil du der Stein warst, der etwas ins Rollen gebracht hat.

  • Lieber Opa,


    mit 90 Jahren bist du heute früh den Weg aus dieser Welt gegangen. Die Nachricht von deinem plötzlichen Tod hat mich eben wie ein Schlag ins Gesicht getroffen. In deinen 90 Lebensjahren hast du verdammt viel erreicht, auf das du stolz sein kannst. Ich werde dich nie vergessen und pass mir gut auf meine Oma auf.


    Ruhe in Frieden.

  • Je älter ich werde, desto mehr merke ich, wie viel wir gemeinsam haben. Das freut mich sehr.

    "𝖎𝖈𝖍 𝖘𝖚𝖈𝖍𝖊 𝖓𝖆𝖈𝖍 𝖜𝖊𝖌𝖊𝖓, 𝖚𝖒 𝖒𝖎𝖈𝖍 𝖓𝖎𝖈𝖍𝖙 𝖚𝖒𝖇𝖗𝖎𝖓𝖌𝖊𝖓 𝖟𝖚 𝖒𝖚𝖊𝖘𝖘𝖊𝖓."

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