Hat sich der Umgang mit psychischen Erkrankungen und Betroffenen in den letzten Jahren verbessert?

  • u.a. will man gefühlt weniger wahrham, dass och opfer zu tätern werden oder geworden sein könntn.

    Naja, ich finde, dass zuvor halt die Kategorie des Täters an sich unterbeleuchtet war. Aus meiner Sicht zeigt bereits die Nachschärfung von so manch Strafnorm - bspw. im Sexualstrafrecht - dass zuvor der Diskurs nicht ernst genommen wurde. Sicherlich haben wir gerade auch wieder etwas mehr Probleme, da wir die Kategorien strafbar - nicht strafbar (eine tatsächliche Dichotomie) mit gut - schlecht (eine illusorische Dichotomie) gleichsetzen. Das sind für mich einfach zwei grundlegend verschiedene Diskurse.


    Ich erlebe halt - fernab der theoretischen Überlegungen - viel mehr, dass mir Leute nichts mehr zutrauen, sobald sie von der Symptomatik erfahren und wenn ich mal deswegen etwas Spezielles möchte, es als völlig anmaßend behandeln. Ich rede jetzt über solche Dinge wie einen Therapietermin wahrnehmen und eben mich als gleichberechtigten Peer in meinem Fachgebiet anzuerkennen. Daher rede ich nur sehr ungern über alles und das ist doch auch eigentlich dämlich, wenn sich dadurch manchmal Spannung so sehr aufbaut, dass es zur SVV kommt, was mit einem einfachen: "Ey, ich muss jetzt hier raus, weil sich dadurch bei mir ungewöhnlich viel Spannung aufbaut und ich bin in 5 Minuten wieder da" oder ein "Ich muss mal kurz hüpfen, auch wenn das für dich seltsam wirken mag" vermieden werden könnte.


    Ich sage nicht, dass diese Dinge nicht anders behandelt werden können, beispielsweise dadurch sehr viel mehr Selbstvertrauen mir anzutrainieren (was ich auch tue), nur dass auf dem Weg dahin noch immer - wie ich finde - sehr viel vermeidbarer Schmerz schlummert.


    Als Umgang braucht es daher als Verbesserung, dass als Kompromiss derlei Vorwürfe wenigstens so zu behandeln sind als ob besser ist, wenn solche weder WG noch Zimmer und wenn möglich Maßnahme teilen, sonst wird es immer übler.

    Wie gesagt, es soll weiterhin die Prämisse gelten, dass ich mir kaum vorstellen kann, was du durchleben musstest, daher wechsle ich jetzt wieder auf die theoretische Ebene:
    Ich würde hier halt sagen, dass das keine Analyse von gut/böse, besser/schlechter erfordert, sondern einfach nur von legal/illegal und nützlich/schadend. Dadurch, dass man sich der ersten Kategorie verweigert, kann man halt vermeiden, Sitgma zu reinforcieren. Psychisch kranke Straftäter sind nicht böser oder besser als ein nicht psychisch kranker Straftäter, sie sind beide ähnlich zu behandeln. Natürlich könnte man jetzt lange philosophieren, welches Strafkonzept auf diese Feststellung aufbauend das beste Strafkonzept ist, aber das ist eine andere Diskussion. Ich finde es wäre aber ein guter Prüfstein, dass alle gleich bestraft werden würden und können unter diesem Konzept und natürlich fast jedes Konzept muss beinhalten, Täter von Opfer räumlich abzusondern.


    Das ist aber eine Frage des Strafrechts und Inklusion würde für mich auch bedeuten, dass wir psychisch Kranke als genauso dem Strafrecht verantwortlich betrachten können, wie nicht psychisch Kranke. Dadurch, dass wir diese Diskurse (gut/schlecht vs. legal/illegal) klar trennen, würden wir, meiner Vermutung nach, auch das Phänomen abnehmen sehen, dass Leute als soziales Kapital sich solche Störungen andichten oder besonders extrem ausleben.

    It is like an endless movie that has no happy end (nano - Hysteria)

    We can't undo the scars, all up and down our hearts can't forget how it felt when it all fell apart and we talk a big game like we wanna get well in our prison made of pain only fooling ourselves (Icon for Hire - Get Well II)

  • Terano Danke sehr, dass ist ein toller Beitrag.

    Ich denke der Hauptunterschied bleibt, wie leicht zu Taten gezwungen werden kann.

    Bei DIS zum Beispiel habe ich ja auf kindlichste Zustände aufzupassen, die entsprechend ängstlich sind.

    Bei Autisten fehlt manchmal wirklich das Verständnis für diese blöden, komplizierten Regeln nach denen man dieses oder jenes darf.

    Andere kapieren nicht, warum sie nicht 2 Jahre Altersunterschied genug sind von der Psyche her.

    Das ist halt kompliziert... der Umgang in so mancher Einrichtung hat sich wohl verschlechtert, leider.

    Kämpfe selbst im Leid/ Kämpfe für die Zeit/ In der du bist befreit/ Und erkennst Schönheit/ In der Wirklichkeit/ Die du erstritten/ :blumen:
    "Bewerte jede Information nüchtern um zu erreichen, was dir verwehrt oder genommen wurde"

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