DIS und Partnerschaft

So.. aus Neugierde, da ich halt ne ganze Sippe im Körper habe.
Einmal für "Betroffene":
Würdet ihr überhaupt sowas eingehen noch? Und dann alle mit einer Person oder mit verschiedenen eventuell?
Und für "Ganze":
Würdest du über Haupt DIS akzeptieren? Wenn ja, nur wenn du die/der einzige bist oder wären gar Beziehungen von Anteilen mit anderen Menschen okay, die nicht mit dir zusammen sein mögen?
Bin gespannt!

Heißsplitter

@arkei31
Nein, mit Sicherheit reicht Nettigkeit nicht und Akzeptanz sowie Vertrauen sind notwendig. Eher mehr als selten in der Realität bei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten in Bezug auf jemanden Außen, dennoch wohl nicht unmöglich. Doch lohnt sich im trüben See der Menschheit zu fischen um diese minimale Chance nicht zu verneinen und all die Enttäuschungen zu erleben, welche mehr als wahrscheinlich sind, um, nur ganz vielleicht, Erfolg zu haben? Die Vernunft dürfte in einem System mit sehr verschiedenen eher nein sagen, wenn die Bedingungen Vertrauen und Akzeptanz für alle lauten, Zufriedenheit damit.
Nehmen wir schon allein die vier von uns, welche hier aktiv sind:
- Red ist ein Kind mit genug Köpfchen, aber einer aggressiven Tendenz, jedoch nicht im zerstörerischen Sinne nach Außen, dennoch zumindest merklich gereizt 90% der Zeit.
- Antonia ist eher eine "Hausfrau", prüde, aber essgestört und starken Anklängen von Borderline, die sie bewusst in Schach halten muss, ist zudem kitschig
- Heißsplitter ist spontan, körperlich, mag es zu feiern, auszugehen, legt manchmal das Verhalten einer Teenagerin an den Tag, nimmt ungern ein Blatt vor den Mund, hasst Romantik und starken "Kitsch"
- und ich bin gefühlskalt, würde nie etwas anderes für die Partnerschaft bilanzieren als ob sie langfristig nützlich ist. Liebe wäre nie zu erwarten

Schon dieses stark minimierte Beispiel dürfte eine gewisse Problematik zeigen, insbesondere, da bei uns ein Team den Alltag meistert, weil niemand mehr übrig ist, der ihn alleine meistern kann oder sollte, was dazu führen würde, dass auch entsprechende Unterschiede prägnanter im Alltag miteinander sind.

@Razor Sharp
Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass bestimmte Anteile den Partner nicht mögen, die Beziehung ablehnen, was nicht bedeutet, dass sie dagegen aktiv vorgehen, aber, wenn es gerecht sein soll, nur die Option lässt zu versuchen ihre Akzeptanz zu gewinnen oder andere, positive Lösungen zu finden. Ich empfände es nicht als richtig, wenn ein Partner als "Lösung" unterstützt entsprechende einfach zurück zu drängen oder ähnliches.

Eine sensible Vorgehensweise ist zudem wohl unabdingbar, Razor Sharp, und beide Seiten müssen dazu wohl bereit sein.

Eissplitter

@Whisperer
Wohl wahr, das beschreibt es gut, und stellt direkt die Triggerproblematik dar, welche bei uns zum Teil arg ausgeprägt ist.

Eissplitter

@arkei31
@Whisperer
Wohl wahr, allerdings halte ich es nicht für absolut unmöglich. Eine absolut notwendige Eigenschaft wäre allerdings eine Vernunft, die sehr selten ist. Ein paar Beispiele könnten sein:
• Die Vernunft Handlungen der Anteile getrennt zu betrachten und entsprechend auch Gefühle getrennt gegenüber zu bringen.
Beispiel: Red futtert einfach den halben Kuchen weg bevor die Gäste kommen, dann auf andere oder alle wütend zu reagieren wäre schädlich, aber gewisse Anteile können Verantwortung dafür übernehmen indem auch sie konsequent versuchen Reds Fehlverhalten in Zukunft zu unterbinden
• Die Vernunft zu akzeptieren, dass nicht alles jederzeit möglich ist.
Beispiel: Mit Heißsplitter könnte man spontan feiern gehen, aber mit Antonia dafür kochen und backen oder mit Red Sport voller geteilter Begeisterung erleben, jedoch nichts davon mit den jeweils anderen sinnvoll tun.
• Die Vernunft zu akzeptieren, dass die gerade mögliche Nähe variiert.
Beispiel: Heißsplitter kann mit körperlicher Nähe und Intimität umgehen, in Grenzen, Antonia höchstens kuscheln, aber nicht zu eng oder lang, Red hasst Berührungen einfach. Ähnlich ist es bei anderen Formen, wie warme Gefühlsbekundungen.
• Die Vernunft zu akzeptieren, dass viele Dinge schlicht anders laufen müssen als bei "ganzen" Menschen, wenn eine breite Unterstützung der Verbindung entstehen soll
• Die Vernunft reden zu können, dabei ruhig zu bleiben, um für Konflikte und Probleme Lösungen zu finden
• Die Vernunft Regeln und Grenzen zu akzeptieren sowie selbst klar definieren zu wollen
• Die Vernunft langfristig zu denken und bereit zu sein kurzfristige und mittelfristige Hindernisse zu überwinden
• Die Vernunft zu überlegen, was einzelne Anteile positiv einbringen können, wollen, selbst wenn es nur einen "Schatz" und rinige "Lieblinge" geben sollte
• Die Vernunft zu begreifen, dass bei manchen Anteilen vielleicht ihr Wohlwollen damit ausgedrückt wird, dass sie schlicht nicht sabotieren, selbst wenn sie sonst wenig tun, das bereits zu schätzen
• weiteres, aber das würde zu lang

Und ganz entscheidend:
Die Vernunft zu erfassen, welche Bereicherung es mitbringen kann, wenn es gelingt möglichst viele Anteile positiv zu binden und ihnen Raum zu geben positiv beizutragen auf ihre Art, denn ein ganzer Mensch mag im Alltag beständiger sein, aber bei weitem nicht die Vielzahl an Möglichkeiten bieten, die eine "Familie" mitbringen kann, wenn sie sich einlässt und einbringt.

Allerdings sind Menschen selten vernünftig

Eissplitter

Im Grunde genommen kenne ich nur zwei Körper außen, die meine Definition von Vernunft in der Hinsicht in sich tragen, daher ein rares Gut angesichts der Vielzahl an Menschen, die uns begegnet sind.
Vernunft ist auch die Fähigkeit nüchtern über Dinge nachzudenken, die erstmal rein emotional erscheinen, auch wenn das die Emotionen nicht sofort ändert oder nie, hat es einen starken Einfluss auf die Handlungen, welche aus ihnen erfolgen.