Die eigene Stimme und Sprechen als anstrengend empfinden

  • Dieses Thema beschäftigt - nicht belastet - mich schon eine sehr lange Zeit und ich frage mich, ob es noch jemanden gibt, dem es diesbezüglich ähnlich ergeht.


    Ich mag meine Stimme nicht, weil sie, für mich persönlich, nicht zu meinem restlichen Ich passt und schon gar nicht zu meinem äusseren Erscheinungsbild. Würde sogar soweit gehen zu sagen, dass jedes Mal, wenn ich mich selbst sprechen höre mir denke; "bin das wirklich ich der hier redet?" In der Schule wurde ich wegen meiner Stimme oft gehänselt, aber ich bezweifle, dass dies der Grund für meine Abneigung gegenüber meiner Stimme ist. Besonders, weil ich diese Abneigung schon vor diesen Hänseleien hatte. Zusätzlich empfinde ich Sprechen als äusserst anstrengend und unangenehm. In Textform kann ich meine Gefühle und Gedanken weitaus besser ausdrücken, als ich es jemals mit meiner Stimme könnte. Wenn mich mal jemand anspricht, Nachbaren beispielsweise, dann verschlägt es mir wortwörtlich die Sprache. Ich fühle mich dann so, als hätte ich das Sprechen komplett verlernt und bekomme in den meisten Fällen auch gar kein Wort raus. Werde ich in ein längeres Gespräch verwickelt, geht mir dabei beinahe die Luft aus, werde nervös und komme dadurch ins Stottern. Es fühlt sich an, als hätte ich eine harte Arbeit verrichten müssen und muss tief Luft holen, um mich wieder zu sammeln. Früher hatte ich noch das zusätzliche Gefühl, dass ich mit meiner Stimme nicht ernstgenommen worden bin und selbst wenn ich etwas mit mehr Nachdruck ausgesprochen habe, wurde es nicht berücksichtigt.

    "𝖎𝖈𝖍 𝖘𝖚𝖈𝖍𝖊 𝖓𝖆𝖈𝖍 𝖜𝖊𝖌𝖊𝖓, 𝖚𝖒 𝖒𝖎𝖈𝖍 𝖓𝖎𝖈𝖍𝖙 𝖚𝖒𝖇𝖗𝖎𝖓𝖌𝖊𝖓 𝖟𝖚 𝖒𝖚𝖊𝖘𝖘𝖊𝖓."

  • Teilweise kenne ich, was du beschreibst. Ich mag meine Singstimme viel lieber als meine Sprechstimme, aber ich hab kein Problem mit meinem stimmlichen Klang. Sprechen finde ich phasenweise sehr anstrengend. Das kommt immer ganz drauf an. An manchen Tagen, da finde ich es schier unmöglich auch nur ein Wort zu sprechen. Wie du sagst, das empfinde ich dann als wahnsinnig anstrengend. Es gibt aber auch Tage, vor allem unter der Woche, und in der Arbeit, wo ich ja nicht umhin komme, da quatsche ich dann wie ein Wasserfall. Es kommt auch ein bisschen darauf an, mit wem ich rede. Bei einigen fällt es mir leichter, bei anderen eher weniger.

    In Textform kann ich meine Gefühle und Gedanken weitaus besser ausdrücken

    Dito. Mir geht es genau so.

    Birds literally just eat, travel and shit on things they don't like.

    I don't know about you but that's the lifestyle I'm striving for.  :Halloweenwink:


    Perhaps one did not want to be loved so much as to be understood. ~George Orwell, 1984

  • Als "Anstrengung" wird das Sprechen hier glücklicherweise noch nicht wahrgenommen (könnte mir krankheitsbedingt nämlich auch anders gehen), dafür aber leert Soziales allgemein die innere Batterie sehr.


    Was die Stimme selbst angeht - wegen der Tatsache "falsche Anatomie" ist hier, soweit wie ich es zurückverfolgen konnte, eigentlich schon sehr lang ein Problem damit da. Eigentlich schon seit dem Grundschulalter - seit dem der Zwang besteht, vor anderen, die nicht bekannt sind und die einen wegen dem Klang in die Schublade "Mädchen" deswegen stecken können, hin und wieder sprechen zu müssen, weil man nicht darum herum kommt.
    Sie klingt viel zu hoch.

    Ich finde auch, ich kann die Stimme gar nicht richtig so benutzen wie ich das eigentlich will - ich will die wie ein Mann benutzen, aber das gibt der Kehlkopf nicht her.

    Beim Tiefer-sprechen fehlt, für meinen Eindruck, z. B. das Volumen. Ich komme da zwar ein bisschen hin, dafür aber fehlt die Kraft dahinter und es wird viel zu leise.

    Zudem erfolgt das Sprechen mit etwas tieferer Stimme nur bei wesentlich bewussterer Ansteuerung des Körperteils und nicht so wie das bei einem gewöhnlichen Mann wäre, dass es auch herauskäme, wenn man auf innerem Autopiloten spricht.


    Ich würde sagen, dieses körperliche Hindernis hat durchaus seinen merklichen Anteil daran, dass mein Hirn verbal nicht so begabt ist und schriftlich, als Text, insbesondere getippt, da fällt es wesentlich leichter. Nicht nur, dass man dort länger überlegen kann - es muss einen schließlich auch keiner hören.


    Es ist mal sehr vergessen worden, aber inzwischen weiß ich das alles wieder... Dass da recht früh eine gewisse Scham für den falschen Klang der Stimme da war, die, an und für sich, nie richtig verloren ging.


    Nun ja... Bei mir allerdings mit einem, denke ich, recht plausiblen biologischen Grund...

  • He, ich empfinde eher mein eigenes Schreiben, wie jetzt, anstrengender als das Sprechen.


    Wobei ich sagen muss das, wenn meine Stimme mal laut wird erst dann so richtig zur Geltung kommt.

    Potenzial steckt also in mir drin. Mir geht es jedoch ähnlich wie bl00disha


    Whatsapp-Audios von mir, die ich an andere geschickt hab kann ich mir nicht anhören.


    Entweder verarbeitet mein Handymikro meine Stimme falsch oder sie hört sich dabei wirklich so schlimm an.

  • Ich krieg dieses Problem tatsächlich zunehmend auch.

    Könnte allerdings auch daran liegen wenn man es irgendwann überhaupt nicht mehr gewöhnt ist zu sprechen weil es dafür im Alltag keinen Grund/Möglichkeit mehr gibt.

    Und dann entwickelt sich da glaub ich echt so eine Art negativer Teufelskreis. Man macht es immer seltener (sprechen) und dadurch kommt es einem immer komischer und fremder vor und dann macht man es immer weniger gern.

    Neulich hab ich mich regelrecht vor meiner eigenen Stimme erschrocken. Hab die überhaupt nicht mehr wieder erkannt. Die Entfremdung zu der wird jedenfalls von Jahr zu Jahr immer krasser.

    Also wirklich leiden konnte ich meine Stimmt noch nie (weder selbst gehört noch von außen gehört auf Aufnahmen) aber da hab ich wenigstens noch gesagt tja das ist halt meine hässliche Stimme. Heute kann ich nicht mal mehr das sagen. Wessen Stimme das auch immer ist, "meine" ist es jedenfalls nicht.


    Könnt ich jetzt noch mehr dazu schreiben wegen pDIS und uns und wie es den anderen hier damit geht, aber letztendlich kurz zusammengefasst, die haben das selbe Problem. Die Stimme die diesem Körper innewohnt ist einfach... nicht zu gebrauchen und gefühlt einfach nur schecklich, egal in welche Tonlage oder Modulation.

    Ehrlich gesagt mag ich sogar die Vorstellung für immer zu verstummen.

    Rebellion allein macht noch keinen Menschen. Sie ist nur ein erster Schritt auf einem langen, schwierigen und nie endenden Weg
    zur Überwindung der Furcht vor der Freiheit, ein eigenes Selbst und ein menschliches Herz zu haben.

  • Ich höre mich ebenfalls selbst nicht gerne reden, also aufgenommen angehört.

    Wenn ich rede, nehme ich meine Stimme eigentlich nicht negativ wahr.


    Manchmal denke ich, dass man mir wegen meiner Stimme nicht gerne zuhört und sich vielleicht deshalb keiner so gerne mit mir unterhält.


    Es gibt ja so manche Stimmlagen, zumindest empfinde ich es so, die sind halt auf Dauer doch irgendwie unangenehm oder anstrengend.


    Meinem Cousin klinge ich, glaube ich recht ähnlich und naja, ganz so schlimm ist es bei ihm nicht, aber angemehm klingt sie irgendwie auch nicht.

    Auf der anderen Seite wurde mir auch schon gesagt, ich habe eine erotische Stimme, also sei es drum... Ich finde mich damit ab und versuche mir keinen Kopf zu machen.


    Allerdings habe das Problem, wenn ich mal etwas länger rede, das mir dabei irgendwie schwindelig wird und ich mich ein bisschen benommen fühle.

    Kennt das noch jemand?

    Liegt das an der falschen Atmung?

    Wie könnte man das trainieren?

  • Ich empfinde meine Stimme ebenfalls als furchtbar unangenehm, durchaus auch beim Sprechen, aber insbesondere bei Aufnahmen. Mich nervt die Art und Weise, wie ich spreche, insbesondere, wenn die Umgebung etwas lauter ist. Dann wird es irgendwie so undeutlich bzw. irgendwie auch „nuschelnd“ - und dass in meinem Alter.

    Aber von der Anstrengung her geht es eigentlich, ich kann mich gut eine Zeit lang mit einer einzelnen oder mehreren Personen unterhalten. Nur nach zwei, drei Stunden wird es anstrengend. Oder wenn über ein (für mich) komplexeres Thema gesprochen wird bzw. mir eine nicht so nahestehende Person gegenüber sitzt.


    Allerdings habe das Problem, wenn ich mal etwas länger rede, das mir dabei irgendwie schwindelig wird und ich mich ein bisschen benommen fühle.

    Kennt das noch jemand?

    Liegt das an der falschen Atmung?

    Wie könnte man das trainieren?

    Hm, dass kommt mir tatsächlich nicht so bekannt vor. Konntest du ein gewisses Muster beobachten, wann dieses Schwindel-Gefühl besonders häufig auftritt? Zu einer bestimmten Tages- / Jahreszeit oder an einem bestimmten Ort? Könnte das vielleicht somatische Gründe haben? Eine Person aus meinem Umfeld hat z.B. gelähmte Stimmlippen (oder so was in der Art; ich kenne mich da nicht wirklich gut aus) und dementsprechend fällt es ihr bei längeren Gesprächen immer schwerer zu reden bzw. spürt sie dann teilweise Tage danach die Folgen von diesem einen Gespräch?

  • Ich glaube jeder empfindet seine Stimme, bei Aufnahmen, als komisch, insofern man diese nicht regelmäßig hört, wie jetzt z.B. ein (Radio-)Moderator oder Musiker.


    Das mit dem undeutlich und nuscheln kenne ich auch. Liegt bei mir daran, dass ich leise rede, weil ich unsicher bin.


    Tatsächlich hab ich das Schwindelgefühl recht häufig, wenn ich bei meiner Mum bin und ihr über meine Probleme und aktuelles Befinden berichte. Könnte also wirklich somatisch sein.

    Müsste ich noch mal mehr darauf achten, ob es bei anderen auch auftritt. In der Regel ergibt es sich nicht, dass mir jemand so lange zuhört oder es einen Grund gäbe, dass ich länger rede.

  • Na ja, wenn es wirklich nur bei ihr so sein sollte, dann könnte es natürlich sein, dass gerade sie dieses unangenehme Gefühl - warum auch immer - bei dir hervorruft, also dass es an der Person liegt. Aber von dem, was du sonst erzählst (sie hört dir über eine längere Zeit zu, du kannst mit ihr über dein Befinden und deine Probleme reden), kann ich mir das eher nicht vorstellen.

  • Wenn, dann wird es wohl eher das Thema sein, das dies hervorruft.

    Ich glaube, bei Therapeuten hatte ich das auch schon.

    Aber ich achte da noch mal besonders drauf. Bisher hab ich es immer auf meine Atmung während des Redens geschoben.

  • Ich finde unglaublich strafend und ekelhaft, wenn meine Stimme denen von Tätern ähnelt, je nach Zustand sogar, wenn sie zu hochdeutsch klingt oder auch nur zu deutsch...

    Besonders in Zuständen, die mit Südstaatendialekt, osteuropäischen Dialekt oder anderen Dialekt sprechen, bevorzugen Laute zu verwenden, die es gefühlt nicht hier gibt... am lustigsten sind die, die Worte über Tonhöhe trennen, dazu mit Mimik und Körpersprache verfeinern, da die grob das Gegenteil vom "ordentlichen deutschen Mann" ergeben, denn "ordentliche deutsche Frau" darf schon deutlich mehr vom kalten Sprachcomputer abweichen, der sich irgendwann als depressiv ernüchterndes Erziehungsideal verbreitete.

    Kämpfe selbst im Leid/ Kämpfe für die Zeit/ In der du bist befreit/ Und erkennst Schönheit/ In der Wirklichkeit/ Die du erstritten/ :blumen:
    "Bewerte jede Information nüchtern um zu erreichen, was dir verwehrt oder genommen wurde"

  • Ich empfinde meine Stimme und Sprechweise nicht unbedingt als anstrengend, sondern eher als komisch. Ich klinge wie jemand mit ausländischen Wurzeln, die das slawische gerollte R verwendet, deutsche Begriffe utilisiert und obwohl sie in Österreich lebt wie eine Bayerin klingt. :halloweensuprised:


    Ohh wait, trifft ja zu. :halloweengrin:


    Aber ich kriege oft rückgemeldet, dass ich eine beruhigende Stimme habe.

    Truly, if there is evil in this world, it lies within the heart of mankind.
    Edward D. Morrison

  • Ich mag meine eigene Stimme auch überhaupt nicht. Vor allem in Verbindung mit meiner Sozialphobie ist es schwierig, da ich entweder zu leise spreche oder zu schnell oder zu undeutlich. Und meine Stimme wird dann auch extrem hoch und zittrig und mir wurde auch schon oft gesagt das man mir die Angst so deutlich anmerkt und dafür hasse ich mich noch mehr.


    bl00disha mir kommt es auch so vor, als hätte ich in bestimmten Situationen das Sprechen verlernt, weil die Wörter einfach nicht meine Lippen verlassen und wenn man etwas sagt es irgendwie nicht so für voll genommen wird, weil es nicht selbstbewusst klingt.

    Never give up your dreams

  • Silverangel meinst du es kommt vor, dass die eigene Stimme total vertriggert ist?


    Ich meine, dass das bei mir massiv dazu beigetragen hat den früheren Klang zu hassen und zu fürchten

    Kämpfe selbst im Leid/ Kämpfe für die Zeit/ In der du bist befreit/ Und erkennst Schönheit/ In der Wirklichkeit/ Die du erstritten/ :blumen:
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  • Silverangel mangelndes Selbstbewusstsein spielt dabei natürlich auch eine grosse Rolle.

    "𝖎𝖈𝖍 𝖘𝖚𝖈𝖍𝖊 𝖓𝖆𝖈𝖍 𝖜𝖊𝖌𝖊𝖓, 𝖚𝖒 𝖒𝖎𝖈𝖍 𝖓𝖎𝖈𝖍𝖙 𝖚𝖒𝖇𝖗𝖎𝖓𝖌𝖊𝖓 𝖟𝖚 𝖒𝖚𝖊𝖘𝖘𝖊𝖓."

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